Philipp I. (Hessen)
Philipp I., genannt der Großmütige (* 13. November 1504 in Marburg; † 31. März 1567 in Kassel) war Landgraf von Landgrafschaft Hessen (1509/1518-1567).
Leben
Philipp von Hessen auch Philipp der Großmütige genannt, Landgraf von Hessen wurde 1504 in Marburg geboren. Sein Vater war Landgraf Wilhelm II. (1469-1509), seine Mutter war Anna von Mecklenburg-Schwerin (1485-1525). Offizieller Regierungsantritt ist bereits 1509, faktisch ist er jedoch bis 1518 unter Vormundschaft. Seit 1524 ist Philipp Anhänger der protestantischen Lehre und wird zum Vorkämpfer der Reformation. 1526 erfolgt die Vereinigung mit Johann von Sachsen und anderen protestantischen Fürsten im Bündnis von Gotha und Torgau.
1527 gründet er die Universität Marburg als erste protestantische Hochschule. Dort findet 1529 das Marburger Religionsgespräch zwischen den Reformatoren Martin Luther und Ulrich Zwingli statt, von dem sich Philipp die Einigung des Protestantismus erhofft.
Philipp wird 1531 zum Mitgründer des Schmalkaldischen Bundes. 1534 gelingt es ihm, den vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg in dessen Land zurück zu führen.
Anfang 1524 heiratet Philipp Christine von Sachsen (1506-1549). Noch zu Lebzeiten Christines schließt Philipp 1540 in Rotenburg eine zweite, eine morganatische Ehe mit dem sächsischen Hoffräulein Margarete von der Saale (1522 - 1566). Der Reformator Philipp Melanchthon war bei der Vermählung anwesend. Mit dieser Doppelehe handelt sich Philipp politisch weitreichende Schwierigkeiten ein, obwohl er durch Luther selbst auf solche Konsequenzen hingewiesen wurde. (Die Reformatoren versuchten aber weiterhin, ihrem wichtigen Verbündeten so weit wie möglich den Rücken freizuhalten.) Nun muss Philipp, um der Strafe für Bigamie zu entgehen, dem katholischen Kaiser Karl V. Zugeständnisse machen.
Im Schmalkaldischen Krieg unterwirft sich Philipp 1547 schließlich, auf ungewisse Zusagen hin allerdings auch ohne reale Möglichkeiten zu anderweitigem Handeln, dem Kaiser und wird von diesem 5 Jahre lang in den Niederlanden gefangen gesetzt. Zur Erinnerung an die Heimkehr am 10. September 1552 wird im Eschenburger Ortsteil Simmersbach die Philippsbuche gepflanzt, die aber vor einigen Jahren zusammenbrach und durch einen neuen Baum ersetzt werden musste.
In den letzten 15 Jahren seiner Lebenszeit kümmert sich Philipp um die Verwaltung Hessens und fördert die Einigung der protestantischen Parteien. Darüber hinaus bemüht er sich um die Konsolidierung des nach dem Schmalkaldischen Krieg hoch verschuldeten Landes, unter anderem durch die Einführung einer Tranksteuer.
Durch den Ausbau des Steuerwesens wandelt er die Landgrafschaft Hessen vom mittelalterlichen Domänenstaat zum frühmodernen Finanzstaat: Neben den Einkünften aus den Domänen etablieren sich Steuern als neues Standbein der Staatsfinanzierung. Philipp forciert vor allem die Einführung einer Vermögenssteuer, die sich an der Leistungsfähigkeit der Besteuerten orientiert.
Einige seiner Initiativen und Gründungen wie Konfirmationsunterricht und Landeswohlfahrtsverband bestehen bis heute fort. Die Marburger Philipps-Universität wurde erst im Jahr 1934 wieder nach ihrem Gründer benannt. Seinen Beinamen erhält er von späteren Geschichtsschreibern, weil er in zahlreichen politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen tatsächlich großen persönlichen Mut gezeigt hat.
Nach seinem Tod wird das Land unter seinen vier Söhnen aufgeteilt: Hessen-Kassel erhält Landgraf Wilhelm IV., Hessen-Marburg Landgraf Ludwig IV., Hessen-Rheinfels Landgraf Philipp II. von Hessen-Rheinfels und Hessen-Darmstadt Landgraf Georg I.. Hessen verlor wegen dieser altertümlichen Erbteilung deutlich an politischem Einfluss im Reich.
Literatur
- Fabian, Ekkehart, Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner Verfassung 1529-1531/33, Heidelberg 1953.
- Krapf, Friedrich, Landgraf Philipp der Grossmütige von Hessen und die Religionskämpfe im Bistum Münster 1532-1536, Marburg 1951.
- Brückner, Erna, Philipp von Hessen und der Augsburger Religionsfriede, Limburg a. d. Lahn 1935.
- Egelhaaf, Gottlob, Landgraf Philipp von Hessen, Halle a. S. (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte) 1904.
- Krüger, Kersten: Finanzstaat Hessen. 1500-1567. Staatsbildung im Übergang vom Domänenstaat zum Steuerstaat. Marburg 1980.
Weblinks
- http://www.philippsbuche.de/ Philippsbuche
- http://www.bautz.de/bbkl/p/Philipp_g.shtml
- http://www.philipp-von-hessen.de
- http://www.uni-marburg.de/landgraf-philipp/
- http://www.laekh.de/HessAerzteblatt/2004/11_2004/landgraf650_654.pdf angebliche Triorchie
- http://www.hlgl.de/philipp_inhalt.html umfangreiche Bibliographie
Personendaten | |
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NAME | Philipp, Hessen, I. |
ALTERNATIVNAMEN | Philipp der Großmütige |
KURZBESCHREIBUNG | Landgraf von Hessen |
GEBURTSDATUM | 13. November 1504 |
GEBURTSORT | Marburg |
STERBEDATUM | 31. März 1567 |
STERBEORT | Kassel |