Evangelische Kirche Wilnsdorf

Die evangelische Kirche in Wilnsdorf ist die Hauptkirche der ehemaligen evangelischen Kirchengemeinde Wilnsdorf, heute Teil der Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf. Die Kirche steht zum Teil auf den alten Grundmauern der 1233 abgebrannten Wilnsdorfer Burg auf knapp 370 m Höhe.
Geschichte
Nach der Umpfarrung Wildens im Jahr 1892 von Neunkirchen und Burbach nach Wilnsdorf war die ehemalige Simultankirche in Wilnsdorf zu klein für die Zahl der Gemeindeglieder. Im März 1893 wurde sie umgebaut, um mehr Gottesdienstbesucher unterzubringen. Nachdem am 16. März 1904 der Plan für einen Erweiterungsbau keinen Anklang gefunden hatte, auch da ein Neubau nur 15.000 Mark teurer war, entwarf Gustav Mucke einen Plan für den Neubau der Kirche. Die mittlerweile 115 Jahre alte Simultankirche hingegen durfte aufgrund ihres Denkmalschutzes nicht abgebrochen werden. Pfarrer Friedrich Adrian, Nachfolger von Pfarrer Böcking und seit 1904 im Amt, reiste im Jahr 1906 nach Berlin zum zuständigen Ministerium, um die Abbruchgenehmigung für die 1789 erbaute Kirche zu erhalten. Die Architektenfrage für den Neubau wurde dort zum Streitpunkt, da man im Ministerium für einen anderen Baumeister war. Der Wilnsdorfer Pfarrer konnte sich allerdings durchsetzen und die Wilnsdorfer erhielten am 8. Februar 1908 die Genehmigungen für Abbruch und Neubau. 1910 zählte die Kirchengemeinde in Wilnsdorf 500, in Wilgersdorf 655 und in Wilden 657, gesamt also 1812 Gemeindeglieder.[1]
Nachdem die Finanzierung des Baus geregelt war, erfolgte am 6. November 1911 der erste Spatenstich für die neue Kirche. Bereits am 7. Dezember desselben Jahres begannen Maurerarbeiten. Die alte Kirche konnte noch bis April 1912 genutzt werden. Am 9. April 1912 wurde mit dem Abbruch begonnen[1]. Die Neubaukosten wurden mit 73.300 Mark[1] veranschlagt. Diese Summe wurde um 10.000 Mark überschritten, so musste eine Anleihe von 25.000 Mark bei der Sparkasse des Amtes Weidenau in Anspruch genommen werden. Die Außenmauer wurde aus Ruhrsandstein aus Herdecke gemauert, das Dach mit Schiefer aus Brachbach gedeckt. Eine Dampfheizung diente als Heizung. Die 900 Mark teure Turmuhr wurde vom Amtsmann von Wilnsdorf gestiftet. Die 4500 Mark teure Orgel wurde von der Wuppertaler Firma Faust geliefert. Am 20. April 1913 wurde die Kirche mit einem Festzug vom Pfarrhaus im Herrengarten zur Kirche eingeweiht. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im hinteren Teil eine Gedenktafel für die Gefallenen der Kirchengemeinde aufgehängt.
Die Kirche steht seit 1977 unter Denkmalschutz. Die Begründung lautete (Zitat): „Die in exponierter Lage am Hang errichtete Kirche ist ein schmuckloser, in rauhem Bossenquadermauerwerk ausgeführler Jugendstilbau mit seitlich in der Fassade stehender Tutm und verschieferlen Dächern. Auch das Innere weist mit seiner Holztonne über dem Mittelraum, sowie mit der Anordnung von Orgel – Kanzel – Altar und Emporen, charakteristische Züge eines evangelischen Kirchenbaues um 1910 auf.“
Sanierungsmaßnahmen

- 1957: Eine elektrische Läuteanlage wurde eingerichtet.
- 1961: Innenrenovierung inklusive Erneuerung der Orgel. Kosten: 70.745 Mark
- 1963: Das alte Schieferdach wurde erneuert, die Heizungsanlage von Koks auf Öl umgestellt.
- 1966: Die Bruchstein-Stützmauer stürzt ein. Die Wiederherstellung der Mauer sowie der Bau einer neues Treppenanlage kostet 70.000 Mark.
- 1982: Einbau einer Dampfheizung.[2]
- 1984: Die Fugen des Außenmauerwerks wurden für 75.000 Mark mit elastischem Spezialmörtel saniert.
- 1988: Eine neue Mebold-Orgel wurde eingebaut, der Altarraum renoviert. Kosten: 235.000 Mark
- 1989: Die mechanische Turmuhr wurde auf funkgesteuert umgestellt.
- 1995: Eine mobile Trennwand im hinteren Teil der Kirche wurde eingebaut.
- 1997: Die Turmspitze mit Kreuz und Kupferhaube wurde erneuert. Als Energiesparmaßnahme wurde Schutzverglasung in alle Fenster eingesetzt.
- 2000: Die Beleuchtung wurde erneuert und die Lautsprcheranlage saniert.
- 2002: Ein Eingang wurde behindertengerecht umgebaut. Im hinteren Teil der Kirche wurde eine Kinderecke eingerichtet.
- 2010: Für 60.000 Euro wurde die Heizungsanlage gegen eine neue, kostengünstigere Anlage ausgetauscht.[2]
Gebäude
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Die Kirche ist als Jugendstilbau errichtet und hat eine Größe von 20 x 14,5 m. Der Kirchturm wurde am hinteren Ende der Kirche gebaut und ist 36 m hoch. Der Grundriss der Kirche weist im hinteren Teil an beiden Seiten eine bauliche Einrückung der Ecken auf, auf der rechten Seite größer als links. Im vorderen Teil ist die rechte Ecke zur Seite herausgezogen. Dort befindet sich eine der drei Treppen sowie ein Nebeneingang. Direkt links von diesem Teil liegt, unterhalb des Glockenturms, der Haupteingang des Gebäudes. Dieser führt in einen Vorraum, durch den man nach vorn in den rechten Seitengang und nach links hinter den mit Bänken bestückten Teil der Kirche sowie nach rechts in das erwähnte Treppenhaus gelangt. Im hinteren Teil der Kirche ist eine Sitz- und Kinderspielecke eingerichtet, die mit mobilen Trennwänden abgetrennt werden kann. Im Anschluss befindet sich das zweite Treppenhaus, in dem auch ein zweiter Nebeneingang ist, der von außen behindertengerecht umgebaut wurde.
Nach vorne erstrecken sich über die kompletten Gebäudebreite die Sitzreihen der Bänke. In der Breite der hinteren abgetrennten Räumlichkeiten ist auch der Altarraum mittig begrenzt. Hinter dem Altarraum bedinden sich die Sakristei sowie auf der linken Seite ein drittes Treppenhaus mit Seiteneingang. Oberhalb der Sakristei steht die 1988 aufgestellte Orgel. Im Altarraum der Kirche ist in großen Buchstaben der Vers „Herr, ich hab lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Psalm 26, Vers 8) aufgeschrieben. Links davon ist das Wappen der Herren von Wilnsdorf, rechts eine Zeichnung von der Zerstörung Wilnsdorfs im Jahr 1233 aufgemalt. Mittig im Altarraum befindet sich die erhöhte Kanzel, die man nur durch die Sakristei erreicht. Die Emporen der Kirche schließen sich den baulichen Gegebenheiten den Treppenhäusern nach an, der hintere und größte Teil davon rückt ungefähr bis zur Hälfte der unteren Sitzreihen vor. Im Gebäude finden insgesamt 550 Besucher Platz.[3]
Glocken
Drei Stahlglocken wurden eingebaut. Sie wurden vom Bochumer Verein geliefert.
Die größte Glocke, auch „Totenglocke“ genannt, hat ein Gewicht von 1400 kg und einen Durchmesser von 1494 mm und kommt nur bei Sterbefällen zum Einsatz. Die mittlere Glocke wird täglich mittags und abends und am Sonntag halbstündlich vor dem Gottesdienst eingesetzt, sie ist 1000 kg schwer und hat einen Durchmesser von 1330 mm. Die kleinste Glocke wird bei Hochzeiten und zum Einläuten des Sonntags sowie zur Einladung zum Gottesdienst geläutet. Sie wiegt 480 kg bei einem Durchmesser von 1018 mm.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Text Grundsteinlegung in Wilnsdorf im vorderen Teil der Kirche, 1912
- ↑ a b Artikel Heißes Wasser statt heißer und teurer Luft in der Siegener Zeitung vom 5. Januar 2010, Seite 9
- ↑ Ev. Kirchengemeinde Wilnsdorf – Gemeindekonzeption, Stand 22. Juli 2008; S. 14
Literatur
- 1913–2003 – 90 Jahre Evangelische Kirche Wilnsdorf – Kleine Geschichte der Wilnsdorfer Kirche, Wilnsdorf 2003
- Franz Dango: Wilnsdorf – Geschichte und Landschaft, Verlag Vorländer, Siegen 1955
Weblinks
Koordinaten: 50° 48′ 56,5″ N, 8° 6′ 10″ O
Wilnsdorf, Evangelische Kirche Kategorie:Baudenkmal im Kreis Siegen-Wittgenstein Kategorie:Wilnsdorf