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Indianer

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Indianer ist eine weit verbreitete Bezeichnung insbesondere für die indigene Bevölkerung Nordamerikas nördlich von Mexiko. Für die indigene Bevölkerung Südamerikas und die indigene Bevölkerung Mittelamerikas und der Karibik wird oftmals stattdessen der Begriff Indio verwendet.

Der Name Indianer geht auf den Irrtum der europäischen Seefahrer zurück, die meinten in Indien gelandet zu sein, als sie Amerika entdeckten. Von den Europäern wurden die nordamerikanischen Indianer später oft verächtlich als Rothäute bezeichnet. Dies geht vermutlich auf Begegnungen mit Indianern zurück, die rote Körperbemalung trugen.

Indianer ist ein von Weißen verwendeter Sammelbegriff, der viele verschiedene Ethnien umfasst, die kulturell zum Teil sehr stark voneinander abweichen. Deshalb wurde er von der indigenen Bevölkerung Nordamerikas lange Zeit nicht akzeptiert. Ethnologen versuchten dem gerecht zu werden, indem sie auf Begriffe wie Native Americans (eingeborene Amerikaner) oder Indigene Nordamerikas auswichen. Doch der gemeinsame Widerstandskampf vieler Indianer gegen die weiße Vorherrschaft in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ließ ein panindianisches Bewusstsein entstehen. Heute nennen sich die Indigenen Nordamerikas oft wieder American Indian (Indianer).

Geschichte vor Ankunft der Europäer

Älteste archäologische Funde deuten auf eine Einwanderung vor etwa 13.000 Jahren hin, wobei eine Minderheit von Fachleuten auch ein etwas früheres Datum vertritt. Die Vorfahren der Indianer kamen von Asien zum Teil über die zugefrorene Beringstraße oder mit Booten nach Alaska und wanderten dann weiter nach Nord- und Südamerika.


Die Inuit (auch Eskimos genannt) sind in einer späteren Einwanderungswelle gekommen.

In Mittel- und Südamerika entwickelten die Indianer städtische Hochkulturen. die großteils erst von den Spaniern vernichtet wurden. Tenochtitlan, die Hauptstadt des Aztekenreiches, war vor der Zerstörung durch Hernando Cortez' Truppen die größte Stadt der Welt, ein vielfaches größer als London, Paris oder Madrid. In Nordamerika existierten im Osten der heutigen USA ähnlich komplexe Gemeinwesen (Templemound- Kulturen), die jedoch bis kurz vor der Ankunft der Europäer weitgehend zerfallen waren, vermutlich aufgrund ökologischer Katastrophen. An ihre Stelle traten kleinere Gemeinwesen, die in dörflichen Gemeinschaften lebten und Ackerbau betrieben. Im Südwesten der heutigen USA entstanden teilweise mehrstöckige Lehmbausiedlungen mit bis zu 500 Räumen, die Pueblos.

Viehzucht konnte sich unter den indianischen Kulturen fast gar nicht entwickeln, da es außer dem Lama im Reich der Inka keine domestizierbaren Tierarten gab. Mangels starker Lasttiere kam auch das Rad als Fortbewegungsmittel nirgendwo zum Einsatz. Man ging zu Fuß, transportierte Lasten selbst, Würdenträger in hierarchischen Gesellschaften Mittel- und Südamerikas mitunter auch in Sänften. Als Lasttiere standen neben dem Lama der Inka nur noch Hunde für kleinere Lasten zur Verfügung, die man in Nordamerika in einfache dreieckige Schleppgeschirre, Travois, einspannte. Mit dem Auftauchen von Pferden in Nordamerika konnten die Travois und damit auch die Tipis der Prärieindianer erheblich vergrößert werden. Zwar entwickeltem die Azteken Modelle von Wagen mit Rädern, verwendeten diese jedoch mangels Zugtieren nur als Kinderspielzeug.

Obwohl Amerika von weitverzweigten Handelsnetzen überzogen war, erwiesen sich die großen Wüsten Nordmexikos und die undurchdringlichen Urwälder Mittelamerikas als erhebliche Barrieren für den Technologieaustausch in der westlichen Hemisphere. Außer einigen mittelamerikanischen Kulturen, die eine Art Hieroglyphenschrift entwickelten, hinterließen die Kulturen der westlichen Hemisphere keine schriftlichen Zeugnisse der Vergangenheit. Unter den Prärieindianern existierten Chroniken, die graphische Symbole für das wichtigste Ereignis eines jeden Jahres innerhalb einer Gruppe verwendeten. Ohne mündlichen Kommentar waren diese Chroniken aus sich selbst heraus jedoch nicht verständlich. Indianische Überlieferung ist daher großteils mündliche Überlieferung, wobei Tatsachenberichte und Mythen oft fließend ineinander übergehen. In jüngerer Zeit haben archäologische und geologische Funde jedoch bewiesen, dass indianische oral history Jahrhunderte und teilweise gar Jahrtausende zurückliegende Ereignisse mit teils bestechender Detailgenauigkeit bewahrt hat.

Geschichte nach Ankunft der Europäer

Neue Waffen

Eine häufig verwendete Schlagwaffe nach Ankunft der "Zivilisatoren" für den Nahkampf war der Tomahawk. Der Tomahawk war eine Steinaxt bzw. -hammer und war ursprünglich mehr Werkzeug als Waffe. Als Waffe fand der Tomahawk seine Verbreitung allerdings erst durch den Eisenhandel der Weißen, vor allem im Nordosten und im mittleren Westen. Der Tomahawk wurde nicht nur im Nahkampf eingesetzt, sondern diente auch als Wurfwaffe.

Die Verwendung von Metallspitzen auf Speeren und Pfeilen führte zu ersten Kräfteverschiebungen unter den indianischen Nationen. Regelrechte Völkerwanderungen wurden jedoch durch die ungleichmäßige Einführung von Feuerwaffen entlang der nordamerikanischen Ostküste und von der Hudson Bay aus ausgelöst. Stämme, die zuerst Feuerwaffen erhielten, konnten benachbarte Stämme oft völlig aus ihren angestammten Gebieten vertreiben, was zu regelrechten Domino-Effekten führte. Später berühmt gewordene Stämme wie die Sioux oder die Cheyenne waren ursprümglich sesshafte Bewohner des östlichen Waldlandes, bevor mit Feuerwaffen ausgestattete Nachbarn sie verdrängten. Solange Vorderlader verwendet wurden, hatten Feuerwaffen vor allem einen psychologischen Vorteil und eine größere Reichweite als Pfeil und Bogen, waren jedoch Pfeil und Bogen in Punkto Feuergeschwindigkeit stark unterlegen.

Noch 1866 erlangten größteneils mit Pfeil und Bogen bewaffnete Sioux und Cheyenne entscheidende Siege gegen US-Truppen. Bereits im Folgejahr, als die US-Armee mit Repetiergewehren ausgestattet war, änderte sich dies schlagartig. Dem rücksichtslosen Einsatz von industriellen Tötungsmitteln gegen Männer, Frauen und Kinder wie Gebirgshaubitzen, Hotchkiss-Schnellfeuerkanonen, die 100 Schuß pro Minute abfeuerten, sowie Gatling-Kanonen, einer frühen Form des Maschinengewehrs, hatten die Indianer nichts entgegenzusetzen.

Beispiellose Vernichtung

Hochumstritten ist, wie groß die Bevölkerung Amerikas vor Ankunft der Europäer war. Bevölkerungsschätzungen erfolgten oft erst, nachdem große Teile von regionalen Bevölkerungen bereits durch eingeschleppte Krankheiten, Vernichtungskriege und Sklavenarbeit vernichtet worden waren. Viele Völker verschwanden nach 1492 durch eingeschleppte Seuchen, ohne dass ein Europäer sie überhaupt zu Gesicht bekommen hatte. Im 19 Jahrundert und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Schätzungen präkolumbianischer Bevölkerungen insbesonders durch US-amerikanische Anthropologen von Generation zu Generation ohne nennenswerte Begründungen auf Bruchteile vorheriger Schätzungen reduziert. Um 1940 ging man offiziell davon aus, dass 1492 nördlich des Rio Grande nur etwa eine Million Menschen lebte (der US-Zensus von 1890 hatte 235.000 überlebende Indianer registriert). Diese Schätzungen waren maßgeblich politisch motiviert, da sie die stattgefundene Vernichtung indianischer Völker möglichst klein erscheinen ließ und den Mythos aufrecht erhielt, die Weißen hätten einen weitgehend "leeren" Kontinent erobert. Heutzutage schätzen führende Anthropologen, dass die Gesamtbevölkerung der westlichen Hemisphere um 1500 ca. 145 Millionen Menschen betrug und nördlich des Rio Grande bis zu 18 Millionen Menschen lebten. Das bedeutet, dass indianische Völker im Durchscnitt eine Vernichtungsquote von 98% erlitten (zum Vergleich: der Judenmord der Nationalsozialisten, gemeinhin als der größte Völkermord der Geschichte bezeichnet, vernichtete "nur" ca. 67% des europäischen Judentums). Hunderte von Völkern sind mitsamt ihrer Kultur und Sprache vollständig vernichtet worden. Damit stellt die Vernichtung der indianischen Völker die größte demographische Katastrophe in der Geschichte der menschlichen Spezies dar. Gezielter Massenmord wurde vor allem durch die Spanier betrieben, in geringerem Umfang durch die Portugiesen. In Nordamerika betrieben ebenfalls die Spanier planmäßigen Völkermord, ebenso Niederländer und in begrenztem Umfang auch die Franzosen. Fortgeführt wurde diese Politik durch Briten und ab 1783 durch die Amerikaner. Besonders verheerend erwiesen sich Fälle biologischer Kriegsführung durch Briten und Amerikaner sowie Vernichtung durch Zwangsarbeit im Rahmen der spanischen Missionen im Westen der heutigen USA. Wie groß der Anteil gezielter Ermordung neben den Auswirkungen von Epidemien tatsächlich war, wird sich vermutlich nie klären lassen.

Leben der Indianer in der Gegenwart

In vielen Staaten Mittel- und Südamerikas bilden Nachkommen der Indianer heute einen großen Teil der Bevölkerung. In den USA und Kanada dagegen sind die Indianer eine Randgruppe, die in Reservationen oder Reservaten, Gebieten mit begrenzter Selbstverwaltung aber oft ohne wirtschaftliche Aussichten, lebt. Diese Gebiete sind oft verkarstet und klimatisch ungünstig. Sie erschienen den ankommenden Siegern wertlos und wurden daher den Indianern übrig gelassen.

Kultur

Zur Zeit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus lebten etwa 500 indianische Ethnien mit rund 175 verschiedenen Sprachen im Gebiet der heutigen USA. Einige davon lebten als sehr kleine Jäger- und Sammler-Gruppen, andere als hoch entwickelte landwirtschaftliche Nationen, die sich aber nicht mit der Größe von europäischen Staaten vergleichen lassen. Zu Zeiten ihres Zenits übertraf ihre Zahl selten 60'000 Personen. Die meisten autonomen Gruppen umfassten nur einige hundert. Im 16. Jahrhundert war die Tendenz zu größeren politischen Einheiten erkennbar. Trotzdem kam es immer wieder zu Trennungen aufgrund von Rivalitäten und Hass. Die jeweilige autoritäre Führungskraft war abhängig vom ihm entgegengebrachtem Respekt. Die Mitglieder eines Stammes konnten nicht gezwungen werden, zu bleiben. Bei Unstimmigkeiten verließen sie ihre Gruppe, um sich entweder einer anderen Gruppe anzuschließen oder aber um eine eigene Gruppe zu bilden. Dieses System stärkte das Verantwortungsbewusstsein des Führers gegenüber seinem Volk.

Trotz der deutlichen kulturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Kulturen lassen sich einige Elemente feststellen, die bei den meisten indianischen Ethnien ähnlich sind. Dazu gehören der weit verbreitete Glaube an Tiergeister, das visionäre Fasten sowie der Mythos, dass Amerika auf dem Rücken einer Wasserschildkröte errichtet worden war. Dieser Mythos ist quer durch den ganzen Doppelkontinent anzutreffen.

Bedeutender als die Gemeinsamkeiten sind die kulturellen Unterschiede. Nordamerika wird im Allgemeinen in die zehn Kulturareale Arktis, Subarktis, Nordwestküste, Plateau, Kalifornien, Grosses Becken, Südwesten, Prärien und Plains, Nordöstliches Waldland und Südöstliches Waldland eingeteilt.

Die Arktis

Die vor allem von den Aleuten und Inuit bewohnte Arktis, auch Tundra genannt, erstreckt sich von Westalaska bis hin nach Ostgrönland. Der permanent gefrorene Boden dieses Gebietes ist mit Flechten und Moosen bewachsen. Die Nahrung der Aleuten und Inuit bestand aus Robben, Walrossen und Walen. Ihr Speiseplan wurde durch Schalentiere, Muscheln, Beeren, Wildfrüchte und im Sommer durch Karibus ergänzt. Die in kleinen Gruppen zerstreut lebenden Indianer bewohnten entgegen der allgemeinen Meinung nur während der Jagd und auf Reisen Iglu genannte Schneehütten. Ihre primäre Behausung wurde aus Treibholz, Steinen, Walbarten, Fellen und Rasenziegeln hergestellt. Angepasst an die klimatischen Bedingungen bewegten sie sich entweder in Kanus oder in von Hunden gezogenen Kufenschlitten. Die Harpune stellte ihr wichtigstes Jagdgerät dar.

Die Bewohner der Arktis glaubten an Tiergeister, die ihnen wohlgesonnen sein sollten. Daraus resultierten eine Reihe von Tabus, die ihr Leben bestimmten. Des Weiteren nahm der Schamane eine zentrale Stellung ein. Er half beispielsweise bei Krankheiten und beeinflusste das Wetter wie auch das Jagdglück.

Die Subarktis

Die auch als Taiga bekannte Subarktis umfasst riesige Waldgebiete von Zentralalaska bis zum Sankt Lorenz-Strom. Bewohnt wurde dieses Gebiet von zwei Sprachgruppen: Den Nord-Athapasken und den Nord-Algonkin. Die wohl bedeutendsten Stämme waren die beiden Athapasken-Völker Anishinabe - auch bekannt unter Ojibwa - und Cree. Der Wald bot den Indianern reichlich Nahrung: Waldkaribus, Waldbisons, Hirsche und Elche. Entlang der Flüsse und der Küsten wurde rege Fischfang betrieben. Das Sammeln von Wildprodukten stand weniger im Zentrum, fand jedoch auch statt.

Die subarktischen Indianer lebten in unterschiedlichen Behausungen, die von Stangenzelten, über giebelförmige Holzhütten bis hin zu kuppelförmigen Wigwams reichten. Die verstreut lebenden kleinen Gruppen kannten weder übergeordnete Stammesverbände noch feste Siedlungen. Die Macht war nicht in bedeutendem Masse auf eine Person zentralisiert.

Nebst dem Glauben an Tiergeister kannten insbesondere die Algonkin eine omnipotente Macht - den Manitu. Diese Macht lebte in allem und in allen.

Die Nordwestküste

Ein Gewirr aus Inseln, Küstenebenen, Vorgebirgen und Bergketten bestimmt die Nordwestküste. Das Gebiet ist bedeckt mit wild- und pflanzenreichen Zedernwäldern (Es handelt sich um Wacholderarten (Juniperus), die nur Zedern genannt werden). Die dicht beieinander siedelnden Bewohner verschiedenster Sprachfamilien verwendeten das Zedernholz für ihre ausgeprägte Schnitzkunst. Zu einiger Bekanntheit sind insbesondere die Wappenpfähle - die mitunter irrtümlich als Totempfähle bezeichnet werden - gelangt. Dabei handelt es sich um Pfähle, in welche die Indianer Tiere eingeschnitzt hatten. Diese Tiere galten als persönliche Wappentiere und als Würdezeichen des Besitzers des Pfahles.

Die Indianer der Nordwestküste waren zum Teil in matrilinearen und zum Teil in patrilinearen Lokalgruppen, Klanen, organisiert. Die bedeutendsten Klane waren unter anderen die Tlingit, Haida, Kwakiutl und Chinook. Typisch für die Nordwestküste war die hierarchische Struktur. Geführt wurde ein Klan von einem Häuptling, der in einer beinahe absoluten Machtposition war. Daneben gab es drei Klassen: Den Adel, das Volk und die Sklaven. Die Sklaven machten etwa 15-25 Prozent der gesamten Bevölkerung aus. Die Zugehörigkeit zu einer Klasse war durch die Geburt bestimmt. Sie war jedoch nicht für immer fix festgelegt, sondern veränderbar. Sklaven wurden hauptsächlich durch Überfälle auf andere Dörfer errungen.

Ein weiteres bedeutendes kulturelles Element war der Potlatch. Dabei handelte es sich um öffentliche Feste, bei denen das Verteilen von Geschenken im Zentrum stand. Sie dienten insbesondere der öffentlichen Bestätigung der Ranghierarchie. Der Potlatch wurde jeweils von einem bedeutenden, in Wohlstand lebendem Chief initiiert. Er war es auch, der die Geschenke verteilte. Durch die Annahme dieser Geschenke wurde die Position des Gastgebers bestätigt. Der Ursprung dieser Zeremonie ist wohl im Ausgleich der im Überfluss Lebenden mit den Bedürftigeren zu suchen.

Kalifornien

Dieses Kulturareal liegt zwischen dem Pazifik und der Sierra Nevada. Autonome hier lebende Gruppen wie die Pomo, Salina und Chumash entsprangen etlichen verschiedenen Sprachfamilien wie den Hoka, Penuti und Shoshone. Die geografischen Bedingungen reichen von bewaldeter Küste bis hin zu einer wüstenartigen Gegend im Süden beziehungsweise im Südosten. Im Zentrum der Nahrungsbeschaffung stand das Sammeln von Wildfrüchten, im besonderen von Eicheln. Daneben war auch die Jagd und der Fischfang von einer gewissen Bedeutung.

Die in kleinen autonomen Lokalgruppen organisierten Indianer lebten in unterschiedlichen Behausungen wie giebelförmigen Plankenhäusern oder kuppelförmigen Hütten aus Gras, Rinden- und Binsenmatten. Versammlungshäuser wurden in den Boden eingetieft. Einige Lokalgruppen waren in übergeordneten Stammesverbänden organisiert.

Die kalifornischen Indianer waren insbesondere für ihre Flechtkunst bekannt.


Das Plateau

Die bedeutendsten der den hier vertretenen Sprachfamilien Binnen-Salish, Kutenai und Sahaptin angehörenden Ethnien waren die Thompson, Flathead, Coeur d'Alene, Shuswap, Nez Percé, Kutenai und Modoc.

Hohe Berge und tiefe Täler prägen dieses Gebiet. Die westlichen, an die Westküste anknüpfenden Teile des Landes, sind recht tief gelegen. Die im Osten befindlichen Rocky Mountains lassen das Land bis auf über 3000 Meter über Meer ansteigen.

Der Wasserreichtum bestimmte das Leben der hier ansässigen, meist sesshaften, Indianer. So stand der Fischfang, insbesondere von Lachsen, im Zentrum der Nahrungsbeschaffung. Ergänzt wurden die Mahlzeiten durch Wildwurzeln, Beeren und Jagdwild. Bedingt durch den extensiven Fischfang entwickelten die Plateau-Ethnien eine komplexe Fischfang-Technologie.

Jedes Dorf hatte seinen Häuptling. Während des Lachsfischens wurde die Verantwortung jedoch einem so genannten Lachs-Häuptling übertragen. Ein weiteres wesentliches Merkmal dieses Kulturareals war der rege Handel mit benachbarten Ethnien.

Das Grosse Becken

Das südlich des Plateaus gelegene, durch hohe Berge und tiefe Täler geprägte Grosse Becken, auch Hochbecken genannt, war hauptsächlich von den Ute, Paiute und Shoshone bewohnt. Das humide Klima in den Bergen steht im Gegensatz zu den ariden, oft wüstenähnlichen Tälern. Der untere Bereich der Berge ist mit Gräsern bewachsen. Weiter oben bestimmen Wälder das Bild. Über der Waldgrenze fanden die Bewohner verschiedenste Kräuter. Die meisten Indianer lebten allerdings in den tiefergelegenen Teilen der Berge. Die Nahrungsbeschaffung gestaltete sich den klimatischen Bedingungen zufolge recht schwierig. Die Mahlzeiten bestanden aus Pinyon-Nüssen, Grassamen und zum Teil aus Jagdbeuten.

Die nomadisch und in sehr kleinen Gruppen lebenden Indianer verbrachten den Winter in Höhlen oder Felsennischen.

Es herrschte nicht nur eine Nahrungsarmut sondern auch eine Ritualarmut, ein Charakteristikum, das bei zahlreichen Wildbeuterkulturen vorherrscht.

Nordöstliches Waldland

Riesige Laub- und Mischwälder prägen das durch den Sankt Lorenz-Strom im Norden, den Cumberland-River im Süden, den Mississippi im Westen und den Atlantik im Osten begrenzte Nordöstliche Waldland. Bewohnt war dieses Gebiet durch Gruppen der Algonkin, wie den Shawnee, Powhatan, Huronen, Menominee und den Sauk und Fox sowie durch die Föderation der Irokesen. Die Indianer des Nordöstlichen Waldlandes ernährten sich in der Hauptsache durch Erzeugnisse des Bodenanbaus, vor allem Mais, Bohnen und Kürbisse. Entlang der Küste trat Fischfang und Jagd in Erscheinung. In den westlichen Gegenden war die Ernte des Wildreises von großer Bedeutung. Eine Besonderheit des Nördlichen Waldlandes war die Nutzung des Ahornzuckers.

Der Bodenanbau suggeriert einen individuellen Landbesitz; dem war nicht so. Das Land stand für die Zeit der Bebauung bestimmten Familien zur Verfügung, kannte aber keinen Besitzer. Die Felder werden regelmäßig verlegt, um bessere Ernteerträge zu erzielen.

Die bevorzugten Behausungen waren entweder Langhäuser oder kuppelförmige Wigwams. Die Jäger und Sammler, die nur wenig Bodenanbau betrieben, waren in Lokalgruppen organisiert. Die sesshaften Bodenbauern kannten komplexere Verwandtschaftsstrukturen mit erblichem Häuptlingstum. Bei den Irokesen bildeten mehrere Kernfamilien exogame Matrilineage, die identisch mit dem Langhaus waren, in dem somit etwa 20-200 Personen lebten. Die Besonderheit der Irokesen bestand darin, dass es sich dabei um einen Zusammenschluss von fünf Tribes, den Seneca, Cayuga, Onondaga, Oneida und Mohawk handelte, mit dem hauptsächlichen Zweck der gemeinsamen Verteidigung.

Der Glauben innerhalb dieses Kulturareals variierte stark. Die halbsesshaften Gruppen der Algonkin glaubten an Tiergeister, wohingegen die sesshaften Bauern, insbesondere die Irokesen, nebst den Geistern ein grosses Götterpantheon kannten.

Das Südöstliche Waldland

Dieses Gebiet zwischen den Appalachen und den Everglades beinhaltet sowohl flache Küstenebenen, wie auch hügeliges Vorgebirge und sogar Gegenden mit Mittelgebirgscharakter. Es war durch große indianische Nationen wie den so genannten fünf zivilisierten Stämmen, den Cherokee, Creek, Seminolen, Choctaw und Chickasaw bewohnt. Ein weiterer bekannter Stamm war derjenige der Natchez.

Außer den Calusa waren alle hier lebenden Ethnien Bodenbauern und Jäger. Die Calusa ernährten sich durch Sammeln und durch den Fischfang. Im Sommer lebten die Indianer des Südöstlichen Waldlandes in leichten, rechteckigen Sommerhäusern. Im Winter bezogen sie runde, festere Häuser. Der Begriff der fünf zivilisierten Stämme lässt sich einerseits durch ihre hoch entwickelte Handwerkskunst und andererseits durch komplexe Gesellschaftssysteme erklären. Dabei handelte es sich meist um matrilineare Sippen, die in totemistische Klane oder Lokalgruppen organisiert waren. Wichtige kulturelle Elemente waren somit der Totemismus und zum Teil auch der Dualismus. Einige Tribes unterteilten ihre Gesellschaft in zwei Hälften, den so genannten Moieties.

Geführt wurden die Tribes durch sakrale Chiefs, die ihr Amt mit dem Priesteramt kombinierten.

Ein weiterer Grund für den Begriff der fünf zivilisierten Stämme ist der Glaube an eine Gottheit, den Monotheismus. Im Gegensatz zu den anderen indianischen Tribes glaubten sie nicht an Naturgeister.

Die Prärie und Plains

Dieses im Mittleren Westen gelegene Kulturareal ist geprägt durch eine große Ebene. Es umfasst baumloses Grasland von den Rocky Mountains im Westen bis zum Mississippi im Osten, von Zentralkanada im Norden bis hinunter zum Rio Grande im heutigen Texas. Sehr bekannte Stämme wie die Crow, Cheyenne, Lakota, Dakota, Kiowa und Comanche bevölkerten dieses Gebiet das in zwei Unterkategorien aufgeteilt wird: der Prärie im Osten und den Plains im Westen.

Die Kulturen der Prärie waren stark durch die benachbarten Kulturen des Waldlandes beeinflusst. Ihre Bewohner, im Wesentlichen die Dakota und Pawnee, waren sesshafte Bodenbauern, die entweder in großen kuppelförmigen Erdhäusern oder in Gras- oder Holzhütten lebten. Sie waren in Klans organisiert, die zum Teil in Moieties unterteilt waren.

Die Plains waren zum Zeitpunkt der Entdeckung Amerikas durch Columbus beinahe unbewohnt. Sie wurden nur zu Jagdzwecken aufgesucht. Nach der Einführung des Pferdes durch die Spanier änderte sich dies. Die trockenen klimatischen Bedingungen ließen keinen Bodenbau zu, so dass die Bewohner von der nomadischen Jagd abhängig waren. Demzufolge lebten sie nicht in festen Häusern sondern in Stangenzelten, so genannten Tipis, die sehr schnell ab- und aufgebaut werden konnten. In den Plains gab es keine Klanorganisation sondern nur Lokalgruppen. Bei den meisten Tribes der Plains galt Kriegsruhm als Statussymbol. Eine kulturelle Besonderheit stellte der Sonnentanz dar.

Der Südwesten

Der Südwesten ist eine Trockensteppe, die im Wesentlichen die heutigen US-Bundesstaaten Arizona und New Mexico sowie den Nordwesten Mexikos umfasst. Hier war ein breites Spektrum unterschiedlichster Kulturen zu finden. Zum einen gab es halbnomadische Sammler und Jäger, zum anderen hoch entwickelte sesshafte Bodenbauern. Bedeutende Tribes waren die Navaho, Hopi, Zuni sowie die unter Apachen zusammengefassten Ethnien.

Der Bodenbau war nur dank einem ausgeklügelten Wassersystem möglich. Nebst den üblichen indianischen Produkten wie Mais, Bohnen und Kürbissen pflanzten die Indianer im Südwesten auch Baumwolle an. Ein spezielles Erzeugnis der unter Pueblo zusammengefassten sesshaften Kulturen wie die Hopi und Zuni waren die Töpfereiwaren. Die Pueblo lebten in festen aus Trockenziegeln (Adobe) gefertigten kastenförmigen Dörfern, die im Laufe der Zeit immer größer wurden.

Die Wildbeuter bewohnten zum Teil einfache Windschirme. Andere, insbesondere die Navaho, lebten in so genannten Hogans, die achteckig und kuppelförmig gebaut waren. Die Wildbeuter waren in Lokalgruppen organisiert, sie kannten aber auch Klanverbände. Bei ihnen herrschte eine ausgeprägte Ritualarmut, ganz im Gegensatz zu den Pueblo-Völkern die einen komplexen Zeremonialismus betrieben.

Die Zeit vor dem Ende des 15. Jahrhunderts scheint eine Zeit wesentlicher Veränderungen gewesen zu sein. So verschwanden bedeutende Kulturen, wie diejenige der Anasazi aus noch immer nicht geklärten Gründen. Sie hinterließen eindrucksvolle Siedlungen, die sich heute als touristische Attraktionen großer Beliebtheit erfreuen.

Auffällig sind die großen Wanderbewegungen einiger hier beheimateter Völker. Die Navaho zum Beispiel waren von einem Gebiet im Nordwesten des heutigen Kanadas bis hinunter in diesen südwestlichen Teil der USA gereist.

Siehe auch:

Literatur

  • William C. Sturtevant: Handbook of North American Indians, Smithsonian Institution (Hg.), Washington D.C.
  • Die Welt der Indianer. Geschichte, Kunst, Kultur von den Anfängen bis zur Gegenwart.
    • von Claus Biegert (Mitarbeiter), Christa Lubberger (Mitarbeiter), David Hurst Thomas (Herausgeber), Jay Miller (Herausgeber), Richard White (Herausgeber), Werner Petermann (Übersetzer)
  • Brian M. Fagan: Ancient North America - The Archaeology of a Continent (3rd ed, 2000).
  • The Indians' Book. Authentic Native American Legends, Lore & Music. Recorded and Edited by Natalie Curtis. Drawings & Photographs. 574 Seiten. Gramercy Books, distributed by Outlet Book Company, a division of Random House, 40 Engelhard Avenue, Avenel. New Jersey 07001
  • Larry J. Zimmermann: Indianer. Köln : Taschen, 2002, ISBN 3-8228-1713-9
  • Kulturen der nordamerikanischen Indianer. Herausgegeben von Christian F. Feest. Köln : Könemann, 2000, 480 S., ISBN 3-8290-0500-8