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Taekwondo

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Taekwondo
Taekwondo
Koreanische Schreibweise
Koreanisches Alphabet: 태권도
Hanja: 跆拳道
Revidierte Romanisierung: Taegwondo
McCune-Reischauer: T'aegwŏndo

Taekwondo (auch Tae-Kwon-Do oder Taekwon-Do) ist ein südkoreanischer Kampfsport und steht für den Weg von Fuß und Faust. Obwohl Taekwondo für den laienhaften Betrachter große Ähnlichkeiten mit anderen asiatischen Kampfsportarten aufweist, so unterscheidet es sich doch in einigen wesentlichen Punkten von diesen. Ein wichtiger Unterscheidungspunkt ist der stark ausgeprägte Formenlauf (auch Schattenkampf genannt), in dem insbesondere Stellungen, Bewegungsabläufe und Präzision trainiert werden. Darüber hinaus ist die Taekwondo-Technik sehr auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt, was nicht zuletzt durch den Wettkampf bedingt ist. Im Taekwondo dominieren Fußtechniken deutlicher als in vergleichbaren Kampfsportarten.

Begriff und Inhalt

Der Begriff Taekwondo sowie die heutige Art der Ausübung ist erst in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden und kann ganz grob als Synthese von vielen verschiedenen Kampfsportstilen betrachtet werden. Bereits im 1. Jahrhundert nach Christus gab es waffenlose Kampfkünste in Korea. Inwieweit diese die spätere Kampfsportart Taekwondo beeinflusst haben, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, dennoch ähneln sich zahlreiche Techniken. Um diese Ähnlichkeit auszudrücken, wurde der Name Taekwondo gewählt, der sich aus den folgenden drei koreanischen Worten zusammensetzt:

Tae = "Springen, Schlagen, Treten mit dem Fuß" (stellvertretend für alle Fuß- und Beintechniken),
Kwon = "Faust" (für alle Hand- und Armtechniken) und
Do = "Der Weg zur geistigen Reife, die Kunst des waffenlosen Kämpfens".

Taekwondo als moderner Sport unterteilt sich heute in die einzelnen Disziplinen:

  1. Formenlauf (Tul, Hyong, Taeguk/Poomse): festgelegte Techniken werden in vorgegebener Reihenfolge durchgeführt.
  2. Selbstverteidigung (Hosinsul): Selbstverteidigung gegen einen/mehrere unbewaffnete oder bewaffnete Gegner.
  3. Einschrittkampf (Hanbon Kirugi, Ibo-Taeryon): Ein Schaukampf mit festgelegter Technikenreihenfolge gegen einen Gegner.
  4. Bruchtest (Kyok-pa): Zerstören von Holzbrettern, Ziegeln oder sonstigen Materialien mittels Taekwondo-Techniken.
  5. Freikampf (Taeryon, Matsoki oder Kyorugi): abgesprochener oder freier Kampf in verschiedenen Kombinationen.
  6. Wettkampf (Chayu Matsoki): Teil- oder Vollkontaktkampf gegen einen Gegner.
  7. Grundschule (Kibon Yonsup), Gymnastik (Dosoo Dallyon) und Theorie (Ilon) sollten aber auch ständige Trainingsbestandteile sein.

Durch kontinuierliches Training und bewußte Ausübung dieser Disziplinen sollen die Taekwondoins, so werden alle Taekwondo-Betreibenden genannt, ihren Geist schulen. General Choi Hong Hi, der Begründer des ursprünglichen Taekwondos, hat dies in fünf zu erreichenden Zielen zusammengefasst, die als "Grundsätze des Taekwondo" gelten und wie folgt lauten:

  1. Ye-Ui, die Höflichkeit
  2. Yom-Chi, die Integrität
  3. In-Nae, das Durchhaltevermögen
  4. Guk-Gi, die Selbstdisziplin
  5. Beakjul-bool-gul, die Unbezwingbarkeit

Um diese Ziele zu erreichen, stellte Choi Hong Hi einen Eid auf, dem sich alle Taekwondo-Schüler verpflichtet fühlen sollen:

  • Ich verpflichte mich, die Grundsätze des Taekwon-Do einzuhalten
  • Ich verpflichte mich, meinen Trainer und alle Höhergestellten zu achten
  • Ich verpflichte mich, Taekwon-Do nie zu missbrauchen
  • Ich verpflichte mich, mich für Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen
  • Ich verpflichte mich, bei der Schaffung einer friedlicheren Welt mitzuarbeiten

Geschichte und Entwicklung

Wie in vielen Ländern, aus denen Kampfsportarten hervorgegangen sind, gibt es auch in Korea eine Jahrhunderte alte Tradition an Kampfkünsten. Ob zwischen diesen und Taekwondo eine direkte Beziehung besteht, ist unklar. Jedoch gilt als sicher, dass in Korea bereits vor dem 1. Jahrhundert nach Christus waffenlose Kampfkünste praktiziert wurden. Einige Grab-Wandmalereien im Norden Koreas, die auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert wurden, stellen Personen dar, die Techniken praktizieren, welche durchaus Ähnlichkeit mit noch heute üblichen Taekwondo-Techniken haben. Einige Quellen sprechen sogar davon, dass es Taekwondo bzw. die Vorläufer dieser Kampfsportart schon zur Zeit der Gründung Koreas im Jahre 2333 v. Chr. gegeben haben soll. Doch dieses Datum ist eher im Zusammenhang mit der Diskussion um die "Urheberschaft der waffenlosen Kampfkunst" zu sehen, eine schon seit Jahrzehnten schwelende Auseinandersetzung zwischen China, Japan, Indien und Korea.

Ursprung der koreanischen Kampfkünste

Bis ins 7. Jahrhundert nach Christus bestand Korea aus drei Königreichen: der Koguryo-Dynastie im Norden, dem größten der drei Reiche, dem westlichen Königreich der Baekje-Dynastie sowie dem kleinsten Reich im Südosten, der Silla-Dynastie. Zwischen allen drei Reichen gab es neben vereinzelten Vereinigungsbestrebungen auch immer wieder Konflikte. Insbesondere das kleine Silla war ständigen Übergriffen der Nachbarreiche ausgesetzt und fürchtete, von den größeren Nachbarn Koguryo und Baekje geschluckt zu werden. Um der drohenden Gefahr zu begegnen, bildete sich im Laufe der Zeit eine Art Miliz, die vor allem auf die Traditionen der waffenlosen Kampfkünste zurückgriff und diese unter dem Namen Soo-Bak (später Taekkyon) weiter ausbaute.

Entwicklung 7. bis 19. Jahrhundert

Im Jahre 668 schließlich gelang es Kim-Yu Sin aus der Silla-Dynastie, die drei Reiche mit der Unterstützung Chinas zu vereinen. 935 kam es zum Umsturz. Es wurde ein neues Königreich namens Goryeo gegründet, aus dessen Name sich später der Name Koreas entwickelte. Zur Zeit der Goryeo-Dynastie wurde die waffenlose Kampfkunst besonders gefördert und erreichte unter König Chung Hae auch seinen (vorläufigen) Höhepunkt. In den folgenden Jahrhunderten der Yi-Dynastie allerdings verloren die waffenlosen Kampfkünste mehr und mehr an Bedeutung. Alles, was mit dem Militärwesen oder dem Kriegswesen zu tun hatte, wurde gesellschaftlich abgewertet zugunsten anderer kultureller Errungenschaften. Vor allem waren hierfür religiöse Gründe verantwortlich, da der – alles kriegerische ablehnende – Konfuzianismus den Buddhismus als Staatsreligion Koreas abgelöst hatte. So wurden bis ins 20. Jahrhundert die Kampfkünste in Korea kaum oder nur sehr versteckt weiterentwickelt. Unter der zwischenzeitlichen Herrschaft der Mongolen (1231-1392) wurde sogar die Ausübung koreanischer Kampfkunst ganz verboten, sie konnte nur im Untergrund von einigen wenigen Meistern gepflegt und weitergegeben werden.

Entstehung und Entwicklung des Taekwondo im 20. Jahrhundert

Datei:Armedforces taekwondo.jpg

Nach der Yi-Dynastie wurde Korea 1910 von Japan annektiert. Alles, was Kultur und Geschichte Koreas ausgemacht hatte, wurde systematisch unterdrückt und verboten. Das galt auch für traditionelle koreanische Kampfarten wie Taekkyon und Ssireum. Die japanischen Besatzer brachten zwar Kampfarten wie Jujutsu, Kendo, Judo, Karate oder Sumo von zuhause mit, aber Koreanern war es offiziell verboten, sie zu erlernen, sodass dies nur in Ausnahmefällen vorkam.

Nachdem 1943 das Verbot fiel, Kampfkünste auszuüben, und mehr noch nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr 1945 kehrte eine Handvoll Koreaner zurück, die im Ausland chinesische oder japanische Kampfkünste gelernt hatten. Sie eröffneten die 5 ursprünglichen Kampfkunst-Schulen, aus denen später das Taekwondo entstehen sollte:

  • Lee Won-Kuk hatte Shotokan-Karate bei Gichin Funakoshi gelernt und begann bereits 1944, Tang Soo Do in seiner Schule, dem Cheongdo-Kwan ("Halle des wahren Weges") in Seoul, zu unterrichten. Lee flüchtete 1953 aus politischen Gründen nach Japan und emigrierte 1976 in die USA.
  • Hwang Ki wurde vermutlich in Wushu/Quanfa(Kung fu) in der japanisch besetzten Mandschurei ausgebildet und gründete seinen Mudeuk-Kwan (etwa "Halle der Kampftugenden") 1945, ebenfalls in Seoul. Seinen Stil nannte er zunächst ebenfalls Tang Soo Do, später dann Soobak.
  • Chun Sang-Sup hatte Judo und Karate während seines Studiums in Japan gelernt und eröffnete seinen Yeonmu-Kwan 1946 in einer berühmten Seouler Judo-Schule, wo er neben Kongsoodo auch Judo unterrichtete. Chun gilt als im Korea-Krieg verschollen. Seine Schüler änderten den Schulnamen daraufhin in Jido-Kwan ("Weg der Weisheit").
  • Yoon Byung-In kehrte als ranghöchster koreanischer Karateka aus Japan zurück, je nach Bericht hatte er den 4. oder 5. Dan im [Shudokan/http://www.shudokan.de/]-Karate. Ebenfalls 1946 gründete er den Changmu-Kwan im Seouler YMCA und nannte seinen Stil Kwonbeop ("Faustmethode"). Yoon wurde vermutlich während des Korea-Krieges nach Nordkorea verschleppt.
  • Ro Byung-Jik hatte zusammen mit Lee Won-Kuk Shotokan-Karate bei Gichin Funakoshi gelernt und trug bei seiner Rückkehr den 1. Dan. Seine erste Schule gründete er bereits vor der Unabhängigkeit in Kaesong im heutigen Nordkorea, zog aber mangels Erfolg 1946 nach Seoul und eröffnete dort den Seongmu-Kwan (abgeleitet von "Seong Do Kwan", der koreanischen Aussprache des japanischen Shotokan).

In den fünf ersten Seouler Taekwondo-Schulen inklusive des Mudeuk-Kwan wurde ursprünglich eine Art Karate trainiert, und Ausländern gegenüber wurde es bis in die 1960er Jahre hinein als "Koreanisches Karate" vorgestellt. Allerdings bestanden zwischen den Schulen unterschiedliche Standards für Dan-Prüfungen. So kam es bereits vor dem Korea-Krieg zu ersten Gesprächen über einen eventuellen Dachverband, doch erst während des Kriegs einigten sich die Kwan-Vertreter in Busan auf die Koreanische Kongsoodo-Vereinigung.

Diese erste Vereinigung zerfiel bereits nach wenigen Monaten, weil Hwang Ki gleich darauf in Seoul im Alleingang die "Koreanische Tang Soo Do-Vereinigung" gründete, woraufhin auch Son Duk-Sung aus der Kongsoodo-Vereinigung austrat. Son Duk-Sung hatte inzwischen die Leitung des Cheongdo-Kwan übernommen, damals die größte zivile Kampfkunst-Schule.

Kurz nach dem Krieg gelang es Generalmajor Choi Hong-Hi, die nominelle Leitung des Cheongdo-Kwan zu übernehmen. Choi hatte Anfang der 1940er Jahre in Japan je nach Quelle den 1. oder 2. Dan im Karate erlangt, bevor er erst der japanischen, nach Koreas Unabhängigkeit der koreanischen Armee beitrat. Bei jeder Gelegenheit trainierte er seine Untergebenen und Kollegen im Karate und traf dabei auf den überaus versierten Nam Tae-Hi, der Tang Soo Do im Cheongdo-Kwan gelernt hatte und gleich Chois rechte Hand wurde. Nam Tae-Hi beeindruckte Koreas Präsident Syngman Rhee während einer Demonstration im Jahre 1952 mit einem Dachziegel-Bruchtest so sehr, dass dieser Kongsoodo-Training für alle Soldaten anordnete. Dazu gründeten Choi und Nam 1953 den militärinternen Odo-Kwan ("My Way"), der im Laufe der Zeit zur einflussreichsten Kampfkunst-Schule wurde, denn früher oder später musste jeder junge Koreaner das Militär passieren. Somit verschärfte sich die Situation für die anderen Kwan, denn im Militär wurden zunächst nur die Schwarzgurte des Choi-eigenen Cheongdo-Kwan anerkannt.

In den späteren 1950ern spitzte sich die Lage auf einen Machtkampf zwischen Hwang Ki und Choi Hong-Hi zu. 1954 organisierte Hwang ein erfolgreiches Tang Soo Do-Turnier zwischen Korea und China. Ein Jahr später organisierte Choi, unterstützt von der Regierung, eine Kommission, die erneut über eine Vereinigung der verschiedenen Kongsoodo-Stile debattierte. Diese Kommission umfasste allerdings nicht alle betroffenen Kwan, sondern bestand aus Vertretern des Cheongdo-Kwan, des Odo-Kwan, des Militärs und der Regierung. Bei dieser Gelegenheit kreierte Choi Hong-Hi am 11. April 1955 den Namen "Taekwondo", ein Name, der, schmissig ausgesprochen, ganz bewusst an das traditionelle Taekkyon erinnern sollte, auch wenn es keine inhaltliche Verwandschaft dazu gab. Dieser Name wurde bis in die 1960er außerhalb von Chois Schulen, also dem Cheongdo-Kwan und dem Odo-Kwan, nicht verwendet.

Hwang Ki kreierte ebenfalls einen neuen Namen für seinen Stil, nachdem er 1957 das alte Buch "Muye Dobo Tongji" (etwa "Illustriertes Handbuch der Kampfkünste") von ca. 1790 wieder entdeckt und ins moderne Koreanisch übersetzt hatte: Soobak-Do, etwa "Weg der schlagenden Hand". Doch er behielt die Bezeichnung Tang Soo Do zunächst bei, unter der er erfolgreiche Turniere organisierte.

Mit Unterstützung der Rhee-Regierung organisierte Choi 1959 die Gründung der ersten Koreanischen Taekwondo-Vereinigung und wurde deren erster Präsident. Hwang Ki und andere plädierten dabei für den Namen Tang Soo Do, aber mittels seiner militärischen Autorität konnte Choi sich durchsetzen. Seine Machtbasis brach aber im Zuge der Studentenrevolution am 19. April 1960 unter ihm zusammen, ebenso die frisch gegründete, aber offiziell noch nicht registrierte Taekwondo-Vereinigung. Hwang Ki nutzte die Gunst der Stunde, und mithilfe eines guten politischen Kontaktes gelang ihm kurz darauf handstreichartig die Registrierung seines eigenen Verbandes, den er in Koreanische Soobak-Do-Vereinigung umbenannte. Damit war der Weg für Taekwondo zunächst verbaut, denn eine zweite Vereinigung für den gleichen Sport registrieren zu lassen war nicht möglich.

Am 16. Mai 1961 putschte General Park Chung-Hee, und kurz danach wurde per Dekret die Neuordnung der Tangsoodo/Kongsoodo/Subak-Do-Registrierung verordnet. Dies hätte die große Stunde des Generals Choi Hong-Hi werden können, doch es gab Differenzen zwischen den beiden Generälen, und Choi wurde als Botschafter nach Malaysia abgeschoben. Die koreanische Taekwondo-Entwicklung fand für die nächsten 4 Jahre ohne Choi statt. Er entwickelte im Exil allerdings sein Hyong-System (s. u., "Formenlauf") und setzte seine Bemühungen eigenmächtig fort, Taekwondo international, etwa bei den US-Truppen in Vietnam, bekannt zu machen.

Im September 1961 kam es zur Gründung der Koreanischen Taesoodo-Vereinigung ("Korean Taesoodo Association", kurz KTA), wobei man sich auf den neuen Namen "Taesoodo" (etwa "Tritt-Hand-Weg") als Kompromiss zwischen Tang Soo Do, Soobak-Do und Taekwondo einigte. Man entwickelte einheitliche Prüfungs- und Wettkampfregeln und schickte Show-Teams ins Ausland.

1965 kehrte Choi Hong-Hi nach Korea zurück, und er wurde gleich zum neuen KTA-Präsidenten gewählt. Sofort änderte er den Namen der Kunst in "Taekwondo", ohne dass es zu nennenswerten Widerständen kam, und forcierte die Bestrebungen nach Internationalisierung. So kam Taekwondo endlich auch nach Deutschland und führte 1967 zur Gründung des Deutschen Taekwondo-Verbandes mit Ausrichtung der 1. Deutschen Taekwondo-Meisterschaft (s. u., "Taekwondo in Deutschland").

Der permanente Streit zwischen KTA-Präsident Choi und den anderen Kwan-Leitern führte dazu, dass man Choi bereits ein Jahr später dringlichst ersuchte, vom Posten zurückzutreten und ihm im Gegenzug die Gründung eines eigenen Verbandes, der International Taekwon-Do Federation, kurz ITF, zusicherte. Sie wurde am 22. März 1966 in Seoul mit den Gründungsländern Arabien, Deutschland (West), Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, USA und Vietnam gegründet, Präsident war selbstverständlich Choi Hong-Hi.

In den folgenden Jahren wuchs der Konflikt zwischen der KTA und der ITF, sodass man in der KTA eigene Formen entwickelte, die Poomsae (erst acht Palgwe, dann acht Taeguk) und die neun Yudana (siehe unten, "Formenlauf").

1971 wurde Kim Un-Yong zum 6. KTA-Präsidenten gewählt. Im selben Jahr stellte sich der südkoreanische Präsident Park Chung-Hee zur Wiederwahl, und weil er eine Krise kommen sah, rief er Ende des Jahres den nationalen Notstand aus. Noch vorher entdeckte er Taekwondo als nationales Erziehungsmittel und fertigte am 20. März höchstpersönlich eine Kalligraphie an, mit der er Taekwondo zum koreanischen Nationalsport (Kukki Taekwondo, etwa "nationaler Schatz Taekwondo") erklärte. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung des Kukkiwon (etwa "Ausübungsstätte des nationalen Schatzes"), des "Welt-Taekwondo-Hauptquartiers" (so der offizielle Titel), das 1972 fertig gestellt wurde. Spätestens jetzt wurde Taekwondo zum Politikum ersten Ranges.

1972 musste Choi Hong Hi wegen innenpolitischer Streitigkeiten Südkorea verlassen. Er verlegte den Sitz der ITF nach Toronto in Kanada und begann die Reform seines Taekwon-Do. Als Folge davon wurde am 28. Mai 1973 im Zuge der im Kukkiwon stattfindenden ersten Taekwondo-Weltmeisterschaft die World Taekwondo Federation, kurz WTF, mit Sitz in Seoul gegründet.

Die nachfolgenden Jahre waren geprägt durch den Konflikt beider Weltverbände, respektive ihrer Präsidenten Choi Hong-Hi und Kim Un-Yong. Kim konnte dabei auf die massive Unterstützung seiner Regierung bauen, und so gelang ihm schließlich 1980 die Anerkennung der WTF als Weltfachverband Taekwondo vom IOC. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul wurde das WTF-Taekwondo erstmals Demonstrationswettbewerb, und im Jahr 2000 in Sydney wurde es als vollwertige olympische Disziplin aufgenommen.

Choi ging einen anderen Weg und besuchte mit einem Team 1981 Nordkorea, wo seitdem IFT-Taekwondo betrieben wird. Das wurde ihm in Südkorea sogleich als Landesverrat angelastet. Bis heute wird sein Name dort weitgehend verschwiegen, und seine Leistungen als "Vater des Taekwondo" werden nicht anerkannt.

Verbände und Organisationen

Allgemein

Taekwondo ist sowohl national als auch international in sehr viele Verbände zersplittert; es lassen sich allerdings zwei dominante Organisationen identifizieren: die beiden Weltverbände ITF (International Taekwon-Do Federation, gegründet im Jahr 1966) und WTF (World Taekwondo Federation, gegründet 1973).

Darüber hinaus gibt es viele unabhängige Schulen, die sich mehr oder weniger an die Verbandsstile anlehnen oder sich am "traditionellen" Taekwondo-Stil orientieren, wie er ursprünglich von General Choi Hong Hi in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt wurde (Beispiel: "Traditionelles Taekwondo" nach Kwon, Jae-Hwa).

Die zwei größten Verbände: ITF und WTF

Die ITF hat ihren Sitz in Wien, nachdem ihr Gründer General Choi Hong Hi nach Kanada emigrierte und den Sitz der ITF zunächst nach Toronto und dann 1985 nach Wien verlegt hatte.

Die WTF hat ihren Sitz in Seoul(Südkorea), der Gründer ist Kim Un-Yong. Sie wurde 1973 als Reaktion auf die Emigration von General Choi und die parallel stattfindende Verlegung der ITF-Zentrale gegründet. Begründung dafür war, daß Taekwondo als koreanischer Nationalsport seinen Zentralsitz unbedingt in Korea haben sollte. Unter dem Dach der WTF findet das olympische Taekwondo statt, d. h. eine Teilnahme an den olympischen Spielen ist nur als Angehöriger der WTF möglich.

Stilunterschiede

Aus verbandspolitischen Gründen haben sich im Taekwondo verschiedene Stile entwickelt, auch deshalb, weil sich gerade die großen Weltverbände gezielt weiterentwickeln: vor allem die WTF versucht, den Sport publikumswirksamer und damit die Wettkämpfe attraktiver zu gestalten. Demgegenüber setzen die traditionellen Schulen auf das Althergebrachte, das sie bewahren wollen. Die Stile unterscheiden sich daher vor allem in den Formenläufen, in der Namensgebung der Techniken sowie in der Art des Wettkampfes. Die Techniken selbst sind im Grunde identisch. Hinzu kommt, dass diverse Großmeister den jeweiligen Stil ebenfalls leicht beeinflussen, was dazu führt, dass alle untergeordneten Schulen diesen Stil übernehmen. Dies betrifft vor allem bestimmte Techniken und hier insbesondere den jeweiligen Bewegungsablauf. Einige Großmeister verlangen weiche, fließende Bewegungen, andere kantig-dynamische. Auch die Ausführungsgeschwindigkeit der jeweiligen Technik unterscheidet sich oftmals.

Schreibweisen

Zur Abgrenzung musste sogar die Schreibweise des Begriffes Taekwondo herhalten. Traditionell heißt es Taekwon-Do, diese Schreibweise hat auch die ITF behalten. Die WTF schreibt den Namen "Taekwondo". Manche Schulen trennen die Silben komplett und schreiben "Tae-Kwon-Do". Auch Techniken werden manchmal unterschiedlich benannt, obwohl sie in gleicher Weise ausgeführt werden. Das resultiert vor allem darin, dass die Übersetzung der koreanischen Schreibweisen in westliche Schriften nicht ganz eindeutig ist. Daher können solche Bezeichnungen voneinander abweichen (vgl. Taekwondo-Begriffe).

Formenlauf

Formen (engl. Pattern) sind festgelegte Schritt- und Technikfolgen, sie gleichen einem Kampf gegen imaginäre Gegner und dienen vor allem der Automatisierung von Bewegungsfolgen und dem Training von passenden Atemtechniken.

Der geschichtliche Hintergrund ist angeblich, dass es früher viel zu gefährlich gewesen wäre, einen Trainingskampf gegen einen echten Gegner zu führen - bei Verletzung oder Tod hätte dies zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen (Arbeitskraft in der Landwirtschaft) und entsprechenden Racheakten der Familie des Opfers geführt.

Bei den festgelegten Bewegungsformen unterscheidet man zwischen

  • Poomse (Taeguek, Palge),
  • Hyong (die traditionellen Formen, von Choi Hong Hi zusammengestellt) und
  • Tul (von Choi Hong Hi später aus den Hyong weiterentwickelt).
Bezeichnung, Name und Relevanz der Form
Nummer Taeguek/Poomse1 Hyong/Tul2 Relevant für...
1 Il jang Chon-ji 8. Kup
2 I jang Tan-gun 7. Kup
3 Sam jang To-san 6. Kup
4 Sa jang Won-hyo 5. Kup
5 Oh jang Yul-gok 4. Kup
6 Yuk jang Chun-gun 3. Kup
7 Chil jang Toi-ge 2. Kup
8 Pal jang Hwa-rang 1. Kup
9 Koryo Chung-mu 1. Dan
10 Kumgang Gwang-gae
Po-eun
Ge-baek
2. Dan
11 Taebaek Eui-am
Choong-jang
Ko-Dang neu: Juche
3. Dan
12 Pyongwon Sam-il
Yoo-sin
Choi-yong
4. Dan
13 Sipjin Yon-gae
Ul-ji
Moon-moo
5. Dan
14 Jitae So-san
Se-jong
6. Dan
15 Chonkwon Tong-Il 7. Dan
16 Hansu 8. Dan
17 Ileyo 9. Dan

¹) Bis zum 1. Kup werden die Formen Taeguek genannt, ab dem 1. Dan dann Poomsen. Beispiel: Taeguek pal jang und Kumgang-Poomse.
²) Es gibt traditionell 20 Hyongs. Dann wurden die 20 Hyongs um weitere 4 Hyongs ergänzt, um symbolisch für die 24 Stunden am Tag auch 24 Hyongs zu haben. Die Hyong Tong-il war die 20. Hyong und wurde dann zur 24. Hyong, da sie für die Wiedervereinigung Koreas steht. Als Gen. Choi anfing die Hyongs zu verändern und sogar eine weitere Form entwickelte, um diese gegen eine andere auszutauschen, bennante er die Hyongs in Tul um.

Und welche Formen zu welchen Prüfungen abgefragt werden varriert von Verband zu Verband.

Wettkampf

Das Taekwondo hat sich von einem koreanischen Volkssport mit der Verbreitung in der Welt, der Austragung von internationalen Wettkämpfen und der Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele zu einem richtigen Wettkampfsport entwickelt.

Ein solcher Wettkampf (Freikampf) findet auf einem abgegrenzten Feld statt und wird von mehreren Schiedsrichtern beobachtet, von einem Kampfrichter geleitet. Der Wettkampf geht über wenige Minuten (olympisch drei Runden über jeweils drei Minuten), in denen die Teilnehmer versuchen müssen, Taekwondo-Techniken am Gegner anzubringen. Je nach getroffener Stelle, Trefferwirkung und Sauberkeit der Ausführung werden Punkte vergeben, bei unsportlichem Verhalten können auch Strafen vergeben werden. Die genauen Kampfordnungen unterscheiden sich von Verband zu Verband, können aber in der Regel auf den Webseiten der Verbände eingesehen werden (siehe Weblinks, unten).

Die Konsequenz dieser starken Wettkampforientierung ist, dass manchmal nur noch Techniken geübt werden, die im Wettkampf Trefferpunkte bringen. Die traditionellen Schulen besinnen sich deshalb oft auf ein Taekwondo ohne Wettkampfdruck und wollen sich nicht auf bestimmte Techniken einschränken. Dennoch finden auch hier Freikämpfe statt, allerdings stehen statt der Trefferwirkung eher die korrekte Ausführung der Technik im Vordergrund.

Neben dem Freikampf werden auch Formenturniere ausgetragen, diese Disziplin ist allerdings nicht olympisch.

Übersicht

Stil/Verband Formenbezeichnung Wettkampf
WTF Poomse Vollkontakt mit (weichem) Helm, Schutzweste, Tiefschutz, Unterarm- und Schienbeinschoner sowie je nach Altersklasse auch mit Spannschutz. Ein Zahnschutz ist optional, aber auf vielen Turnieren vorgeschrieben. Im Vordergrund stehen Fußtechniken zum Körper und Kopf. Handtechniken zum Kopf sind nicht erlaubt, bei Handtechniken zum Körper ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Ausführende einen Punkt dafür erhält. Tiefe Fußtechniken (auf die Beine) sind verboten.
ITF Tul Semikontakt mit Hand- und Fußschutz. Fußtechniken in allen Varianten und Kombinationen werden kombiniert mit realen Faustkampftechniken, auch Fauststoßtechniken zum Kopf.
"traditionell" Hyong Ohne Kontakt beziehungsweise nur Leichtkontakt, kein Schutz. Bis auf wenige potentiell sehr gefährliche Ausnahmen (zum Beispiel Handkante gegen den Hals) sind alle regulären Taekwondo-Techniken erlaubt. Man darf allerdings den Gegner dabei nicht oder nur leicht berühren, was bedeutet, dass man die Techniken sehr gut beherrschen muss, um sie kontrollieren zu können.

Taekwondo in Deutschland

Taekwondo wurde ab 1965 durch die Großmeister Choi Hong Hi und Kwon, Jae-Hwa auch im deutschsprachigen Raum verbreitet (diese Arbeit wurde später von vielen anderen koreanischen Großmeistern unterstützt und fortgesetzt, die zum Teil heute noch in Deutschland ansässig sind). Die ersten deutschen Meisterschaften fanden bereits 1967 in München statt.

Erster Bundestrainer der Sektion Taekwondo im deutschen Judo-Bund wurde Kwon, Jae-Hwa 1972.

Die Deutsche Taekwondo Union (DTU) ist Mitglied in der European Taekwondo Union (ETU) und der WTF.

Die ITF-D mit Sitz in Köln ist der deutsche Nationalverband der ITF und ist deren europäischem Verband und dem Weltverband angeschlossen. Präsident ist seit über 15 Jahren Paul Weiler, 7. Dan.

Seit dem Jahr 2003 findet in Deutschland innerhalb der DTU die Taekwondo-Bundesliga statt, die im Freikampf (olympische Disziplin) den deutschen Taekwondo-Vereinsmeister ermittelt und den Sport publikumswirksamer gestalten soll. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewann Deutschland eine Silbermedaille. Das Deutsche Nationalteam der DTU gewann 2003 zum dritten Mal in Folge die Europameisterschaften.

2003 fand die Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen statt. Ca. 1000 Teilnehmer aus über 100 Ländern nahmen daran teil. Es war nach 24 Jahren die erste Taekwondo WM, die in Deutschland ausgetragen wurde

Bekleidung

Der Kampfanzug (Dobok) ist ein Anzug aus leichtem, weißgebleichtem Leinen, der aus Jacke, Hose und Gürtel (Ty) besteht. Er ist strapazierfähig, lässt alle Bewegungen zu, und man kann bei bestimmten Techniken auch mal fest daran zupacken, ohne dass der Anzug reißt. Zur Grundbekleidung kommen ggf. noch Schutzausrüstungen für den Wettkampf hinzu (siehe oben). Jegliche Form von Schmuck (Ringe, Hals-/Fußkettchen, Armbänder/Uhren und große Ohrringe) müssen wegen der Verletzungsgefahr vor jedem Training abgelegt werden.

Die Füße bleiben unbekleidet. Ausnahmen gibt es für Sportler mit Fußverletzungen oder ähnlichem, bei Bedarf sollte man den Lehrer fragen. Spezielle Taekwondo-Schuhe gibt es zwar, doch sollten diese nur zu speziellen Anlässen (Vorführungen oder Training im Freien) getragen werden.

Im Taekwondo hat der weiße Dobok sowie der weiße Gürtel auch symbolischen Charakter. Die Farbe Weiß ist rein und kann noch leicht alle anderen Farben annehmen. Sie ist wie ein noch unbeschriebenes Blatt, völlig leer. Ein Schüler im Weißen Dobok ist vergleichbar mit einem noch leeren Glas, in das langsam neues Wissen der Meister eingegossen wird. Der Schüler sollte dieses Wissen und Können "aufsaugen", verarbeiten, um es dann erfolgreich in die Tat umzusetzen. Unabhängig von dieser Bedeutung entstand der weiße Trainingsanzug wohl ganz pragmatisch aus der Tatsache, dass Farbstoffe früher sehr teuer waren. Der Farbe der Gürtel liegt ebenfalls eine Symbolik zugrunde.

  • Der Weiße Gürtel wird von Anfängern getragen, die noch unwissend sind und dem Taekwondo offen und wissbegierig gegenüberstehen.
  • Der Gelbe Gürtel steht für fruchtbaren Erdboden, auf dem Wissen und Können gedeihen sollen.
  • Der Grüne Gürtel symbolisiert die ersten Sprößlinge und Früchte, Zeichen dafür, daß sich die Trainingsanstrengungen gelohnt haben und etwas im Schüler heranreift.
  • Der Blaue Gürtel steht für den Himmel und somit sinnbildlich für eine Grenze. Der Schüler muß nun zeigen, daß er in der Lage ist, Höheres anzustreben und auch zu erreichen.
  • Der Rote Gürtel repräsentiert eine Signalfarbe, eine Warnfarbe. Der Schüler steht kurz davor, Meister zu werden, und wird angehalten, sich noch intensiver und ausdauernder mit dem Taekwondo zu beschäftigen.
  • Schwarz und auch der "Schwarze Gürtel" ist die Farbe der Meister und nur diesen vorbehalten. Schwarz vereinigt alle anderen Farben in sich und ist somit die stärkste alle Farben. Schwarz soll auch die Autorität, das Wissen und die Erfahrung der Meister symbolisieren. Daher dürfen auch nur Dan-Träger Doboks mit einen schwarzen Revers tragen, so wie generell alle Verzierungen am Trainingsanzug in Schwarz nur den Meistern zusteht.

Jacke und Hose

Die Jacke soll das Gesäß bedecken, ihre Ärmel reichen mindestens über den halben Unterarm, höchstens bis zu den Handgelenken. Schwarzer Rand und schwarzes Revers ist nur für Danträger zulässig.

Die Hose ist so gearbeitet, dass ein seitlicher Spagat möglich ist. Sie reicht mindestens bis zur halben Wade.

An Jacke und/oder Hose können auch Verbandsabzeichen und Aufdrucke angebracht werden, das regeln die Bekleidungsordnungen der jeweiligen Verbände und Schulen.

Für die erste Schnupperstunde reicht sicher auch normale Sportbekleidung, sie sollte aber strapazierfähig sein und hohe Beinschwünge zulassen. Wenn man ernsthaft trainieren will, sollte man sich einen Dobok anschaffen.

Gürtel und Graduierungssystem

Die Graduierungs- beziehungsweise Gürtelsysteme der Kampfsportarten sind erst im 20. Jahrhundert entstanden. Aber auch schon in historischen Zeiten zeigten unterschiedliche Kleider- und Gürtelfarben verschiedene Ränge in der höfischen Hierarchie an (sowohl in Asien als auch in Europa).

Zu Beginn des modernen Taekwondo gab es nur vier Gürtelfarben: weiß, blau, rot und schwarz, die Farben der Koreanischen Flagge. Diese wurden mittlerweile ergänzt durch gelb und grün.

"Der Gürtel ist dazu da, den Anzug zusammenzuhalten!" (alte koreanische Weisheit)

Das moderne Graduierungssystem dient vor allem dazu, den Trainings- und Wissensstand zu repräsentieren. Die Aufstellung beim Taekwondo-Training wird aus praktischen Gründen im Block nach Gürtelfarben geordnet vorgenommen: rechts vorne steht der höchstgraduierte, links hinten der niedrigste Grad.

Die Gürtelgrade sind unterteilt in Schülerklasse (Kup, Zählung abwärts) und Meisterklasse (Dan bzw Poom (WTF; nur 1.-3.) bei unter 15-Jährigen, Zählung aufwärts).

Bezeichnung Gürtelfarbe
10. Kup weiß (Neueinsteiger)
9. Kup weiß oder weiß-gelb
8. Kup gelb
7. Kup gelb oder gelb-grün
6. Kup grün
5. Kup grün oder grün-blau
4. Kup blau
3. Kup blau oder blau-rot beziehungsweise blau-braun
2. Kup rot bzw. braun
1. Kup rot bzw. braun oder rot-schwarz / braun-schwarz
1. bis 9. Dan schwarz (bei Poomträgern (1. - 3. Dan) rot-schwarz längsgestreift)
10. Dan schwarz (WTF-Präsident)


Gürtelprüfungen finden meist nach festgelegten Schemata (Prüfungsordnung) statt und werden von Meistergraden abgenommen. Sie beinhalten Theoriewissen, Formenlauf und Demonstration von Techniken (abgesprochener Kampf, Freikampf, Bruchtests).

Verhalten als Taekwondo-Sportler

Taekwondo hat gewaltiges Potenzial, mit einer kleinen Unaufmerksamkeit kann man sich und andere verletzen. Der Lehrer ist für den geordneten Ablauf der Übungsstunde verantwortlich. Er kann aber nicht für lauter Einzelpersonen sorgen, die sich nicht an die Regeln halten. Deshalb müssen den Anweisungen des Lehrers unbedingt Folge geleistet werden, dazu gehört auch, dass man dem Lehrer seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Regeln

Je nach Stilrichtung, Schule oder Großmeister gibt es unterschiedlich strikte, strenge oder verbindliche Ansprüche und Anforderungen an das Benehmen oder das Verhalten der Taekwondoins während einer Trainingseinheit. Je traditioneller Taekwondo ausgeübt wird, desto strenger sind diese Regeln gefasst und desto genauer wird auch auf ihre Einhaltung geachtet. Einige Regeln gelten jedoch grundsätzlich für das Taekwondo und werden nachfolgend aufgelistet:

  • Zum Training erscheint man pünktlich und in sauberer Sportkleidung (Dobok). Hände und Füße sind gewaschen, Finger- und Fußnägel sind kurz gehalten, um Verletzungen vorzubeugen.
  • Während einer Trainingseinheit darf nicht getrunken oder gegessen werden. Kaugummi kauen oder eine Rauchpause sind ebenfalls nicht gestattet. Die gesamte Aufmerksamkeit soll dem Lehrer beziehungsweise dem Übungspartner gewidmet sein.
  • Während einer Trainingseinheit sollte der Trainingsbereich möglichst nicht verlassen werden. Auf die Toilette sollte man vor Beginn des Trainings gehen. In dringenden Fällen meldet man sich beim Lehrer ab, doch sollte bedacht werden, dass jede Unterbrechung den Unterricht insgesamt stört, den eigenen Körper wieder auskühlen lässt und somit Verletzungsgefahr birgt. Außerdem können so Dreck, Steinchen oder Splitter aus dem Gangbereich auf die Trainingsfläche gebracht werden, was ebenfalls zu Problemen führen kann, da viele barfuß trainieren.
  • Bevor das Training beginnt, stellen sich die Schüler vor dem Meister in einer fest vorgegebenen Reihefolge gemäß ihrer Graduierung auf. Der höchste Grad steht dabei immer vorne rechts.
  • Das Training beginnt, wenn der Lehrer den Befehl zur Aufstellung gibt. Üblicherweise wird der Trainer vom ersten Schüler (vorne rechts) auf koreanisch gegrüßt, dann verbeugt sich die Gruppe zum Lehrer und der Lehrer zur Gruppe hin. Einige Schulen legen Wert darauf, dass beim Begrüßungszeremoniell zusätzlich die Fahne Koreas gegrüßt wird.
  • Beim Training darf nicht geschwatzt oder laut gelacht werden. Die Kommandos des Lehrers müssen jederzeit verstanden werden können und müssen auch befolgt werden.
  • Nur der Lehrer oder hohe Graduierungen dürfen anderen Schülern Techniken beibringen oder die Schüler korrigieren. Damit wird sichergestellt, dass die Techniken richtig gelernt werden und sich keine Unsauberkeiten einschleichen. Dies gilt besonders für den Formenlauf, da sich sonst schnell falsche Bewegungsabläufe verbreiten können.
  • Angriffe gegeneinander, Bruchtests, Übungen mit Waffen (z. B. bei Selbstverteidigung) oder andere schwierige Übungen dürfen nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Lehrers unter dessen Beobachtung durchgeführt werden. Ansonsten ist die Verletzungsgefahr zu groß.
  • Befiehlt der Lehrer Übungsabbruch (Kommando Gumahn oder Paro), müssen alle Übungen sofort beendet werden.

Zeremoniell und Respekt

Respekt und Formwahrung ist gerade in Asien selbstverständlicher Inhalt des täglichen Lebens. So auch beim Taekwondo.

Ein hervorstechendes Merkmal dieses Zeremoniells ist das Verneigen: Mit der Verneigung wird nicht nur Respekt vor dem Lehrer und dem Übungspartner ausgedrückt, sie dient vor allem der Sammlung und Konzentration. Sie sollte bewusst geschehen, denn sie zeigt an, dass man sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert. Konzentration ist ein wesentliches Element im Taekwondo, sie ermöglicht komplexe Bewegungsabläufe und stellt sicher, dass der Partner nicht versehentlich verletzt wird.

Mit dem Gruß bestätigt man, dass man die Alltagssorgen abstreift, sich auf die bevorstehende Übung konzentriert. Es signalisiert dem Partner, dass man ihn als Person respektiert und darauf achten wird, fair und ohne Gefahr mit ihm zu üben.

"Der Edle verneigt sich, aber beugt sich nicht." (Konfuzius) 

Man verneigt sich in der Regel

  • beim Betreten und Verlassen des Übungsraums: Damit übertritt man ganz bewusst auch geistig die Schwelle vom Alltag zum Training und umgekehrt. Wenn Landesfahnen aufgehängt sind (z. B. bei Prüfungen die koreanische neben der nationalen) begrüßt man auch die Fahnen, um dem Ursprungs- und Gastgeberland Respekt zu zeigen.
  • zu Beginn und Ende der Übungsstunde: Schüler und Lehrer bekunden gegenseitigen Respekt und versichern sich ihrer Konzentration auf die Übungen.
  • vor und nach Partnerübungen: Damit signalisieren sich die Partner, dass sie alle Aufmerksamkeit in die Ausübung der Technik legen, so dass der Partner nicht gefährdet wird.
  • vor und nach einem Bruchtest: Taekwondo ist zur Verteidigung gedacht und nicht zum Zerstören. Da beim Bruchtest etwas zerstört werden soll (zum Beispiel ein Holzbrett), fragt der Übende mit der Verneigung gegenüber dem Lehrer oder Prüfer um Erlaubnis nach, ausnahmsweise etwas zerstören zu dürfen.

Die Verneigung wird meist mit dem Kommando Cha Ryut (Achtung!) vorbereitet (Füße nebeneinander im Moa Sogi, Fäuste am gestreckten Arm leicht neben dem Körper, Gegenüber ansehen) und mit dem Kommando Kyong Ye (grüßen, verneigen) eingeleitet (Oberkörper beugt sich 45° vor, Arme mit den Fäusten werden leicht angewinkelt).

"Fremdartiges Zeremoniell" oder "Sportliche Etikette"?

Kulturelle Einblicke eines Großmeisters

Großmeister Song Chae-Yong berichtete in einem Interview 1987 über seine Anfänge als Taekwondo-Lehrer in München und die Unterschiede der Kulturen (aus "Taekwon-Do im Westen", Mönchseulen-Verlag, 1989):

[...]
So habe ich Taekwon-Do an der Volkshochschule gemacht, im Herbst 1972. Damals habe ich viele Fehler gemacht. Ich wollte original Taekwon-Do zeigen und habe ein hartes Training gemacht. Die Leute konnten das aber nicht durchstehen. Ich wollte Taekwon-Do so weitergeben, wie ich es von meinem Lehrer gelernt hatte, auf die gleiche Art, aber die Leute konnten das nicht vertragen und sind immer wieder weggegangen. Daraufhin habe ich das Training milder gemacht.
[...]
Bei uns ist das etwas anderes gewesen. Disziplin ist sehr hart in Korea und besonders ein Judo- oder Taekwon-Do-Trainer gilt als Respektsperson. Man sagt Sahbum-Nim zu einem Meister in den Budo-Sportarten. Wenn also ein Sahbum-Nim das Training leitet, das ist dann vollkommen akzeptiert, was der macht, niemand kann etwas dagegen sagen. Ich habe mich das hier nicht getraut. In Korea ist Sahbum-Nim ein Begriff, aber nicht in Europa, hier denken die Leute: Ach, das ist ja nur ein Trainer! Damals haben wir in Korea streng mit Meditation das Training angefangen, aber ich habe befürchtet, daß die Leute hier das nicht wissen, daß sie es komisch finden, einfach so zu sitzen, mit geschlossenen Augen. In Korea durfte man im Übungsraum, im Dojang, nicht sprechen, man durfte nicht einmal die Zähne zeigen. Man achtete sogar darauf, nicht auf den Schatten des Lehrers zu treten. Ein Lehrer ist für uns eine absolute Respektsperson. Als ich hier in München an einem Gymnasium ein Praktikum machte für mein Diplom als Deutschlehrer, da war ich überrascht von der Atmosphäre des Unterrichts. Das kannte ich nicht. Das waren Schüler der 9. Klasse und die waren natürlich sehr frech. Am Schluss der Stunde packten sie einfach ihre Sachen und rannten weg, ohne zu grüßen. So etwas gibt es in Korea nicht.
[...]
Ein Lehrer ist grundsätzlich eine Respektsperson, also auch ein Sahbum-Nim. Vielleicht hat man aber auch Angst vor ihm, denn er ist ein Do-in, also nicht nur ein charakterlich, sondern auch ein körperlich geschulter Mann. Man fürchtet ihn also auch ein wenig. Für Japaner, Koreaner, Chinesen ist ein Sahbum-Nim ein Begriff, den die sofort verstehen. ..... Was er sagt, das haben wir ohne Kritik angenommen. Wir hätten nie gewagt "Warum?" zu sagen.

Zeremoniell im "Westen"

Gerade asiatische Kampfsportarten gelten meist als Inbegriff des Zeremoniellen. Viele Europäer oder "normale" Sportler machen sich darüber lustig oder finden es unangenehm, sehen vielleicht sogar religiöse oder sektiererische Hintergründe.

Neben den praktischen Aspekten (z. B. Verneigung als Signal, sich auf den Partner zu konzentrieren und ihm keine Verletzungen zuzufügen) gibt es aber auch eine andere interessante Sichtweise: So unbekannt, wie man in Europa immer annimmt, sind Höflichkeitsregeln nämlich gar nicht, wie Beispiele aus typisch europäischen Sportarten zeigen:

  • Beim Reitsport ist das formale Grüßen des Schiedsgerichts durch den Reiter streng vorgeschrieben und führt bei Nichtbeachtung zur Disqualifikation.
  • Bei typisch europäischen Schwertsportarten (zum Beispiel Fechten) wird ebenfalls formal gegrüßt, mit genau festgelegten Abläufen (zum Beispiel das Führen des Floretts zum Gesichtsschutz).

Der Hang zu mystischen Interpretationen und Bedeutungen mag im asiatischen Kulturraum sehr ausgeprägt sein, jedoch sind auch asiatische Beobachter beeindruckt von der Hingabe (inklusive dem Sammeln von symbolischen Gegenständen und Zeichen) der europäischen Fußballfans.


Einschränkungen

  • Die hohen Bein-Techniken des Taekwondo können langfristig zu Hüftschäden führen.
  • Abhärten von Haut und Knochen durch entsprechende Maßnahmen (Schlagtraining usw.) können auf Dauer schaden.
  • Manche Techniken, die mit bloßem Fuß getreten werden, würden in einem Ernstfall mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Bruch des Fußgelenkes oder der Zehen führen. Sie dürfen, wenn überhaupt, dann nur mit Schuhen angewendet werden.
  • Ein großer Teil der Techniken ist im Ernstfall nicht anwendbar, sondern hat mehr traditionellen Charakter bzw. dient der Bewegungsschulung.
  • Im Ernstfall (Selbstverteidigung) sollte bei der Anwendung einer Beintechnik der erste Tritt sitzen und den Gegner kampfunfähig machen, denn Tritte sind, wenn sie nicht optimal ausgeführt werden, durch den längeren Weg langsamer als Armtechniken und öffnen die eigene Deckung. Wenn der Gegner gut im Parieren mit inneren Techniken ist, kann er den Tritt abfangen und kontern.

Weiterführende Informationen

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International

Europa

Deutschland

Geschichte des Taekwondo

Literatur

Siehe auch