Julius Evola
Julius Evola (* 19. Mai 1898 in Rom; † 11. Juni 1974 in Rom; eigentlich Giulio Cesare Evola) war italienischer Kulturphilosoph.
Leben und Ideen
Das Leben Evolas ist geprägt von seiner Beziehung zum Faschismus. Evola steht für die traditionalistische Linie des Faschismus, die im Gegensatz zum Modernismus stand. Deshalb wird Evola gelegentlich als einer der führenden Faschisten gesehen, aber auch als einer derer, die Distanz zum Faschismus aufbauten. Evola hat sich nie für Politik einnehmen lassen, sondern ohne Rücksicht auf die wechselnden Vorlieben Mussolinis seine Positionen vertreten.
Evola wurde streng katholisch erzogen, hat sich aber bereits in früher Jugend vom Katholizismus ab- und der heidnischen Antike zugewandt. Sehr großen Einfluss hat auf ihn Meister Eckhart ausgeübt, den er auf Deutsch las. Eine andere Einflussquelle ist der Taoismus. Evola hat das Hauptwerk Lao Tses, das Tao Te King, zweimal ins Italienische übersetzt. Für Evolas Haltung von besonderer Bedeutung ist der Tao-te-King-Passus "Wer andere erkennt, ist klug. Wer sich selbst erkennt, ist erleuchtet. Wer andere besiegt, ist stark. Wer sich selbst besiegt, ist Macht."
Demzufolge schreibt Evola in seinem Buch Heidnischer Imperialismus: "Die Überlegenheit beruht nicht auf der Macht, sondern die Macht auf der Überlegenheit.". Evola geht grundsätzlich von einer Überlegenheit geistiger über materielle Kräfte aus. (Das Buch war zudem ein Plädoyer für einen hierarchischen, "organischen" Führerstaat.)
Daraus ergibt sich auch die Haltung zum Faschismus. Evolas Haltung zum Faschismus war nicht unkritisch, aber er glaubte, dass eine Korrektur genügen müsste, um den Faschismus in seine Bahnen lenken zu können. Das Konkordat mit dem Vatikan lehnte er wegen seiner heidnischen Überzeugung ab. Heidentum, das bedeutete für Evola die Bezugnahme auf die Antike, von deren Ruinen er in Rom umgeben war. Für Evola war klar, dass die römische Antike die eigentliche große Zeit war und es seitdem nur einen kulturellen Abstieg gab. Evola ist damit einer der prominentesten Vertreters des Kulturpessimismus. Aus der heidnischen Grundlage heraus schrieb er 1929 von der aufbrechenden Gefahr, dass sich "Amerikanismus" und "Bolschewismus" die Welt aufteilen könnten. Dabei würde Europa verlieren, und mit Europa meint er vor allem das Europa mit antikem Bezug.
Eines der berühmtesten Werke ist die Revolte gegen die moderne Welt, ein Werk, das unter anderem Gottfried Benn sehr beeindruckte. Das in erster Auflage 1934 erschienene Buch gilt als das Hauptwerk Evolas. Die gesamte Moderne lehnt Evola ab. Er vermißt das "Sakrale" der Antike. Er versteht sich als Traditionalist. Der demokratische Gedanke, dass die Macht eines Herrschers von den Untertanen käme, ist ihm völlig fremd. Das "Königtum" erwächst ihm nicht aus der Basis, sondern aus der aristokratischen Einstellung, aus dem Geist, aus der "Rasse" des Herrschers. So lehnt er nicht nur die Demokratien ab, die wir heute als solche verstehen, sondern auch alle anderen Theorien, die im Namen des Volks handeln, also auch Kommunismus und Nationalsozialismus. Die Französische Revolution und die aus ihr kommende Moderne erscheint ihm als Wurzel des Übels.
Ein wichtiger Begriff im Werk Evolas ist der der Rasse, der aber ganz anders zu verstehen ist als der des Nationalsozialismus. Den Biologismus lehnte Evola immer ab; für ihn bedeutet "Rasse" Kultur, Elite und Aristokratie. Insbesondere den Begründer der biologischen Rassenlehre, Houston Stewart Chamberlain, lehnte er mit scharfen Worten ab. Zwar ist eines seiner Werke über "Rasse" während des dritten Reiches auch auf deutsch erschienen, aber nur, weil Mussolini das Werk sehr förderte und sich damit von der nationalsozialistischen Rassenlehre absetzen wollte. Die Grundrisse einer faschistischen Rassenlehre sollten denn auch als Kontraposition zur nationalsozialistischen Lehre verstanden werden. Der Titel des Werkes wurde von Mussolini vorgegeben; Evola hatte sein Buch ursprünglich "Rasse und Kultur" betitelt.
Bemerkenswert ist, dass Evola die Begriffe Volk und Nation ablehnte. Das Volk widersprach seiner aristokratischen Einstellung, und die Nation lehnte er ab, weil sie aus der Französischen Revolution kam. Dies war auch einer der wesentlichen Punkte, die ihn vom modernistischen Flügel des Faschismus trennten. Zum Ende des Faschismus wurde seine Kritik auch lauter; Evola vernahm "bolschewistische" Tendenzen im Faschismus, die er verachtete.
Obwohl Evola die deutsche Sprache beherrschte und Deutschland von früher Jugend an bewunderte, hat er den Nationalsozialismus abgelehnt. Er war ihm zu modernistisch, die biologistische Ausrichtung war ihm zuwider, seine traditionalistischen Grundsätze sah er im Dritten Reich als verloren an. Gleichwohl sah er in den Überlegungen Heinrich Himmlers, einen Ordensstaat der SS einzurichten, etwas Bewundernswertes. Aber ausgerechnet von dieser SS wurde er überwacht und nach Möglichkeit behindert. Sie sah ihn als "reaktionären Römer" an. Nach einer Vortragsreise durch Deutschland wurden weitere Vorträge Evolas unterbunden. Gleichwohl hatte Himmler Evola gerne gelesen und seiner Umgebung die Lektüre Evolas angeordnet. Himmler war vor allem von den esoterischen Zügen Evolas und dessen asiatischen Bezügen angetan.
Nachkriegszeit
Im April 1951 wird Evola wegen "Verherrlichung des Faschismus" und wegen Bildung einer faschistischen Verschwörung verhaftet. In einem aufsehenerregenden Prozess wird er allerdings freigesprochen.
Der Studentenbewegung um 1968 galt Evola als eine Art rechter Anarchist, und insbesondere sein Buch "Cavalcare la tigre" ("Den Tiger reiten") wurde an den Universitäten der Umbruchzeit gelesen. Insbesondere die Wendung gegen den "Konsumterror" entsprach den Ideen und Gedanken Evolas, jedoch kritisierte er die Oberflächlichkeit der 68er. Von kommunistischen Universitätsprofessoren wie Massimo Cacciari wurden Parallelen zwischen Evola und Herbert Marcuse festgestellt. Gleichwohl beharrte Evola darauf, dass der Faschismus in seiner Ablehnung der Konsumgesellschaft "viel tiefer" gegangen sei.
In den letzten Jahren gewann er in rechtskonservativen bis rechtsextremen Kreisen wieder an Popularität. Gerade die Neue Rechte, die sich auf die Weimarer Jungkonservativen beruft, hat Evola wieder entdeckt. In den achtziger Jahren galt Evola unter rechtsextremen italienischen Terroristen der "Bewaffneten revolutionären Zellen", die im Londoner Exil lebten und eng mit der National Front in Verbindung standen, als entscheidende theoretische Grundlage. Viele der Ideologeme des Julius Evola finden sich in aktuellen "esoterischen" Schriften wieder. Dies trifft besonders auf die duale Wahrnehmung von Kultur zu: Moderne Welt contra traditionelle Welt, die in einer vorchristlichen Vergangenheit gesucht wird.
Werke
Evola hat ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen. Es besteht aus 25 Büchern, 300 längeren Essays und über 1000 Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätzen. Nur ein Teil davon ist ins Deutsche übersetzt worden, einige Aufsätze wurden original in deutscher Sprache geschrieben.
Übersetzungen in die deutsche Sprache (Auswahl)
- Heidnischer Imperialismus, Leipzig 1933
- Grundrisse der faschistischen Rassenlehre, Berlin 1942
- Revolte gegen die moderne Welt, Uhlstädt-Kirchhasel 1993 (es gibt zwei weitere Übersetzungen: Stuttgart 1935 und Interlaken 1982)
- Menschen inmitten von Ruinen, Tübingen 1991
- Den Tiger reiten, Engerda, 1997
- Metaphysik des Sexus, Stuttgart 1962, als Taschenbuch Frankfurt-Berlin-Wien 1983
- Magie als Wissenschaft vom Ich, Bände I und II, Interlaken 1998
- Das Mysterium des Grals, Ansata-Verlag, Schwarzenburg 1978
- Die Hermetische Tradition, Ansata-Verlag, München 2001
Weblinks
- Vorlage:PND
- http://www.JuliusEvola.de (Leben und Werk, einige Artikel im Volltext)
- http://www.chevalierpensif.de/4775.html
- http://www.geocities.com/traditionundmetaphysik/evola.html (Zahlreiche Texte von und über Julius Evola)
- Lexikon des Rechtsextremismus: Julius Evola
- http://esclarmonde.ionichost.com/konservative_revolution/evola/evola.html
Personendaten | |
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NAME | Evola, Julius |
ALTERNATIVNAMEN | eigentlich Giulio Cesare Evola |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Kulturphilosoph |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1898 |
GEBURTSORT | Rom |
STERBEDATUM | 11. Juni 1974 |
STERBEORT | Rom |