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Alter Friedhof Bonn

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Der Alte Friedhof in Bonn wurde 1715 angelegt. Er war der erste Bonner Friedhof außerhalb der befestigten Stadt. Die Anlage wurde im 19. Jahrhundert mehrfach erweitert.

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Am Eingang zum Alten Friedhof in Bonn

Friedhöfe in der Antike und im Mittelalter

Im römischen Bonn hat es mehrere Gräberfelder und eine ganze Reihe von Einzelgräber gegeben, die über das gesamte heutige Stadtgebiet verteilt waren. Dabei lag keines dieser Gräber innerhalb des Legionslagers. Eines der Gräberfelder, das durch Funde belegt ist, befand sich im Umfeld des Platzes, auf dem heute das Bonner Münster steht.

Im mittelalterlichen Bonn waren die Friedhöfe in unmittelbarer Nachbarschaft der Pfarrkirchen: in der Nähe des Münsters lag der kleine St-Mertens-Kirchhof der später abgebrochenen Pfarrkirche St. Martin und auf dem heutigen Remigiusplatz war der größte mittelalterliche Kirchhof bei der damaligen St. Remigius-Kirche.

Die Anfänge des Alten Friedhofs

Weg auf dem Alten Friedhof in Bonn

Es war der Kölner Kurfürst Joseph Clemens, der zu Beginn des Jahres 1715 den „neuen Friedhof“ angelegt und selbst geweiht hat. Er sollte den längst überbelegten Kirchhof neben St. Remigius entlasten und auch einen Ersatz bilden für die Notfriedhöfe, die während der Epidemien des 17. Jahrhunderts im innerstädtischen Bereich bestanden, und für einen Begräbnisplatz für Soldaten auf einer Bastion vor dem Sterntor. Dieser Begräbnisplatz ist der unmittelbare Vorläufer des Alten Friedhofes, aber nicht mit ihm identisch. Den Grund und Boden des erstmals außerhalb der Stadtmauer gelegenen neuen Friedhofs hatte Joseph Clemens angekauft. Er bestimmte ihn zum Begräbnis "vor gemeine Einwöhner, paßanten und Soldaten", während die Honoratioren ihre Erbbegräbnisse erst einmal weiter bei St. Remigius hatten.

Der "neue Friedhof" umfasste nur den äußersten Zipfel der heutigen Anlage, ein kleines Dreieck, dessen Spitze von der Bornheimer und der Straße „Am Alten Friedhof“ gebildet wurde. Zunächst war er nicht einmal umfriedet, so dass die Anlieger seine Grenze nicht respektierten: Joseph Clemens musste dem Hohen Weltlichen Gericht in Bonn befehlen, die Grundbesitzverhältnisse zu klären und den Friedhof absteinen zu lassen.

Der Nachfolger von Joseph Clemens, Kurfürst Clemens August, verfügte am 29. März 1725 noch einmal ausdrücklich, "das hinführo alle verstorbene Soldaten, arme Leuth, Fremde, Auswendige und diejenige Burger oder Einwöhner hiesiger unserer Residentz, deren Kinder und Domestiquen, welche keine beständige eigene Begräbnussen binnen der Stadt in den Kirchen oder auf denen Kirchhöfen haben, wie imgleichen diejenige, deren Gräber mit Beysetzung vieler Todten angefüllet, hinführo außer der Sternen-Pforte auf dem geweyheten sogenenten Soldaten-Kirchhof beerdiget werden." (zit. nach s. Literatur)

Der neue Friedhof erfreute sich zunächst keiner sehr großen Beliebtheit; es war eine Ausnahme, wenn "Standespersonen" dort bestattet wurden: Das Sterberegister von St. Remigius enthält am 26. März 1725 den Eintrag: "Herr Stephanus Chevalier de Chambellé, major von den Leibgarden, Oberster vom grünen Dragonerregiment (hat) vor die sternenpforte auff den newen Kirchhoff begraben zu werden selbst begehrt."

Allgemeiner Begräbnisplatz

Der letzte in Bonn residierende Kurfürst, Maximilian Franz, verordnete aus hygienischen Gründen am 5. April 1787 die Schließung der Friedhöfe in der Stadt und erklärte den Friedhof vor dem Sterntor zum allgemeinen Begräbnisplatz. Das hatte zur Folge, dass der Friedhof in seiner alten Ausdehnung bald nicht mehr genügend Platz bot und erste Vergrößerungen vorgenommen werden mussten. Von da an konnten in Bonn wieder Erbgräber erworben werden. Die Cholera verursachte in den Jahren 1831- 1833 Erweiterungen, und 1840 wuchs die Friedhofsfläche um mehr als das Doppelte; in den 60er Jahren wurden weitere Landankäufe nötig, 1876 wurden die letzten Möglichkeiten zur Vergrößerung ausgeschöpft, 1884 wurde der Friedhof für die allgemeinen Begräbnisse geschlossen.

Die Georgskapelle

Die Georgskapelle auf dem Alten Friedhof in Bonn

1846/1847 wurde auf Initiative des "Königlichen Bauinspektors" Johann Claudius von Lassaulx die Georgskapelle auf den Friedhof verlagert. Das Gebäude war seit dem 13. Jahrhundert Teil der ehemaligen Deutschordenskommende in Ramersdorf. Nach ihrer Aufhebung gelangte die Kommende 1806 in Privatbesitz. Die Kapelle verfiel und erlitt 1842 einen Brandschaden, so dass ihr Abbruch notwendig schien. Die Verlagerung auf den Alten Friedhof bedeutete ihre Rettung, allerdings ging dabei die historische Raumausmalung verloren.

Gestaltung des Friedhofes

Es ist im besonderen das Verdienst des Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann, dass bei der Gestaltung des Friedhofes auch gärtnerische und ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt wurden. An den Planungen war unter anderem der in Bonn geborene Generalgartendirektor in Potsdam, Peter Joseph Lenné, beteiligt. Sie sorgten für eine Auflockerung und parkartige Umgestaltung des Geländes.

Baumbestand

Einige der Bäume auf dem Alten Friedhof sind mehr als 150 Jahre alt. Dazu zählt der Mammutbaum in der Nähe der Gräber von Benekendorf und die als Jungpflanze von Rügen nach Bonn gebrachte Ernst-Moritz-Arndt-Eiche.

Gräber

... aus kurfürstlicher Zeit

Die Grabstätten repräsentieren die Geschichte Bonns seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Es gibt heute allerdings nur wenige Grabstätten von Personen, die die kurfürstliche Zeit erlebt haben. Dazu zählen die Grabstätten des kurkölnischen Militärbeamten Johann Laurentius Schiller zu Wertenau (1678 - 1745) und des Domherrn Clemens Vinzenz Graf von der Heyden - genannt Belderbusch.

... aus dem 19. Jahrhundert

Grab von Robert und Clara Schumann auf dem Alten Friedhof in Bonn

Das bürgerliche, von der Universität geprägte Bonn, aber auch Bonn als Musikstadt, repräsentieren zahlreiche Gräber von prominenten Bewohnern der Stadt. Wer sich auf den Weg durch die Anlage des Alten Friedhofes macht, findet die Grabstätten von folgenden Personen:

...von heute

Als Begräbnisstätte ist der Friedhof offiziell seit 1884 geschlossen und seitdem haben nur noch Nachfahren der Verstorbenen bzw. Privateigentümer oder Ehrenbürger der Stadt Bonn ein Recht, auf dem Alten Friedhof begraben zu werden. Aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind die Gräber von

Um einen Beitrag zu Erhalt und Instandsetzung zu leisten, wurde die Regelung, wer auf dem Alten Friedhof begraben werden kann, vor einiger Zeit gelockert. Die prominentesten Fälle, die das betrifft, sind die Gründerin der Deutschen Kebshilfe Mildred Scheel und der wegen seiner Affären zu Lebzeiten umstrittene ehemalige Bonner CDU-Fraktionschef Reiner Schreiber.

Das Schumann-Grab

Clara zu Füßen ihres Mannes - Ausschnitt aus dem Schumann-Denkmal

Das berühmteste Denkmal des Alten Friedhofs ist das Grabmal für Robert Schumann. Für seine Frau sollte das Denkmal ihres Mannes "etwas Symbolisches (werden), das die Charakteristik meines Mannes künstlerisch repräsentiert" (aus einem Brief von Clara, Juli 1874). Adolf von Donndorf wurde damit beauftragt, in diesem Sinne das Grabmal zu gestalten.

Durch ein glänzendes Schumannfest (17. August - 19. August 1873) und zahlreiche Spenden kamen in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Mittel für das Denkmal zusammen. Den Platz wählte der damalige Bonner Oberbürgermeister Kaufmann so aus, dass das neue Denkmal Raum genug hatte, um zur Wirkung zu kommen. Adolf von Donndorf beschäftigte sich mehrere Jahre hindurch mit dem Entwurf des Denkmals und mit der Ausführung. Schließlich konnte es am 2. Mai 1880 in Gegenwart von Clara und ihren Kindern und Freunden feierlich enthüllt werden.

Über die Symbolik des Denkmals schreiben die Autoren von Der Alte Friedhof in Bonn: "Durch Allegorien will Donndorf die Bedeutung des Verewigten bedeutsam ausdrücken, mehr noch, das Reich, in dem er geherrscht hatte, die zaubervolle Macht des Liedes sichtbar darstellen. Clara kniet als Muse am Fuße des Denkmals, in einer Hand den Kranz der Unsterblichkeit, den sie Robert reichen will, in der anderen eine Notenrolle haltend. Ihre Gestalt ist in ein überzeitliches griechisches Gewand gehüllt. In ihren Gesichtszügen kommt kein Schmerz, nicht einmal Trauer zum Ausdruck. Der geigende Putto auf der gegenüberliegenden Seite ist der italienischen Frührenaissance entnommen. In ihm verkörpert sich nicht nur die rührende Anmut unschuldiger Kinder, sondern der geigende Knabe ist ein ohne weiteres verständliches Symbol für die tiefe Lust an der Musik. Auf der anderen Seite des Denkmals befindet sich eine etwas rätselhafte Figur, eine lesende Elfe, wohl die Verbindung zum Reich des Liedes verkörpernd. Der zum Medaillon mit dem Profilporträt des Meisters auffliegende Schwan entspricht als ein dem Lichtgott Baldur heiliges Tier dem Zeitinteresse für germanische Mythologie."

Literatur

Edith Ennen/ Helmut Hellberg/ Walter Holzhausen/ Gert Schroers: Der Alte Friedhof in Bonn, Bonn 1981