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Zasenbeck

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Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde Zasenbeck ist ein Stadtteil von Wittingen im Landkreis Gifhorn in Niedersachsen. Er liegt an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt sowie an der Bundesstraße 244 zwischen den Orten Brome und Wittingen.

Das Ortsbild prägen die sorgfältig und aufwändig renovierte Feldsteinkirche von 1305[1] sowie zahlreiche jahrhundertealte Eichen und zweigeschossige Bauernhäuser zu beiden Seiten der Dorfstraße. Zasenbeck erhielt im Wettbewerb des Landkreises Gifhorn „Unser Dorf soll schöner werden“ mehrmals den zweiten, im Jahr 2002 sogar den ersten Preis.

Die Bedeutung des Ortsnamens erschließt sich aus den Varianten in alten Urkunden, zum Beispiel Sasbeke (1330/52), Tom Tzasbeke (1450 Winsener Schatzregister),[2] Sasßbecke (1488) und Sasembecke (1600). Der Hauptbestandteil des Namens sas leitet sich von dem Verb sassen = sich niederlassen bzw. dem Substantiv sasz[3] ab, so dass Sas-em-Becke, also Zasenbeck, die „Siedlung am Bach“ bedeutet.

Geografie

Die Gemarkung liegt auf der leicht gewölbten Talsandfläche des Ohretales zwischen Ohre und Flöße. Das Dorf erstreckt sich mit seinem Kern auf einem flachen, in die Ohreaue vorspringenden Sporn.[4] Die Ohre, rund 500 Meter entfernt, markierte hier die innerdeutsche Grenze. Das Dorf hatte 2010 insgesamt 373 Einwohner, 111 Haushalte, 17 gewerbliche und einen landwirtschaftlichen Betrieb.[5]

Geschichte

Zasenbeck in der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1779

Jungsteinzeitliche und teilweise bronzezeitliche Funde in der Gemarkung deuten auf eine frühe Besiedlung. Zasenbeck gehört zu den -beke-Siedlungen der älteren Rodeperiode (5.–8. Jahrhundert n. Chr.)[6]. Der Ort gestaltete sich schon früh zum Sackgassen- oder Angerdorf mit nur einem Ausgang nach Westen in Richtung Postweg, der noch heute als Feldweg Wittingen und Brome verbindet. Wie der nebenstehende Kartenausschnitt aus der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1779 zeigt, führten zum Beispiel zu den Nachbardörfern Hanum und Ohrdorf nur Fußwege.

1303 wird Zasenbeck zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Herzog Otto der Strenge von Lüneburg das Dorf erwarb. Die Feldsteinkirche lässt sich anhand von Kirchenbüchern bis 1305 zurückverfolgen. Sie ist mit Sicherheit älter und stammt aus dem 12. bis 13. Jahrhundert. Turm und Fachwerk sind von 1821.

1534, in der Reformationszeit, wurde Zasenbeck von Wittingen getrennt und zu einer eigenständigen Parochie erhoben. Ein Ackerhof wurde zum Pfarrhof umgewandelt. Der erste lutherische Geistliche dort hieß Hinrich Pinsul.[7] 1636 und 1638, im Dreißigjährigen Krieg, raubten sächsische Reiter die Kirche aus. 1644 ruinierten schwedische Reiter das Pfarramt.[7]

Von 1315 bis 1859 gehörte Zasenbeck zum Amt Knesebeck, das die Herzöge im 14. Jahrhundert zu einem Verwaltungszentrum im Fürstentum Lüneburg entwickelt hatten. Unterbrochen wurde diese lange Periode nur von 1810 bis 1813, als während der kurzen napoleonischen Zeit des Königreichs Westphalen unter König Jérôme Bonaparte, Napoléons jüngstem Bruder, Zasenbeck dem Canton Wittingen zugeordnet war. Im Verlauf der Verkoppelung von 1842/53[8] wurden die Straßen zu den Nachbardörfern Plastau, Ohrdorf und Hanum gebaut. Zasenbeck verlor dadurch den Charakter eines reinen Sackgassendorfes.

Am 1. Juli 1859 wurden die Ämter Knesebeck und Isenhagen zum Amt Isenhagen vereint. Am 1. April 1885, bei der Einführung der preußischen Kreisverfassung, entstanden daraus die Kreise Isenhagen und Gifhorn, und Zasenbeck gehörte nun fast 50 Jahre zum Kreis Isenhagen. Aufgrund der Kreisreform von 1932 wurden die beiden Kreise am 1. April 1933 wieder zum Kreis Gifhorn zusammengeschlossen.

1866, nach dem Ende des Deutschen Krieges, annektierte Preußen das Königreich Hannover. Zasenbeck lag nun in der Provinz Hannover: Aus den Welfen waren Preußen geworden. Die Ohre bildete die Grenze zur Provinz Sachsen.

Nachdem ab 1909 die Kleinbahnstrecke Wittingen-Oebisfelde auch über Zasenbeck führte, wurde der Ort am 1. Oktober 1911 Eisenbahnknotenpunkt. Die damalige Kleinbahn-AG Bismark-Gardelegen-Wittingen eröffnete einen 16 Kilometer langen Abzweig nach Rohrberg, wo die Strecke an die Strecke DiesdorfBeetzendorf der selben Gesellschaft anschloss. Zasenbeck hatte zwei Bahnsteige und war eine Umsteigestation.

1913, in Zasenbeck eröffnet Julius Stammer einen Kolonialwarenladen mit angeschlossener Bäckerei.[9]

Weder im Ersten Weltkrieg noch im Zweiten Weltkrieg erlitt Zasenbeck materielle Zerstörungen. In beiden Kriegen kamen aber viele Soldaten aus Zasenbeck ums Leben. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs überflogen immer häufiger Bombergeschwader der Alliierten das Dorf auf ihrem Weg von England zu den Städten im Osten. Am 20. Februar 1944, um 3:10 Uhr zerschellte rund 400 Meter vom Dorf entfernt, an der Straße nach Plastau, ein britischer Avro Lancaster Bomber, der von einem Nachtjäger getroffen worden war. Die für Leipzig bestimmten Bomben explodierten auf freiem Feld. Die siebenköpfige Besatzung kam ums Leben. Die Toten wurden zunächst auf dem Dorffriedhof bestattet, bald nach Kriegsende aber zu einem Soldatenfriedhof bei Hannover umgebettet.[10]

Immer mehr Ausgebombte aus den Städten und Flüchtlinge aus dem Osten fanden in Zasenbeck Aufnahme. Innerhalb kurzer Zeit verdoppelte sich die Einwohnerzahl, die 1939 noch 311 betragen hatte.[11] Viele von ihnen zogen im Laufe der Zeit weiter, andere blieben und fanden hier ihre neue Heimat.

In der Nacht vom 16. auf den 17. April 1945 erschienen erstmalig US-amerikanische Panzer im Dorf. Auf einer 40 Kilometer langen Frontlinie von Wittingen über Ohrdorf, Zasenbeck, Jübar und Lüdelsen wurden Straßensperren errichtet, um die 45. Panzer-Division Clausewitz auf ihrem Zug von Norden Richtung Harz abzufangen, wo sie sich mit der 11. Armee vereinigen sollte.[12]

Von nun an tauchten immer wieder US-Einheiten im Dorf auf, quartierten bei längeren Aufenthalte die Bewohner der größeren Häuser aus und belegten sie. Vom 20. bis 27 April 1945 war eine US-Sanitätseinheit in Zasenbeck stationiert.[13]

Infolge der Erklärung von Jalta, die die Einteilung in Besatzungszonen vorsah, zogen sich die Amerikaner aus den bis zur Elbe eroberten Gebieten zurück. Die Briten traten in Zasenbeck an ihre Stelle und bewachten ab 1. Juli 1945 die Grenze zur Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Der freie Zugang zum Nachbardorf Hanum war fortan versperrt.

Die Bahnstrecke nach Rohrberg wurde 1945 infolge der deutschen Teilung stillgelegt. Die Strecke Wittingen–Oebisfelde wurde nach dem Krieg nur noch bis Rühen bedient, da Oebisfelde (heute Sachsen-Anhalt) ebenfalls mit der Teilung abgetrennt worden war. Der Personenverkehr auf dem Abschnitt Wittingen-Rühen wurde 1974 eingestellt; damit hielten auch in Zasenbeck keine Personenzüge mehr. Am 6. Januar 1990, nach fast 45 Jahren der Trennung, wurde die Straße Richtung Hanum wieder für den Verkehr geöffnet.

1955, die Gemeinde feiert in Anwesenheit des evangelischen Landesbischofs Dr. Dr. Lilje das 650-jährige Jubiläum ihrer St.-Johannes-Kirche.

Wappen

Im Wappen verweisen das goldfarbene Eichenblatt auf die vielen Eichen im Dorfbild, das silberne, sich schlängelnde Band auf die Ohre, und die goldene Pflugschar auf den Ackerbau, der ehemals die wirtschaftliche Grundlage dieses Bauerndorfes bildete.

Literatur

  • Bernhard Tielbörger: Eine Plauderei über die Heimatstube Zasenbeck-Plastau. In: Kreiskalender für Gifhorn-Isenhagen, 1972, S. 60–62
  • Edeltraut Hundertmark: Zasenbeck (Landkreis Gifhorn). Sonderdruck aus: Gemeindebeschreibungen für den Landkreis Gifhorn. 1975
  • Johann Jakob Brammer: Als Pastor in Zasenbeck und Brome. Erinnerungen an die Jahre 1913 bis 1920. Bromer Schriften zur Volkskunde. Hamburg 2002, ISBN 3-936722-00-5

Einzelnachweise

  1. http://www.panoramio.com/photo/40859996
  2. Das Winsener Schatzregister, Hg. Th Meyer, Lüneburg 1891
  3. http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/WBB2009/DWB/wbgui_py?lemid=GA00001
  4. Edeltraut Hundertmark: Zasenbeck (Landkreis Gifhorn). 1975, S. 943
  5. Statistik des Landkreises Gifhorn (PDF-Datei)
  6. Edeltraut Hundertmark: Zasenbeck (Landkreis Gifhorn). 1975, S. 944
  7. a b Aus der Zasenbecker Pfarrchronik. In: Kreiskalender für Gifhorn-Isenhagen. 1937, S. 47–48
  8. Edeltraut Hundertmark: Zasenbeck (Landkreis Gifhorn). 1975, S. 947
  9. Johann Jakob Brammer: Als Pastor in Zasenbeck und Brome. S. 17
  10. Informationen zu den Bombenabgriffen auf Leipzig (englisch), abgerufen am 12. Februar 2011
  11. Edeltraut Hundertmark: Zasenbeck (Landkreis Gifhorn). Statistischer Anhang, 1975
  12. Kompletter Abdruck des Buches: Wege der Panzer. S. 313 (englisch), abgerufen am 12. Februar 2011
  13. Tätigkeitsbericht des 75. US-Sanitätsbataillons. S. 2 (englisch), abgerufen am 12. Februar 2011