Tiberias
Die Stadt Tiberias (hebräisch Teverya) liegt in Galiläa im Staat Israel, am Westufer des See Genezareth, der nach der Stadt auch "See von Tiberias" genannt wird. Sie ist mit knapp 40.000 Einwohnern die größte Stadt im Jordantal. Die Stadt erstreckt sich vom See, der 212 m unter NN liegt, bis zu einer Höhe von 457 m über dem Wasserspiegel des Sees (245 m über NN).
Geschichte
Die Stadt wurde von Herodes Antipas ab 17 n. Chr. erbaut und diente als Hauptstadt des Landes Galiläa - Peräa. Den Namen wählte Herodes zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius. Die Stadt wurde im römisch-griechischen Stil mit Palästen und typisch römischen Bauten wie Forum, Theater und Rennbahn erbaut; dabei wurden teilweise auch jüdische Gräber überbaut, weswegen die Stadt von gläubigen Juden zunächst als "unrein" gemieden wurde. Die römische Herrschaft währte ca. 150 Jahre.
Nach der Zerstörung Jerusalems änderte sich die Haltung zu Tiberias; am Anfang des 3. Jahrhunderts war Tiberias Sitz des jüdischen Gerichtshofes Sanhedrin und einer berühmten jüdischen Talmudschule. Hier wurde gegen 210 n. Chr. die Mischna fertiggestellt und anschließend bis ca. 450 n. Chr. der Jerusalemer Talmud vollendet. Tiberias gilt als eine der vier heiligen Städte des Judentums neben Jerusalem, Safed und Hebron.
Im Jahr 637 wurde die Stadt von den Arabern erobert. Sie war jedoch auch weiterhin von Juden bewohnt. Um 1100 eroberten die Kreuzritter die Stadt, die sie, nach der Befestigung durch eine Stadtmauer, als Stützpunkt nutzten. Am 4. Juli 1187 erlitten die Kreuzritter in der Schlacht beim nahegelegenen Hattin gegen Sultan Saladin eine Niederlage, so dass die Stadt erneut an die Araber fiel. 1247 zerstörte Baibars die Stadt, die erst unter osmanischer Herrschaft (seit 1517) wieder besiedelt wurde.
1561 verschenkte Sultan Süleyman I. Tiberias an den aus Spanien geflüchteten Juden Don Josef Hanassi. Dieser schuf einen jüdischen Staat unter türkischer Herrschaft, der jedoch nur kurz bestand.
Die heutige am See gelegene Altstadt wurde um 1738 errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung als jüdische Siedlung wegen der verstärkten jüdischen Einwanderung (Alijah) wieder zu. 1940 hatte die Stadt 12.000 Einwohner, je zur Hälfte Araber und Juden. Als es 1948 zum israelischen Unabhängigkeitskrieg kam, flohen die Araber aus der Stadt, die zuvor über Jahrhunderte mit den Juden in Toleranz nebeneinander gelebt hatten. In der Zeit nach der Staatsgründung hatte Tiberias den Status einer Entwicklungsstadt.
Wirtschaft
Tiberias ist das Zentrum des landwirtschaftlich intensiv genutzten Umlandes. Hier werden Gemüse und Obst, hauptsächlich Bananen, Datteln und Trauben angebaut. Aufgrund des milden Winterklimas kann auch Frühgemüse für den Export angebaut werden.
Die Stadt ist außerdem ein bedeutender Touristenort. Das liegt einerseits am milden Klima und an den schwefel- und radonhaltigen Thermalquellen, andererseits an den vielen christlichen und jüdischen Stätten im Bereich des See Genezareth. Christen besuchen vor allem Tabgha, den Berg der Seligpreisungen, Kapernaum und die christliche Taufstelle Jardenit, Ziele der Juden sind vor allem die Gräber der bekannten Rabbis Maimonides, Johanan Ben Zakkai und Ben Akiva, der nach dem jüdischen Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer hingerichtet worden war.