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Omnibus

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Routemaster in London
MAN-Gelenkbus in München

Omnibus (v. lat. omnibus = "für alle"; über frz.: voiture omnibus = "Fahrzeug für alle") auch kurz als Bus oder in Deutschland amtlich als Kraftomnibus (KOM) bezeichnet. In Österreich und in der Schweiz wird er meist als Autobus bezeichnet.

Zu dieser Fahrzeuggruppe gehören große Straßenfahrzeuge, die dem Transport zahlreicher Personen dienen, z. B. im Öffentlichen Personennahverkehr.

Technik

Bus mit Schülern in Bangkok

Der Antrieb erfolgt heute meist mit einem Dieselmotor oder Gasmotor; bei elektrischem Antrieb per Oberleitung spricht man von einem O-Bus oder Trolleybus. Wasserstoffantrieb per Brennstoffzelle wird z.Z. weltweit erprobt; schon früher wurden alternative Antriebskonzepte wie Hybrid- oder reiner Batterie-Elektrobetrieb erprobt, u.a. auch mit Energieversorgung aus Schwungradspeichern (Gyrobus).

Busse haben heute fast ausnahmslos Heckmotor und Hinterachsantrieb. Der Motor ist dabei meist liegend und unterflur angeordnet. Bei Niederflurbussen kommen auch stehende Motoren vor; in jedem Fall ragt bei ihnen der Motor immer mehr oder weniger in den Heckbereich und fordert dort eine andere Sitzanordnung.

Generell sind Busse im Vergleich zu Lkw ähnlicher Größe wesentlich leichter, so dass bei Reisebussen häufig einfache 6-Gang-Schaltgetriebe Schaltgetriebe, häufig mit irgend einer Form von kraftunterstützter Schaltung und/oder automatischer Kupplung, ausreichen. Bei Stadtbussen werden inzwischen durchgängig Automatikgetriebe mit Drehmomentwandler eingesetzt, da die Automatik ohne Zugkraftunterbrechung einen etwas besseren Fahrkomfort für die stehenden Fahrgäste bietet.

Beim Aufbau der Karosserie gibt es zwei Konzepte:

  • Die klassische Lkw-Bauweise besteht aus einem Längsträger, der wiederum den Antriebstrang mit Motor, Räder und Bremsanlage trägt. Darauf sitzt der Aufbau mit dem Fahrgastraum.
  • Kleine Busse und einige Hersteller von Reisebussen setzen auf selbsttragende Karosserien wie im Pkw-Bau. Zu den Anbietern von großen Bussen gehört z.B. Kässbohrer mit der 'SETRA' Baureihe.

Das Fahrwerk von Reisebussen besitzt an der Vorderachse häufig eine Einzelradaufhängung. Die Hinterachse ist in der Regel starr. Linienbusse besitzen starre Vorder- und Hinterachsen.

Es gibt Bestrebungen die Vorteile von Bussen (wenig Infrastruktur) und die Vorteile von Straßenbahnen (Komfort, Kapazität) zu vereinigen. Dies findet sich hauptsächlich in Frankreich, wo zahlreiche verschiedene Systeme zwischen der Definition Bus und Straßenbahn fahren. Inzwischen gibt es dies auch in Deutschland.

West-Berliner Doppelstockbus Büssing DF 64 von 1965
  • Linienbusse
    • Niederflurbusse für Stadtlinienverkehre ÖPNV
    • Standardbus als Überlandlinienbus
    • Kleinbus für den (evtl. bedarfsgesteuerten) ÖPNV in ländlichen Gebieten
    • Behindertenbusse
    • Gelenkbusse für großen Personenzahlen auf kurzen Linienstrecken
    • Doppelstockbusse für den Stadtlinienverkehr
    • Komfort- und Kapazitätserhöhende Road Trains/ Auto-Tram
  • Reisebusse (z.T. mit Schlafkabine)
    • Standardreisebusse ohne Toilette für Mietbusfahrten
    • Kleinbusse für kleine Gruppen und Kindergartenfahrten
    • Komfortbus für Gruppenreisen und Programmfahrten
    • Luxusbusse mit großen Sitzabständen und Luxusausstattung, wie z.B. Liegesitze, Barbereich usw. (Bistrobusse)
  • Kombibusse für Überlandlinienverkehre und Mietbusfahrten
Doppelgelenkbus von Van Hool (Länge: 24,80 m)

Stadtbusse sind generell mit weniger und weniger komfortableren Sitzen, dafür mit zahlreichen Haltestangen für stehende Fahrgäste sowie mit Mehrzweckräumen (für Kinderwagen und Rollstühle) versehen. Für Linien mit großem Fahrgastaufkommen werden Doppelstockbusse oder Gelenkbusse eingesetzt. Doppelstöckige Gelenkfahrzeuge sind äußerst rar. Ein bekannter Typ ist der Neoplan Jumbocruiser. Doppelgelenkbusse werden zur Zeit erprobt.

Größere Busse, darunter alle Gelenkfahrzeuge, haben generell drei Achsen. Bei starren Fahrzeugen ist dabei einfach die Hinterachse verdoppelt, bei Gelenkfahrzeugen liegt die Mittelachse vor dem Gelenk. Die Hinterachse und oft auch das Gelenk wirken bei der Lenkung mit.

Historische Bauarten

Erster Benzin-Omnibus der Welt gefahren durch Karl Otto aus Nauholz
Ein alter MB O 3500 - hier als Nostalgiebus auf Borkum im Einsatz
Sattelzugomnibus in Havanna, sog. Camello.

In den 1930er Jahren waren Sattelzugomnibusse üblich, z.B. Büssing Typ SS und Typ DS. Heute werden Sattelzugomnibusse als kubanische Eigenentwicklung in der Hauptstadt Havanna als öffentliches Nahverkehrsmittel eingesetzt. Wegen ihrer Bauform mit abgesenktem Einstiegsbereich in der Mitte des Auflegers werden sie Camello (dt. Kamel) genannt. In den Anfängen der Bustechnik wurden die Fahrzeuge mit Frontmotor als Langschnauzer gebaut (z.B. Mercedes-Benz O 3500 aus den 1950er Jahren, 6 Zylinder Motor mit 90PS) und es gab auch offene Fahrzeuge. Büssing baute in den 1960er Jahren Einheinhalbdecker.

In den 1950er Jahren waren in Deutschland vereinzelt Schienen-Straßen-Omnibusse üblich, die als Zweiwegefahrzeuge sowohl auf der Straße, wie auf Schienenstrecken verkehren konnten.

Geschichte

1827 wurde der Dampfomnibus in England erfunden.

Der erste kraftstoffbetriebene Linienverkehr mit einem Bus fand am 18. März 1895 zwischen Siegen und Netphen statt und wurde von der Netphener Omnibusgesellschaft durchgeführt. Für den Betrieb der Linie wurde ein Gefährt mit dem Namen "Landauer" eingesetzt, welches tatsächlich mehr Ähnlichkeit mit der gleichnamigen Kutsche, als mit einem modernen Bus hatte. Dieser erste Omnibus der Welt wurde ab 1895, also noch ein Jahr vor den ersten Lastkraftwagen, in Handarbeit im Familienbetrieb des Automobil-Pioniers Carl Benz gebaut und verfügte über acht Sitze und einen Motor mit 5 PS. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 15 km/h, so dass er die Strecke zwischen Siegen und Nephten in einer Stunde und 20 Minuten bewältigte. Die Fahrt kostete die für damalige Verhältnisse hohe Summe von 70 Pfennigen. Aufgrund der geringen Belastbarkeit der ersten Benz-Busse musste der Omnibusbetrieb im Siegerland jedoch noch vor dem Ablauf des Jahres schon wieder eingestellt werden. Trotz dieses Rückschlags entstanden, durch ständige Verbesserung der Fahrzeugtechnik, in den Folgejahren weltweit immer neue Linienverbindungen.

Mercedes Benz O 307

In den 1960ern begann in Deutschland eine Vereinheitlichung der Bustypen durch den Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV), der in Zusammenarbeit mit einigen Verkehrsbetrieben Prototypen für Standard-Linienbusse entwickelte, die dann von mehreren Herstellern adaptiert wurden.

Der Erste Prototyp VÖV I führte ab 1968 zur Produktion beispielsweise des Daimler-Benz O 305, MAN SL 200, Ikarus 190 und Büssing 110SL.

Der VÖV II als Nachfolger des VÖV I hatte als Ziel der Entwicklung einen niedrigeren Fahrzeugboden und dadurch eine niedrigere Einstiegshöhe. Aus den zwischen 1976 und 1978 erprobten Prototypen S 80 entwickelten sich beispielsweise der Mercedes Benz O 405 und MAN SL 202.

Mercedes-Benz O 405 N2

Mit dem VÖV III wurde ein Niederflur-Bus entwickelt, der die Grundlage für beispielsweise den Mercedes Benz O 405 N oder den MAN NL 202 bildete.

In den letzten Jahren wurde das Konzept der Spurbusse wieder aufgegriffen. Die Entwicklungen beispielsweise des französischen CiVis, des Twisto in Caen oder der AutoTram® des Fraunhofer-Institut sind eine Mischung von Fahrzeugen, die äußerlich den Straßenbahnen ähneln, aber auf Gummireifen fahren und mittels unterschiedlicher Systeme automatisch auf einer vorgegebenen Spur geführt werden können.

Verkehrsarten

Es gibt verschiedene Formen des Omnibusverkehrs, deren Anforderungen die Bauart des Fahrzeugs bestimmen:

  • Reiseverkehre
    • Mietbusverkehre
    • Gruppenreisen
    • Programmfahrten

Bedeutung

In dünnbesiedelten Gegenden hat der Omnibus die früher üblichen Kleinbahnen ersetzt, in vielen Städten hat er die Straßenbahn verdrängt.

Regionalspezifisches

In Österreich wird der Begriff Omnibus kaum verwendet. Stattdessen wird entweder das Wort Autobus oder kurz Bus benutzt. Auch in der Schweiz wird nur das Wort Bus im Stadt- und Regionalverkehr verwendet. Für den Typ des Reisebusses wird in der Schweiz hingegen der französische Begriff der Car benutzt.

Modelle

Rechtliches in Deutschland

  • Rechtlich wird als Kraftomnibus (Kom) ein zur Beförderung von Personen bestimmtes Kraftfahrzeug mit mehr als 8 Fahrgastplätzen (ohne den Fahrer) definiert.
  • Für einen Kom gilt auf Landstraße und Autobahn eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Busse, bei denen die Fahrgäste während der Beförderung stehen dürfen, unterliegen besonderen Geschwindigkeitsbeschränkungen (max. 60 km/h). Omnibusse dürfen mit einer Ausnahmegenehmigung, wenn die Anforderungen des §18StVO erfüllt werden auch auf Bundesautobahnen 100 km/h fahren, dies wird durch ein 100 Schild (mit Zulassungsplakette) am Heck des Fahrzeuges gekennzeichnet.
  • Zum Führen eines Kraftomnibusses ist eine besondere Fahrerlaubnis erforderlich, die nach den aktuellen Führerscheinregelungen in der EU als Klasse D oder D1 bezeichnet werden und mit der Klasse E (Anhänger) kombiniert werden können. Der D-Schein erfordert alle 5 Jahre eine neue amtliche Gesundheitsprüfung.
  • Kraftfahrzeuge, die als Kraftomnibusse zugelassen sind, unterliegen regelmäßigen Untersuchungen, z. B. jährliche Hauptuntersuchung ("TÜV") und vierteljährliche Sicherheitsprüfung (siehe dazu § 29 StVZO). Beispiel: Funktions und Sichtprüfung der Bremsen und Lenkung, aber auch Schließkraftmessung der sich automatisch schließenden Türen.
  • Im normalen Straßenverkehr stehen Kraftomnibussen ähnliche Rechte zu, wie Personenkraftwagen, z. B. wenn es um Überholverbote für LKW geht.

Mietomnibus

Mietomnibus ist ein Begriff aus dem Personenbeförderungsgesetz (§ 49 Abs. 1 PBefG). Unter Verkehr mit Mietomnibus versteht man eine Form des Gelegenheitsverkehr mit Kraftfahrzeugen, welche durch ein Verkehrsunternehmen angeboten werden kann, jedoch Ziel, Zweck und Ablauf der Fahrt der Mieter (Fahrgast) bestimmt. Wichtiges Kriterium ist, dass der Mietomnibus vom Fahrgast im ganzen angemietet wird. Mieter kann auch ein zusammengehöriger Personenkreis sein, welcher über Ziel und Ablauf der Fahrt einig sein muss (z.B. Schulklassen, Vereine, etc.). Mietomnibusse dürfen sich nicht auf öffentlichen Straßen und Plätze zum Zweck der Fahrgastaufnahme bereithalten.

Der Gelegenheitsverkehr mit Mietomnibus ist erlaubnispflichtig und bedarf einer Genehmigung der zuständigen Verkehrsbehörde.

Für den Mietomnibusverkehr gelten auch die Bestimmungen der BOKraft.

Siehe auch

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