Nationale Volksarmee
Die Nationale Volksarmee (NVA) war seit 1956 die Armee der damaligen DDR.
Die Gründung der NVA, am 1. März 1956, war der Schlusspunkt einer Entwicklung, die 1952 mit der Proklamation der "Nationalen Streitkräfte" begonnen hatte und in deren Verlauf vor allem die Kasernierte Volkspolizei (KVP) sowie die Grundstrukturen einer Militärorganisation aufgebaut worden waren. Dieser Aufbau vollzog sich im Rahmen des Warschauer Vertrages und unter Anleitung der Sowjetunion. Bis 1962 war die NVA eine Freiwilligenarmee. Nach Einführung der Wehrpflicht lag die Personalstärke der NVA bei ca. 170.000 Soldaten. Die SED hatte durch ihre "Politische Hauptverwaltung" (PHV) in der Armee ihre führende Rolle in der Armee gesichert.
In der DDR wurde die NVA als Instrument der Arbeiterklasse dargestellt, welche die sozialistischen Errungenschaften schützen und sichern sollte. Der Propaganda nach diente die Volksarmee für die Verteidigung der DDR und anderer sozialistischer Staaten, gegen die imperialistische Aggression.
Das allgemeine Wehrpflichtgesetz vom 24. Januar 1962 sah einen Grundwehrdienst von 18 Monaten vor. Es konnte und wurde nahezu jeder Mann vom 18. bis zum 26. Lebensjahr eingezogen, und es konnten bis dato ungediente Männer bis zum 36. Lebensjahr zum Wehrdienst eingezogen werden.
In den fahrenden Einheiten der Volksmarine sowie bei fallschirmspringenden Einheiten waren in der Regel auch die Soldaten freiwillige "Soldaten auf Zeit" mit einer Mindestdienstzeit von 3 Jahren.
Frauen konnten freiwillig eine Laufbahn als Unteroffizier auf Zeit (mit einer Mindestdienstzeit von 3 Jahren), Berufsunteroffizier (mit einer Mindestdienstzeit von 10 Jahren), Fähnrich oder "Berufsoffizier" (mit einer Mindestdienstzeit von 25 Jahren) einschlagen.
Dem Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV) - Strausberg - waren untergeordnet:
- das Kommando der Grenztruppen (KdoGT) - Pätz (bei Königs_Wusterhausen) -
- das Kommando Volksmarine (KdoVM) - Rostock -
- das Kommando Luftstreitkräfte/ Luftverteidigung (KdoLSK/LV) - Strausberg -
- das Kommando Landstreitkräfte (KdoLaSK) - Geltow (bei Potsdam) -
Die Grenztruppen waren gegliedert in:
- Grenzkommando Süd (GKS) - Erfurt -
- Grenzkommando Mitte (GKM) - Berlin-Karlshorst -
- Grenzkommando Nord (GKN) - Stendal -
- Grenzbrigade Küste (GBrK) - Rostock -
- Grenzabschnitt Volksrepublik Polen (GAVRP)
Die Landstreitkräfte waren gegliedert in:
- direkt dem KdoLaSK unterstellten Truppenteile/Einheiten
- Militärbezirk Nord = MB V - Neubrandenburg -
- 1. Mot.-Schützen-Division, 1.MSD - Potsdam -
- 8. Mot.-Schützen-Division, 8.MSD - Schwerin -
- 9. Panzerdivision "Heinz Hoffmann", 9.PD - Eggesin -
- Militärbezirk Süd = MB III - Leipzig -
- 4. Mot.-Schützen-Division, 4.MSD - Erfurt -
- 11. Mot.-Schützen-Division, 11.MSD - Halle -
- 7. Panzerdivision, 7.PD - Dresden -
Die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung waren gegliedert in:
- direkt dem KdoLSK/LV unterstellte Truppenteile/Einheiten
- die 1. Luft-Verteidigungs-Division (1. LVD) - Cottbus -
- die 3. Luft-Verteidigungs-Division (3.LVD) - Trollenhagen (bei Neubrandenburg) -
- Führungsorgan der Front- u. Militärfliegerkräfte (FMTFK) - Strausberg -
Die NVA war stets eng mit den Truppen der "Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland" (GSSD) - seit Juni 1989 in "Westgruppe der Truppen" (WGT) umbenannt - verzahnt.
Die Strukturen und Ausrüstung, Fahrzeuge und Kampftechnik waren weitgehend sowjetischen Ursprungs und die NVA arbeitete in Führungs- u. Mobilmachungsfragen eng mit den Stäben der Sowjetarmee zusammen. Die Offiziersausbildung erfolgte in den Offiziershochschulen
- der Landstreitkräfte in Löbau und Zittau
- der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung in Kamenz
- der Volksmarine in Stralsund
- der Grenztruppen zunächst in Plauen, später in Suhl sowie
- der Militärakademie der NVA in Dresden
Weiterhin gab es mehrere Unteroffiziersschulen. Ein nicht unbedeutender Teil der Führungskader der NVA absolvierte sowjetische Militärakademien, Militärhochschulen bzw. ähnliche Einrichtungen.
1990 wurde die NVA aufgelöst und Standorte, Einrichtungen und Ausrüstung an die Bundeswehr übergeben. Die meisten der vorhandenen Standorte wurden geschlossen und die Ausrüstung zum Teil an andere Staaten verkauft (Beispiele: Schützenpanzerwagen an die Türkei, Marineeinheiten an Indonesien). Ein großer Teil des Unteroffiziers-Korps sowie nahezu das gesamte Offiziers-Korps wurden aus dem Armeedienst entlassen und die in die Bundeswehr übernommenen NVA-Angehörigen dabei in der Regel um einen Dienstgrad heruntergesetzt. Generell gilt die in der deutschen Armee NVA geleistete Dienstzeit als "gedient in fremden Heeren". Den Ehemaligen Armeeangehörigen ist es verboten in der BRD ihren letzten Dienstgrad mit dem Anhang "a.D." (außer Dienst) zu führen, eine Praxis die von verschiedenen Gruppen als Diskriminierung angesehen wird.
Siehe auch: VP-Bereitschaften in der DDR (Kasernierte Einheiten d. Innenministeriums), Dienstgrade in der ehemaligen NVA, Fahneneid der NVA