Flying P-Liner

Flying-P-Liner oder kurz P-Liner nannten Seeleute in der Zeit der Windjammer hochachtungsvoll die Schiffe der Hamburger Reederei F. Laeisz. Die Schiffe, deren Namen mit dem Buchstaben P begannen, waren für Ihre Geschwindigkeit berühmt und ihre Zuverlässigkeit kam der eines Linienbetriebes nahe, der sonst nur Dampfschiffen zugetraut wurde.
Nach einer Statistik der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas von 1908 gingen pro Jahr durchschnittlich 3% der Segelschiffe verloren, während bei den P-Linern ein Verlust von nur 0,9% pro Jahr zu beobachten war.
Das Geheimnis des Erfolges war, dass Laeisz seine Schiffe weitaus stärker bauen ließ als üblich und sie auch besser pflegte. Außerdem fand die Reederei durch ihren guten Ruf fähige Kapitäne und konnte Mannschaften durch gute Behandlung an sich binden. Dazu kam eine gute Organisation, die sich in den verlassenen Nestern der Salpeterhäfen um den Warenumschlag kümmerte und die Liegezeiten gegenüber der Konkurrenz deutlich verkürzte. Zudem wurden Beobachtungen der deutschen Kapitäne über die Windverhältnisse unterwegs zentral gesammelt und so verfeinert.
So schaffte die Fünfmastbark Potosi die Reise von Chile nach England 1904 in der Rekordzeit von 57 Tagen, in der Gegenrichtung benötigte sie 1905 59 Tage, jeweis rund Kap Hoorn. Zwischen 1896 und 1914 benötigte sie für keine ihrer 22 Chile-Reisen mehr als 86 Tage.
Der bekannteste Segelschiffskapitän der P-Liner war Robert Hilgendorf, der als Flying German oder Teufel von Hamburg (Düwel von Hamborg) bekannt wurde und seinerzeit zahlreiche neue Reiserekorde aufstellte.
Ferdinand Laeisz Nachfolger Carl und Carl Friedrich Laeisz gehörten zu den letzten Reedern, die auf das Segelschiff setzten und damit sehr erfolgreich waren. Die Reederei setzte ihre Schiffe vor allem in der Salpeterfahrt ein, auf der natürlicher Salpeter aus Chile nach Europa transportiert wurde. Auf der Ausfahrt wurden Industriegüter von Europa nach Chile gebracht. Die Route führte auf der Hin- und Rückreise um Kap Hoorn.
Die Reederei Laeisz glaubte an die Zukunft der stählernen Segler und experimentierte mit Fünfmastern, zunächst mit der Fünfmastbark Potosi von 1895. Das Fünfmast-Vollschiff Preussen sollte im Jahr 1902 der Prototyp für das Segelschiff der Zukunft sein, aber der Größensprung bewährte sich nicht. Das Schiff war den Kapitänen und Mannschaften nicht mehr geheuer, und 8000t Fracht für die Ausreise in die entlegenen Häfen waren kaum zu organisieren. Als die Preussen 1910 verloren ging, gab Laeisz als Ersatz die Peking und die Passat in Auftrag, beide nur halb so groß. Diese beiden Viermastbarken schienen von der Größe und vom Typ her ideal für die Salpeterfahrt und waren Vorbild aller späterenen Neubauten.
Im Ersten Weltkrieg waren viele P-Liner in Chile interniert und mussten danach an die Alliierten als Reparationen abgeliefert werden, die aber nichts damit anzufangen wussten. Laeisz glaubte weiter an die Zukunft der Segelschiffe, kaufte seine Schiffe billig zurück und beauftragte sogar noch Neubauten. Das letzte Schiff war die Padua, die 1926 vom Stapel lief und der letzte Großsegler überhaupt sein sollte, der rein für die Frachtfahrt gebaut wurde. Noch 1931 betrieb Laeisz in der Salpeterfahrt eine Flotte von sechs Seglern, die zu der Zeit bereits von Journalisten und Schriftstellern (z.B. Alan Villiers und Irving Johnson) beachtet wurden. Kurz darauf zwang die Weltwirtschaftskrise zur Aufgabe, nur der finnische Reeder Gustaf Erikson betrieb noch einige Jahre eine große Zahl an Windjammer in der Frachtfahrt, darunter viele P-Liner.
Die „P“s
Vier der Flying-P-Liner sind erhalten:
- Pommern ex Mneme, Viermastbark - Museumsschiff in Mariehamn
- Peking, Viermastbark, später "Arethusa", heute wieder "Peking" - Museumsschiff in New York
- Passat, Viermastbark - Museumsschiff in Travemünde
- Padua, Viermastbark - heute noch als russisches Segelschulschiff Krusenstern im Einsatz
Weitere P-Liner:
- Pudel, hölzerne Bark, war 1857 das erste P der Reihe. „Pudel“ war, wegen ihrer seltsamen Haartracht, der Spitzname von Carl Laeisz’ Gattin Sophie.
- Pacific, hölzerne Brigg
- Costa Rica, hölzerne Bark
- Peru, hölzerne Brigg
- Panama (I) ex Marbs, hölzerne Bark
- Persia, hölzerne Bark
- Patria, hölzerne Bark
- Princess, hölzerne Brigg
- Perle, hölzerne Bark
- Papa, hölzerne Bark
- Pyrmont, hölzerne Bark
- Panama (II), hölzerne Bark
- Professor ex Flottbek, eiserne Bark
- Pacha ex Isabellita, hölzerne Bark
- Patagonia, hölzerne Bark
- Polynesia, eisernes Vollschiff
- Paladin, hölzerne Bark
- Pandur, hölzerne Bark
- Paradox, hölzerne Bark
- Parnass, hölzerne Bark
- Poncho ex Weymouth, eiserne Bark
- Pluto ex Aminta, eisernes Vollschiff
- Paquita ex Irma ex Maggie Leslie, eiserne Bark
- Pavian ex Tiverton, eiserne Bark
- Parsifal, eiserne Bark
- Puck ex Peep O'Day, eiserne Bark
- Pirat, eiserne Bark
- Pestalozzi, eiserne Bark
- Plus, eiserne Bark
- Potrimpos, eiserne Bark
- Prompt, stählerne Bark
- Pamelia, stählerne Bark
- Pergamon, stählerne Bark
- Potsdam, stählerne Bark
- Paposo, eiserne Bark
- Palmyra, stählernes Vollschiff
- Parchim, stählernes Vollschiff (alle weiteren Segler aus Stahl)
- Pera, Vollschiff
- Pampa, Vollschiff
- Posen ex Preussen (I), Vollschiff
- Placilla, Viermastbark, später "Optima"
- Pisagua, Viermastbark
- Pitlochry, Viermastbark
- Potosí, Fünfmastbark (1895-1925), später "Flora"
- Persimmon ex Drumrock, Viermastbark, später "Helwig Vinnen" → "Allen Dollar" → "Drumrock"
- Preussen (II), Fünfmastvollschiff (1902-1910)
- Pangani, Viermastbark
- Petschili, Viermastbark
- Pamir, Viermastbark (1905-1957), untergegangen als Schulschiff
- Peiho ex Argo ex Brynymor, Vollschiff
- Pirna ex Osorno ex Beethoven, Vollschiff
- Pinnas ex Fitzjames, Vollschiff
- Ponape ex Regina Elena, Viermastbark; später "Bellhouse" → "Ponape"
- Penang ex Albert Rickmers, Bark
- Perim ex Radiant, Bark
- Pelikan ex Dione, Vollschiff
- Parma ex Arrow, Viermastbark
- Pinguin ex Erasmo, Viermastbark, später "Weser" → "Jacobsen"
- Perkeo ex Brilliant, Viermastbark, später "Bell"
- Pola, Viermastbark (fuhr nie unter FL-Flagge (Kriegsreparation), später "Richelieu")
- Priwall, Viermastbark; später "Lautaro"
- Pellworm ex Faith ex Maréchal Suchet, Vollschiff