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Andō Rikichi

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General Andō 1940

Andō Rikichi (jap. 安藤 利吉; * 3. April 1884 in der Präfektur Miyagi; † 19. April 1946 in Shanghai) war ein General der Kaiserlich Japanischen Armee und der 19. und letzte Generalgouverneur der japanischen Kolonie Taiwan.

Frühe Karriere

Andō schloss 1904, im gleichen Jahrgang wie der später bekannte General Doihara Kenji die Kaiserliche Heeresakademie ab.

Von 1924–1925 diente er als Ausbilder in der japanischen Heereshochschule. Anschließend war er von 1925–1927 als Militärattaché in Britisch-Indien eingesetzt. Nach Japan zurückgekehrt, diente er in verschiedenen Abteilungen des japanischen Generalstabs, bevor er 1928 mit einem Feldkommando über das 13. Infanterieregiment betraut wurde. 1930 wurde er Kommandeur der 5. Division.

Von 1931–1932 kehrte er nochmals in den Generalstab zurück und dienste dort als Chef der Abteilung der Militärverwaltung des Heeres. Im Anschluss wurde er von 1932–1934 nochmals als Militärattaché eingesetzt, dieses mal jedoch im Vereinigten Königreich selbst. Nach seiner Rückkehr wurde der Kommandant der Heeresinfanterieschule Toyama und zeitlich Befehlshaber der 5. Unabhängigen Garnisonseinheit. Von 1937–1938 war er Generalinspekteur der Militärausbildung.

China und die Besetzung Indochinas

Nach Ausbruch des Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieges übernahm Andō 1938 erneut das Kommando über die 5. Division, welche sich in China im Einsatz befand. Später im selben Jahr erhielt er den Oberbefehl über die 21. Armee, welche 1939 der Regionalarmee Südchina unterstellt wurde. Diese hatte hauptsächlich Garnisonsaufgaben, um die japanisch besetzten Provinzen Guangdong und Guangxi zu kontrollieren.

Noch während Japan mit dem Vichy-Regime nach der Niederlage Frankreichs im Westfeldzug über den Zugang zu Flugfeldern und Häfen in Französisch-Indochina verhandelte, ergriff Andō eigenmächtig die Initiative. Ohne Absprache mit seinen Vorgesetzten befahl er seinen Truppen, die Grenze zu überschreiten und die französischen Gebiete, wenn nötig unter Anwendung von Gewalt, zu besetzen. Obwohl sowohl die militärischen als auch politischen Führer Japans außer sich waren, kamen sie bei gemeinsamen Beratungen zu dem Schluss, dass ein Rückzug der Truppen nun nicht mehr möglich sei, da es so offenkundig würde, dass sie ihre Generäle nicht unter Kontrolle hatten. Die nun folgende Invasion Indochinas verschärfte die diplomatischen Beziehungen zum Westen, besonders zu den Vereinigten Staaten und führte mit zum amerikanischen Ölembargo gegen Japan, welches den Angriff auf Pearl Harbor provizierte.[1] Als Bestrafung für sein eigenmächtiges Verhalten wurde Andō am 9. Februar 1941 nach Tokio zurück gerufen und zwangsweise in den Ruhestand versetzt.

General Andō (links) kapituliert förmlich vor dem chinesischen General Chen (rechts)

Taiwan

Ende 1941 jedoch wurde Andō aus dem Ruhestand zurückgerufen und zum vollwertigen General befördert und nach Taiwan entsandt, wo er am 6. November den Oberbefehl über die japanische Taiwanarmee übernahm. Am 22. September 1944 wurde diese der 10. Regionalarmee unterstellt, die zusätzliche Miliz– und Reservetruppen auf Taiwan für den Fall einer alliierten Invasion aufstellte. Andō übernahm auch über diese den Oberbefehl und behielt ihn bis zur Kapitulation der japanischen Truppen auf der Insel. Am 30. September 1944 wurde er zusätzlich zum 19. und letzten Generalgouverneur des japanisch besetzten Taiwan.[2] Nach der Kapitulation Japans löste die 10. Regionalarmee sich bis zum September 1945 selbstständig auf.[3] Andō und sein Stab ergaben sich am 25. Oktober 1945 dem auf Taiwan gelandeten chinesischen General Chen Yi.[4]

Nach seiner Gefangennahme wurde Andō nach Shanghai auf dem chinesischen Festland gebracht, wo man plante, ihn wegen Kriegsverbrechen während seiner Zeit in China anzuklagen. Andō entzog sich der Anklage jedoch durch Selbstmord, indem er im Gefängnis Gift nahm, als er von den Vorwürfen hörte.

Quellen

Literatur

  • Richard Fuller: Shokan. Hirohito’s Samurai. Arms and Armor, London 1992, ISBN 1-85409-151-4.
  • Shih-Shan Henry Tsai: Lee Teng-hui and Taiwan’s Quest for Identity. Palgrave Macmillan, 2005, ISBN 1-4039-7056-4.

Einzelnachweise

  1. Biographies: Page 2 (Ando--Babington-Smith). In: WW2: Your World War II Resource. Abgerufen am 14. Juni 2010 (englisch).
  2. Marcus Wendel: Governor-General of Taiwan (Japan). In: Axis History Factbook. Abgerufen am 14. Juni 2010 (englisch).
  3. Marcus Wendel: 10. Area Army (Japan). In: Axis History Factbook. Abgerufen am 14. Juni 2010 (englisch).
  4. C. Peter Chen: Trip to Taipei, 5 Nov 2006. In: World War II Database. Abgerufen am 14. Juni 2010 (englisch).