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Wilhelm (Jülich-Kleve-Berg)

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Wilhelm der Reiche. Stich von Heinrich Aldegrever 1540
Wappen zum Zeitpunkt der Herrschaft über Geldern und Zütphen. Das Wappen zeigt oben links beginnend die Wappen von Jülich (Herzogtum), Geldern (Herzogtum), Kleve (Herzogtum), Berg (Herzogtum), unten links Mark (Grafschaft), Zutphen (Herrschaft), Ravensberg (Grafschaft)
Maria von Habsburg, Wilhelms zweite Ehefrau, mit der ältesten Tochter Marie Eleonore
Wilhelm V. in spanischer Hoftracht, im Alter von 75 Jahren. Nach Johan Malthain, 1591
Wilhelms Grabmal in der Düsseldorfer Lambertuskirche

Wilhelm V., genannt Wilhelm der Reiche (* 28. Juli 1516 in Düsseldorf; † 5. Januar 1592 ebenda, beigesetzt in der Stiftskirche St. Lambertus zu Düsseldorf), war von 1539 bis zu seinem Tod Herzog von Jülich-Kleve-Berg sowie Graf von Mark und Ravensberg.

Leben

Wilhelm war einziger Sohn von Johann III., Herzog von Jülich-Kleve-Berg, Graf von Mark und Ravensberg und Maria von Jülich-Berg. Nach dem Tod seines Vaters Anfang Februar 1539 übernahm er die Herrschaft.

Schon 1538 kam Herzog Wilhelm, als Nachfolger des entfernten Verwandten Herzog Karl von Egmond, an die Herrschaft über das benachbarte Herzogtum Geldern. Kaiser Karl V. beanspruchte jedoch dieses Land für sich und bekam bei dem Regensburger Reichstag im Jahr 1541 auch Recht. Wilhelm versuchte, gegenzuhalten und gab im Jahr 1541 seine Schwester, Anna von Kleve, dem englischen König Heinrich VIII. zur Frau. Diese Ehe wurde jedoch nicht vollzogen und ein halbes Jahr später annulliert. Im selben Jahr heiratete Wilhelm aus rein machtpolitischen Motiven die erst 13-jährige Nichte des französischen Königs Franz I., Jeanne d'Albret. Auch diese Ehe wurde nicht vollzogen und fünf Jahre später annulliert.

Bei den folgenden Gefechten 1543 mit den im Rheinland aufmarschierten kaiserlichen Truppen blieb die französische Hilfe jedoch aus und Herzog Wilhelm musste kapitulieren, den Vertrag von Venlo vom 7. September akzeptieren und das Herzogtum Geldern inklusive der Grafschaft Zutphen abtreten. Die Ehe mit Jeanne d'Albret wurde 1545 annulliert. Mit der Vermählung 1546 mit Maria von Habsburg, einer Nichte Karls V., erfolgte nun eine engere Anbindung an das Haus Habsburg.

Trotz dieser Anbindung blieb Wilhelm einer zwischen den Glaubensparteien vermittelnden Linie auf der Grundlage des Humanismus eines Erasmus von Rotterdam treu, was einer Reihe glänzender Humanisten seiner Zeit an seinem Hof und in seinem Machtbereich Schutz bot, so dem Theologen und Juristen Konrad Heresbach, dem Erasmus-Intimus Johann von Vlatten, den Ärzten Johann Weyer, der vor allem als Bekämpfer des Hexenwahns berühmt wurde, und Reiner Solenander, dem Kartografen Gerhard Mercator und dem Humanisten und Pädagogen Stephanus Winandus Pighius. Weyer würdigt Wilhelm als Gegner der Hexenverfolgung[1].

Um in seinen verbliebenen Ländern mehrere Festungen und Residenzen neu aufzubauen oder zu verschönern, verpflichtete er den Renaissance-Baumeister Alessandro Pasqualini, er betreute den Ausbau der Residenz- und Festungsstädte Jülich und Düsseldorf, den Ausbau des klevischen Orsoy und der ravensbergischen Sparrenburg zur Festung. Wilhelm hielt sich aufgrund der unruhigen Lage in den Niederlanden die meiste Zeit im Düsseldorfer Schloss auf. Einen Eindruck von der Prachtentfaltung des Düsseldorfer Hofes vermittelt die Beschreibung der fürstlich jülichschen Hochzeit 1585 durch den Hofjuristen und bergischen Landschreiber Dietrich Graminäus, anlässlich der Vermählung des Herzogssohns Johann Wilhelm mit der Markgräfin Jakobe von Baden: Unter der musikalischen Leitung des Hofkomponisten Martin Peudargent[2] fanden mythologische Spektakel auf dem Rhein statt, Feuerwerk, Tanz, Ritterspiele und mit Orpheus und Amphion die erste in Deutschland nachweisbare opernhafte Darbietung.

Auf Grund mehrerer Schlaganfälle teilweise gelähmt, war Wilhelm nach dem tragischen Tod seines Sohns und designierten Nachfolgers Karl Friedrich im Jahr 1575 in Rom an den Blattern gezwungen, die Regierungsgeschäfte trotz zunehmender Gebrechlichkeit weiter zu führen, da der nun an Karl Friedrichs Stelle tretende Johann Wilhelm seinerseits von schwächlicher Konstitution und labiler geistiger Verfassung war und darüber hinaus zum Katholizismus neigte. Als Wilhelm Anfang 1592 starb, hinterließ er ein zwischen den aufständischen Niederlanden und Habsburg, zwischen Protestantismus und Katholizismus zerriebenes Land, das infolge der zunehmenden Regierungsunfähigkeit seines Sohnes Johann Wilhelm in Chaos und Intrigenwirtschaft versank.

Ehen und Nachkommen

Wilhelm heiratete am 14. Juni 1541 Jeanne d'Albret, Tochter von König Heinrich II. von Navarra, Nichte des französischen Königs Franz I.
Die Ehe wurde nie vollzogen und am 22. Oktober 1545 von Papst Paul III. annulliert.

Wilhelm heiratete das zweite Mal am 18. Juli 1546 Erzherzogin Maria von Habsburg (1531–1581), Tochter des späteren Kaisers Ferdinand I. (1503–1564), Nichte von Kaiser Karl V. (1500–1558) und hatte mit ihr folgende Nachkommen:

Siehe auch

Literatur

Commons: Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Johann Weyer: De praestigiis daemonum et incantationibus ac veneficiis, Basel: Johann Oporinus Nachfolger 2. Aufl. 1577, S. 715f; Christoph Meiners: Historische Vergleichung der Sitten und Verfassungen, der Gesetze und Gewerbe des Handels und der Religion, der Wissenschaften und Lehranstalten des Mittelalters mit denen unsers Jahrhunderts, Bd. III, Hannover: Helwing 1794, S. 368f.
  2. Die Jülicher Hochzeit.


VorgängerAmtNachfolger
Johann III.Herzog von Jülich-Kleve-Berg
1539–1592
Johann Wilhelm I.
Johann III.Graf von der Mark
1539–1592
Johann Wilhelm I.
Johann III.Graf von Ravensberg
1539–1592
Johann Wilhelm I.
Herzog KarlHerzog von Geldern
1538–1543
Kaiser Karl V.
Herzog KarlGraf von Zutphen
1538–1543
Kaiser Karl V.