Tempel
Tempel (v. lat. templum) ist die deutsche Bezeichnung von Gebäuden, die in vielen Religionen als Heiligtum dienen.
Ursprung
Bei den Völkern des Altertums ein der Gottheit geweihter Bezirk, dann das auf demselben stehende Gebäude, zur Aufnahme der Götterbilder, des Altars und der Priester, aber nur selten des Volkes bestimmt.
Im Innern des eigentlichen Tempelhauses oder der Zelle (cella) stand die Bildsäule oder das Bild der Gottheit, welcher der Tempel gewidmet war, auf einem Postament an der dem Eingang gegenüberliegenden Mauer, vor ihm ein entweder runder oder viereckiger Opfer- und Betaltar.
Die Decke bestand aus Holz, selten aus Stein und war gewöhnlich eben, später bisweilen auch gewölbt. Der Fußboden war anfangs aus Steinplatten, später aus Mosaik hergestellt. Die Säulen des Portikus schmückte man oft mit erbeuteten feindlichen Schilden.
Stufen hatten die griechischen Tempel in der Regel, und zwar liefen sie stets ringsherum. Der dadurch geschaffene Stufenunterbau hieß Krepidoma.
Der Platz um den Tempel, soweit er der Gottheit geweiht war, hieß Peribolus. Mit einer Mauer umgeben, enthielt er Altäre, Statuen, Monumente aller Art.
Die israelitischen Tempel
Die Hebräer besaßen jeweils nur einen einzigen Tempel, zuerst den Zelt-Tempel, später den berühmten Tempel zu Jerusalem, ihr Nationalheiligtum.
Der Zelt-Tempel
Im 2. Buch Mose ist die Konstruktion eines zerlegbaren und transportablen Zelt-Tempels genau beschrieben. (In der Lutherbibel heißt er "Hütte des Stifts".) Dieser diente den Israeliten während ihrer Wüstenwanderung und bis zur Zeit König Davids als Heiligtum. Zuerst wurde er auf den Wanderungen mitgeführt, später hatte er seinen Standort in Schilo etwa in der Mitte des Landes Israel. Nachdem David Jerusalem von den Jebusitern erobert und zur Hauptstadt Israels gemacht hatte, ließ er das Tempelzelt dorthin bringen.
In der Forschung wird heute angenommen, dass manche Details in der Beschreibung des Zelt-Tempels und seiner Zeremonien in Wirklichkeit dem späteren steinernen Tempel entstammen und erst nachträglich dem Zelt-Tempel beigelegt wurden.
Der salomonische Tempel
Der erste feste Tempel (Salomonischer Tempel), von Salomo seit 990 v. Chr. auf dem Berg Moria in Jerusalem mit Hilfe phönizischer Meister errichtet, war ein steinernes Gebäude von 60 Ellen Länge, 20 Ellen Breite und 30 Ellen Höhe, an drei Seiten mit Seitenzimmern umgeben, welche, in drei Stockwerken übereinander, zur Bewahrung der Schätze und Gerätschaften des Tempels dienten, an der vordern Seite aber mit einer 10 Ellen breiten Vorhalle geziert, welche von zwei bronzenen Säulen, Iachin und Boas ("Festigkeit und Stärke"), getragen wurde. Im Gegensatz zu heutigen christlichen Kirche befand sich der Eingang im Osten, das Allerheiligstes im Westen.
Das Innere enthielt einen 40 Ellen langen Vorderraum, das Heilige, worin die goldenen Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen, und einen durch einen Vorhang davon geschiedenen Hinterraum von 20 Ellen Länge, das Allerheiligste, mit der Bundeslade. Beide Räume waren an den Wänden, das Allerheiligste (Adyton) auch am Boden und an der Decke mit Holzwerk getäfelt.
Letzteres war nur dem Hohenpriester, das Heilige nur den Priestern zugänglich.
Das Tempelgebäude war von einem innern Vorhof der Priester mit dem Brandopferaltar, dem Reinigungsbecken und andern Gerätschaften umgeben und dieser durch Säulengänge mit ehernen Thoren von dem für das Volk bestimmten und von einer Mauer umschlossenen äußern Vorhof geschieden.
Der herodianische Tempel
Nachdem er 586 durch Nebukadnezar zerstört worden war, erhob sich an seiner Stelle nach der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft der zweite, nach Serubbabel genannte Tempel, der wahrscheinlich wie auf der Stätte, so auch (zumindest im groben) nach dem Plan des ersten errichtet und 516 vollendet wurde, diesem aber an Größe und Pracht nachstand. Durch Antiochos Epiphanes 169 entweiht, wurd er von Judas Makkabäus wiederhergestellt und millitärisch befestigt.
Unter Herodes d. Gr. begann seit 21 v. Chr. eine gänzliche Umgestaltung des Tempels in großartigeren Maßstab im griechischen Stil (daher Herodianischer Tempel). Dieser Tempelbau war nach Flavius Josephus eine Stadie lang und eine Stadie breit. Im jüdisch- römischen Krieg im Jahr 70 war der Tempel die letzte Schutzwehr der Juden.
Seit 644 stehen auf der Tempelstätte eine Moschee (die so genannte "Al-Aksa-Moschee") und der Felsendom.
Die Aufzeichnungen über den Salomonischen Tempelbau finden sich, außer einzelnen Notizen bei Jeremia 52 und im 2. Buch der Könige 25, im 1. Buch der Könige, Kap. 5-7, und 2. Chron., Kap. 2-4.
Der Tempelbau der Griechen
Die höchste künstlerische Ausbildung erfuhr der Tempelbau durch die Griechen, welche, von der einfachsten Form ausgehend, allmählich zu einer Anzahl von Typen gelangten, die nicht nur für die Römer maßgebend gewesen sind, sondern auch auf die Baukunst der neuern Zeit Einfluss geübt haben. Man unterschied die einzelnen Gattungen der Tempel entweder nach der Anordnung der Säulenstellungen vor und hinter der Tempelfront oder an den Seiten des Tempels oder 1. Antentempel. 2. Prostylos. 3. Amphiprostylos. nach der Zahl der Säulen an der Tempelfront (siehe Architektur). Die erstere Einteilung ist die geläufigere. Man unterschied demnach:
- Tempel in anti (Antentempel), bei welchen zwischen den über dem Haupteingang zur Cella vorgeschobenen Seitenmauern (antae) des Tempels zwei Säulen standen. Die dadurch gewonnene Vorhalle hieß Pronaos. Um die Cella auch von hinten zugänglich zu machen, wurde die Rückseite des Tempels später mit einer gleichen Anlage (Opisthodomos, Hinterhaus) versehen.
- Prostylos hieß der Tempel, wenn die Stirnseiten der Seitenmauern bis zur Eingangstür der Cella zurücktraten und die Vorhalle des Tempels allein durch Säulen getragen wurde.
- Der Amphiprostylos entsteht, wenn diese Säulenstellung sich am Hinterhaus des Tempels wiederholt
- Der Peripteros ist die Erweiterung des Amphiprostylos durch eine Säulenhalle, welche um alle vier Seiten des Tempels ats freier Umgang herumgeführt wird. Es ist die edelste Form des griechischen Tempelbaues, dessen klassisches Beispiel der Parthenon ist. Eine römische Abart ist der Pseudoperipteros, bei welchem die Säulen in Form von Halbsäulen und Pilastern den Seitenwänden angefügt waren und das Gebälk trugen..
- Der Dipteros entsteht, wenn um den Tempel eine doppelte Säulenstellung herumgeführt wird, also an der Vorder- und Rückseite vier Reihen von Säulen stehen. Der Pseudodipteros unterscheidet sich von dem Dipteros dadurch, dass die innere Säulenstellung fehlt, aber der Zwischenraum zwischen der äußern Säulenstellung und der Cellawand der gleiche geblieben ist.
Je nach der Zahl der Säulen an der Vorderseite, welche immer eine gerade war, unterscheidet man: Naos (Tempel) tetra-, hexa-, okta-, deka- und dodekastylos (d. h. 4-, 6-, 8-, 10- und 12säulige Tempel). Eine besondere Abart der Tempel waren die Rundtempel, welche bisweilen auch von Säulen umgeben waren und dann Monopteros hießen.
Christentum
Im Christentum spielte in der ersten Zeit der Jerusalemer Tempel noch eine Rolle. Da sich jedoch Jesus sehr kritisch gegenüber dem Tempel verhalten hatte und da der getaufte Mensch selbst als Tempel Gottes verstanden wurde, endete der Tempelkult im Christentum, fand jedoch ab Konstantin I. eine neue Form in den Kirchenbauten. Noch heute jedoch wird in den Lesungen zum Kirchweihfest der Text gelesen: "Der Tempel Gottes seid IHR". In Reiseführern begegnet zuweilen das Wort Tempel als Synonym für Kirche, vor allem dann, wenn die Texte aus dem Italienischen übersetzt sind, da hier das Wort templo immer noch als Synonym für chiesa (Kirche) gebraucht wird.
Auch in der Christlich-Orthodoxen Kirche werden die Gotteshäuser als Tempel bezeichnet, während das Wort Kirche nur für die Institution selbst verwendet wird.
Unter den christlichen Sekten sind die Mormonen für ihre teilweise extravaganten Tempelbauten bekannt.
übrige Weltreligionen
Islam
Das arabisch Wort Moschee bedeutet wörtlich übersetzt ebenfalls Tempel.
Asien
Einige der großen Weltreligionen, die Tempel als Heiligtümer haben, sind der
Tempel als touristische Anziehungspunkte
Die Tempel und Tempelruinen vergangener Kulturen wie die von Babylon, Assyrien, Griechenland, Rom, der Azteken und Inka sind wichtige archäologische Denkmäler, die häufig auch touristische Anziehungspunkte sind.
(to do: Tempel in Ägypten, Tempel in Indien, Tempel in Südamerika, Tempel in Babylonien etc...)