Kolonialpolitik Bismarcks
Die deutsche Kolonialpolitik Bismarcks begann erst 1884. Die Kolonialpolitik der europäischen Großmächte entstand schon um ca. 1881, es wurden einige Kolonien im offiziellen Sprachgebrauch unterstützt und beschützt, faktisch aber fast erworben. Großbritannien mit dem Erwerb von Ägypten und Frankreich mit Tunesien lösten eine Welle kolonialpolitischer Unternehmen aus. Der Erwerb einzelner Kolonien bedeutete für die Großmächte mehr Stützpunkte für Militär und Handel.
Allerdings traten durch den Erwerb der einzelnen Kolonien auch Spannungen zwischen den Großmächtern auf. Seit 1883 gab es Streit zwischen Großbritannien und Frankreich, da beide das Gebiet um den Sudan besetzten. Großbritannien hatte aber auch Probleme mit Russland wegen des afghanischen Grenzgebietes.
Zu diesem Zeitpunkte beteiligte sich dann auch das Deutsche Reich unter der Führung Bismarck an der Kolonialpolitik. Im April 1884 stellt Bismarck das Gebiet des Bremer Kaufmannes an der Bucht von Angara Pequena in Südwestafrika unter Schutz. Im Ferbuar 1885 wurde für das Gebiet von Carl Peters in Ostafrika ein kaiserlicher Schutzbrief ausgestellt.
Der Eintritt in die Kolonialpolitik war etwas völlig neues in der deutschen Geschichte. In den 1870er Jahren bestand weder bei Bismarck noch beim deutschen Volk ein Interesse, an der Kolonialpolitik teil zunehmen.
Doch als Bismarck 1884 den privaten kolonialpolitischen Unternehmungen Schutz gewährleistete, leiteten ihn zwei Motive: Er wollte (ohne den Reichsetat zu belasten) mehr Stützpunkte für den deutschen Handel erreichen und dem Volk wieder eine große nationale Aufgabe geben.
Der deutsche Vorstoß in der Kolonialpolitik hatte zur Folge, dass es nun auch Spannungen mit den übrigen Kolonialmächten gab. Großbritannien versuchte dem Erwerb von Kolonien durch Deutschland einen Riegel vorzuschieben. Deutschland versuchte seinerseits , Großbritannien zu isolieren und durch die neue Freundschaft zu Frankreich unter Druck zu setzen. Er wollte aber keinen Bruch in der Beziehung zu 'Frankreich.
Ende 1885 stellte Bismarck die aktive Kolonialpolitik ein, da England nicht mehr völlig isoliert von den anderen Großmächter war. England hatte über die afghanische Grenze Kontakt zu Russland aufgenommen. Bismarck wusste, dass er zwischen und gegen diese zwei Großmächte keine Chance hatte.
Zu den deutschen Schutzgebieten gehörten:
- Deutsch-Ostafrika (heute Tansania)
- Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia)
- Kaiser-Wilhelms-Land (auf Neuguinea)
- Kiau-Tschou (1897-1918 von China gepachtet)
- Marshall-Inseln (Pazifischer Ozean)
- Nördliche Salomonen (siehe Salomonen)
- Kamerun
- Togo
- zwei Inselgruppen vor Neuginea