Amalgamfüllung
Ein Amalgam (arabisch al-malgam = erweichende Salbe, griechisch malagma = das Erweichende, nach anderer Etymologie arab. amal al-gama = Akt der körperlichen Vereinigung) ist eine Legierung mehrerer Metalle. Üblicherweise versteht man darunter Legierungen des Quecksilbers. Da viele Metalle in Quecksilber löslich sind (eine Ausnahme ist z.B. Eisen), gibt es sehr viele Amalgame. Amalgame mit sehr großem Quecksilberanteil sind oft - wie das Quecksilber selbst - flüssig, bei kleineren Quecksilbergehalten sind sie fest.
In der klassischen Alchemie wird die Amalgamierung des Quecksilbers mit anderen Metallen oft mit der körperlichen Vereinigung verglichen. Als alchemistisches Lexem ist mlat. amalgama seit dem 13. Jht. belegt.
Eine wichtige und häufige Anwendung der Amalgame ist die Verwendung als Füllung für Zähne in der Form von Silberamalgam. Silberamalgam enthält etwa 50% Quecksilber, ca. 35% Silber und geringere Anteile an Kupfer und Zinn; es wird nach Vermischen des flüssigen Quecksilbers mit einer Feilungsmischung der festen Metalle plastisch verarbeitet. Wegen der Möglichkeit, daß Quecksilbersalze aus dem Amalgam herausgelöst werden können, sind Amalgamfüllungen umstritten, wobei hier vor allem Reaktionen bei Allergikern und systemische Schäden durch elektrochemische Effekte vermutet werden, aber nicht bewiesen werden konnten.
Die technischen Eigenschaften von Amalgam für Zahnfüllungen sind so, dass damit Defekte bis zu mittlerer Grösse sehr schnell restauriert werden können. Die Lebensdauer einer schnell gelegten Amalgamfüllung beträgt ca. 5-8 Jahre. Sie muss dann meist wegen eines Kariesrezidivs ersetzt werden. Eine sorgfältig gelegte Amalgamfüllung hält 15-20 Jahre. In dieser Zeit verursacht sie jedoch immer korrosionsbedingt Risse im Dentin, multiple Frakturen von Zahnhöckern, und eine mehrere Millimeter tiefe Vergiftung, Grauverfärbung und Nekrotisierung des Dentins. Amalgam erfüllt deshalb die heutigen Qualitätskriterien für Füllungen nur ungenügend und wird immer weniger verwendet. Grosse Betriebe wie Degussa haben die Produktion eingestellt. Dichtigkeit, Langlebigkeit, Ästhetik, Rekonstruierbarkeit der anatomischen Zahnform, Indikationsbreite, Verhältnis Aufwand/Ertrag, Akzeptanz bei der Bevölkerung, primum nil nocere, Ersatz für die teure Kronen/Brücken-Prothetik usw. können seit 1992 mit den adhäsiven Composits viel besser erreicht werden.
Kupferamalgam enthält als zweiten Hauptbestandteil Kupfer anstatt Silber und wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ebenfalls als Material für Zahnfüllungen verwendet. Wegen seiner geringeren, chemischen Beständigkeit und der umweltschädlichen Verarbeitung (es wurde vorgemischt geliefert und mußte zur Verarbeitung durch Erhitzen erweicht werden) wurde es später durch Silberamalgam ersetzt.
Ein technisch wichtiges und in großem Maßstab hergestelltes Amalgam ist auch das Natriumamalgam, das bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse als Zwischenprodukt entsteht. Es wird mit Wasser zu Natronlauge und Quecksilber zersetzt, das im Kreislauf wieder zur Elektrolyse verwendet wird.
Da die Alkalimetalle Amalgame bilden, z.B. bei der Elektrolyse von Lösungen der Alkalimetallionen mit Quecksilberelektroden, hat man auch versucht, ein Ammonium- bzw. Ammoniakamalgam herzustellen (das Ammoniumion verhält sich oft den Alkalimetallionen ähnlich); Ammoniumamalgam zersetzt sich aber zu Quecksilber, Ammoniak und Wasserstoff.
Bei der Goldgewinnung wird teilweise noch Quecksilber eingesetzt. Dieses bildet mit dem Gold, das in kleinen Flittern mit Gestein vermengt vorliegt, ein zunächst flüssiges Amalgam. Um reines Gold zu erhalten, wird das Amalgam erhitzt. Dabei entstehen sehr giftige Quecksilberdämpfe.