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Chicago

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Skyline Chicagos
Chicago River bei Nacht

Chicago [ʃɪˈkɑːgoʊ] (deutsch: Chikago) ist mit einer Einwohnerzahl von 2.896.016 (2000) die drittgrößte Stadt der USA. Der Name leitet sich aus dem Wort Checagou ab, mit dem die Potawatomi-Indianer das Marschland beschrieben, wo später die Stadt gegründet wurde. Das indianische Wort bedeutet sowohl wilde Zwiebeln wie auch Stinktier. Frei übersetzt bedeutete Checagou also soviel wie „Land, das nach Zwiebeln stinkt“. Die Stadt liegt im Bundesstaat Illinois, am Südwestufer des Michigansees. Im Volksmund wird Chicago auch the windy city genannt.

Geschichte

Vorgeschichte als Handelsposten

In den 70er-Jahren des 18. Jahrhunderts errichtete Jean Baptiste Point du Sable - Sohn eines Québecer Kaufmanns und einer schwarzen Sklavin - einen Handelsposten am Tauschplatz der ortsansässigen Indianerstämme Miami, Fox, Sac und Potawatomi. „Der erste weiße Mann der sich hier niederließ, war ein Schwarzer“, werden sie zitiert.

Vom Handelsposten zur Stadt

Datei:Chicago-cityseal.gif
Stadtwappen von Chicago

Dank der verkehrsgünstigen Lage an den Wassertransportwegen des Michigansees, einem der Großen Seen, und des Chicago Rivers gewann der Handelsposten bis Anfang des 19. Jahrhunderts zusehends an Bedeutung. Als Illinois 1818 den USA beitrat und deshalb verkehrstechnisch besser erschlossen werden sollte, erlangte Chicago nach dem Bau der Ost-West Eisenbahnstrecke daher schnell den Ruf als „Tor zum Westen“. Chicago war nun der wichtigste Handelsplatz für Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte weit und breit. Holz kam mit Schiffen aus dem Norden und wurde vor Ort weiterverkauft oder mit der Bahn weitertransportiert, und Lebensmittel brachten die Farmer auf die Märkte, von wo sie dann wiederum problemlos auf Schiffe oder Züge umgeladen und verfrachtet werden konnten. Werkzeuge und sonstige Materialien die (vorerst) nicht oder in unzureichender Menge vor Ort produziert wurden, kamen wiederum aus dem Osten. So wurde aus dem Handelsposten ein Dorf. 1833 wurde Chicago offiziell gegründet und bereits vier Jahre später, 1837, wurde Chicago mit seinen 4200 Einwohnern zur Stadt erhoben.

Rasante Expansion

Blick vom John Hancock Center nach Norden

Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Immer mehr Menschen zogen in die Stadt, und der ohnehin bereits ausgeprägte Handel wurde weiter angetrieben, was noch mehr Zuwanderer anlockte. Die Grundstückspreise stiegen rasant an. Drei Jahre lang sollen sie sich täglich verdoppelt haben. Als der 1836 begonnene Bau eines Verbindungskanals zwischen dem Chicago River und dem Mississippi 1848 fertig gestellt wurde, gab es eine weitere äußerst attraktive Verkehrsroute. Sechs Staaten südlich entlang des Mississippi, sowie drei nördlich, und Regionen entlang des in den Mississippi mündenden Missouri waren nun zusätzlich durch eine breite Wasserstraße erschlossen. Aufgrund des Kanals mündet der Chicago River seither nicht mehr in den Michigansee, sondern in den Mississippi.

1850 hatte Chicago bereits 30.000 Einwohner, und ein Ende des Zustroms war nicht absehbar - zu günstig waren die Rahmenbedingungen am Verkehrsknotenpunkt der USA. Zwischen dem 8. und dem 10. Oktober 1871 wütete der Große Brand von Chicago, der den Großteil der Stadt zerstörte. Doch rasch wurde die Stadt wieder aufgebaut. Architekten wie Louis Sullivan und später auch Frank Lloyd Wright kamen in die Stadt, die nun als Experimentierfeld für urbane Innovationen diente. 1880 zählte die „wiedergeborene“ Stadt bereits 500.000 Einwohner.

Geburtsstunde des Hochhauses

Zwischen 1880 und 1890 verdoppelte sich die Einwohnerzahl und Chicago zählte nun über eine Million Einwohner. Zwar erlebten die Grundstückspreise in der Innenstadt schon seit der Ernennung zur Stadt immer wieder extreme Anstiege, doch dieses Mal drang man in eine neue Preisdimension vor. Kostete 1m² im Jahr 1880 noch 130 US-Dollar, versiebenfachte er sich bis zum Jahr 1890 fast bis auf 900US-$/m². Um rentabel zu wirtschaften, begannen Grundstückseigner ihre Grundfläche maximal zu nutzen - d.h., es musste höher gebaut werden. Dank neuer Erfindungen wie elektrischer Aufzüge, feuerfesterer Baustoffe, aber vor allem durch die Verwendung von Stahlskeletten im Gebäudebau, wurde dies möglich.

Das Home Insurance Building von 1885 (1931 abgerissen), war das erste Bauwerk, das die neuen technischen Errungenschaften vereinte, und gilt mit seinen zehn Etagen als das erste Hochhaus der Welt. Das 1889 von Dankmar Adler und Louis Sullivan errichtete Auditorium Building wies zudem - neben seiner fast perfekten Akustik - als Neuheit eine Klimaanlage auf. Zwischen 1890 und 1894 wurde das Reliance Building erbaut, welches als Vorläufer der gläsernen Vorhangwandkonstruktion gilt, die später den „internationalen Stil“ bestimmen sollte. Es gilt als Meisterwerk der Ersten Chicagoer Schule.

Weitere geschichtliche Ereignisse

Geographie

Chicago liegt im Nordosten Illinois. Laut Daten des United States Census Bureau hat die Stadt eine Fläche von 606,1 km². Gewässer bedecken davon 2,94% (17,8 km²). In Chicago mündete der Chicago River in den Michigansee. Allerdings fließt das Wasser des Chicago River heute nicht mehr in den zur Trinkwassergewinnung genutzten Michigan-See, sondern wird über Kanäle letztlich in den Mississippi abgeleitet. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 6 Grad Celsius. (Zum Vergleich: München 8 Grad Celsius)

Die folgenden Vorstädte grenzen an Chicago.

Demographie

Laut der Volkszählung aus dem Jahr 2000 gibt es in der Stadt 2.896.016 Einwohner, 1.061.928 Haushalte und 632.909 Familien, die in der Stadt ansässig sind. Die Bevölkerungsdichte beträgt 4.923 Einwohner/km². Die Bevölkerung besteht zu 41,97% aus Weißen und zu 36,77% aus Afroamerikanern; 4,41% sind asiatischer Herkunft.

Im Großraum Chicago (Chicago Metropolitan Area), welcher auch Teile der Nachbarstaaten Wisconsin und Indiana einschließt, gibt es etwa 9,8 Millionen Einwohner. Die Chicago Metropolitan Area besitzt eine der weltweit größten polnischen Gemeinden mit etwa 1.65 Millionen Einwohnern, Chicago gilt als zweitgrößte polnische Stadt nach Warschau (ca. 2 Mill. E.). Außerdem wohnen in Chicago etwa 150.000 Südslawen (insbesondere Kroaten).

Da viele Einwohner irischstämmig sind, findet jedes Jahr im März eine riesige St. Patrick's Day Parade statt. Zur Feier dieses Tages wird auch der Chicago River grün gefärbt.

Der Median des Einkommen je Haushalt liegt bei 38.625 US-Dollar, der Median des Einkommens einer Familie bei 42.724 US-Dollar. 19,6% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.

Sehenswürdigkeiten

Buckingham Fountain
Datei:Chicago Millenium Park2.jpg
Chicago Millennium Park
The John G. Shedd Aquarium

Persönlichkeiten

Bildung

  • DePaul University
  • Illinois Institute of Technology
  • Loyola University
  • Northwestern University (Hauptcampus in Evanston, Illinois, einem Vorort Chicagos)
  • Roosevelt University
  • University of Chicago
  • University of Illinois, Chicago

Infrastruktur

  • Größter Eisenbahnknotenpunkt der Welt mit mehreren Rangierbahnhöfen
  • Hochbahn ('El')
  • U-Bahn
  • Flughäfen
  • Hafen (Fluss Chicago, über Sankt-Lorenz-Strom Verbindung zum Atlantik)
  • Harold Washington Public Library (größte öffentliche Bücherei der Welt)

Sport

Wrigley-Field

Musik

Theater

Literatur

Um die Zeit des Ersten Weltkriegs wurde Chicago auch zu einem Zentrum kultureller Kreativität, insbesondere im Bereich der Literatur. Knotenpunkt dieser Bewegung war die 1912 gegründete Literaturzeitschrift Poetry: A Magazine of Verse. Zu dieser Zeit traten Edgar Lee Masters mit (Spoon River Anthology 1915) und Carl Sandburg mit Werken hervor, die sich eingehend mit Illinois und Chicago auseinandersetzten. Weitere Chicagoer Schriftsteller, die sich ihrer Stadt und Kultur annahmen, waren Eugene Field, George Ade, Henry Blake Fuller, Hamlin Garland, Robert Herrick und William Vaughn Moody. Die Autoren Theodore Dreiser, Vachel Lindsey und Ring Lardner hoben sich von ihnen mit einem spitzzüngig mokanten Stil ab. Am bekanntesten wurde jedoch Upton Sinclair mit seinen sozialkritischen Büchern, vor allem über die Schlachthöfe von Chicago. Damit hatte er einen großen Einfluß auf die europäische Literatur und vor allem auf Schriftsteller, die der Arbeiterbewegung nahestanden wie etwa Bert Brecht. Sinclair lebte jedoch nur vorübergehend in Chicago. Spätere namhafte Literaten der Stadt waren James T. Farrell, Richard Wright, Nelson Algren, Gwendolyn Brooks und Saul Bellow.

Literatur zum Thema Chicago

  • Marco d'Eramo, Das Schwein und der Wolkenkratzer. Chicago: Die Geschichte unserer Zukunft, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1998
  • Duncan, Hugh Dalziel, The Rise of Chicago as a Literary Center from 1885 to 1920: A Sociological Essay in American Culture, 1964.
  • Kramer, Dale, Chicago Renaissance: The Literary Life in the Midwest, 1900–1930 1966.
  • Smith, Carl S., Chicago and the American Literary Imagination, 1880–1920 1984.

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