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Raumfahrtzentrum Guayana

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Karte des Centre Spatial Guyanais

Das Weltraumzentrum Guayana (französisch Centre Spatial Guyanais (CSG)) bei Kourou in Französisch-Guyana ist der europäische Weltraumbahnhof. Von hier starten die Ariane-Raketen der ESA und von Arianespace. Startanlagen für Raketen vom Typ Sojus und Vega sind in Bau.

Geographie

Das Weltraumzentrum Guayana ist durch seine Lage eine der am günstigsten gelegenen Weltraumbasen der Welt. Es ist nur 500 km vom Äquator entfernt (5° 3' nördliche Breite); dadurch verleiht die Erdrotation einer von dort aus startenden Rakete einen Geschwindigkeitsbeitrag von gut 460 m/s (horizontal in Richtung Osten)[1]. Außerdem ist es einfacher, bei einem äquatornahen Start geostationäre Satelliten in die geostationäre Transferbahn zum Erreichen der geostationären Umlaufbahn zu bringen. Ein weiterer Vorteil des Standorts besteht darin, dass die Startrichtung zum Erreichen der wichtigsten Umlaufbahnen, die von den Trägerraketen angeflogen werden, die Geostationäre Transferbahn und die sonnensynchrone Umlaufbahn, zum Meer hinführt und somit keine Gefährdung der Bevölkerung befürchtet werden muss.

Geschichte

Französisches Weltraumzentrum 1964–1975

Das Weltraumzentrum wurde 1964 von Frankreich errichtet. Noch im selben Jahr startete dort die erste Rakete, eine Höhenforschungsrakete vom Typ Véronique. Am 5. November 1971 fand hier der einzige Start einer Europa-2-Rakete statt, von der für diesen Typ gebauten Startrampe ELE (l'Ensemble de Lancement Europa)[2].

Gründung der ESA, Startrampe ELA 1

In Folge der Gründung der ESA im Jahr 1975 stand es auch für deren Aktivitäten zur Verfügung. Um für die gemeinsame europäische Rakete vom Typ Ariane gerüstet zu sein, erfolgte zwischen 1975 und 1978 ein Umbau der Startrampe ELE , der komplett von der ESA finanziert wurde. Nach dem Umbau fand am 24. Dezember 1979 der erste Start einer Ariane 1 von der jetzt ELA-1 (l'Ensemble de Lancement Ariane) genannten Startrampe statt. Die Startrampe ELA-1 konnte aufgrund der großen Ähnlichkeit zwischen Ariane 1 und ihren Nachfolgemodellen Ariane 2 und 3 auch für diese genutzt werden. Nach dem letzten Start einer Ariane 3 am 11. Juli 1989 wurde die Startrampe ELA-1 stillgelegt. Sie wird allerdings für die Starts der Rakete Vega reaktiviert werden.[3]

1988/89 ELA 2 und 3

Die stillgelegte Startrampe ELA-2
Startplatz ELA-3 der Ariane 5 im Weltraumzentrum Guayana. Die vier Masten sind Blitzableiter.

Für die Ariane 4 wurde die neue Startrampe ELA-2 errichtet, deren erstes Exemplar am 15. Juli 1988 von ihr startete. Der erste Start von ELA 2 erfolgte jedoch schon am 26. März 1986 mit einer Ariane 3. Nach dem letzten Start einer Ariane 4 am 15. Februar 2003 wurde die Startrampe ELA-2 stillgelegt. Für die völlig neu entwickelte Ariane 5 musste eine komplett neue Startrampe errichtet werden, diese erhielt den Namen ELA-3. Die erste Ariane 5 startete von ihr am 4. Juni 1996.

2004 Startrampen ELS, ELV

Anfang 2004 wurde mit dem Bau der Startrampe ELS (l'Ensemble de Lancement Soyouz) für die russischen Sojus-Raketen begonnen. Der erste Start ist für Sommer 2011 geplant.[4] Hierfür wurde ein russisch-europäischer Vertrag geschlossen, der den europäischen Weltraumorganisationen erlaubt, Sojus-Raketen für ihre Zwecke zu benutzen. Die entsprechenden russischen Organisationen dürfen im Gegenzug Starts von Kourou als Alternative zu ihrem eigenen Weltraumbahnhof in Baikonur (Kasachstan) durchführen. So können sie dank der größeren Nähe zum Äquator höhere Nutzlasten ins All befördern. Ende 2004 wurde mit dem Umbau der Startrampe ELA-1 begonnen, um von dieser Startrampe ELV (l'Ensemble de Lancement Vega) aus die neue europäische Trägerrakete Vega starten zu können. Der Erststart soll am 1. September 2011 erfolgen.[5]

Startbetrieb

Starts können auch von nicht-europäischen Unternehmen und Raumfahrtorganisationen bei dem Startanbieter Arianespace gebucht werden, der nach der Einführung einer ESA-Rakete diese von der ESA übernimmt und die weiteren Starts durchführt. Dazu kauft Arianespace die Raketen oder Teile davon bei den von der ESA ausgewählten Herstellern ein. Außerdem bezahlt die ESA zwei Drittel der jährlichen Betriebskosten des Centre Spatial Guyanais.

Infrastruktur

Die Infrastruktur des Weltraumbahnhofs besteht aus Gebäuden für die Startvorbereitung von Raketen und Satelliten, Startrampen, dem Startkontrollzentrum und einer Fabrik für Raketentreibstoff. Es gibt derzeit drei Startrampen: die inzwischen stillgelegten Startrampen ELA-1 für die Ariane 1, Ariane 2 und 3 und ELA-2 für die Ariane 4. Die zur Zeit (2010) einzige aktive Startrampe ist ELA-3 für die Ariane 5.

Brandschutz wird dabei von einer Abteilung der Feuerwehr von Paris (Brigade des Sapeurs-Pompiers de Paris; Teil der Armee Frankreichs) gewährleistet, während die Gendarmerie Nationale sowie die Fremdenlegion für den Schutz des Geländes zuständig sind.

Literatur

  • Ralf Butscher: Großer Bahnhof am Äquator. Bild der Wissenschaft 1/2005, S. 88–93 (2005), ISSN 0006-2375

Einzelnachweise

  1. Satellite Programmes Overview - Launching Satellites. EUMETSAT, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  2. Bernd Leitenberger: Europäische Trägerraketen Band 1. Von der Diamant zur Ariane 4 - Europas steiniger Weg in den Orbit Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 3837095916. Seite 300
  3. Bernd Leitenberger: Die Vega
  4. Worldwide Launch Schedule. Spaceflight Now, 9. Januar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).
  5. Mission Set Database. NASA, 18. Februar 2011, abgerufen am 20. Februar 2011 (englisch).

Koordinaten: 5° 13′ 18″ N, 52° 45′ 14″ W

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