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Hubert Mayr

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Hubert Mayr (* 28. November 1913 in Innsbruck; † 1945) war ein österreichischer Sozialist und Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und Nationalsozialismus. Für seine Verdienste um die Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde er im Februar 2011 postum geehrt.

Leben

Hubert Mayr wuchs nach dem frühen Tod seiner Mutter bei Verwandten auf. Seine Jugend- und Lehrjahre verbrachte er teilweise in Deutschland, wo er in Kontakt zu verschiedenen sozialistischen Gruppierungen stand. Auf Veranlassung seines strengen Vaters Karl Mayr, eines überzeugten Katholiken, kehrte er Anfang der 1930er-Jahre nach Tirol zurück. Er wurde Mitglied des Republikanischen Schutzbundes, einer 1923/24 gegründeten paramilitärischen Organisation der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Nach dem Verbot der Sozialdemokraten im Jahr 1934 betätigte Mayr sich im Untergrund und geriet 1936 kurzfristig in Haft. Aus dem Gefängnis entlassen, fand er trotz einer abgeschlossenen Ausbildung zum Forstwirt keine Arbeit.

Mayr verließ Österreich und ging nach Spanien, wo er sich als überzeugter Gegner des Faschismus 1937 den Internationalen Brigaden anschloss und im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Putschisten unter General Francisco Franco kämpfte. Mayr wurde verwundet und erkrankte an Tuberkulose. Vor dem Sieg der Franco-Truppen im April 1939 konnte er sich mit einem österreichisch-deutschen Kontingent nach Südfrankreich absetzen, wo er vorübergehend interniert wurde. Wieder in Freiheit, unterstützte er nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht die Verteidigungsanstrengungen Frankreichs, indem er in einer Arbeitskompanie tätig wurde.

Nach der Kapitulation der französischen Armee floh Mayr nach Algerien, wo er in einer Plantage als Gärtner arbeitete. Auf Druck der Deutschen fahndete das Vichy-Regime nach ihm, ohne seiner habhaft zu werden. Nachdem die Alliierten 1942 in Nordafrika gelandet waren, stellte sich Mayr den Briten im Kampf gegen die Achsenmächte zur Verfügung und wurde dort der Special Operations Executive (SOE) zugeteilt. Bei einer Sabotageaktion gegen die Wehrmacht im tunesischen Hammamet wurde seine Gruppe entdeckt, und er geriet erneut in Gefangenschaft.

Mayr wurde in ein Lager im südlichen Italien überführt, wo ihm nach der Landung amerikanischer und britischer Truppen im September 1943 die Flucht gelang. Er schlug sich zu den Alliierten durch und engagierte sich fortan in der Austrian Section der SOE. Von Stützpunkten in Norditalien aus, wo Partisanen größere Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht hatten, sollte er unter dem Decknamen Jean Georgeau mit einem eigenen Kommando in seine Heimat Tirol vordringen und dort den Widerstand organisieren. In Außervillgraten in Osttirol baute er eine Widerstandsgruppe auf, die jedoch durch Verrat ausgehoben wurde, so dass sich Mayr in den Bergen verstecken musste. Mehrere Mitglieder seines Kommandos wurden verhaftet oder erschossen. Von Mayr verloren sich alle Spuren; seit der Jahreswende 1944/45 gilt er als verschollen. 1945 erklärte die SOE ihn für tot.

Hubert Mayrs Vater war bereits 1940 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort ermordet worden. Er hatte sich aus religiösen Gründen öffentlich geweigert, seine Kinder in die Hitlerjugend zu schicken.

Hubert Mayr war mit der Spanierin Lola Sànchez verheiratet, die er als Spanienkämpfer kennengelernt hatte.

Aufarbeitung und Auszeichnung

Auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde 1988 ein Denkmal für die österreichischen Spanienkämpfer errichtet, das von Leopold Grausam, jun. gestaltet wurde. 1995 wurde das Denkmal um zwei Zusatztafeln ergänzt, die ebenfalls von Grausam jun. geschaffen wurden. Die beiden Zusatztafeln, die mit „Für Spaniens und Österreichs Freiheit 1936–1939)“ überschrieben sind, enthalten die Namen von 264 österreichischen Spanienkämpfern; dabei wird auch Hubert Mayr namentlich genannt.[1]

Mayrs Leben und Schicksal blieben jahrzehntelang einer größeren Öffentlichkeit verborgen. Anfang der 2000er-Jahre rekonstruierte der Nachwuchshistoriker Peter Wallgram im Rahmen seiner zeitgeschichtlichen Diplomarbeit an der Universität Innsbruck die Biografie von Mayr, wofür er das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und weitere Archive aufsuchte sowie Dokumente aus Familienbesitz auswertete. Wallgram schloss seine von Professor Klaus Eisterer betreute Diplomarbeit im Jahr 2004 ab und veröffentlichte diese 2005 im Innsbrucker StudienVerlag.[2]

Am 11. Februar 2011 wurde Hubert Mayr postum das Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs verliehen. Ein jüngerer Stiefbruder Mayrs nahm die Auszeichnung entgegen. Laudator war Peter Wallgram.

Literatur

  • Horst Schreiber, Gerald Steinacher, Philipp Trafojer: Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol. Opfer, Täter, Gegner. StudienVerlag, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4423-8, S. 319 ff.
  • Peter Wallgram: Hubert Mayr 1913–1945. Ein Leben im Kampf für die Freiheit. StudienVerlag, Innsbruck 2005, ISBN 978-3-7065-4116-9.
  • Patrick Martin-Smith (Verf.), Peter Pirker (Hrsg.): Widerstand vom Himmel. Österreicheinsätze des britischen Geheimdienstes SOE 1944. Czernin, Wien 2004, ISBN 3-7076-0182-X, S. 253, 267 ff.

Einzelnachweise

  1. Denkmal für die österreichischen Spanienkämpfer www.nachkriegsjustiz.at (abgerufen am 12. Februar 2011)
  2. Betreuung: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Eisterer → Wallgram Peter […]. In: Von Mitgliedern des Instituts für Zeitgeschichte betreute Abschlussarbeiten. Universität Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte. (Online; abgerufen am 11. Februar 2011.)