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Peter Stein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Peter Stein (* 1. Oktober 1937 in Berlin) ist ein deutscher Regisseur.

Er studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und später in München. In München besuchte er regelmäßig die Münchener Kammerspiele und begeisterte sich für die Arbeit von Fritz Kortner. Nach Beendigung seines Studiums begann er bei den Kammerspielen als Kortners Assistent. 1967 erhielt er dort erstmals Gelegenheit für eine Inszenierung in Eigenverantwortung: Gerettet von Edward Bond. Für einen Skandal sorgte seine Spendensammlung nach einer Aufführung des Vietnam-Diskurses von Peter Weiss 1968 und Stein wurde daraufhin von Intendant August Everding fristlos entlassen. Stein ging zunächst nach Zürich und dann zu Kurt Hübners Theater in Bremen. In Bremen versammelten sich in den 1960er Jahren einige aufstrebende junge Regisseure und sorgten mit ihren Inszenierungen für Furore. Peter Zadek mit Frank Wedekinds Frühlings Erwachen oder Friedrich Schillers Räuber. Peter Stein konnte 1969 zu dieser Reihe von Inszenierungen, die der Pop-Art verpflichtet waren Goethes Torquato Tasso beisteuern. Eine bis heute revolutionäre Inszenierung.

1970 gründete Stein die Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin, die er, geprägt durch die politischen Ereignisse rund um 1968, durch ein Mitbestimmungsmodell leitete. Mit dem Schaubühneensemble vervollkommnete er seinen Regiestil und einige der Mitstreiter sind bis heute Theatestars: Edith Clever, Jutta Lampe, Otto Sander oder Bruno Ganz, um nur einige wenige zu nennen. Die legendären Inszenierungen im sehr kleinen Theater am Halleschen Ufer, ermöglichten ihm Ende der 1970er Jahre in ein neues Haus umzuziehen, welches nach seinen Wünschen gebaut wurde. Es entstand mit der Schaubühne am Lehniner Platz ein multifunktionales Haus, was bis heute in der deutschen Theaterszene unübertroffen ist. 1985 legte Stein die Intendanz des Hauses nieder und arbeitete fortan freiberuflich und kam dann auch von Zeit zu Zeit an die Schaubühne zurück.

Von 1991 bis 1997 leitete er das Schauspiel bei den Salzburger Festspielen. Für die Expo 2000 in Hannover inszenierte er den kompletten Faust von Johann Wolfgang von Goethe - ungekürzt mit den 12.110 Versen des ersten Teils und des zweiten Teils. Für diese 15 Millionen Euro Produktion gründete Stein sein eigenes Ensemble mit über 80 Mitarbeitern. 35 Schauspieler standen auf der Bühne. Dieses Projekt wollte er ursprünglich 1993 an der Berliner Schaubühne realisieren. Es kam jedoch nicht zustande, was dazu führte, dass Peter Stein seitdem nicht mehr mit der Schaubühne zusammenarbeitete. Das Verdienst der Erstinszenierung des gesamten Faust gebührt allerdings nicht, wie behauptet wird, Peter Stein, sondern Marie Steiner, die 1938 das ungekürzte Werk in Dornach/ Schweiz am Goetheanum aufführte und damit den Grund legte zu regelmäßigen Aufführungszyklen in mehrjährigen Abständen am selben Ort.