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Zirkumzision

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Unter Beschneidung bzw. Zirkumzision (oder engl. Circumcision) versteht man im engeren Sinne die chirurgische Entfernung bzw. das Einschneiden der Vorhaut des Mannes. Im weiteren Sinne bezeichnet Beschneidung auch bestimmte Arten der teilweisen oder völligen Entfernung der äußeren Geschlechtsorgane bei der Frau.

Beschneidungen werden in der Regel aus religiös-rituellen, (vermeintlich) medizinischen oder auch kosmetischen Gründen durchgeführt.

Eine echte medizinische Indikation ist nur bei einer schweren Vorhautverengung, sog. Phimose gegeben, die jedoch äußerst selten vorkommt und meist durch Strecken oder Medikamente, etwa mit Steroiden, behandelt werden kann.

Beschneidung beim Jungen

Beim Mann wird die Vorhaut teilweise oder vollständig entfernt oder (seltener) eingeschnitten. Dabei ist der Grad des Eingriffs unterschiedlich.

Zu biblischen Zeiten wurde lediglich die besonders empfindliche Spitze der Vorhaut entfernt, bei den heute vorherrschenden Beschneidungen wird die Vorhaut teilweise oder sogar ganz entfernt. Wenn sowohl innere als auch äußere Vorhaut soweit entfernt werden, daß die Eichel immer, auch im schlaffen Zustand, frei liegt und nur noch ein Rest von ca. 10 mm innerer Vorhaut verbleibt, spricht man von einer radikalen Beschneidung.

Die Beschneidungsstile variieren gleichwohl in Hinsicht auf Straffheit und Platzierung der Narbe:

Nach der Plazierung der Beschneidungsnarbe unterscheidet man zwischen "low" (nah an der Eichel) und "high" (hoch am Schaft, also weiter enfernt von der Eichel). Bei einer Beschneidung "low" wird das innere Vorhautblatt nahezu vollständig entfernt.

Nach der Straffheit der Schafthaut unterscheidet man zwischen "loose" (die Eichel ist im nicht erregierten Zustand noch teilweise bedeckt) und "tight" (die Eichel liegt immer frei und bei einer Erektion hat die Schafthaut keinen Bewegungsspielraum mehr vor und zurück).

Daraus ergeben sich die Beschneidungsstile "high & tight", "high & loose", "low & tight" und "low & loose".

Während in den USA vornehmlich "high & tight" beschnitten wird, ist im europäischen Raum eher ein "low & loose" Stil verbreitet.


Folgen der männl. Beschneidung

Beim Mann gehört die Vorhaut zu den empfindlichsten Stellen des Körpers, zudem ist das Frenulum besonders dicht mit Nervenenden besetzt (vergleichbar mit der Klitoris der Frau) und wird bei der heute üblichen Form der Beschneidung meist beschädigt oder komplett entfernt. Dies bedeutet wegen der festen Verwachsung unter anderem ein stückweises Abreißen.

Durch den ständigen Kontakt mit der Luft und dem Reiben an der Kleidung verliert die Eichel an Empfindlichkeit, auf der vormaligen Schleimhaut wird zum Schutz eine Keratinschicht gebildet. UV-Einstrahlung kann für das nun ungeschützte Organ gefährlich sein, wenn sie gar nicht oder nur durch dünne Kleidung (Badehose) abgeschwächt wird.

Die dorsale Ader, die beim Mann bis zur Spitze der Vorhaut reicht wird bei der Beschneidung in jedem Fall durchtrennt (Risiko des Verblutens) und verästelt sich mit der Zeit neu. Dies ist nicht immer problemlos und kann Knoten entstehen lassen.

In jedem Fall ist der Eingriff wie jede andere Operation mit Risiken verbunden und nicht ungefährlich. Allein die Anzahl der Narkoseunfälle bei der Beschneidung von Babys in den USA wird auf mehrere hundert pro Jahr geschätzt. Eine genaue Zahl ist nicht verfügbar, da die Tode als durch Arzneimittel bedingt eingeordnet werden und so nicht als Folge der Beschneidung in die Statistik eingehen.

Etwa die Hälfte der Eingriffe wird mit der hierfür nur unzureichenden örtlichen Betäubung oder gleich ganz ohne durchgeführt. Hierbei erleidet das Baby extreme Schmerzen, die nachweislich zu neurologische Folgen führen können und durch die es meist in einen komatösen Zustand fällt. Beschreibungen des Schmerzes als unerträglich und alles erfüllend werden sowohl von afrikanischen Frauen, die als junges Mädchen verstümmelt wurden, als auch von manchen als Erwachsenen beschnittenen Männern berichtet.

Bei der rituellen jüdischen Beschneidung wird der Eingriff von einem Kleriker, also einem medizinischen Laien, im Rahmen der Zeremonie zuhause durchgeführt, wobei es nicht selten zu Komplikationen kommt, die tödlich enden können.

Masturbation ist bei komplett entfernter Vorhaut ohne Gleitmittel nur eingeschränkt möglich, da die direkte Stimulation der trockenen Eichel mit der Hand als unangenehm bis schmerzhaft empfunden wird. Auch beim Sex mit einer Partnerin fehlt das natürliche Gleiten des Penis in seiner Schafthaut, das Eindringen ist erschwert und durch das direkte Reiben an der Scheidenwand kann es vor allem bei älteren Frauen Probleme mit der Trockenheit der Scheide geben. Spielarten wie das Reiben des Penis zwischen den Brüsten funktionieren nur schlecht und können die ausgetrocknete Haut wund werden lassen.

Im Alltag machen sich störendes, ständiges Reiben an der Kleidung (vor allem beim Tragen von Boxershorts) und die Ungeschütztheit des Harnröhrenendes bemerkbar.

Beschneidung bei Mädchen

In bestimmten Ländern Afrikas, Arabiens und Teilen Indonesiens und Malaysias ist es bei einigen Völkern üblich, auch bei jungen Mädchen eine rituelle Beschneidung vorzunehmen. Davon sind ca. 2 Millionen Mädchen im Jahr weltweit betroffen.

Dabei wird - je nach Ausführung - nur die Vorhaut der Klitoris oder die Klitorisspitze entfernt (sunnitische Beschneidung, eher selten), die Klitoris und die inneren Schamlippen (Klitoridektomie, die häufigste Form) entfernt, oder sowohl der hervorstehende Teil der Klitoris, innere und äußere Schamlippen entfernt und die entstehenden Hautreste vernäht (pharaonische Beschneidung mit Infibulation).

Folgen der weibl. Beschneidung

Frauen sind zahlenmäßig schwächer betroffen als Männer (geschätzten 100 Mio. verstümmelten Frauen stehen 500 Mio. verstümmelte Männer gegenüber), die Folgen sind aber in aller Regel schwerwiegender.

Die Operationen werden meist ohne Narkose und unter unhygienischsten Bedingungen durchgeführt. Dies bedeutet eine Lebensgefahr beim Eingriff, insbesondere bei der pharaonischen Beschneidung ist die Gefahr des Verblutens besonders groß.

Lebenslange Schmerzen u.a. beim Geschlechtsverkehr und beim Wasserlassen werden durch die Infibulation hervorgerufen, außerdem wird durch die Klitoridektomie das Lustempfinden stark reduziert. Auch die Geburt kann erschwert sein, da das vernarbte Gewebe unflexibel ist.


Geschichte der Beschneidung

Frühgeschichte

Der Ursprung des Brauchs der Beschneidung liegt im Dunkeln.

Eine mögliche Erklärung ist die der Ablösung von Menschenopfern. In vorgeschichtlicher Zeit opferte man den Göttern lebendige Menschen. Mit dem Fortschreiten in der Entwicklungsgeschichte mag man schließlich nur noch etwas von dem Teil des Menschen geopfert haben, der für die Weitergabe des Lebens zuständig war und der nach früherer Auffassung sogar unmittelbar der Ursprungsort für neues Leben war und damit Gott am nächsten stand.

Eine andere Erklärung wäre im Zusammenhang mit weit verbreiteten und nicht behandelbaren Geschlechtskrankheiten zu sehen. Schädigungen der Genitalorgane durch Krankheiten beeinträchtigten ganz unmittelbar das Leben und konnten für die damaligen Menschen nur etwas mit dem bösen Geistern, Dämonen oder dem Teufel zu tun haben. Um dem Bössen möglichst wenig Ansatzpunkte zu geben, entfernte man das betroffene Gewebe, zumal sich darunter ja Böses (= Krankheitserregendes) verbergen konnte.

Im weiteren Verlauf der Geschichte der Menschheit geriet der ursprüngliche Sinn der Beschneidung - welcher auch immer - in Vergessenheit und die Beschneidung wurde nur noch als Zeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gottesglauben und zu einem bestimmten Volk angesehen.

Die rituelle oder religiösse Beschneidung stellt somit bei beiden Geschlechtern einen Initiationsritus dar. Der heranwachsende Mensch wird in die Gemeinschaft aufgenommen, indem er bewusst in eine Krisensituation gebracht wird, die seine Persönlichkeit neu begründen soll. Oft muss er dabei eine Reihe von schmerzhaften oder demütigenden Prüfungen ablegen.

Neben der Beschneidung der männlichen Vorhaut gibt es zahlreiche weitere Formen der genitalen Verstümmelung, die im Rahmen derartiger Initiationsriten bei verschiedenen Naturvölkern auch heute noch praktiziert werden.

Bei den Aborigines, den australischen Ureinwohnern, sowie auf mehreren Inseln des Westpazifischen Ozeans ist es Brauch, jungen Männern einige Wochen nach Entfernung der Vorhaut den Penis aufzuschlitzen, was eine vollständige oder partielle Spaltung der Harnröhre bewirkt, sog. Ariltha. In Indonesien werden den Jungen zu Beginn der Pubertät Bambus- oder Metallkugeln, sogenannte Ampallangs, in den Penisschaft oder die Eichel eingesetzt.

Antike

Die älteste bekannte Dokumentation einer Beschneidung ist ein ägyptisches Relief, das auf das Jahr 2420 v. Chr. datiert wird (siehe Link).

Es wird vermutet, dass die ägyptischen Priester von den beschnittenen Penissen nubischer Sklaven beeindruckt waren. Daher führten sie die Beschneidung auch in Ägypten ein. Die Juden übernahmen dort in der Zeit der Babylonische_Gefangenschaft um etwa 600 v. Chr. diese Praktik. Unter Moses wurde die Beschneidung von Neugeborenen ("milah") zur Pflicht, die am 8. Tag nach der Geburt stattzufinden hat.

Der Prophet Mohammed, der merkwürdigerweise ohne oder zumindest mit einer sehr kurzen Vorhaut zur Welt kam, ordnete die generelle Beschneidung von Knaben an. Diese wird daher auch heute noch bei Söhnen von Moslems als ein Zeichen der Religionszugehörigkeit im Kindesalter durchgeführt. Die Beschneidung ist aber auch im Islam kein unverzichtbares Glaubensgut, da sie nicht im Koran, sondern in der weniger hoch bewerteten Sunna erwähnt und dort lediglich als "empfohlen" definiert ist.

Neuzeit

Der berühmte Rabbi Moses Maimonides (Weblink) hat bereits im Mittelalter die wahren Gründe für Beschneidung, bei ihm nur auf Männer bezogen aber allgemein gültig, genannt. Die Geschlechtsorgane sollen so verletzt und geschwächt werden, dass sie zwar noch funktionieren, aber keine 'überschüssige' Lust mehr zulassen. Die Geschlechtsorgane bedürften keiner Perfektionierung, es gehe nicht um die Korrektur eines angeborenen, sondern eines moralischen Makels.

Medizinhistoriker vermuten, dass bereits in der Antike die Beschneidung zur Kontrolle des Geschlechtsleben der Sklaven und der Unterschicht dienen sollte, ohne gleichzeitig die Fruchtbarkeit zu beeinflussen.

Diese Sexualfeindlichkeit wurde im 18. Jh. in Europa wiederentdeckt. So empfahl der schweizer Arzt Dr. Samuel Tissot die Beschneidung als Kur für Masturbation, die er als Ursache für "jugendliche Rebellion" und Krankheiten wie Epilepsie, "Erweichung von Körper und Geist", Hysterie und Neurosen ansah.

Zu einer allgemeinen Einführung der Beschneidung kam es aber nicht, statt dessen wurden (neben der Methode der Infibulation) die merkwürdigsten Apparaturen und Vorrichtungen zur Verhinderung der Masturbation propagiert.

Eine Ausnahme bildete lediglich das viktorianische England. Dort erfreute sich die chirurgische Methode vor allem bei der Oberklasse einer besonderen Beliebheit. Durch das britische Imperium (Commonwealth) verbreitete sich die Beschneidung schließlich auch in anderen Ländern, wie den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und Indien.

Besonders in den USA fand die Beschneidung ab 1860 Verbreitung. Im 19. Jh. wurde bei beiden Geschlechtern das Verhindern der Masturbation, der man schädliche Folgen bis zum Tode zuschrieb, u.a. durch Beschneidung versucht, wie zahlreiche einflußreiche Publikationen der damaligen Zeit belegen:

"In Fällen von Masturbation müssen wir, wie ich glaube, die Angewohnheit brechen, indem wir die betreffenden Körperteile in einen solchen Zustand bringen, dass es zu viel Mühe macht, mit der Praktik fortzufahren. Zu diesem Zweck, falls die Vorhaut lang ist, können wir den Patienten beschneiden. Auch sollte die Operation nicht unter Chloroform vorgenommen werden, so dass der erlittene Schmerz mit der Angewohnheit, die wir auszurotten wünschen, in Verbindung gebracht werden kann." Athol A. W. Johnson, On An Injurious Habit Occasionally Met with in Infancy and Early Childhood, The Lancet, vol. 1 (7 April 1860): Seiten 344-345.

"Eine Abhilfe für Masturbation, die bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte durch einen Chirurgen ohne Betäubung vorgenommen werden, da der damit verbundene Schmerz einen heilsamen Effekt auf den Geist hat, insbesondere wenn er mit der Vorstellung von Bestrafung verbunden ist... Bei weiblichen Personen ist das Auftragen reiner Karbolsäure auf die Klitoris ein hervorragender Weg, um die abnormale Erregung zu dämpfen." Dr. John HarveyKellogg, in: Plain Facts for Old and Young, Burlington, Iowa, F. Segner & Co., 1888, S. 295

Im 20. Jh. ist den Ländern mit modernen Gesellschaftsformen (USA, Südkorea, Teile der islamischen Welt) der Wunsch nach moralischer Reinheit umgeformt worden auf den Begriff der Hygiene. Die hier bei Jungen angeführten "hygienischen Gründe" halten einer sachlichen Betrachtung genauso wenig stand wie bei den Frauen in Afrika.

Kosmetische Gründe bewegen hierzulande auch viele Erwachsene dazu, sich freiwillig beschneiden zu lassen, da die negativen Folgen beim Mann zumindest im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannt sind. Dies wiederum hat auch mit der verbreiteten Weigerung von Männern zu tun, sich als Opfer hingestellt sehen zu wollen, was sie dazu zwingt, sich notfalls einzureden, dass ihnen nichts fehle. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass auch viele verstümmelten Frauen behaupten, eine völlig normale Sexualität zu haben.

Die Bedeutung der Vorhaut für sexuelle Stimulation ist heutzutage noch ähnlich unbekannt wie früher die der Klitoris, von der lange behauptet wurde, sie sei völlig unwichtig für die Erregbarkeit und das sexuelle Empfinden. Einen Hinweis ergibt jedoch die Aussage von beschnittenen Männern, der Bereich direkt unter der Eichel sei bei ihnen dafür besonders geeignet. Dort verbleibt ein Stück der ursprünglichen, empfindlichen Innenseite der Vorhaut.


Gegenbewegungen

Verschiedene internationale Organisationen UNO, WHO UNESCO, UNIFEM und sonstige Menschenrechtsgruppierungen haben sich inzwischen gegen die weibliche Beschneidung, die teilweise mit FGM (für "Female Genitale Mutilation" oder "Weibliche Genitalverstümmelung") bezeichnet wird, ausgesprochen und versuchen seit geraumer Zeit, mit Aufklärungsarbeit gegen die Beschneidung von Mädchen in den jeweiligen Heimatländern vorzugehen. In Deutschland und den meisten westlichen Industrieländern wird die Beschneidung von Frauen und Mädchen als Körperverletzung strafrechtlich verfolgt.

Diese Sichtweise blendet die Knaben als Opfer aus, d.h. die relativ gesehen geringfügigere, aber immer noch schwerwiegende Verstümmelung von Jungen wird nach wie vor größtenteils ignoriert, wie auch die Tatsache, dass das Recht auf körperliche Unversehrtheit unabhängig vom Geschlecht gilt. Darüberhinaus wird auch die Beschneidung von Knaben in Ländern der Dritten Welt, etwa in Afrika, Vorderasien, Indonesien und von den Aborigines in Australien, nicht unter Narkose und mit sterilisierten chirurgischen Instrumenten, sondern mit sehr primitivem Werkzeug vorgenommen, was nicht selten zu bleibenden Schäden oder gar zum Tod führen kann.

Bei strenger bzw. korrekter Auslegung des Gesetztes ist auch die Beschneidung von Jungen in den meisten Ländern verboten und wird lediglich geduldet. Dagegen wenden sich in den USA inzwischen mehrere Gruppen und auch einzelne Betroffene mit teils prominenter anwaltlicher Hilfe, so dass diese Duldung dort langsam zu wackeln beginnt, zumal sie die Glaubwürdigkeit der Aktionen für Frauen in den afrikanischen Ländern zu beschädigen droht.

Hanny Lightfoot-Klein, ursprünglich eine der Vorkämpferinnen ausschließlich gegen die weibliche Beschneidung, ruft inzwischen dazu auf, das Thema als Ganzes zu sehen und die Verstümmelung beider Geschlechter als eng verwandt zu betrachten.

In den USA wagen seit den 80er Jahren zunehmend mehr Eltern, die in den amerikanischen Krankenhäusern routinemäßig durchgeführten Beschneidungen abzulehnen. Gegenwärtig liegt der Anteil der Beschneidungen bei Neugeborenen, die auch heute noch überwiegend ohne Betäubung vorgenommen werden, in den USA im Durchschnitt bei 57 %, allerdings mit stark fallender Tendenz.

Die Notwendigkeit, die Vorhaut am Penis eines kleinen Jungen zu entfernen, wird im übrigen in fast allen Ländern mit hohem medizinischem Standard, wie etwa Norwegen, Frankreich, Schweden, England, Dänemark, Japan und Finnland bestritten.

In Großbritannien erschien 1949 im British Medical Journal die Abhandlung "The Fate of the Foreskin" von Dr. Douglas Gairdner, die zum erstem Mal die Funktionen der Vorhaut beschrieb und daher die routinemäße Beschneidung als überflüssig und nachteilig darstellte. Daraufhin lehnten die britischen Krankenkassen es ab, weiterhin für unnötige Beschneidungen zu zahlen. In der Folge sanken die Beschneidungsraten in Großbritannien innerhalb kurzer Zeit drastisch von usrsprünglich 50 % im Jahre 1950 auf heute unter 0,5 %.

1996 ist in den Richtlinien der British Medical Association unter "Beschneidung männlicher Neugeborener" zu lesen: "Zu therapeutischen Zwecken eine Beschneidung vorzunehmen, obwohl die medizinische Forschung andere Techniken erbracht hat, die wenigstens so effektiv und weniger einschneidend sind, wäre unangebracht und unethisch.".

Auch in Kanada zahlen die Krankenkassen nicht mehr für überflüssig erachtete Beschneidungen. Die Zahlen sind bereits stark gesunken (in Neufundland auf 0,4 %).

Ende 1999 gab das Parlament in Finnland eine Erklärung bezüglich ritueller Beschneidung abgegeben. Ombudsman Riitta-Leena Paunio bemerkte, dass diese Operation ohne medizinische Begründung nicht empfohlen ist, die betroffenen Kinder sollten dazu befragt werden und ihre Zustimmung dazu geben. Sie sagte, das Finnische Parlament müsse die religiösen Rechte der Eltern über ihre Kinder aufwiegen gegen die Verpflichtung der Gesellschaft, ihre Kinder vor rituellen Operationen ohne unmittelbaren Vorteil für sie zu schützen. Mit sofortiger Wirkung ist nun in solchen Fällen die schriftliche Zustimmung beider Elternteile erforderlich.

Am 1.10.2001 trat in Schweden ein neues Gesetz in Kraft, das Beschneidungen ohne medizinische Begründung bei Jungen, die älter als 2 Monate sind, generell verbietet. Beschneidungen an jüngeren Babies dürfen nur noch unter Betäubung und in Anwesenheit eines Arztes vorgenommen werden. Schweden ist damit das erste Land der Welt, das rituelle Beschneidungen, die ohne Zustimmung der Betroffenen vorgenommen werden, per Gesetz einschränkt.