Johann IV. von Pernstein
Johann von Pernstein (auch Johann von Pernstein auf Helfenstein; Johann von Bernstein; Hans von Pernstein; Johann der Reiche; tschechisch Jan z Pernštejna; Jan Bohatý; * 14. November 1487; † 8. September 1548 in Židlochovice) war 1506–1516 Oberstkämmerer sowie 1515–1519, 1526–1528 und 1530–1532 Landeshauptmann von Mähren sowie Pfandherr der Grafschaft Glatz.
Leben
Johann von Pernstein entstammte dem böhmischen Adelsgeschlecht Pernstein. Seine Eltern waren Wilhelm von Pernstein und Johanna von Liblice (Johanka z Liblic). Sein jüngerer Bruder war Adalbert von Pernstein. Über Johanns Kindheit, die er auf dem Familienchloss Pardubitz verbrachte, ist wenig bekannt. 1506 wurde ihm das Amt des mährischen Oberstkämmerers übertragen und ab 1515 war er mehrmals Landeshauptmanns von Mähren. Vor 1521 benutzte er die Titulatur „von Tobitschau“ (z Tovačova), wo er mit seiner Familie lebte und das Schloss umbauen und befestigen ließ. Nach dem Tod seines Vaters 1521 fielen ihm dessen mährische Besitzungen zu. Danach benutzte Johann bis an sein Lebensende den Namenszusatz „von Helfenstein“, das sich von der gleichnamigen Burg ableitete. Trotzdem hielt er sich vermutlich überwiegend auf dem von ihm errichteten Schloss in Prossnitz auf.
Nach dem Tod des Teschener Herzogs Kasimir II. 1528 übernahm Johann von Pernstein die Vormundschaft über dessen Enkel Wenzel III., dessen Vater Wenzel II. 1524, noch vor der Geburt Wenzels II., verstorben war. Der entsprechende Vertrag wurde noch zu Lebzeiten des Großvaters Kasimir II. abgeschlossen, wobei zugleich die Verlobung von Johanns 1524 geborener Tochter Marie von Pernstein mit Kasimirs Enkel Wenzel II. vereinbart wurde. Mit einem geheim gehaltenen Zusatzvertrag wurde vereinbart, dass das Herzogtum Teschen für den Fall, dass es im Mannesstamm erlöschen sollte, Johann von Pernstein bzw. dessen Nachkommen erben würden[1].
Johann kämpfte in den Türkenkriegen und beteiligte sich 1526 mit mährischen Truppen an der Schlacht bei Mohács, die zum Tod des Königs Ludwig II. führte. Nach dem Tod seines Bruders Adalbert/Vojtěch 1534 erbte Johann dessen umfangreiche böhmische Besitzungen. Dadurch wurde er einer der reichsten böhmischen Magnaten, wovon sich sein Beiname „Johann der Reiche“ ableitet. Trotzdem begann wenige Jahre später der Zerfall seines Reichtums, als er mehrere seiner Besitzungen verkaufen musste, u. a. Helfenstein, Neubidschow und Mährisch Weißkirchen.
1537 erwarb Johann pfandweise vom böhmischen König Ferdinand I. für 83.464 Gulden die unmittelbar zu Böhmen gehörende Grafschaft Glatz. Zugleich erhielt er den Titel eines Grafen von Glatz sowie das Münzprivileg für die Glatzer Münze. Da er im Gegensatz zu seinem böhmischen Oberherrn Ferdinand I. mit der reformatorischen Bewegung sympathisierte, tolerierte er die Ausbreitung des Luthertums sowie der Schwenckfelder und Täufer im Glatzer Land[2]. Dort schlichtete er mehrere Streitfälle zwischen den Ständen und regelte u. a. die Braurechte. Obwohl er 1547 den böhmischen Ständeaufstand unterstütze, beteiligten sich die Glatzer Stände nicht daran. Dadurch blieb die Grafschaft von Strafaktionen des böhmischen Landesherrn verschont.
Bereits 1546, zwei Jahre vor dem Tod Johanns von Pernstein, erfolgten durch dessen Söhne Verhandlungen mit dem Salzburger Administrator Ernst von Bayern über die Abtretung der Grafschaft Glatz an diesen. Nachdem die böhmischen Stände den Wittelsbacher Ernst als böhmischen Landsassen aufnahmen, erfolgte am 14. November 1549 die Übergabe der Grafschaft Glatz an diesen. Da ihm Johanns Sohn Vratislav die Herrschaft Hummel, die zwar seit 1477 zur Grafschaft gehörte aber als eigene Herrschaft galt, nicht überlassen wollte, kam es zu Streitigkeiten zwischen den Vertragsparteien. Erst nachdem Ernst mit der Vertragsrückgabe drohte, übergaben ihm die Pernsteiner auch das Hummelgebiet mit den Städtchen Reinerz und Lewin[3].
Johann starb am 8. September 1548 auf seinem südmährischen Schloss in Židlochovice. Sein Leichnam wurde in der von ihm errichteten Heilig-Kreuz-Kirche in Doubravník beigesetzt und sein Erbe unter seine Söhne aufgeteilt. Seine dritte Frau Magdalena von Ormosd überlebte ihn um acht Jahre.
Familie
Johann von Pernstein war dreimal verheiratet. Im Jahre 1507 vermählte er sich mit Anna von Postupitz (Anna z Postupic), die 1526 starb. Dieser Ehe entstammten die Kinder:
- Margarete/Markéta (1514–1529) ∞ 1529 Heinrich II. von Münsterberg
- Johanna (* 1516) ∞ Johann d. J. von Žerotín
- Katharina/Kateřina (1518–1552?) ∞ 1533 Heinrich von Schwamberg (Jindřich ze Švamberka)
- Marie (1524–1566) ∞ 1540 Wenzel III. von Teschen
In zweiter Ehe vermählte sich Johann von Pernstein 1528 mit Hedwik von Schelmberk (Hedvika z Šelmberka), die 1535 starb. Dieser Ehe entstammten die Kinder
- Jaroslav (1528–1560) ∞ 1552 Elisabeth von Bethlenfalvy († 1573)
- Vratislav (1530–1582) ∞ 1555 Maria de Lara († 1608)
- Adalbert/Vojtěch (1532–1561) ∞ 1556 Katharina von Postupitz (Kateřina z Postupic, † 1564)
- Katharina/Kateřina (1534–1571) ∞ 1550 ?Eck von Salm
1544 vermählte sich Johann von Pernstein mit Magdalena von Ormozd (z Ormosdu, † 1556). Diese Ehe blieb kinderlos.
Literatur
- Petr Vorel: Páni z Pernštejna. Vzestup a pád rodu zubří hlavy v dějinách Čech a Moravy. ISBN 80-86182-24-X. S. 156–183 und 284f.
- Arno Herzig, Małgorzata Ruchniewicz: Geschichte des Glatzer Landes. Hamburg-Wrocław 2006, ISBN 3-934632-12-2, S. 62, 65f. und 96.
Einzelnachweise
- ↑ Möglicher Übergang des Herzogtums Teschen an die Pernsteiner
- ↑ Tolerierung von Nichtkatholiken
- ↑ Erwerb der Grafschaft Glatz und der Herrschaft Hummel
Personendaten | |
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NAME | Johann von Pernstein |
ALTERNATIVNAMEN | Johann von Pernstein auf Helfenstein; Hans von Pernstein; Johann von Bernstein; Johann der Reiche; Jan z Pernštejna; Jan Bohatý (tschechisch) |
KURZBESCHREIBUNG | böhmischer Adliger, Landeshauptmann von Mähren und Pfandherr der Grafschaft Glatz |
GEBURTSDATUM | 14. November 1532 |
STERBEDATUM | 8. September 1548 |