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Birobidschan

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Stadt
Birobidschan
Биробиджан
Wappen
Wappen
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Birobidschan (russisch Биробиджан, Jiddisch ביראָבידזשאן) ist mit 75.440 Einwohnern (Berechnung 2010) die Hauptstadt der Jüdischen Autonomen Oblast im Föderationskreis Fernost, Russland. Sie liegt am Amur-Zufluss Bira, 172 km westlich der Großstadt Chabarowsk.

Geschichte und Etymologie

Gegründet 1915 unter dem Namen Tichonkaja (Тихонькая) und 1928 den Status einer Siedlung städtischen Typs erhalten, wurde der Ort 1931 in Birobidschan umbenannt, als man unter Stalin das Jüdische Autonome Gebiet errichtete. 1937 wurden die Stadtrechte verliehen.

Der Name Birobidschan leitet sich von den beiden Flüssen Bira (ewenk. für Fluss) und Bidschan (Lagerplatz) ab, die in dieser Gegend zusammenfließen. Die Stadt hat einen Bahnhof an der Transsibirischen Eisenbahn. Sehenswert ist die Synagoge, die heute von Juden und von den Subbotniki gleichermaßen genutzt wird. Sie wurde während eines Aufbauprogramms im Jahr 1984 wiedererrichtet. Außerdem gibt es noch ein Kulturzentrum.

Der Vorsitzende des Allrussischen zentralen Exekutivkomitees der Sowjets Michail Kalinin meinte zu diesem Gebiet: „Birobidschan betrachten wir als einen jüdischen nationalen Staat.”

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1939 33.000
1959 40.667
1970 55.724
1979 68.630
1989 83.667
2002 77.250
2010 75.440

Anmerkung: 1939–2002 Volkszählungsdaten (1939 gerundet)

Medien

In der Stadt erscheint u.a. die jiddischsprachige Zeitung Birobidschaner Schtern. Sie gehört zu den rund 100 jiddischsprachigen Medien weltweit. Während der Sowjetzeit wurde eine Zeitschrift herausgegeben, die sich Nailebn (= „Neuleben” bzw. „Neuanfang”) nannte und neue Siedler anlocken sollte. In Nailebn wurden u.a. Gedichte von Olexander Bejderman veröffentlicht. In Birobidschan wird auch ein Radioprogramm auf Jiddisch ausgestrahlt.

Jüdisches Leben

Springbrunnen mit Menora-Nachbildung im Stadtzentrum

Aufgrund der Abwanderung von Juden nach Israel und Europa leben nur noch wenige dort. Die dort noch lebenden Juden gaben bei einer Umfrage, warum sie nun Jiddisch lernen wollen, an, dass dies die Sprache ihrer Ahnen sei und dass sie bewahrt werden müsse. Dennoch gaben die meisten Juden (über 80 %) Russisch als ihre Muttersprache an.

Synagoge

Gläubige Juden hatten sich bereits zur Gründungszeit der Oblast regelmäßig in primitiven Häusern zu Gottesdiensten versammelt. Die Gemeinde hatte allerdings lediglich einen Kantor und keinen Rabbiner zur Verfügung. Bald wurde die Religionsausübung untersagt.[1]

Die letzte Synagoge brannte im Jahr 1950 nieder. Erst in den achtziger Jahren wurde bei einer Aufbauaktion zu Ehren des 50-jährigen Jubiläums Birobidschans eine Synagoge in einem Holzhaus eingeweiht. Die alten Juden, denen ihre Religion noch vertraut war, lebten zum Großteil nicht mehr. Die Synagoge wurde von einem jüdischen Mann und mehreren älteren Frauen zum Gebet genutzt. Sie verehrten allerdings Jesus.[2]

In den 1990er-Jahren eröffnete eine neu erbaute Synagoge. Seit einigen Jahren lehrt dort der aus Israel zugezogene Rabbiner Scheiner. Die Gemeinde hat unter anderem eine Jugendorganisation, die sich Chaverim nennt.

Weiterführende Bildungseinrichtungen

Siehe auch

Literatur

  • Die große Politik in der kleinen Welt von Birobidschan. Wahlkampf im Jüdischen Autonomen Gebiet in Russlands Fernem Osten, in: NZZ, 24. November 2007, Internat. Ausg. S. 6 (ganzseitiger, informativer Artikel)
  • Antje Kuchenbecker: Zionismus ohne Zion. Birobidžan: Idee und Geschichte eines jüdischen Staates in Sowjet-Fernost. Berlin: Metropol, 2000. ISBN 3-932482-20-4.
  • Robert Weinberg: Birobidshan. Stalins vergessenes Zion. Illustrierte Geschichte 1928–1996. Neue Kritik 2003. ISBN 978-3-8015-0367-3
Commons: Birobidschan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Robert Weinberg: Birobidshan. Stalins vergessenes Zion.
  2. Gary Matoso, Lisa Dickey: The last Jews of Birobidzhan