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Erwin Guido Kolbenheyer

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Erwin Guido Kolbenheyer (* 30. Dezember 1878 in Budapest, † 12. April 1962 in München) war ein österreichischer Romanautor, Dramatiker und Lyriker.

Leben

Der Sohn eines Architekten besuchte das Gymnasium in Eger und studierte Philosophie, Psychologie und Zoologie in Wien (1905 Dr. phil.). 1919 übersiedelte er nach Tübingen, wo er bis 1932 als freier Schriftsteller lebte. Seit 1926 war er Mitglied der Preußischen Dichterakademie, 1927 wurde ihm die Ehrendoktorwürde in Medizin verliehen.

Kolbenheyer vertrat in seinen Werken eine Philosophie des Biologismus: Er glaubte, es gebe fundamentale biologische Unterschiede zwischen den Völkern, und versuchte, spezifische Eigenarten z.B. der deutschen Dichtkunst auf angeblich biologische Grundlagen des deutschen "Volkstums" zurückzuführen. Er begründete eine Schule von Anhängern nach dem Vorbild der mittelalterlichen Bauhütten. Von 1933 bis 1944 unterstützte er den Nationalsozialismus in zahlreichen Reden und Schriften.

In dieser Zeit erhielt er auch zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1937 den Goethepreis der Stadt Frankfurt "als Gestalter deutscher Volkwerdung, der... für die Reinheit und Wiedergeburt deutschen Wesens eingetreten" sei und 1938 den "Adlerschild" des Deutschen Reiches.

Nach 1945 erhielt Kolbenheyer wegen seiner aktiven Unterstützung des Nationalsozialismus ein fünfjähriges Schreibverbot. Er lebte in Schlederloh und zuletzt in Gartenberg (Stadtteil von Geretsried) bei Wolfratshausen. Die Kolbenheyerstrasse in Geretsried wurde vor einigen Jahren wegen der Verstrickung des Autors in das nationalsozialistische Gedankengut in Grasslitzerstrasse umbenannt, da man den Namen Kolbenheyer nicht mehr für würdig hielt, eine Strasse zu benennen.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

  • "Giordano Bruno", Drama, 1903
  • "Amor Dei", Spinoza-Roman, 1908
  • "Meister Joachim Pausewang", Roman um Jakob Böhme, 1910
  • "Montsalvasch", Roman, 1912
  • "Ahalibama", Erzählungen, 1913
  • "Der Dornbusch brennt", Gedichte, 1922
  • Paracelsus-Trilogie: ISBN 3-469001-08-1
    • "Die Kindheit des Paracelsus", 1917
    • "Das Gestirn des Paracelsus", 1922
    • "Das dritte Reich des Paracelsus", 1926
  • "Drei Legenden", 1923
  • "Die Bauhütte" 1926 (überarbeitet 1939 und unter dem Titel "Die Philosophie der Bauhütte" 1952)
  • "Das Lächeln der Penaten", Roman, 1927
  • "Die Brücke", Schauspiel, 1929
  • "Jagt ihn - ein Mensch!", Schauspiel, 1931
  • "Das Gesetz in dir", Schauspiel, 1931
  • "Reps, die Persönlichkeit", Roman, 1932
  • ""Klaas Y, der große Neutrale", Erzählungen, 1936
  • "Das gottgelobte Herz", Roman, 1938
  • "Widmungen", Gedichte, 1938
  • "Vox humana"; Gedichte, 1940
  • "Zwei Reden: Das Geistesleben in seiner volksbiologischen Bedeutung. Jugend und Dichtung", 1942
  • "Götter und Menschen", Dramen-Tetralogie, 1944

Literatur

  • Peter Dimt: Schlederloher Teestunde. 40 Anekdoten um E. G. Kolbenheyer. Berg: Türmer. 1985.
  • Ingeborg Drewitz: Die dichterische Darstellung ethischer Probleme im Werke Erwin Guido Kolbenheyers. Berlin: Univ. Diss. 1945.
  • Ernst Frank: Jahre des Glücks, Jahre des Leids. Eine Kolbenheyer-Biographie. Velbert u.a.: Blick + Bild Verlag Kappe. 1969.
  • Hermann Gumbel: E. G. Kolbenheyer. Weltanschauung und Dichtung. Eine Einführung. Stuttgart u.a.: Truckenmüller. 1938. (= Deutsches Wesen; 11/12)
  • Eberhard Knobloch: Die Wortwahl in der archaisierenden chronikalischen Erzählung. Meinhold, Raabe, Storm, Wille, Kolbenheyer. Göppingen: Kümmerle. 1971. (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik; 45) ISBN 3-87452-085-4
  • Franz Koch: Kolbenheyer. Göttingen : Göttinger Verl.-Anst. 1953.
  • Robert König: Der metaphysische Naturalismus E. G. Kolbenheyers. Nürnberg: Kolbenheyer-Gesellschaft. 1971.
  • Liselotte Schlötermann-Kuffner: Erwin Guido Kolbenheyers "Dritte Bühne". Würzburg-Aumühle: Triltsch. 1939. (= Das Nationaltheater; 1)
  • Marianne Schmidt: Stilistische Studien zu Kolbenheyers Paracelsus-Trilogie. Würzburg: Mayr. 1941.
  • Siegfried Wagner: Wer war Erwin Guido Kolbenheyer? In: Literatur in Bayern. München 15 (1989). S. 2-11.
  • Martina Wagner-Egelhaaf: Mystik der Moderne. Die visionäre Ästhetik der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert. Stuttgart: Metzler. 1989. ISBN 3-476-00665-4
  • Conrad Wandrey: Kolbenheyer. Der Dichter und der Philosoph. München: Langen Müller. 1934.
  • Hans Wehring: Kolbenheyers Verhältnis zum Drama mit Rücksicht auf seine philosophische Weltanschauung. Hamburg: Hansischer Gildenverl. 1941. (= Dichtung, Wort und Sprache; 8)
  • Franz Westhoff: E. G. Kolbenheyers Paracelsus-Trilogie. Eine Metaphysik des deutschen Menschen. Berlin: Junker u. Dünnhaupt. 1937. (= Neue deutsche Forschungen; 161; Abt. Neuere deutsche Literaturgeschichte; 12)