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Johann Joseph Couven

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Johann Joseph Couven (* 10. November 1701 in Aachen; † 12. September 1763 ebenda) war ein deutscher Architekt und Baumeister des Barock. Er wirkte hauptsächlich im Städtedreieck Aachen, Lüttich, Maastricht.

Seine Familie stammte aus dem 20 km von Aachen entfernten belgischen Clermont, ursprünglicher Familienname war de Couves. Sein Vater war Notar und erster Sekretär in Aachen. Johann Joseph Couven stand unter dem Einfluss von Johann Conrad Schlaun, unter dem er an mehreren Bauten, unter anderem im Raum Gulpen (NL), maßgeblich mitwirkte.

Leben und Werk

Hochaltar St. Nikolaus Eupen

Erste Zeichnungen aus seiner Feder stammen aus dem Jahr 1722, erste Bauten von 1727. Couven war bei der Stadt Aachen als Architekt, Sekretär und Ingenieur angestellt und führte in deren Auftrag z. B. die barocke Umgestaltung des Aachener Rathauses durch. Er war der einzige, der den Titel "Architekt der Reichsstadt Aachen" geführt hat. "Der Titel eines Architekten der Reichsstadt wurde ihm zur Hauptsache aufgrund seiner Lehrtätigkeit hin verliehen; durch seine Zeichnungen befähigte er die Handwerker, Bau und Ausstattung der Häuser den Forderungen des Zeitstils anzugleichen. Er hatte um die Verleihung dieses Titels 1739 nachgesucht und dabei auf seine Ausbildung in der Zeichenkunst, architectur und mathematique hingewiesen. ... Das Studium der Architektur gehörte in adligen Häusern schon im 17. Jahrhundert zur Allgemeinbildung, und mancher Bauherr führte den Zeichenstift zu seinen Aufträgen. In der vorangegangenen Generation hatte sich Laurenz Mefferdatis noch schlicht Maurermeister und später Baumeister der Stadt Aachen genannt und damit seine handwerksmeisterliche Stellung bezeichnet. Als Ingenieur-Architekt steht Couven in der Reihe mit den größten Zeitgenossen: Johann Maximilian von Welsch, Balthasar Neumann und Johann Conrad Schlaun; er ist unter den seiner Landschaft angestammten Architekten der erste, der auf seine theoretische Bildung verweisen konnte, wie sie am Anfang der Neuzeit von der italienischen Renaissance gefordert worden ist. Einen hohen Offiziersrang wie ihn die oben genannten Architekten führten, hatte die Reichsstadt Aachen nicht zu vergeben. ... In der lokalen Bauüberlieferung war Couven der Erbe des Aachener Baumeisters Laurenz Mefferdatis, der vierundvierzig Jahre älter war als er." [1]

Der Fürstbischof von Lüttich ernannte ihn 1752 zu seinem Architekten. Zu seinen Auftraggebern zählten auch die Äbtissinnen von Burtscheid, Teuven und Münsterbilzen sowie zahlreiche Adelsfamilien und Patrizier aus dem Bereich Maasfranken.

Couvens Werk fand in der Auseinandersetzung zwischen französischem Régence und süddeutschem Spätbarock zu einer persönlichen Ausdrucksweise.

Beachtenswert ist die Vielfalt des Meisters: Kirchliche Aufträge, Fabriken, Bergwerke, Möbel und Dekorationskunst zeichnen sein Werk aus. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Wespienhaus in Aachen, das Haus Vercken in Eupen, die Abteikirche St. Johann sowie die Pfarrkirche St. Michael in Aachen-Burtscheid, das Kloster Sinnich in Teuven, das Abteigebäude in Münsterbilzen und das Abteigebäude St. Gerlach in Houthem (Niederlande).

"Die Kaiserliche Krone", der frühere Hausname lautete "Zum Wilden Mann," war ein in Cour d'Honneur Bauweise errichtetes Gebäude in der Aachener Alexanderstraße 36. Seit Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die innerstädtischen Herrensitze nach dem Pariser Vorbild Hôtel erbaut. Laurenz Mefferdatis "Londoner Hof" galt in Aachen als richtungsweisend für diese Flügelbauanlagen. "Der Haupttrakt der Kaiserlichen Krone hatte fünf Fensterachsen; die mittlere war durch gequaderte Lisenen, einen kleinen Dreieckgiebel und Rundbögen an Haus - und Balkontür gegen die flach gerahmten Stichbogenfenster der übrigen Achsen abgesetzt. Dem hohen Walmdach des Hauptgebäudes entsprachen die Mansarddächer der Flügel. Der Abstand zu Couvens barocken Frühwerken ist erstaunlich groß. Der Unterschied liegt im Stil- und Typenwandel aus dem der klassizierende, flächenhafte Geschmack der französischen Vorbilder zu erkennen ist." [2] Die "Kaiserliche Krone" brannte im Weltkrieg ab. Als Hofanlage erhalten ist der Wylresche Hof. Durch Kriegseinwirkung wurden 1944 die meisten Couvenbauten Aachens zerstört. Das dortige Couven-Museum gewährt einen informativen Einblick in sein Schaffen und in das häusliche Ambiente des 18. Jahrhunderts sowie in das einer zeitgenössischen Apotheke. Johann Josef Couvens Planzeichnungen verschollener oder nicht zur Ausführung gekommener Gebäude befinden sich im Suermondt-Ludwig-Museum.[3]

Nach seinem Tod setzte sein Sohn Jakob Couven sein Werk fort.

Bauwerke

Abtspalast in Houthem
Haus de Grand Ry

Erhaltene Bauwerke im Aachener Raum

Erhaltene Bauwerke in Eupen

Im benachbarten Eupen gibt es noch zahlreiche gut erhaltene Bauwerke.

  • der Hochaltar der St.-Nikolaus-Kirche von 1744
  • Kapelle Enthauptung Johannes des Täufers (Eupen), Anbau am Haus Nispert im Stadtteil Nispert, 1747
  • der Hochaltar in Kettenis (Eupen)
  • Haus de Grand Ry (Regierungssitz der deutschsprachigen Gemeinschaft)
  • Haus Fettweiss in Nispert mit angegliederter Privatkapelle
  • Haus Vercken (Klösterchen) auf dem Marktplatz
  • Haus Signon auf den Werthplatz in Eupen

Bauten in der Umgebung

Siehe auch

Ein weiterer großer Aachener Barockbaumeister war Laurenz Mefferdatis.

Literatur

  • Paul Schoenen: Johann Joseph Couven. Schwann, Düsseldorf 1964.
  • Marcel Bauer: Johann Joseph Couven – Mythos und Erbe eines großen Meisters. Grenz-Echo-Verlag, Eupen 2001, ISBN 90-5433-134-8

Einzelnachweise

  1. Paul Schoenen: "Johann Joseph Couven." Schwann, Düsseldorf, 1964, S.7, 14f.
  2. Schoenen, S.96f.
  3. Dagmar Preising, Ulrich Schäfer: Couven - Museum in Aachen. Deutscher Kunstverlag, Berlin, München, 1910, S.6.
  4. 1751 nach J.J. Couven's Plänen von Baumeister Klausener erbaut. Karl Faymonville, u.a.: Die Kunstdenkmäler der Stadt Aachen., Bd. III. Schwannn, Düsseldorf, 1924, S.793.
Commons: Johann Joseph Couven – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien