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Medienkritik (Kommunikationswissenschaft)

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Mittels Medienkritik verständigt sich eine Gesellschaft über ihre Medien, über deren Inhalte sowie deren Rezeption.

Erscheinungsformen

Medienkritik gibt es seit dem 19. Jahrhundert als Kritik an der oberflächlichen Arbeitsweise von Journalisten. Als einer der berühmtesten Kritiker gilt der österreichische Schriftsteller Karl Kraus, der Erfinder des Grubenhunds. Mit dem Aufkommen der Massenmedien, insbesondere des Films, entstanden philosophische Formen der Medienkritik, die auch bereits die Produktionsbedingungen mit einbezogen. Enge Beziehungen gibt es im wissenschaftlichen Bereich zur Medientheorie. Im Medienjournalismus übernehmen die Medien durch ihre Akteure selbst diese Aufgabe. Inwiefern diese Selbstüberwachung gelingt, wird kontrovers diskutiert. Mit dem Aufkommen des Internets übt das Publikum verstärkt Medienkritik, etwa Weblogs.

Geschichte

Medienkritik ist eng mit Gesellschaftskritik verbunden. In Deutschland begann mit der Studentenbewegung der 1960er Jahre die Kritik an der Bildzeitung (Anti-Springer-Kampagne). Viele sahen die Zeitung als mitschuldig an dem Attentat eines Arbeiters auf den Studentenführer Rudi Dutschke im Jahr 1968 an. Hans Magnus Enzensberger nannte das Fernsehen ein „Nullmedium“. Günter Wallraff arbeitete undercover bei Bild, um deren manipulierende, informationsverfälschende Praktiken aufzudecken. Heute übernehmen teilweise Kabarettisten wie etwa Dieter Hildebrandt, Georg Schramm oder auch Harald Schmidt, Oliver Kalkofe und satirische Zeitschriften wie Titanic Funktionen der Medienkritik.

In den USA ist Medienkritik traditionell stärker in der Gesellschaft verankert als in Europa. Einflussreich waren und sind insbesondere die Arbeiten von Noam Chomsky und Neil Postman. Bereits seit den 1960er-Jahren wurden in den Medien Ombudsleute installiert, die Medienkritik aus der Gesellschaft aufnehmen sollten. Die US-amerikanischen Massenmedien betreiben in größerem Umfang Medienkritik, und es gibt Medienjournalisten mit ausgeprägtem Selbstverständnis. Auch im Internet waren die USA mit Online-Zeitschriften wie Salon.com und Slate.com ab 1995 bzw. 1996 Vorreiter für Medienkritik online.[1]

In Frankreich ist seit den 1990er-Jahren eine Verstärkung der Medienkritik zu beobachten. Dazu gehören u. a. die Gründung von Kollektiven wie Action critique médias (1996), das Buch Les nouveaus chiens de garde (Die neuen Wachhunde) von Serge Halimi, die medienkritische Zeitschrift Pour lire pas lu und die medienkritischen Dokumentarfilme von Pierre Carles.

Beziehung zur Medienkompetenz

Nach Dieter Baacke zählt die Fähigkeit zu Medienkritik neben Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung zu den vier Aspekten der in der Mediengesellschaft notwendigen Medienkompetenz. Auch Bernd Schorb zählt zur Medienkompetenz die kritische Reflexivität, mit der Menschen die Vielfalt von Information und Unterhaltung bewerten.

Bekannte Medienkritik

Literatur

  • Noam Chomsky, Edward S. Herman: Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media, Random Hose, 2008, ISBN 1847920705
  • Susanne Fengler, Media WWWatchdogs? Die Rolle von Blogs für die Medienkritik in den USA, in: Thorsten Quandt / Wolfgang Schweiger, Journalismus online – Partizipation oder Profession?, Wiesbaden 2008
  • Serge Halimi: Les Nouveaux Chiens de garde, 1997 ; aktualisierte Neuausgabe 2005. ISBN 2912107261
  • Dieter Ross: „Medienkritik“, in: Weischenberg u.a.: Handbuch der Medien, Konstanz: UVK, 2005, S. 242-244.
  • Kyung-Jin Choi: Medien-Selbstberichterstattung als Medienjournalismus. Selbstreferentielle Themen der Medienseiten in überregionalen Tages- und Wochenzeitungen, Münster: Lit-Verlag, 1999.
  • Sonja Ganguin, [1] Medienkritik – Kernkompetenz unserer Mediengesellschaft. In: Ludwigsburger Beiträge zur Medienpädagogik. Nr. 6, 2004
  • Neil Postman:Amusing Ourselves to Death, 1985
Wir amüsieren uns zu Tode, 1985

Einzelnachweise

  1. Quelle: Susanne Fengler, 2006.