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Großer Sprung nach vorn

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Datei:1958 農業大躍進.jpg
Propagandaplakat für den „Großen Sprung nach vorn“

Großer Sprung nach vorn (chinesisch 大躍進 / 大跃进, Pinyin dà yuè jìn) war der Name für eine von 1958 bis 1961 laufende Massenkampagne, die den zweiten Fünfjahresplan (1958–1962) der Volksrepublik China ablösen und übertreffen sollte. Mit Hilfe dieser Kampagne sollten die drei großen Unterschiede Land und Stadt, Kopf und Hand sowie Industrie und Landwirtschaft eingeebnet, der Rückstand zu den westlichen Industrieländern aufgeholt und die Übergangsperiode zum Kommunismus deutlich verkürzt werden. Die Kampagne des Großen Sprungs begann nach dem ersten Fünfjahresplan von 1953 bis 1957, sie sollte von 1958 bis 1963 laufen. 1961 wurde die Kampagne nach ihrem offensichtlichen Scheitern abgebrochen.[1][2]

Der große Sprung nach vorn fiel in einen Zeitraum zunehmender politischer Spannungen zwischen China und der Sowjetunion und bedeutete innenpolitisch das Ende der Hundert-Blumen-Bewegung. Er war die wesentliche Ursache für die schwerwiegende Hungersnot, die in China von 1959 bis 1961 herrschte. Es gab in diesen Jahren in China zwar schwere Überschwemmungen und Dürren, die wesentlichen Ursachen der Hungersnot waren jedoch eine wirtschaftliche Fehlsteuerung. Bedingt durch die Kollektivierung der Landwirtschaft, die Zusatzbelastung der Bauern durch Arbeiten an Infrastruktur- und Industrialisierungsprojekten und einer Binnenmigration der Landbevölkerung in die Städte sanken die landwirtschaftlichen Erträge während der Kampagne. Gleichzeitig wurden die vom Staat als Steuer und für den Export erwarteten Getreideabgaben stark herauf-[3] und mit Zwangsmaßnahmen durchgesetzt. Die Zahl der Opfer dieser Hungersnot wird auf 15 bis 45 Millionen Menschen geschätzt. Gleichzeitig ging die Geburtenrate stark zurück.

Die von Mao Zedong und der chinesischen politischen Führung zentral verantwortete Katastrophe mit mehreren Dutzend Millionen Toten behandelte die kommunistische Partei Chinas 1960 und 1962 in mehreren Parteikonferenzen. In der Folge wurde Maos führende Rolle gegenüber weniger radikalen Parteiführern wie Liu Shaoqi and Deng Xiaoping reduziert, was indirekt zur Kulturrevolution 1966 führte. Letztendlich trugen die aus diesem Fehlschlag gezogenen Konsequenzen mit zum nachmaligen wirtschaftlichen Aufschwung Chinas und der nach wie vor dominierenden Stellung der Kommunistischen Partei Chinas bei.

Vorgeschichte

Beginn der Kollektivierung in der Volksrepublik China

Datei:China, Mao (2).jpg
Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 durch Mao Zedong
Mao und Stalin im Jahr 1949

Nach Gründung der Chinesischen Volksrepublik am 1. Oktober 1949 sah die Strategie der „Neuen Demokratie“ ein langfristiges Festhalten an gemischten Wirtschaftsformen vor. Diese Strategie wurde 1953 aufgegeben, Maos neue Generallinie sah eine „sozialistische Umwandlung“ der Wirtschaft vor, die sich an Stalins Programm von 1929 orientierte.[4] Unter dem Schlagwort „Von der Sowjetunion lernen!“ wurde das Prinzip der zentralen Planung und Leitung von Produktion, Investition, Verteilung und Konsum adaptiert.[5] Zeitgleich mit der Beendigung des Koreakriegs wurde im Jahr 1953 nach sowjetischem Muster der erste Fünfjahresplan verabschiedet. Der Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung führte zu einer veränderten Herrschaftselite: Während für die Nationalregierung 1948 etwa zwei Millionen Funktionäre arbeiteten, verfügte der kommunistische Staats- und Parteiapparat 1958 über acht Millionen Kader.[6]

Bereits vor der offiziellen Gründung der Volksrepublik China waren Landreformen eingeleitet worden, eine Kollektivierung von Land hatte jedoch nicht stattgefunden, auch wenn die KPCh mit Flugblättern und Pamphleten für die Vorteile einer solchen Kollektivierung warb.[7] Mao war grundsätzlich der Ansicht, dass größere Produktionsheiten automatisch zu einer höheren Mechanisierung und damit zu höheren Erträgen führen würde.[8] Andere, moderatere Parteimitglieder wie etwa Liu Shaoqi waren dagegen der Ansicht, dass eine Kollektivierung erst dann sinnvoll sei, wenn China über eine ausreichende Zahl an Landmaschinen verfüge. China besaß zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene Industrie zur Fabrikation von Landmaschinen, die erste Traktorenfabrik begann erst 1958 zu produzieren.[9] Den moderaten Parteimitgliedern war auch bewusst, dass die schnelle Kollektivierung und die Einführung eines staatlichen Getreidemonopols in der Sowjetunion zu schwerwiegenden Hungersnöten geführt hatte.[10] Es setzte sich jedoch Mao durch.[11]

Die erste landwirtschaftliche Kollektivierungswelle begann im Jahr 1952 und sah Zusammenschlüsse von jeweils 6 bis 9 Haushalten vor. Die zweite Phase begann 1955 und wurde später die „niedrige Kollektivierung“ genannt. Gewöhnlich bildeten die Familien eines Dorfes dabei eine große Kooperative.[12] Diese ersten Kollektivierungsbestrebungen führten zur erwünschten landwirtschaftlichen Produktivitätssteigerung, da nun auch Land genutzt wurde, das vorher private Parzellen voneinander trennte und mehr Bauern landwirtschaftliches Gerät zur Verfügung stand.[13] Die Bauern verloren noch nicht ihren Landbesitz, wurden aber gezwungen, Zugtiere, Geräte und Saatgut gemeinsam zu nutzen, unter Leitung eines Parteisekretärs in kleinen Gruppen die Felder zu bestellen und die Erträge zu teilen.[14] Für die etwas Wohlhabenderen unter der ländlichen Bevölkerung, die von den Landreformen profitiert hatten, war der Zusammenschluss wirtschaftlich wenig reizvoll. Wer Zugtiere besaß, schlachtete sie und verkaufte das Fleisch, weil dies für ihn ökonomisch sinnvoller war als das Zugtier in das Kollektiv einzubringen.[15] Der Beitritt war theoretisch freiwillig, er wurde aber häufig erzwungen, in dem die zum Zusammenschluss vorgesehenen Familien zu einem Treffen zusammengerufen wurden und dieses nicht verlassen durften bis sie zustimmten, sich dem Kollektiv anzuschließen.[16] Als Landwirten im Jahr 1955 kurzzeitig die Chance hatten, aus den Kollektiven wieder auszutreten, war die Parteiführung in Peking überrascht über die große Zahl von Bauern, die von dieser Möglichkeit Gebrauch machten.[17][18] Für Mao war dies der Anlass, den Zwang zur Kollektivierung zu erhöhen. Im Frühjahr 1956 waren 92 Prozent der ländlichen Haushalte Kollektiven angeschlossen, während es zu Beginn des Jahres 1955 noch nur 14 Prozent waren.[19]

Während der „niedrigen Kollektivierung“ mussten die Bauern eine vorgegebene Menge Getreide an die Regierung zu einem festgesetzten Preis verkaufen, der darüber hinaus erwirtschaftete Rest konnte auf dem freien Markt verkauft werden. Etwa fünf Prozent des Landes durfte von den Familien als private Parzellen bewirtschaftet werden, was dazu führte, dass sich die Familien vorrangig um diese Parzellen kümmerten. Ein unverhältnismäßig großer Teil der landwirtschaftlichen Produktionsmenge wurde auf diesen Parzellen erwirtschaftet. Geschätzt wird, dass 83% des Geflügels und der Schweine auf diesen Parzellen großgezogen wurden.[20] Der Staat übernahm aber zunehmend das Getreidemonopol. Sowjetische Wirtschaftsexperten vertraten die Ansicht, dass eine Industrialisierung nur über eine Besteuerung des Agrarsektors zu finanzieren sei. Beispiel dafür war nicht nur der wirtschaftliche Entwicklungspfad der Sowjetunion, sondern auch Japan, wo 60 Prozent der für die Industrialisierung nötigen Finanzmittel über eine Besteuerung des Agrarsektors erhoben wurden. Die Schaffung eines staatlichen Getreidemonopols war die einfachste Weise, die Finanzierung der Industrialisierung sicherzustellen.[21] Parallel dazu wurde in der Volksrepublik China die Bedingungen der Kollektivierung verschärft. Bauern wurden nicht mehr für die Güter entschädigt, die sie in die Kollektiven einbrachten, sondern nur noch für die Arbeit bezahlt, die sie leisteten.[22] Es kam zu einer Binnenmigration, bei der Millionen das Land verließen und in die Städte zogen.[23] 1956 wurden in China Pässe eingeführt, die diese ungesteuerte Binnenmigration weitgehend verhindern sollte. Bauern war es damit nicht mehr möglich, während der Wintermonate außerhalb ihrer Region Lohnarbeit anzunehmen, Märkte aufzusuchen oder bei Nahrungsengpässen in Regionen mit ausreichenden Ernten abzuwandern.[24]

Die Hundert-Blumen-Bewegung

Auf dem 20. Parteitag der KPdSU 1956 kritisierte Chruschtschow in einer „Geheimrede“ am 25. Februar den Personenkult um Stalin und die damit verbundenen Verbrechen. Die sowjetische Führung leitete in der Folge die sogenannte Entstalinisierung ein, eine grundlegende Wende in der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik. Mao sah sich durch Chruschtschows Rede in seiner eigene Autorität angegriffen, da Kritik an Stalin auch eine Kritik an ihm zulässig machte. Tatsächlich wurde auf dem 8. Parteikongress der KPCh in Peking das Prinzip einer kollektiven Führung betont und Personenkult abgelehnt.[25] Auch das maoistische Prinzip der „stürmischen Massenbewegungen“ wurde auf diesem Parteikongress kritisiert. In Abkehr von Maos Strategie sollte die Umgestaltung der chinesischen Gesellschaft und Wirtschaft nunmehr langsamer verlaufen.[26] Moderate Parteikreise, zu deren führenden Vertretern Zhou Enlai, Bo Yibo und Chén Yún zählten, setzten sich für eine behutsamere Entwicklung sowie kleinere landwirtschaftliche Kollektive ein und wollten einen begrenzten freien Markt zulassen.[27][28]

Umzug während der Anti-Rechts Kampagne

In einer Rede vor einer Gruppe von Parteiführern im Mai 1956 forderte Mao erstmals, nicht allein der Partei das Meinungsmonopol zu überlassen und wiederholte diese Forderung am 27. Februar 1957 auf einer Staatskonferenz mit seiner Ansprache Zur Frage der richtigen Behandlung von Widersprüchen im Volk. Die Rede wurde nicht im Wortlaut veröffentlicht, aber gegen Ende April 1957 machten chinesischen Medien deutlich, dass konstruktiv-kritische Äußerungen erwünscht seien. Die Kritik, die während der sogenannten Hundert-Blumen-Bewegung im Frühjahr 1957 vorgebracht wurde, richtete sich vor allem gegen Ignoranz und Überheblichkeit von Parteifunktionen, gegen die starke Orientierung am sowjetischen Vorbild und das Machtmonopol der kommunistischen Partei.[29] Die Hundert-Blumen-Bewegung wurde im Juni 1957 von Mao abrupt beendet und Deng Xiaoping damit beauftragt, in einer sogenannten Anti-Rechts-Kampagne den Kampf gegen Feinde des Staates aufzunehmen. Diese Kampagne führte dazu, dass in den folgenden Monaten mehr als eine halbe Million Personen, die sich in den Wochen zuvor kritisch geäußert hatten, zur „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt und in Arbeitslager in entlegene Landesteile geschickt wurden.[30] Dabei handelte es sich zu einem großen Teil um Wissenschaftler, Intellektuelle und Studenten.[31] Als Rechtsabweichler wurden auch mehrere zuvor einflussreiche Parteimitglieder verurteilt, die sich gegen die Agrarreformen und die Zwangskollektivierung gewandt hatten.[32] Zu den prominentesten Parteimitgliedern, die als Rechtsabweichler verurteilt wurden, zählte der Parteisekretär von Henan, Pan Fusheng. Er hatte zuvor kritisiert, dass die Kollektive auf Grund ihrer Größe ineffizient seien und öffentlich geklagt, dass nach dem Schlachten der Zugtiere als Reaktion auf die Kollektivierung nun Frauen die Pflüge über das Land ziehen müssten.[33]

Es ist unter Historikern strittig, ob das abrupte Ende der Hundert-Blumen-Bewegung eine Reaktion auf die unvermutet deutliche Kritik war oder ob die Aufforderung zu Kritik ein gezieltes Manöver Maos war, um Kritiker ausfindig und dann mundtot zu machen.[34] Die Anprangerungen von Menschen durch die Anti-Rechts-Bewegung, die sich in den nächsten Jahren mit unterschiedlicher Intensität fortsetzte, schuf jedoch eine Atmosphäre, in der nur wenige es wagten, Kritik am politischen und wirtschaftlichen Kurs der Regierung zu üben.[35]

Mit Unterstützung von Liu Shaoqi, dem Vorsitzenden des Nationalen Volkskongresses, rief Mao im Herbst 1957 zu einer neuen Wirtschaftskampagne, dem Großen Sprung nach vorn, auf und traf vor dem Hintergrund der laufenden Anti-Rechts-Kampagne auf wenig Widerstand innerhalb der KPCh.[36] Auch außenpolitisch fand Mao die von ihm gewünschte Anerkennung. Während der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution stand Mao neben Chruschtschow auf der Tribüne, um den Vorbeimarsch der sowjetischen Armee abzunehmen. Als Chruschtschow wenige Tage später vor einem internationalen Publikum verkündete, die Sowjetunion werde in fünfzehn Jahren das Produktionsniveau der USA überholt haben, antwortete Mao, dass China im selben Zeitraum das Produktionsniveau Großbritanniens, damals noch eine bedeutende Industriemacht, erreicht haben werde.[37][38]

Ziele des Großen Sprungs nach vorn

Datei:1958 全民大煉鋼.jpg
Propagandaplakat für die Stahlproduktion. Der Text bedeutet: „Betrachte Stahl als Schlüsselprodukt, Großer Sprung vorwärts auf allen Ebenen“

Der große Sprung nach vorn war keine voll ausgereifte einzelne Strategie, sondern eine Vielzahl einzelner Initiativen. Er sollte Chinas Landwirtschaft und Industrie gleichzeitig voranbringen und die „"drei großen Unterschiede"“ zwischen Land und Stadt, Kopf und Hand sowie Industrie und Landwirtschaft einebnen. Nachdem die wachsenden sowjetisch-chinesischen Sapnnungen den kurzzeitigen Anstieg der sowjetischen Hilfe beendete, sollte die Volksrepublik aus eigener Kraft in den Kreis der großen Industrienationen vorstoßen.[39] China sollte dabei die üblichen und auch im Marxismus vorgesehen Stadien der ökonomischen Entwicklung durch außergewöhnliche Anstrengungen der gesamten Gesellschaft überspringen.[40] Nach Ansicht Maos lag Chinas Reichtum in der großen Zahl der vorhandenen Arbeitskräfte, eine Mobilisierung der Massen sollte die Industrialisierung vorantreiben und die für eine Industrialisierung notwendigen Finanzinvestitionen zu einem großen Teil ersetzen. Diese Ansicht führte sogar zu einer Änderung in der Bevölkerungspolitik: Nachdem 1956 und 1957 Maßnahmen zur Begrenzung der Geburtenrate noch Teil der chinesischen Politik waren, wurde während der Anti-Rechts-Kampagnen der anerkannte chinesische Wirtschaftswissenschaftler Ma Yinchu wegen seiner Warnungen vor den Konsequenzen einer zu hohen Bevölkerungszunahme diffamiert und aus seinen Ämtern entlassen. Statt Geburtenkontrolle und Familienplanung propagierten ab 1958 Presse und Rundfunk, dass Chinas Stärke in seiner großen Bevölkerungszahl läge.[41]

Anders als in der Sowjetunion sollte neben einer klassischen Schwerindustrie in wenigen Zentren dezentral zahlreiche kleine Industriebetriebe mit wenig Kapital und Maschinen auf dem Land aufgebaut werden, um so den Unterschied zwischen Arbeitern und Bauern aufzuheben.[42] Diese Form der Industrieentwicklung wurde unter dem Schlagwort „Auf zwei Füßen gehen“ vorangetrieben. Als Basis der industriellen Entwicklung galt eine landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung. Diese sollte durch eine schnelle Kollektivierung der Landwirtschaft erreicht und gleichzeitig dadurch Arbeitskräfte für Industrie und Infrastrukturentwicklung freigesetzt werden. Bewässerungsprojekte und der Bau von Stauanlagen sollte die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen verbessern.[43] Mit dem Beginn des Großen Sprungs wurden 1958 die kleineren Kooperativen in 26.500 "Volkskommunen" zusammengelegt.[44] In der Resolution des 5. Plenums des 8. Zentralkomitees, das im August 1958 in Beidahe zusammentraf, hieß es unter anderem:[45]

„Es hat den Anschein, als ob die Verwirklichung des Kommunismus in unserem Lande nicht länger eine Sache der fernen Zukunft sei. Wir sollten uns aktiv der Organisation der Volkskommune bedienen, um den konkreten Weg für den Übergang zum Kommunismus zu erforschen.“

Umsetzung 1957 und 1958

Datei:1950s People's Commune.jpg
Propagandaplakat zur Kollektivierung

Für den Großen Sprung nach vorn wurde ein neues System der Staatsverwaltung eingeführt. Es wurde als das System der „Zwei Dezentralisierungen, der drei Zentralisierungen und der einen Verantwortung“ bezeichnet. Dies bedeutete: Dezentralisierten Gebrauch der Arbeitskraft und lokaler Investitionen. Zentrale Kontrolle über politische Entscheidungen sowie Planung und Verwaltung der natürlichen Ressourcen. Eine Verantwortung jeder Basiseinheit gegenüber der sie beaufsichtigenden Einheit.

Das Ziel war eine weitgehende Autarkie der unteren Parteiebenen. Die höheren Parteiebenen sollten für die Zielvorgaben und für die Kontrolle zuständig sein. Erfolge wurden an wenigen Kennzifferen wie Tonnen Stahl oder Eisen, Getreide, Weizen und Reis gemessen und eine Erfüllung beziehungsweise Übererfüllung der vorgegebenen Ziele mit Parteitreue gleichgesetzt.[46] Eine Überprüfung der gemeldeten Zahlen erfolgte nicht. Ab 1957 wurde die chinesische Bevölkerung aufgerufen, sich in Massenkampagnen an Wasserbaumaßnahmen zu beteiligen. Dem folgte im Frühjahr und Sommer 1958 Kampagnen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge, während gleichzeitig landesweit 25.000 Volkskommunen eingerichtet wurde und als letzte große Kampagne des Jahres 1958 sollte die Eisen- und Stahlproduktion erhöht werden.

Wirtschaftssteuerung

Bo Yibo führte auf einem Treffen in Nanning im Januar 1958 das Prinzip der doppelten Planung ein. Auf nationaler Ebene wurde ein Ziel von Produktionsdaten festgelegt, die erreicht werden musste. Ein zweiter Plan mit höheren Zahlen nannte die gewünschte Zielerreichung. Dieser zweite Plan wurde an die Provinzen weitergegeben und war von diesen mit allen Mitteln umzusetzen. Von den Provinzen wurde gleichfalls eine Planung erwartet, die den Landkreisen ihre jeweilige Produktion vorgab und die in Summe höher als die von der Zentrale vorgegebenen Zahlen.[47][48] Da die nationalen Ziele auf Parteitreffen in verhältnismäßig kurzen Abständen immer wieder höher gesetzt wurde, führte dies in der Summe zu einer inflationären Zielsetzung bis auf Dorfebene hinab. Widerspruch gegenüber dieser Zielsetzung war auf allen Ebenen mit dem Risiko verbunden, als Rechtsabweichler verurteilt zu werden.

Mao hatte in Nanning den Parteimitgliedern außerdem als Direktive vorgegeben, sich auf Provinz-, Stadt-, Landkreis-, Kommunal und sogar auf persönlicher Ebene mit den anderen zu messen. Gute Leistungen wurden mit einer roten Fahne ausgezeichnet, mäßige Ergebnisse dagegen mit einer grauen und wer gegenüber den anderen zurückblieb, erhielt eine weiße Fahne als Strafe.[49] In ganz China löste dies einen Wettbewerb um die Zielerfüllung aus. Sich ein hohes Ziel zu setzen wurde „einen Sputnik abfeuern“ genannt und trug seinen Namen nach dem ersten künstlichen Erdsatellit, der von der Sowjetunion abgefeuert worden war.[50] „Einen Sputnik abzufeuern“, sich „der Partei in ihrem Kampf anzuschließen“ oder für „eine wenige Tage und Nächte hart zu arbeiten“ war eine der Wege, eine rote Flagge zu erhalten. Die Volkskommune in Chayashan, Henan, setzte sich beispielsweise im Februar 1958 zunächst ein Ziel eines Ernteertrags von 4.200 Kilogramm Weizen pro Hektar. Gegen Ende des Jahres hatten sie sich mit 37,5 Tonnen pro Hektar ein Ziel gesetzt, dass unter den damaligen Produktionsbedingungen nicht zu erreichen war.[51]

Wasserbau

Der Begriff „Großer Sprung nach vorn“ wurde im Herbst 1957 erstmals öffentlich im Zusammenhang mit einem Aufruf zum Bau von Staudämmen und Bewässerungsanlagen verwendet.[52] Diese Wasserbaunahmen galten als wesentliche Bedingungen für eine landwirtschaftliche Produktionssteigerung. Bereits im Oktober 1957 waren mehr als 30 Millionen Menschen rekrutiert, die an solchen Maßnahmen teilnahmen. Mehr als 580 Millionen Kubikmeter Stein und Erde wurden bis Ende des Jahres bewegt.[53] In dem Eifer, entsprechend den Parteivorgaben solche Maßnahmen umzusetzen wurde bei vielen Maßnahmen der Rat von Hydrologen ignoriert und die Arbeiten mangelhaft ausgeführt. Ein führender Beamter des chinesischen Agrarministeriums, der von Jasper Becker in den 1990er Jahren interviewt wurde, bezeichnete alle Wasserbaumaßnahmen während des Großen Sprungs als vollständig wertlos bezeichnet habe.[54] Die Maßnahmen führten jedoch zu erheblichen ökologischen Problemen: Da während der Massenkampagnen zur Wasserregulierung der Grundwasserspiegel nicht berücksichtigt wurde, fiel dieser deutlich und Böden versalzten. Es kam zu Landsenkungen auf einer Fläche von der Größe Ungarns. Auch der Grundwasserspiegel im Großraum Peking fällt seitdem kontinuierlich und gefährdet langristig die Wasserversorgung der chinesischen Hauptstadt.[55]

Sanmenxia-Talsperre, 2007

Zu den prestigereichen Großprojekten des Großen Sprung nach zählte unter anderem die Sanmenxia-Talsperre am Gelben Fluss, die bereits vor dem Beginn des „Großen Sprungs nach vorn“ mit Hilfe sowjetischer Berater geplant worden war.[56] Das Projekt wurde unter anderem von dem in den USA ausgebildeten Hydrologen Huang Wanli kritisiert, der darauf hinwies, dass der Gelbe Fluss den Stauraum sehr schnell mit Sediment füllen würde. Mao selbst beschuldigte daraufhin in einem im Juni 1957 erschienen Leitartikel der Renmin Ribao Huang Wanli der Parteischädigung, der Förderung einer bourgeoisen Demokratie und Bewunderung fremder Kulturen.[57][58] In ähnlicher Weise wurde der Hydrologe Chen Xing mundtot gemacht, der die Pläne für den Shimantam- und Banqiao-Staudamms als unzureichend kritisierte.[59] Im August 1975 führte ein Kaskadenbruch dieser Staudämme zum schwerwiegendsten Stauanlagenunfall der Menschheitsgeschichte.[60] In der Provinz Gansu wurden im Februar 1958 führende Parteimitglieder als Rechtsabweichler angeklagt und von der Partei ausgeschlossen, weil sie neben anderem Zweifel an der Geschwindigkeit und dem Ausmaß der Wasserbaumaßnahmen geäußert hatten. Sie hatten darauf hingewiesen, dass pro 50.000 Hektar bewässertes Land hunderte von Dorfbewohnern ihr Leben ließen. Der an ihrer Stelle an die Macht gekommene Parteiführer Zhang Zhongliang trieb eine Reihe von Wasserbauprojekte dagegen entschieden voran. In der Provinz Gansu waren zeitweilig mehr als 3,4 Millionen Arbeitskräfte, knapp siebzig Prozent der arbeitenden Bevölkerung an solchen Projekten beteiligt. Zhang Zhongliangs größtes Projekt war die vollständige Umleitung des Tao He, an dem bis zu 160.000 Personen gleichzeitig arbeiteten. Die Arbeiten wurden im Sommer 1961 unterbrochen, nachdem 150 Millionen Yuan dafür ausgegeben und mehr als 600.000 Arbeitstage darauf verwendet wurden. Im Sommer 1962 wurde das Projekt vollständig eingestellt, ohne das durch diese Maßnahmen zusätzliche bewässerte landwirtschaftliche Flächen gewonnen wurden.[61]

Prägend für die Forcierung der Volkskommunen war ein Bewässerungsprojekt in dem ariden Landkreis Xushui, rund 100 Kilometer südlich von Peking. Der lokale Parteiführer Zhang Guozhang hatte bereits Mitte 1957 in dem Landkreis, in dem rund 300.000 Menschen lebten, 100.000 Menschen dazu verpflichtet, an einem großen Bewässerungsprojekt mitzuarbeiten. Die Bauern waren militärähnlich in Brigaden, Kompanien und Züge eingeteilt, lebten fernab von ihren Dörfen in Barracken und erhielten ihr Essen in Gemeinschaftskantinen. Jede Brigade war für sieben Hektar Land verantwortlich, das in zwei Jahren einen Ertrag von 50 Tonnen abwerfen sollte. Auf Maos Anregungen erschienen bis zum 1. Juli 1958 in zwei großen chinesischen Zeitungen Artikel über die Erfolge in Xushui, die überwiegend auf die gewählte, militärähnliche Organisationsform zurückgeführt wurde.[62]

Einführung der Volkskommunen

Datei:People's commune is good.jpg
Volkskommunen sind gut, das Glück wird zehntausend Jahre dauern - Propagandaplakat 1960

Zum Zeitpunkt des Großen Sprungs nach vorn lebten etwa achtzig Prozent der chinesischen Bevölkerung auf dem Land.[63] Volkskommunen wurden nur auf dem Land eingerichtet. Versuche, das Experiment der städtischen Kommunen wurde bereits 1958 abgebrochen.[64]

Die erste Volkskommune wurde im April 1958 im Kreis Suiping der Provinz Henan eingerichtet: Henan spielte insgesamt eine Schlüsselrolle bei der Radikalisierung der kommunistischen Offensive im Jahre 1958. Es wurde zum nationalen Vorbild, weil es die Volkskommunen und -küchen am schnellsten und radikalsten einführten und versuchte, eine „Eiserne Reisschüssel“ für die Bauern zu etablieren.[65] Im August 1958, nachdem Mao während einer Reise durch die Provinzen die Vorzüge von Volkskommunen gepriesen hatte,[66] wurde ihre Errichtung auf dem Land beschlossen und innerhalb von einem Monat durchgeführt. 1959 lieferten die Kommunen bereits 93 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion.[67] Die Kommunen sollten, anders als die bisherigen Kollektive, für alles zuständig sein. Mao pries sie als Mittel, Frauen von den Lasten des Haushalts zu befreien. Die Betreuung von Kindern und Alten sollte gemeinschaftlich erfolgen, die Versorgung mit Essen kommunale Großküchen übernehmen. Jedes Kommunenmitglied unterlag einer strengen Reglementierung und Militarisierung.[68] Etwa 25.000 Kommunen mit je etwa 5.000 Haushalten wurden bis Ende des Jahres 1958 eingerichtet. Einer durchschnittlichen Volkskommune gehörten damit zwischen 20.000 und 30.000 Menschen an. Es gab jedoch auch Volkskommunen mit über 100.000 Mitgliedern.[69] Der Beitritt war zwingend, abgesehen von den Häusern ging jeglicher Besitz in die Kommunen über. Da die Bezahlung unabhängig von eingebrachtem Land, Tierbestand oder Geräten war, reagierten viele Bauern wie bereits während der ersten Kollektivierungswelle auf den Kollektivierungszwang mit einem Schlachten ihres Viehbestands.[70] Geschätzt wird, dass zwischen 1957 und 1958 der Viehbestand in der Volksrepublik China etwa um die Hälfte sank.[71]

Löhne wurden abgeschafft. Mitglieder einer Produktionseinheit erhielten statt dessen Arbeitspunkte, die sich aus der durchschnittlichen Leistung des Teams, der ausgeführten Arbeit, dem Alter und dem Geschlecht errechneten. Am Ende eines Jahres wurde das Nettoeinkommen jedes Teams zunächst entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen aufgeteilt. Ein dann eventuell noch verbleibender Rest wurde nach den erzielten Arbeitspunkten verteilt. Da selten ein solcher Überschuss bestand, waren Arbeitspunkte immer weniger wert. In Jiangning entsprach der durchschnittliche Verdienst eines Arbeiters 1957 1,05 Yuan. Ein Jahr später war er nur noch 0,28 Yuan und 1959 0,16 Yuan wert. Frank Dikötter nennt das Beispiel eines Arbeiters, der 1958 4,50 Yuan verdiente, was dem Gegenwert einer Hose entsprach.[72] Die gemeinschaftliche Verpflegung durch die kommunalen Großküchen gab den Kadern auf Grund ihrer Verfügungsgewalt über die Lebensmittel ein Instrument gegen die Bauern in die Hand. Eine Kürzung oder gar vollständige Streichung der Essensrationen war in vielen Regionen die übliche Strafe für Personen, die nicht mitarbeiteten, zu wenig arbeiteten, zu spät kamen, ihren Führern nicht gehorchten, private Versorgung organisierten oder Getreide stahlen.[73]

Die Einführung der Volkskommunen hatte vorrangig zum Ziel, die landwirtschaftlichen Erträge zu steigern. Eine Reihe der Maßnahmen wie beispielsweise dichteres Pflanzen, tieferes Pflügen sowie spezifische Düngemethoden, die in diesen Kollektiven durchgeführt wurden, hatten jedoch nicht den gewünschten Effekt sondern führten zu einem Rückgang der Ernteerträge oder waren eine Verschwendung von Ressourcen.[74]

Landwirtschaft

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Chinesisches Propagandabild. Es zeigt eine Melone, die größer ist als ein Mensch
Datei:People's commune1.jpg
Propagandaplakat, das Mao 1958 beim Besuch eines dicht bepflanzten Getreidefelds zeigt

In der Sowjetunion vorherrschende Lehrmeinungen dominierten seit Beginn der Volksrepublik China die chinesische Agrarforschung: Der führende sowjetische Agronom Trofim Lyssenko vertrat die Ansicht, dass erworbene Eigenschaften vererbt würden und negierte die Existenz von Genen als unsozialistisch und deshalb falsch. Diese Lehrmeinung wurde auch für chinesische Agronomen bindend. Versuchsfelder zur Erforschung der Vererbung bei Weizen wurden untergepflügt, der angesehene chinesische Botaniker Hu Xiansu wurde beispielsweise wegen seiner Kritik an der Lehre Lyssenkos im Jahr 1955 politisch scharf attackiert.[75] In ähnlicher Weise wurden die Lehren Vasily Williams zur Bodenverbesserung bindend, der von Mao ebenso häufig zitiert wurde wie der sowjetische Pflanzenzüchter Iwan Wladimirowitsch Mitschurin.[76] Mao selbst entwarf im Jahr 1958 basierend auf Lyssenkos Lehre eine Blaupause, die für die Volkskommunen bindend wurde. Das 8-Punkte-Programm sah eine Verbesserung des Pflanzenmaterials, ein dichteres Säen und Anpflanzen, tieferes Pflügen, eine intensivere Düngung der Felder, eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Geräte, eine Kampagne gegen Schädlinge, andere Bewirtschaftungsmethoden und intensivere Bewässerung der Felder vor.[77]

Die Propagierung der Lehren Mitschurins führte in der ganzen Volksrepublik China zu Berichten über angeblich erfolgreiche Kreuzungen nicht näher miteinander verwandter Pflanzen wie beispielsweise Baumwolle mit Tomaten oder Kürbisse mit Papayas.[78] Die Xinhua, die Nachrichtenagentur der Regierung der Volksrepublik China, berichtete von Bauern, denen es gelungen sei, Pflanzen heranzuziehen, die ungewöhnlich große Früchte oder Ährenstände hätten. So würden Kürbisse nicht mehr 13 sondern 132 Pfund wiegen, Reisähren würden nicht mehr 100 sondern 150 Reiskörner tragen.[79]

Düngermangel galt als Ursache für geringe Erträge, nach der Lehre Lyssenkos war Kunstdünger jedoch ungeeignet, die Erträge zu steigern.[80] Statt dessen griffen die Volkskommunen auf eine Vielzahl anderer, zum Teil fragwürdige Düngemitteln zurück. Verwendet wurden unter anderem Wasserpflanzen, Algen und der Schlamm aus Flussbetten und Seen, Ruß, der aus Schornsteinen gekratzt wurde sowie menschliche und tierische Fäkalien, die ohne Nachgärung auf einem Misthaufen häufig von Strafkolonnen in langen Reihen aufs Feld getragen wurden. Eine Vielzahl von Gebäuden, deren Wände aus Lehm und Stroh bestanden, wurden abgerissen und zerkleinert, um sie auf den Feldern auszubringen. Große Medienaufmerksamkeit erhielt die Leiterin einer Frauenvereinigung in Macheng, die aus ihrem Haus auszog, um dessen Mauern als Dünger zu Verfügung zu stellen. Zwei Tage später waren 300 Häuser, fünfzig Rinder- und hunderte von Hühnerställen abgerissen, um als Dünger zu dienen. Bis Ende des Jahres waren mehr als 50.000 Gebäude zerstört.[81] Die Kampagne zur Ausrottung der vier Plagen zielte auf die Bekämpfung von Fliegen und anderen Schadinsekten, Ratten und von den als landwirtschaftliche Schädlinge eingestuften Vögel ab. In einer Massenkampagne wurden vor allem Feldsperlinge getötet. Die darauf hin erfolgende Zunahme an Schadinsekten führte erst 1960 dazu, dass Vögel nicht länger bekämpft wurden. Die Ausrottungskampagne wandte sich statt dessen gegen Wanzen.[82]

Das von Vasily Williams propagierte tiefe Pflügen galt als weitere revolutionäre Methode, die Ernteerträge zu erhöhen. Ohne Zugmaschinen war tiefes Pflügen jedoch nur mit hohem Arbeitsaufwand zu erreichen und da das Pflügen häufig ohne Rücksicht auf den jeweiligen Bearbeitungshorizont des Bodens erfolgte, führten Pflugtiefen von sechzig Zentimeter und mehr regelmäßig zu einer Verletzung der Bodenstruktur und einem entsprechenden Rückgang der Bodenfruchtbarkeit.[83] Die nach sowjetischen Vorbild eingeführten schweren Traktoren und Zweischarpflüge erwiesen sich in weiten Teilen Chinas als für die terrassierten Reisfelder ungeeignet. Die in Japan zur selben Zeit mit Erfolg eingeführten Einachser wurden erst in den 1980er Jahren in China propagiert.[84] Die Volkskommunen wurden außerdem angewiesen, dichter zu säen oder die Pflanzen enger zu setzen, um die Erträge zu steigern. Auf einem Mu, etwa 667 Quadratmeter, wurden in Hebei beispielsweise 20.000 Süßkartoffel- oder 12.000 Maispflanzen gesetzt.[85] Beeinflusst von den Lehrmeinungen Trofim Lyssenkos hatte Mao versichert, dass Pflanzen der selben Art nicht miteinander um Licht und Nährstoffe konkurrieren würden.[86] Von dem Historiker Frank Dikötter interviewte Zeitzeugen wiesen regelmäßig darauf hin, dass ihnen bewusst war, dass diese Maßnahmen zu schlechteren Erträgen führen würden, aber aus Furcht, bestraft oder gar als Rechtsabweichler verurteilt zu werden, sich nicht zu widersetzen wagten.[87] Judith Shapiro vertritt dagegen die Ansicht, dass einige der lokalen Parteivertreter und Bauern bereit waren, den Ausführungen ihres Parteivorsitzenden zu glauben, weil sie tatsächlich erhofften, ihre zum Teil sehr harten Lebensbedingungen zu verbessern.[88] Sie nennt aber auch das Beispiel einer landwirtschaftlichen Forschungsanstalt, die unter dem Druck spektakuläre Erträge erzielen zu müssen, die Pflanzen mehrerer Reisfelder auf ein „Sputnik“-Feld umsetzten, um so die gewünschten 10.000 Jin pro Mu vorweisen zu können.[89] In einem anderen Landkreis wurde dem Vize-Parteisekretär, der daran zweifelte, dass auf einem Mu Land Erträge von 10.000 Jin (etwa 5.000 Kilo) Reis erzielt werden könnten, mangelnder Glaube an seine kommunistische Partei vorgeworfen, zu öffentlicher Selbstbeschuldigung gezwungen und zu Arbeitslager verurteilt.[90]

Die an die Zentralregierung 1958 gemeldeten Zahlen ließen für Baumwolle, Reis, Weizen und Erdnüsse hohe Ernten erwarten. So ging die Zentralregierung von einer Ernte von 525 Million Tonnen Getreide aus, nachdem 1957 die Ernte noch 195 Millionen Tonnen betragen hatte.[44] Als Chruschtschow im August 1958 in Peking zu Besuch war, sprach Mao unter anderem über den Erfolg des Großen Sprungs nach vorn. Man habe so viel Reis, dass man nicht wisse, was man damit tun solle. Auch Liu Shaoqi berichtete Chruschtschew während eines Treffens, dass nicht mehr Mangel an Nahrung ihre Sorge sei, sondern die Frage, was man mit solch einem Getreideüberschuss anfangen sollte.[91] Die offizielle Statistik korrigierte diese Getreideernte 1959 nachträglich auf 250 und 1979 auf 200 Millionen Tonnen. Die von den Kommunen zu leistenden Getreideabgaben dienten hauptsächlich der Finanzierung der Industrialisierung, auf die in den 1950er Jahren etwa 43 Prozent der Staatsausgaben aufgewendet wurden und der Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Getreide. Es wurde außerdem exportiert, um die Importe an Industrieanlagen und Maschinen zu bezahlen.[92]

Eisen- und Stahlproduktion

Minihochöfen, mit denen in den ländlichen Regionen Chinas Stahl produziert werden sollte

In der Sowjetunion war die Schwerindustrie zu Lasten der ländlichen Gebiete entwickelt worden. Bemüht, einen anderen und schnelleren Entwicklungspfad als die Sowjetunion einzuschlagen, wollte Mao kleine Industrien in den ländlichen Regionen entwickeln. Damit war die Hoffnung verbunden, das gesamte Land schneller industriell zu entwickeln ohne auf Investitionen aus dem Ausland angewiesen zu sein. Sie ging einher mit einer zunehmenden Ablehnung eines als bourgeois eingestuften Expertenwissens. In Yunnan spottete beispielsweise der Parteiführer Xie Fuzhi offen über die sowjetischen Experten mit ihren geologischen Untersuchungen und Messungen: Bei der Errichtung von Staudämmen und Wasserspeichern vertraute man statt dessen zunehmend auf das intuitive Wissen und den Erfindungsreichtum der ländlichen Massen.[93] Das galt auch für die Eisen- und Stahlproduktion. Die Menge an Eisen und Stahl, die ein Land produzierte, galt in den 1950er Jahren insbesondere in den sozialistischen Ländern als Indikator für den Entwicklungsgrad, den ein Land erreicht hatte.[94] Die Volksrepublik China hatte im Jahr 1957 5,35 Millionen Tonnen Stahl produziert. Im Februar 1958 wurde das Jahresziel für 1958 auf 6,2 Millionen Tonnen festgelegt und im Mai auf 8,5 Millionen Tonnen angehoben. In einer Rede am 18. Mai auf dem 8. Parteikongress hielt Mao fest:[95]

„Mit elf Millionen Stahl im nächsten Jahr und 17 Millionen Stahl im Jahr danach werden wir die Welt erschüttern. Wenn wir 40 Millionen Tonnen in fünf Jahren erreichen können, werden wir Großbritannien bereits in sieben eingeholt haben. Und weitere acht Jahre später werden wir mit den USA gleichgezogen sein.“

Die Jahresproduktionsmengen wurden jedoch bereits früher angehoben: Im Juni 1958 legte Mao das Ziel auf 10,7 Millionen fest und im September wurde die Jahresproduktion auf 12 Millionen Tonnen Stahl erhöht.[96] Mao kam zu der Überzeugung, dass bis zum Ende der 1960er Jahre China ein Produktionsniveau an Stahl erreicht haben werde, das dem der Sowjetunion entspräche und im Jahre 1975 sollte China eine Jahresproduktion von 700 Millionen Stahl ausweisen können.[97] Unterstützung für diese ehrgeizigen Zielvorgaben fand Mao bei einer Reihe regionaler Parteiführer wie beispielsweise Tao Zhu, Xie Fuzhi, Wu Zhipu oder Li Jingquan, die alle außergewöhnliche Steigerungen in der Stahlproduktion zusicherten.[98]

Schlüssel zu der Steigerung sollten kleine Hochöfen sein, die im ganzen Land errichtet werden sollten. Sie wurden aus Sand, Steinen, Tonerde und Ziegeln errichtet und hatten typischerweise eine Höhe von drei bis vier Meter. Beschickt wurden die Hochöfen von oben, die zur Reduktion des Erzes nötige Luft wurde über traditionelle, häufig handbetriebene Zylindergebläse eingebracht. Vergleichbare Hochöfen waren bereits im 19. Jahrhundert in China gebräuchlich.[99][100] Der Höhepunkt der Kampagne fiel in den Spätsommer 1958, verantwortlich war Chen Yun, der am 21. August 1958 Maos Anweisung weitergab, dass ein Unterschreiten der vorgegebenen Produktionsmenge nicht hingenommen werde. Denjenigen, die ihre Zielvorgaben nicht einhielten, drohten Strafen die von einer Verwarnung bis zum Ausschluss aus der Partei reichten.[101] Die Vorgaben durch die Zentrale führte zu einer Reihe lokaler Massenkampagnen. In Yunnan hatte Xie Fuzhi zunächst eine 14 Tage währende Kampagne ausgerufen, in der alle verfügbaren Arbeitskräfte 14 Tage lang in der Stahlproduktion arbeiten sollten. Nachdem Bo Yibo am Nationalfeiertag den Oktober zum Monat der Stahlproduktion erklärte, rief Xie Fuzhi eine besondere Woche der Eisen- und Stahlproduktion aus, bei der die Zahl der beteiligten Arbeitskräfte von 3 auf vier Millionen stieg.[102] Bo Yibo verkündete derweil, dass landesweit 40 Millionen Menschen an 500.000 Hochöfen arbeiteten.[103]

Hochöfen des Großen Sprungs nach vorn

Dorfbewohner hatten wenig Möglichkeiten, sich diesen Kampagnen zu entziehen. Wer nicht direkt an den Hochöfen arbeitete, schaffte Holz herbei oder suchte nach Kohle. Kleine Gruppen von Parteikader zogen von Haushalt zu Haushalt, um Alteisen zu sammeln. In einigen Regionen gaben sich die Kader zufrieden, wenn ein Haushalt einen Topf oder eine Pfanne abgaben. In anderen Regionen wurden jedoch alles verfügbare Material inklusive landwirtschaftlicher Arbeitsgeräte eingesammelt. Auf Grund der Einführung der Volkskommunen standen den Kadern erstmals eine Miliz zur Verfügung, um Maßnahmen gegebenenfalls mit Gewalt durchzusetzen. In Macheng war es beispielsweise Miliz, die Dorfbewohner zur Arbeit an den Hochöfen verpflichtete. Die Versorgung durch die Großkantinen gab den Kadern ein weiteres Druckmittel, um die Mitarbeit der Bevölkerung zu erzwingen. Frauen, die in Macheng beispielsweise nachts in ihre Häuser zurückkehrten, um sich um ihre Kinder zu kümmern, wurden von der Versorgung durch die Kantinen ausgeschlossen.[104] Die Parteiführung konnte letztlich die Erfüllung ihres Zieles verkünden, ein großer Teil der Produktion war jedoch unbrauchbare Schlacke. Eisenbarren aus der ländlichen Produktion sammelten sich überall, weil sie zu klein und zu brüchig waren, um in modernen Stahlwerken weiterverarbeitet zu werden. Nach einem Bericht des chinesischen Ministeriums für Hüttenindustrie war in einigen Provinzen das produzierte Roheisen zu weniger als einem Drittel für die Weiterverarbeitung geeignet.[105] Die Kosten einer Tonne Roheisen, die in den einfachen Hochöfen produziert wurden, war außerdem doppelt so hoch wie das eines modernen Hochofens. Der Verlust aus der Massenkampagne zur Steigerung der Eisen- und Stahlproduktion wurde später vom Staatlichen Amt für Statistik auf fünf Milliarden Yuan geschätzt.[106] [107] Judith Shapiro schätzt, dass jeder sechste Chinese im Laufe des Jahres 1958 direkt oder indirekt an dieser Kampagne beteiligt war.[108] Da viele unerfahren in den Arbeiten war, die sie ausführen mussten, kam es zu zahlreichen Unfällen. Menschen kollabierten auf Grund der Hitze an den Hochöfen, verletzten sich während der Holzbeschaffung oder während der Kohleförderung. Zu den Kosten der Kampagne gehören in den Regionen, in denen keine Kohle zur Verfügung stand, auch ein verstärktes Abholzen der Waldbestände, die als Brennstoff während dieser Kampagne verfeuert wurden.[109] Dies führte zu Erosion, einer weiteren Sedimentation der Flüsse, einer zunehmenden Desertifikation und Änderung des Mikroklimas mit der Folge, dass die Fläche, die landwirtschaftlich nutzbar war, weiter zurückging.[110]

Importe von Industrieanlagen und Maschinen

Auch wenn Mao Zedong überzeugt war, dass die Volksrepublik China vor allem durch die Massenmobilisierung ihren Entwicklungsrückstand aufholen werde, war das Land auf einen Import von Industrieanlagen und Maschinen angewiesen, um sich zum Industriestaat zu entwickeln. Der Import dieser Güter setzte unmittelbar ein, nachdem Mao im Herbst 1957 in Moskau angekündigt hatte, dass die Volksrepublik China in 15 Jahren Großbritannien in den Leistungsdaten überholt haben werde. Zu den importierten Gütern gehörten Walz-, Elektrizitäts- und Zementwerke, Glashütten und Ölraffinerien. Dazu kamen Maschinen wie Krane, Lastwagen, Generatoren, Pumpen, Kompressoren und landwirtschaftliche Maschinen.[111]

Hauptlieferant der Maschinen und Industrieanlagen war die Sowjetunion, mit der zu Beginn der 1950er Jahre eine enge Zusammenarbeit vereinbart worden war. Auch mit der Deutsche Demokratische Republik wurde 1958 vertraglich vereinbart, dass diese in China Zement- und Elektrizitätswerke sowie Glashütten schlüsselfertig errichten sollte. Importiert wurde nicht allein aus sozialistischen Ländern: Die Importe aus der Bundesrepublik Deutschland stiegen von 200 Millionen DM im Jahr 1957 auf 682 Millionen DM in 1958.[112] Die notwendigen Devisen, um diese Importe zu bezahlen, beschaffte sich die Volksrepublik China zum größten Teil durch den Export landwirtschaftlicher Produkte. Zhou Enlai gehörte zu den Kritikern dieses Vorgehens, Unterstützung fand Mao vor allem bei Zhu De, dem Oberkommandeur der Volksbefreiungsarmee. Empfänger dieser Exporte waren überwiegend Länder des sozialistischen Lagers, die damit eigene Lebensmittelengpässe überwanden: Reis wurde beispielsweise in der Deutschen Demokratischen Republik während den Jahren des Großen Sprungs nach vorn zu einem Grundnahrungsmittel, bei der Margarineherstellung war die Deutsche Demokratische Republik auf die Importe pflanzlicher und tierischer Öle aus der Volksrepublik China angewiesen.[113] Trotz der Exporte geriet die Volksrepublik zunehmend in ein Handelsdefizit und war darüberhinaus zum Teil nicht in der Lage, die zugesagten Lieferungen gegenüber seinen Handelspartnern zu erfüllen. Deng Xiaoping wies gegen Ende 1958 darauf hin, dass das Exportproblem einfach verschwinden werde, wenn jeder ein paar Eier, ein Pfund Fleisch, ein Pfund Öl und sechs Kilo Reis einspare. Entsprechend wurde die Menge der geplanten Exporte für 1959 heraufgesetzt und die Getreideexporte mit geplanten 4 Millionen Tonnen gegenüber dem Export von 1958 verdoppelt.

Hungersnot 1958

Erste Anzeichen einer Hungersnot gab es bereits zu Beginn des Jahres 1958. Schon im März 1958 wurden auf einer Parteikonferenz Bedenken geäußert, dass die Beschäftigung der ländlichen Bevölkerung in den großen Wasserbauprojekten zu Nahrungsengpässen führen würde. Zusätzlich kam es im Verlauf des Jahres 1958 zu einer erheblichen Binnenmigration, bei der mehr als 15 Millionen Bauern in Städte zogen.[114] Hinzu kam eine weitreichende Umsteuerung der Arbeitsressourcen der ländlichen Bevölkerung: Im landwirtschaftlich geprägten Jinning waren von 70.000 arbeitenden Erwachsenen 20.000 an Wasserbauprojekten beteiligt, 10.000 am Bau einer Eisenbahnstrecke, weitere 10.000 in den neu aufgebauten Industrien und nur noch 30.000 waren an der Lebensmittelproduktion beteiligt.[115] Da es vor allem Männer waren, die zu den Arbeiten an Infrastrukturprojekten und in der Industrie abkommandiert wurden, waren es überwiegend Frauen, die der Feldbestellung nachgingen. Auf Grund der traditionellen Arbeitsteilung auf dem Land besaßen diese aber über nur geringe Erfahrungen im Reisanbau mit entsprechenden Auswirkungen auf die Getreideernte.[116]

Gemeinschaftsversorgung in einer Volkskommune

Nahrungsengpässe im Frühjahr waren für das ländliche China, das zwischen 108 v. Chr. und 1911 n. Chr. 1828 schwere Hungersnöte durchlitten hatte[117], nicht untypisch. Untypisch war jedoch, dass sich der Nahrungsengpass während des Sommers in Teilen Chinas verschärfte, obwohl die neue Ernte die Nahrungssituation eigentlich hätte verbessern sollen.[118] Zu den schwer betroffenen Regionen gehörte die Provinz Yunnan, die 1958 eine doppelt so hohe Sterberate aufwies wie in 1957. In Luxi, einem Kreis dieser Provinz, für den die lokalen Kader bereits 1957 höhere Ernteerträge als tatsächlich eingebracht gemeldet hatten, verhungerten nach Mai 1958 mehr als 12.000 Menschen, mehr als sieben Prozent der Bevölkerung.[119] In Luliang, wo ein lokale Parteivorsitzende mit Hilfe der Miliz die Mitarbeit der Bevölkerung an einem Stauanlagenprojekt erzwang, verhungerten mehr als 1.000 Personen. Grundsätzlich handelte es sich bei diesen Hungersnöten jedoch um isolierte Einzelereignisse. Zwischen 1949 und 1958 waren die landwirtschaftlichen Erträge kontinuierlich gestiegen. Dazu trug die politische Stabilität nach den Jahren des Bürgerkriegs sowie die landwirtschaftliche Produktivitätssteigerung in Folge der ersten Kollektivierungsbemühungen bei.[120]

Mao Zedong erhielt in der zweiten Hälfte des Jahres 1958 mehrere Berichte über die Probleme in der Provinz. In seinem Kommentar über die Situation in Luliang hielt er fest, dass die Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung zugunsten der Produktivitätssteigerung vernachlässigt worden war und tatsächlich wurde zwischen November 1958 und Juni 1959 der Druck und die Geschwindigkeit, mit Maßnahmen des Großen Sprungs nach vorn umgesetzt wurden, auf seine Veranlassung hin etwas reduziert. Mao hielt jedoch nach wie vor an der schnellen Entwicklung Chinas fest.[121] Der neue chinesische Außenminister Chen Yi kommentierte im November 1958 angesichts der humanitären Tragödien in Folge des Großen Sprungs nach vorne:[122]

„...es hat tatsächlich Opfer unter den Arbeitern gegeben, aber das hält uns auf unserer Weg nicht auf. Das ist ein Preis, den wir zu zahlen haben und kein Anlass, besorgt zu sein. Wer weiß, wie viele Menschen auf den Schlachtfeldern und in den Gefängnissen [für die Revolution] geopfert wurden. Nun haben wir einige Fälle von Krankheit und Tod. Das ist nichts.“

Die Hungerkatastrophe 1959–1961

Die Exporte 1959

Engpässe in der Nahrungsversorgung wurden im Winter 1958/59 sichtbar. Jeder der Provinzen war ein zu liefernder Anteil an der zu exportierenden Mengen zugewiesen worden, aber gegen Ende 1958 waren die Führer der Provinzen zunehmend mit der Tatsache konfrontiert, dass diese Mengen nicht zur Verfügung standen. Im Januar 1959 konnte die Volksrepublik insgesamt nur 80.000 Tonnen Getreide exportieren. Im folgenden Monat gab die Provinz Hubei bekannt, man sei nur in der Lage, 23.000 Tonnen anstatt der geplanten 48.000 Tonnen zu liefern. In Anhui wies der Parteisekretär der Provinz, Zeng Xisheng, an, nur 5.000 statt geplanten 23.500 Tonnen zu liefern. Fujian lieferte gar nichts. Auch bei den anderen Exportgüter blieben die Provinzen hinter ihren Quoten zurück.[123]

Die Parteizentrale reagierte ähnlich wie Außenminister Chen Yi, als im November 1958 über die ersten Engpässe berichtet wurde. Auf einem Parteitreffen in Shanghai im März und April 1959 empfahl Mao Vegetarismus als Lösung, der Bürgermeister von Peking, Peng Zhen, riet den Konsum von Getreide zu reduzieren. Bestärkt wurde die Parteiführung von Meldungen, dass in vielen der Volkskommunen Getreide versteckt worden wäre. Der spätere chinesische Premierminister Zhao Ziyang, der zu dem Zeitpunkt noch Parteisekretär der Provinz Guangdong war, berichtete an seinen Vorgesetzten Tao Zhu, dass man in einem einzigen Landkreis mehr als 35.000 Tonnen verstecktes Getreide gefunden hätte.[124] Ähnliches wurde weniger später aus Anhui berichtet. Mao sprach im März 1959 von einem exzessiven „Wind des Kommunismus“, der geherrscht habe und äußerte Bewunderung für die einfachen Bauern, die sich so gegen übertriebene Getreideabgaben gewehrt hatten.[125]

Am 24. Mai 1959 wurde an alle Provinzen die Weisung gegeben, dass zur Stützung des Exports und um den Aufbau des Sozialismus zu fördern, keine für den Verzehr bestimmten Fette mehr in den Provinzen verkauft werden sollten.[126] Im Oktober 1959 wurden die Maßnahmen weiter verschärft und bis Ende 1959 exportierte die Volksrepublik China Güter im Wert von 7,9 Milliarden Yuan. Von den 4,2 Millionen Tonnen Getreide, die ausgeführt wurden, gingen 1,42 Millionen Tonnen an die Sowjetunion, 1 Million an andere osteuropäische Länder und 1,6 Millionen in Länder, die dem westlichen Lager zuzurechnen waren.[127] Diese Exporte stellten etwa 2,3 Prozent der Getreideproduktion dar und werden heute von der überwiegenden Zahl der Historiker nicht als ursächlich für die Hungersnot eingestuft.[128]

Die Konferenz von Lushan

Peng Dehuai, der auf der Konferenz von Lushan Mao Zedong für die Fehlentwicklung des Großen Sprungs nach vorne verantwortlich machte
Peng Dehuai, Ye Jianying, Nikita Chruschtschow und Nikolai Bulganin 1958

Im Juli 1959 trafen sich die führenden kommunistischen Kader im Erholungsort Lushan in der Provinz Jiangxi. Mao Zedong eröffnete das als Konferenz von Lushan in die Geschichte eingegangene Treffen am 2. Juli mit einer Rede, die die Errungenschaften des Großen Sprungs nach vorne hervor hob und den Enthusiasmus und die Energie der chinesischen Bevölkerung pries.[129] Danach gab es mehrere Tage lang informelle Gespräche und Arbeitsgruppen, in denen alle Aspekte des Großen Sprungs nach vorne diskutiert werden sollten. Mao, der an den Gesprächen nicht teilnahm, war der einzige, der am Ende des Tages einen Bericht über die Diskussionen jeder Gruppe erhielt. In der lockeren und intimen Gesprächsatmosphäre der kleinen Gruppen äußerten sich einige der Kader offen über die Hungersnöte, die übertriebenen Produktionszahlen und den von Kadern begangenen Machtmissbrauch. Eine der offensten Kritiker war Peng Dehuai, der seit 1954 Verteidigungsminister der Volksrepublik China war. Während einer Reise in seine Heimat Xiangtan in der Provinz Hunan war er Zeuge großen Leidens geworden. Kader hatten in großer Zahl Häuser abgerissen, um deren Holz während der Kampagne zu Erhöhung der Stahlproduktion zu verfeuern. In Kindergärten, die er besucht hatte, waren Kinder nur noch in Lumpen gekleidert, in Altersheimen schliefen die Alten mitten im Winter auf dünnen Bambusmatten.[130] Peng wies Mao einen Teil der Verantwortung für die Fehlentwicklungen zu, da Mao unter anderem das Ziel der Stahlproduktion auf 10,7 Millionen Tonnen festgesetzt habe.[131]

Mao selbst äußerte sich erstmals am 10. Juli und betonte, dass die Errungenschaften des letzten Jahres die Fehlschläge bei weitem überwögen. Als dies bei den Versammelten auf keinen Widerspruch stieß, schrieb Peng Mao einen langen Brief, den er am 14. Juli 1959 Mao überreichen ließ. Peng hob zunächst die Erfolge des Großen Sprungs hervor und schloss nicht aus, dass man das Produktionsniveau Großbritanniens möglicherweise bereits in vier Jahren erreicht haben werde, er betonte aber auch das es „zu linksabweichlerischen Fehleinschätzungen gekommen [sei], die man als kleinbürgerlichen Fanatismus bezeichnen könne“.[132] Obwohl Peng diesen Brief lediglich an Mao persönlich richtete und um eine ebensolche Einschätzung und Bewertung seiner Ansichten bat, ließ Mao diesen Brief vervielfältigen und am 17. Juli an alle 150 Teilnehmer des Treffens verteilen. Dies wurde zunächst als Zeichen dafür gedeutet, dass Pengs Ansichten eine Grundlage für weitere Diskussionen sein könnten, so dass sich in den nächsten Tagen einige Anwesende die Position Pengs unterstützten, darunter Zhang Wentian, Zhou Xiaozhou, Li Xiannian, Chen Yi und der extra aus Peking herbeibeorderte Huang Kecheng.[133] Zhang Wentian kehrte am 21. Juli sogar Maos Redewendung um, dass auf neun Erfolge ein Fehlschlag käme und sprach von neun Fehlschlägen auf einen Erfolg.[134]

Zwei parallele Ereignisse trugen nach Ansicht einiger Historiker in dieser Situation dazu bei, dass Mao sich in seiner Führungsrolle angegriffen fühlte. Während der Parteisekretär der Provinz Gansu, Zhang Zhongliang, an der Konferenz teilnahm, verfasste das regionale Parteikomitee dieser Provinz einen dringenden Brief an die Parteizentrale, dass tausende in der Provinz bereits verhungert seien und mehr als 1,5 Millionen Bauern unter einer schweren Hungersnot litten. Die Hauptverantwortung dafür trage Zhang Zhongliang, der überhöhte Ernteerträge berichtet, die Zwangsabgaben an Getreide heraufgesetzt und Missbrauch durch Kader geduldet habe. Dies war ein direkter Angriff auf eine der Personen, die Mao zu seinen eifrigsten Anhängern seiner Politik zählte.[135] Fast zeitgleich verurteilte Nikita Chruschtschow am 18. Juli während eines Besuchs in der polnischen Stadt Poznan Volkskommunen als Fehlentwicklung und führte weiter aus, dass diejenigen, die sich in den 1920er Jahren in Russland für die Einführung dieser Kommunen eingesetzt hätten, den Kommunismus und den Weg dorthin nicht verstanden hätten. Am 19. Juli erhielt Mao darüber hinaus von der chinesischen Botschaft in Moskau einen Bericht, dass einige sowjetische Kader offen diskutieren würden, dass in China Menschen in Folge des Großen Sprungs nach vorn stürben.

Am 23. Juli antwortete Mao Zedong auf die Angriffe der Parteigenossen mit einer dreistündigen Rede, in der er unter anderem damit drohte, wenn sie sich der Ansichten Peng Dehuai anschlössen, würde er Truppen aufstellen und das Bergland erneut mit einem Guerillakrieg überziehen.[136] Am 2. August betonte Mao in einer Rede vor einem eigens einberufenem Plenum des Zentralkomitees, dass die Partei vor einer Spaltung stehe. Die Kritiker Maos wurden zu Selbstkritik gezwungen, Peng Dehuai und seine Anhänger als Rechtsabweichler verurteilt.[137] Er und Zhang Wentian, der gemeinsam mit Peng in der Sowjetunion war, verloren ihre Regierungsämter, behielten jedoch ihre Mitgliedschaft im Politbüro, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass es für Mao zu diesem Zeitpunkt schwierig war, einen derart anerkannten und verdienten Mann wie Peng Dehuai in seiner gesellschaftlichen Existenz vollkommen zu vernichten.[138] In Folge der Konferenz von Lushan kam es in der ganzen Volksrepublik China zu einer erneuten Verfolgung von sogenannten Rechtsabweichlern. In zahlreiche Provinzen kam es zur Absetzung von Parteimitgliedern, die auf die zunehmende Hungersnot hinwiesen oder in der Umsetzung der Kampagnen des Großen Sprungs nach vorn nicht radikal genug vorgingen. Von 1959 bis 1960 wurden etwa 3,6 Millionen Parteimitglieder als Rechtsabweichler verfolgt.[139] Die Auseinandersetzungen in Lushan machten jedoch vor allem deutlich, dass selbst in der Parteiführung eine offene Meinungsäußerung nicht mehr möglich war.[140]

Die Hungersnot

Die Getreideproduktion des Jahres 1959 lag bei etwa 170 Millionen Tonnen, etwa 13 Prozent weniger als die des Jahres 1958. Es war der erste Rückgang in der landwirtschaftlichen Produktion seit Gründung der Volksrepublik China. Im Oktober und November des Jahres 1959 mussten etwa 52 Millionen Getreide, rund 36 Prozent der Ernte, an den Staat abgeführt werden.[141] Aus Angst, Opfer der erneuten Verfolgung von sogenannten Rechtsabweichlern zu werden, hatten einige regionale Parteikader die Ernteerträge viel höher angesetzt als sie tatsächlich waren. In vielen dieser Regionen musste fast die gesamte Getreideernte abgegeben werden und Parteikader zogen von Dorf zu Dorf, um nach verstecktem Getreidevorräten zu suchen. In diesen teilweise mit Gewalt durchgeführten Suchaktionen wurden viele Bauern gefoltert und getötet.[142] Die höchste Zahl von Hungertoten gab es zu Beginn des Jahres 1960, zwei bis drei Monate nach Durchführung der Getreideabgabe.[143] Auswirkungen der Hungersnot waren in ganz China zu spüren, das Ausmaß war jedoch regional unterschiedlich. Die städtische Bevölkerung war grundsätzlich besser versorgt als die ländliche, weil das staatliche Getreideverteilungssystem Städte bevorzugte.[144] Auf dem Land hatte Geschlecht, Alter, Partei- und Volkszugehörigkeit und die soziale Herkunft einen Einfluss auf die Überlebenschancen. Ältere Menschen erhielten in den Gemeinschaftsküchen wegen ihrer geringeren Arbeitsleistung häufiger zu wenig zu essen um zu überleben. Innerhalb von Familien wurde männlicher Nachwuchs besser versorgt als der weibliche. [145] In einige Landesteilen blieben aber die Grundschulen noch Jahre später geschlossen, da keine schulpflichtigen Kinder überlebt hatten.[146] Ehemalige Großgrundbesitzer und wohlhabende Bauern, frühere Angehörige der Kuomintang, Religionsführer und als Rechtsabweichler eingestufte Personen sowie ihre jeweiligen Familien wurden nachrangig mit Nahrungsmitteln versorgt.[147] Zu Arbeitslager verurteilte hatten gleichfalls eine geringere Überlebenschance, da diese sich tendenziell in den unfruchtbareren Regionen befanden und diese Provinzen meist unter Führung von Parteizugehörigkeiten standen, die die Kampagnen des Großen Sprungs nach vorn mit großer Härte umsetzten.[148] Eine bessere Überlebenschance hatten Parteiangehörige, weil sie bei der Nahrungsmittelversorgung bevorzugt wurden. In vielen Volkskommunen aßen sie in anderen Kantinen als die anderen Kommunarden. Selbst in den Arbeitslagern wurden ehemalige Angehörige der Partei besser versorgt als die übrigen Insassen.[149]

Henan als Beispiel einer betroffenen Provinz

Die politische Haltung der jeweiligen Provinz- und Kreisführer beeinflusste, wie stark sich die Hungersnot regional jeweils auswirkte. Zu den von der Hungersnot besonders stark betroffenen Provinzen zählte neben Anhui, Gangxi, Guizhou auch beispielsweise Henan.

In Henan hatte sich 1958 nach einem innerparteilichen Machtkampf Whu Zhipu gegenüber dem moderateren Pan Fusheng durchgesetzt.[150] Whu Zhipu zählte zu den fanatischsten Anhängern Mao Zedongs und machte Henan zum Experimentierfeld der radikalsten Projekte des Großen Sprungs nach vorn.[151] Der Sinologe Felix Wemheuer argumentiert, dass durch den Machtkampf zwischen diesen zwei Vertretern einer unterschiedlichen Politikrichtung politische Tabus entstanden, die später eine Korrektur der Fehlentwicklungen nicht mehr möglich machten.[152] Wu Zhipus Macht war vom Erfolg des Großen Sprungs nach vorne abhängig, ein auch nur teilweises Eingeständnis des Scheiterns dieser Politik hätte bedeutet, dass Pan Fushengs Absetzung unrechtmäßig gewesen wäre. Wer in dieser Provinz die Ansicht vertrat, dass den Bauern zu wenig Getreide zur Verfügung stünde, diese hungerten oder über die Misshandlungen von Bauern durch Kader berichtete, setzte sich der Gefahr aus, selbst verfolgt zu werden.[153] 1958 hatte die Sterblichkeitsrate in dieser Provinz bereits 12,69 Promille betragen, d.h. auf je 10.000 Personen kamen jährlich rund 127 Todesfälle. 1960 verdreifachte sich diese Zahl auf 39,56 Promille oder rund 396 Todesfälle je 10.000 Personen. Die Zahl der Geburten sank von 1.621.000 im Jahr 1958 auf 680.000 im Jahr 1960.[154] Zentraler Grund für die Hungersnot in dieser Provinz war der radikale Abzug der Getreideressourcen von den Dörfern vor dem Hintergrund vermeintlicher Rekordernten.[155] Pro Kopf standen auf den Land zwischen 1959 und 1961 zwischen 131 und 155 Kilogramm Getreide zur Verfügung.[156] Eine ausreichende Ernährung war erst ab deutlich über 200 Kilogramm gesichert. Die Provinzregierung musste Gewalt anwenden, um den Bauern so viel Getreide abzunehmen. Wurden die Angaben nicht erfüllt, ging die Provinzregierung davon aus, dass die Bauern das Getreide versteckten und zu niedrige Produktionsergebnisse meldeten.[157] Besonders radikal wurde diese Politik in der Präfektur Xinyang umgesetzt, die damals 17 Kreise umfasste und in der etwa 50 Millionen Menschen lebten. Diese Modellregion hatte 1958 mit Rekorderträgen auf sich aufmerksam gemacht, hier war die erste Volkskommune errichtet worden. Die Getreiderequirierung ging hier mit so starken Repressionen einher, dass einige Kreise sogar das Saatgetreide und die Nahrungsrationen abführten. Wie viele Menschen in dem anschließenden Massensterben, das als Zwischenfall von Xinyang in die Literatur einging, umkamen, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Jasper Becker geht von etwa einer Millionen Toten aus[158]; ein von Felix Wemheuer interviewter Parteihistoriker, der Zugang zum Provinzarchiv hatte, berichtete von 2,4 Millionen Toten, wobei es mehr Tote auf Grund der Repressalien als Hungertote gegeben hätte .[159] Die Provinzführung um Wu Zhipu deckte diese Terrorherrschaft zunächst, die Zentrale in Beijing erfuhr davon erst zu Beginn des Jahres 1960. Im Winter 1960 schickte die Zentrale 30.000 Soldaten, um diese Modellregion zu besetzen, die lokale Führung um Lu Xianwen zu verhaften und durch Hilfslieferungen und eine medizinische Notversorgung die Lage der Bauern zu verbessern.[160] Die neue Führung dieser Präfektur verurteilte die alte Führung scharf und beschuldigte sie des Mordes und der Folter. Als Ursache der Hungersnot wurde offiziell aber nicht die radikale Umsetzung des Großen Sprungs nach vorne, sondern eine Wiedererstarken von Großgrundbesitzern und anderen konterrevolutionären Kräften genannt. Die Katastrophenhilfe wurde entsprechend als „Nachhilfeunterricht in der demokratischen Revolution“ bezeichnet, der mitverantwortliche Wu Zhipu nicht zur Rechenschaft gezogen.[161]

Hungersnot und ethnische Minderheiten

Für die unterschiedliche Auswirkung auf einzelne Volksgruppen gibt es eine Vielzahl von Beispielen: Südlich des Gelben Flusses waren beispielsweise Han-Chinesen stärker von der Hungersnot betroffen als die dortigen ethnischen Minderheiten. Han-Chinesen siedelten überwiegend in den fruchtbaren und leicht zugänglichen Talregionen, was in normalen Jahren einen höheren Lebensstandarf gleich kam. Han-Chinesen waren während der Zeit des Großen Sprungs nach vorn jedoch stärker von Getreiderequirierungen betroffen als die in den unzugänglicheren Gebieten lebenden ethnischen Minderheiten.[162]

Nach dem kanadischen Genozidforscher Adam Jones waren die Sterbezahlen in Tibet am höchsten. Demnach starb zwischen 1959 und 1962 einer von fünf Tibetern.[163] Das 17-Punkte-Abkommen, das Repräsentanten der tibetischen Regierung am 23. Mai 1951 unterzeichneten, sicherte Zentraltibet neben der regionalen Autonomie und Religionsfreiheit auch eine Garantie zu, dass das existierende politische System in Tibet unverändert bleibt. In diesem neu geschaffenen „Autonomen Gebiet Tibet“ unternahm die chinesische Regierung zunächst keine der Reformanstrengungen. Anders sah es in den Teilen Tibets aus, die Bestandteil der chinesischen Provinzen Sichuan, Qinghai, Gansu und Yunnan wurden, wo es auf Grund der Landreformen und der Kollektivierungswellen bereits 1955 zu größeren Unruhen unter der tibetischen Bevölkerungsgruppen kam. Am 10. Mai brach schließlich der Tibetaufstand aus, der von chinesischen Truppen mit großer Brutalität niedergeschlagen wurde und während dem bis zu 100.000 Tibeter nach Indien flohen. Jasper Becker verneint, dass während des Großen Sprungs nach vorn der Hungertod von Tibetern bewusst in Kauf genommen wurde und verweist auf die große Zahl an Toten auch unter den Han-Chinesen in diesen Regionen.[164] Er betont jedoch, dass der kulturelle Umbruch für die tibetische Bevölkerung während des Großen Sprungs nach vorne größer war und dass dies zu einer so hohen Zahl an Hungertoten unter der tibetischen Bevölkerung führte.[165] Die Tibeter waren traditionell entweder Nomaden oder Bauern, die überwiegend Gerste anbauten, das meist zu Tsampa verarbeitet wurde. Während des Großen Sprungs nach vorn wurden Nomaden zu einer sesshaften Lebensweise gezwungen. Das traditionelle Schlachten eines Teils des Viehbestands vor Wintereinbruch wurde ihnen weitgehend verboten, worauf ein großer Teil des Viehs während der Wintermonate verhungerte.[166] Sowohl die Nomaden als auch die sesshaften Tibeter wurden zum Anbau von Getreidearten gezwungen, die für die klimatischen Bedingungen der Region ungeeignet waren. Trotzdem wurden vermeintliche Rekordernten gemeldet, die zu exzessiven Getreiderequirierungen führten und als diese nicht geliefert wurden, zu weitreichenden Repressalien.

Reaktionen der Bevölkerung

Die ländliche Bevölkerung griff während der Hungersnot zunächst auf traditionelle Notnahrungsmittel wie Baumrinde und -blätter, Gras und Wildkräuter zurück. Mit zunehmender Not wurde der Tod einzelner Familienmitglieder verschwiegen um so an ihre Lebensmittelrationen zu gelangen, Frauen prostituierten sich gegen Lebensmittel, Kinder wurden ausgesetzt oder verkauft. Aus den meisten Regionen wird auch von Kannibalismus berichtet.[167]

Eine Binnenmigration in von der Hungersnot weniger betroffene Regionen Chinas war ein traditionelle Reaktion auf schwerwiegende Nahrungsengpässe. Dazu kam es auch während des Großen Sprung nach vorn. Da die Bevölkerung jedoch keine Information über das Ausmaß der Hungersnot hatte, starben viele auf der Flucht, weil ihr Weg sie in Regionen führte, deren Nahrungssituation nicht besser war.[168] Gleichzeitig versuchte in einigen Regionen die Miliz diese Fluchtbewegungen zu verhindern. In Henan und Anhui, zwei von der Hungersnot besonders betroffene Regionen, errichtete die Miliz Straßensperren. In Xinjiang wurden Kasachen, die über die Grenze zu ihren Stammesangehörigen in der Sowjetunion fliehen wollten, erschossen.[169] Eine Ausnahme davon stellen einige Kreisregierungen in Hebei dar, die eine Auswanderung in die Mandschurei unterstützte.[170]

Lokale Aufstände und Gegenwehr gegen die exzessive Getreiderequirierung gab es vermutlich in ganz China. Belegt sind Angriffe auf staatliche Getreidelager unter anderem für die Provinzen Anhui und Sichuan. In Shandong wurden frühere Kuomintang-Offiziere angeklagt, solche Rebellionen organisiert zu haben und wurden dafür hingerichtet.[171] In Hebei, wo muslimische Hui-Chinesen ein Getreidelager überfielen, wurde das Getreidelager mit Stacheldraht umzäunt und von mit Maschinengewehren bewaffneter Miliz bewacht. In Gansu stürmten verzweifelte Bauern sogar einen Armeezug, um an Nahrung zu gelangen.[172] In Chengdu wurde der Führer der lokalen Miliz inhaftiert, weil er seinen Männern nicht befohlen hatte, auf die Bauern zu schießen, die erfolgreich ein Getreidelager stürmten.[173] In der Regel war die Bevölkerung jedoch außerstande, Widerstand in größerem Ausmaß zu organisieren. Ihnen fehlten dazu die Waffen und selbst wenn die Miliz nicht in der Lage war, einen Aufstand niederzuschlagen oder sich gar den Aufständischen anschloss, konnten Regierungskreise immer noch auf die Armee zurückgreifen. Diese war ebenso wie die städtische Bevölkerung besser mit Nahrung versorgt. Die Zahl der Aufstände war jedoch immerhin so zahlreich, dass Liu Shaoqi 1962 vor einem Bürgerkrieg warnte.[174]

Innen- und außenpolitische Lage im Jahr 1960 und 1961

Der Journalist Jasper Becker nennt die politische Situation zu Beginn des Jahres 1960 bizarr. Den meisten hochrangigen Parteimitgliedern war die Hungersnot im Land bewusst, nach der Konferenz von Lushan sahen sie sich jedoch außerstande, diese offiziell zur Kenntnis zu nehmen bevor Mao Zedong dies tat. Chén Yún, der die Provinz Henan besucht hatte, zog sich mit der Begründung, er sei krank, in seine Villa in Hangzhou zurück und wandte sich dem Studien der für diese Region typischen Opern zu. Er kehrte erst 1961 nach Peking zurück. Liu Shaoqi verbrachte den größte Zeit des Jahre 1960 in Hainan und schob vor, sich dem Studium von Wirtschaftsfragen zu widmen. Deng Xiaoping konzentrierte sich auf das zunehmende Zerwürfnis zwischen China und der Sowjetunion. Mitte des Jahres 1960 kam es zwischen den beiden Ländern zu einem endgültigen Bruch und die Sowjetunion zog im Juli 1960 ihre noch verbliebenen rund 15.000 sowjetischen Berater ab.[175] Jasper Becker vertritt die Ansicht, dass der Abzug der sowjetischen Berater der chinesischen Parteiführung willkommen war, da damit auch verhindert wurde, dass Nachrichten über diese weitreichende Hungersnot an die sowjetische Führung gelangen konnte. Nach dem Abzug der sowjetischen Beratern war China international weitgehend isoliert, Nachrichten über die Lage im Inland konnten kaum ins Ausland dringen. Die Parteiführung legte außerdem fest, dass außer der Renmin Ribao und dem zweimonatigen Magazin Rote Fahne keine andere Publikation ins Ausland ausgeführt werden durfte.[176] Auch innerhalb der Volksrepublik China blieb das Ausmaß der Hungersnot der Bevölkerung weitgehend verborgen. Innerhalb der Volksrepublik waren Reisen nur eingeschränkt möglich, der Briefverkehr wurde überwacht, nur wenige Chinesen besaßen Zugang zu Telefonen. Der chinesische Journalist und Buchautor Yang Jisheng erklärte in einem Interview mit der New York Times, dass er selbst lange überzeugt war, dass der Sprung nach vorn erfolgreich gewesen wäre und die Hungersnot, die während dieser Jahre in seinem Heimatdorf herrschte, ein isolierte Einzelereignis gewesen wäre. Erst ein knappes Jahrzehnt später wäre ihm zufällig ein Dokument der Roten Garden in die Hände gelangt, in dem der damalige Führer der Provinz Hubei 300.000 Hungertode eingestanden hatte und ihm wäre damit erstmals das Ausmaß der Hungersnot bewusst geworden.[177]

Im November 1960 wurde erstmals seitens Regierungsstellen verlautbart, dass Naturkatastrophen und der Zwang, Darlehen an die Sowjetunion zurückzuzahlen, zu Nahrungsengpässen führte. Beide Erklärungsansätze werden heute überwiegend verworfen. Nach dem weitgehenden Bruch mit der Sowjetunion legte Mao Zedong großen Wert darauf, die ausstehenden Darlehen schneller zurückzuzahlen als die Verträge mit der Sowjetunion dies vorsahen.[178] Der Verweis auf Naturkatastrophen erlaubte allerdings Zhu Enlai, Li Fuchun und Li Yinnian die Verträge mit den sozialistischen Handelspartner auszusetzen, da diese eine Vertragsklausel hatten, dass bei unvorgesehenen Umständen Teile oder der gesamte Vertrag nichtig wurden. Zhou Enlai und Chén Yún gelang es auch, Mao davon zu überzeugen, Getreide aus kapitalistischen Ländern importieren. Der erste solche Vertrag über Getreidelieferungen aus Kanada und Australien wurde in Hongkong gegen Ende des Jahres 1960 unterzeichnet.[179] 1961 wurden knapp 6 Millionen Tonnen Getreide eingeführt. Hauptlieferanten waren Kanada und Australien, in weit geringerem Umfang aber auch die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich. Um die notwendigen Devisen für diese Importe zu beschaffen, wurden Fleisch und Eier in die damalige britische Kronkolonie Hongkong exportiert und Silber an der Börse in London verkauft. Der asiatische Markt wurde außerdem mit Textilien überschwemmt, obwohl diese dringend in der Volksrepublik China selbst benötigt wurde. Handelsminister Ye Jizhuang lehnte im April 1961 die Angebote der Sowjetunion zu liefern, zunächst ab, als sich die Ernährungslage im Sommer 1961 nicht verbesserte, fragte Zhou Enlai in der Sowjetunion an, ob eine Lieferung von zwei Millionen Tonnen Getreide möglich sei. Ihm wurde deutlich gemacht, dass dies nur noch gegen Devisen möglich sei und die Anfrage weitgehend unbeantwortet gelassen. Erst Monate später deuteten sowjetische Vertreter gegenüber Deng Xiaoping an, selbst größere wirtschaftliche Schwierigkeiten zu haben.[180]

Nicht alle Getreideimporte für die chinesische Bevölkerung bestimmt. Reis, der von der Volksrepublik China in Myanmar gekauft wurde, wurde zu einem großen Teil in das damalige Ceylon geliefert, um ausstehenden Verpflichtungen nachzukommen. Weitere 160.000 Tonnen Reis wurden in die Deutsche Demokratische Republik exportiert, um das Handelsdefizit mit diesem Land zu reduzieren.[181] Um den Anspruch auf eine führende Rolle unter den sozialistischen Ländern zu unterstreichen, lieferte China noch auf dem Höhepunkt der Hungersnot Getreide kostenlos an befreundete Länder. Albanien, das zu dem Zeitpunkt eine Bevölkerung von rund 1,4 Millionen Menschen hatte, erhielt beispielsweise 60.000 Tonnen Weizen.[182] Zwischen August 1960 und den ersten Monaten 1961 wurden noch 100.000 Tonne Getreide an Kuba, Indonesien, Polen und Vietnam gesendet. Myanmar, Kambodscha, Vietnam und Albanien erhielten darüber hinaus großzügige Darlehen.[183] US-Präsident John F. Kennedy verwarf Hilfsangebote an die Volksrepublik China mit Hinweis auf diese Exporte. Das Internationale Rote Kreuz unterbreitete der chinesischen Regierung Hilfsangebote in so undiplomatischer Weise, dass Regierungskreise dieses mit Hinweise auf eine ungewöhnlich reichhaltige Ernte im Jahre 1960 ablehnen musste.

Zu den außenpolitischen Erfolgen der Volksrepublik gehörten mehrere Besuche ausländischer Politiker, denen auf Grund der Abschirmmaßnahmen während ihres Besuches ausgewählter Vorzeigekommungen, das Ausmaß der Not verborgen blieb. Gegenüber François Mitterrand, der zu dem Zeitpunkt Senator des Wahlkreises Nièvre war, erklärte Mao 1961, dass China keine Hungersnot erleide, sondern lediglich einige Engpässe durchlebe.[184] John Temple, konservatives Mitglied des britischen Parlaments kehre gegen Ende des Jahres 1960 von einem Besuch in China zurück und erklärte, dass Kommunismus funktioniere und das Land großen Fortschritt gemacht habe.[185] Die DDR hatte 1960 noch die Einführung der Volkskommunen begrüßt, die mit der eigenen weiteren Kollektivierung und der Einführung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften parallel lief. Als chinesische Aussteller 1960 auf der Landwirtschaftsaustellung in Markkleeberg allerdings das chinesische Konzept der Gemeinschaftsernährung propagierten, sah man sich auf Seiten der DDR veranlasst, daß die Einführung von zentralen Kantinen bei den LPG der DDR nicht vorgesehen sei.[186]

Im April 1962 flohen etwa 140.000 Menschen aus der Volksrepublik nach Hongkong, die Hungerkatastrophe wurde damit auch der Weltöffentlichkeit bekannt.[187] Dabei hatten die festlandschinesischen Behörden zeitweilig die Grenzen geöffnet.[187] Die britischen Behörden der Kronkolonie wandten sich unter anderem an die Amerikaner und schlugen mögliche Nahrungsmittelverkäufe vor. Spenden wurden abgelehnt, insbesondere weil man davon ausging, daß dies weder in der amerikanischen Öffentlichkeit angekommen noch die chinesisch amerikanischen Beziehungen verbessert hätte.[187] Die amerikanische Regierung wurde durch das Konsulat in Hongkong detailliert über die Veränderungen auf dem chinesischen Festland informiert und hatte 1962 über im Gefolge des Tibetaufstand 1959 vom CIA ausgebildete Tibeter Zugriff auf geheime Dokumente der PLA erhalten.[187] Die politische Szene in Washington nahm die Veränderungen erst mit dem Beginn der Kulturrevolution breiter zur Kenntnis, was unter Nixon zur Ping-Pong-Diplomatie führte. [188]

Ergebnisse

Die Kampagne des Großen Sprungs nach vorn wurde mit großen Ankündigungen im Jahr 1958 begonnen und nach schweren Rückschlägen und der schlimmen Hungersnot im Jahr 1962 stillschweigend wieder beendet. So wurden die Großkommunen in Verwaltungseinheiten umgewandelt. Die verbliebenen Produktionseinheiten, mit stark reduziertem Zuständigkeitsbereich, hatten nur noch eine Größe von durchschnittlich 41 Haushalten, verglichen mit den Kommunen ab 1958 mit durchschnittlich 2675 Haushalten. Den Mitglieder wurden wieder privat bewirtschaftetete Landanteile und eine flexible Vermarktung zugestanden.[189] Die Überbelastung der Bauern wurde reduziert. Die Ernährung der Bevölkerung durch eine stabile Landwirtschaft rückte wieder in den Vordergrund. Von 1961 bis 1966 wurde jedes Jahr Getreide importiert. Dafür wurden Einschnitte bei der Industrie in Kauf genommen.

Die Tragödie der Hungersnot während des Großen Sprungs nach vorn zeigte der Parteiführung, dass Störungen in der Landwirtschaft ein großes Risiko darstellten konnten. Politische Fehler an der Spitze und dogmatische Funktionäre in der Region konnten eine landesweite Tragödie auslösen. Der alte Parteipatriarch Deng Xiaoping hatte aus seinen Fehlern beim Großen Sprung nach vorn gelernt. Er beschrieb seine Sorge vor Fehlentwicklungen in China folgendermaßen: „In China kann eine Million Tote eine kleine Zahl sein.“[190] und er beschrieb die Vorgehensweise bei der Öffnung Chinas zwanzig Jahre später: „Wir überqueren den Fluss, indem wir die Steine im Wasser suchen, auf die wir auftreten können.“ Die Zeit der großen Sprünge war vorbei.[191]

Tabellen

Tabelle 1
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Getreideernte, der abzuliefernden Menge an Getreide als Agrarsteuer, die den Bauern verbliebene Getreidemenge (pro Person), die Anzahl der Bauern, die zum Getreideanbau verwendete Fläche und den Anteil der von Unwetter betroffenen Fläche. Von Unwetter betroffene Fläche heißt hier eine Ertragsreduktion von mindestens 30%.

Chinas Getreideernte [192]
Jahr Getreideernte Abgelieferte Getreidemenge
als Agrarsteuer
Verbleibende Getreidemenge
pro Landbewohner
Arbeiter in der
Landwirtschaft
Zum Getreideanbau
verwendete Fläche
Verwendete Kunstdünger Von Unwetter
betroffene Fläche
in Mio. To in Mio. To in kg/Person in Mio. Mio. Hektar in Mio. To in %
1952 164 33 270 173 124 0.08 2.9
1953 167 47 257 177 127 0.12 4.9
1954 170 51 265 182 129 0.16 8.5
1955 184 48 278 186 130 0.24 5.2
1956 193 40 306 185 136 0.33 8.2
1957 195 46 295 193 134 0.37 9.5
1958 200 52 286 155 128 0.55 5.2
1959 170 64 223 163 116 0.54 9.7
1960 143 47 212 170 122 0.66 15.3
1961 148 37 229 197 121 0.45 18.6
1962 160 32 241 213 122 0.63 11.9
1963 170 37 245 220 121 1.0 14.3
1964 188 40 270 228 122 1.3 8.8
1965 195 39 271 234 120 1.9 7.8
1966 214 41 287 243 121 2.3 6.7
1967 218 41 287 252 119 2.4 ?
1968 209 40 265 261 116 2.7 ?
1969 211 38 266 271 118 3.1 ?
1970 240 46 289 278 119 3.4 2.3
1971 250 44 298 284 121 3.8 5.1
1972 241 39 286 283 121 4.3 11.6
1973 265 48 303 289 121 4.8 5.1
1974 275 47 307 292 121 5.4 4.4
1975 285 53 315 295 121 6.0 6.7
1976 286 49 317 294 121 6.8 7.6
1977 283 48 313 293 120 7.6 10.2

Tabelle 2
Die folgende Tabelle zeigt für die einzelnen chinesischen Provinzen die Sterberaten von 1954 bis 1966 sowie die Teilnahme der Bevölkerung am beim Großen Sprung nach vorn propagierten gemeinsamen Kantinenessen. Ein hoher Anteil von Kantinenessen ist mit einer hohen Opferzahl bei der Hungersnot korreliert. Der Zusammenhang zwischen rigoroser Durchsetzung der Vorgaben des Großen Sprungs nach vorn und hoher Opferzahl bei der Hungersnot wird darüber deutlich. Zudem waren die Kantinen wenig effizient und trugen zur Verschwendung von Nahrungsmitteln bei.[44]


Sterberaten in den Provinzen
und Teilnahme am gemeinsamen Kantinenessen[192]
Sterberaten in den Provinzen
von 1956 bis 1963 (in 0,1%)
Provinz Teilnahme an
Kantinenessen
in %
Durchschnitt
1956–1957
1958 1959 1960 1961 Durchschnitt
1962–1963
Anhui 90.5 11.7 12.3 16.7 68.6 8.1 8.1
Fujian 67.2 8.2 7.5 7.9 15.3 11.9 7.9
Gansu 47.7 11.1 21.1 17.4 41.3 11.5 9.4
Guangdong 77.6 9.8 9.2 11.1 15.2 10.8 8.5
Guangxi 91.0 12.5 11.7 17.5 29.5 19.5 10.2
Guizhou 92.6 8.2 13.7 16.2 45.4 17.7 9.9
Hebei 74.4 11.3 10.9 12.3 15.8 13.6 10.2
Heilongjiang 26.5 10.3 9.2 12.8 10.6 11.1 8.6
Henan 97.8 12.9 12.7 14.1 39.6 10.2 8.7
Hubei 68.2 10.2 9.6 14.5 21.2 9.1 9.3
Hunan 97.6 11.0 11.7 13.0 29.4 17.5 10.3
Innere Mongolei 16.7 9.2 7.9 11.0 9.4 8.8 8.8
Jiangsu 56.0 11.7 9.4 14.6 18.4 13.4 9.7
Jiangxi 61.0 12.0 11.3 13.0 16.1 11.5 10.4
Jilin 29.4 8.3 9.1 13.4 10.1 12.0 9.7
Liaoning 23.0 8.0 6.6 11.8 11.5 17.5 8.2
Ningxia 52.9 10.9 15.0 15.8 13.9 10.7 9.4
Qinghai 29.9 9.9 13.0 16.6 40.7 11.7 6.9
Shaanxi 60.8 12.2 11.7 12.8 14.2 12.2 11.4
Shandong 35.5 12.1 12.8 18.2 23.6 18.4 12.1
Shanxi 70.6 10.1 11.0 12.7 12.3 8.8 10.0
Sichuan 96.7 11.3 25.2 47.0 54.0 29.4 13.7
Yunnan 96.5 15.8 21.6 18.0 26.3 11.8 12.5
Zhejiang 81.6 9.4 9.2 10.8 11.9 9.8 8.3
China insgesamt 11.1 12.0 14.6 25.4 14.2 10.0

Tabelle 3
Die nächste Tabelle zeigt die Sterberaten in den Provinzen 1960 und die Getreideproduktion pro Person im Jahr 1959.

Sterberaten in den Provinzen 1960
und Getreideproduktion pro Person[192]
Provinz Todesrate 1960
(in 0,1%)
Getreideernte 1959
in kg/Person
Shanghai 6,9 107,02
Peking 9,14 82,01
Neimeng 9.40 412,16
Jilin 10,13 401,07
Tianjin 10,34 91,42
Heilongjiang 10,52 505,95
Shanxi 11,21 244,48
Liaoning 11,50 235,91
Zhejiang 11,88 382,06
Shan'xi 11,27 251,99
Ningxia 13,90 303,70
Guangdong 15,24 242,70
Xinjiang 15,67 304,35
Hebei 15,80 195,12
Jiangxi 16,06 314,36
Jiangshu 18,41 231,42
Fujian 20,70 259,23
Hubei 21,21 241,07
Shandong 23,6 195,24
Yunnan 26,26 265,26
Hunan 29,42 300,32
Guangxi 29,46 246,98
Henan 39,56 195,72
Qinghai 40,73 200,49
Gansu 41,32 223,95
Guizhou 52,33 242,67
Anhui 68,58 204,55
Hainan N/A N/A
Tibet N/A N/A
Sichuan N/A N/A

Korrektur und Neuausrichtung

Bald auf den Großen Sprung nach vorn wurden die Neuerungen des Großen Sprungs Schritt für Schritt modifiziert und zurückgenommen. Im Dezember 1958 wurden zunächst die Sauhuavorgaben entfernt, dies war die Militarisierung der Organisation und die Kollektivierung des täglichen Lebens. Im März 1959 wurde in die Organisation der Volkskommune um die Untereinheiten Produktionsbrigade und Produktionsmannschaft erweitert. Die Grundverrechnungsfunktionen wurden von der Volkskommune zur Produktionsbrigade heruntergestuft. Im April 1959 wurden Leistungsprämien in der Industrie und die Privatzelle in der Landwirtschaft wieder eingeführt.

Im Januar 1961 wurden die Grundverrechnungsfunktionen sowie die Eigentümerschaft an Boden, Gerät und Vieh von der Produktionsbrigade auf die Produktionsmannschaft heruntergestuft. Die Volkskommune war nur noch für Aufgaben zuständig, die aufgrund ihrer Größe von den Untereinheiten nicht zu bewältigen waren, z.B. der Betrieb von Ziegeleien oder Bergwerken. Sie wurden auch als administrative Einheiten etabliert. Erst zur Zeit des 9. Plenums (14. Januar bis 18. Januar 1961) hatte die chinesische Wirtschaft die Talsohle erreicht.

Einige Parteiführer wagten offene Kritik an der Parteiführung und forderten eine moderatere Wirtschaftspolitik. Liu Shaoqi führte 1962 bei einer Großversammlung die Katastrophe zu 30% auf natürliche Ursachen und zu 70% auf menschliches Versagen zurück."[193] Die Agrarpolitik wurde in den 1960er Jahren wieder teilweise dekollektiviert. Sie nahm dabei die spätere Industriepolitik Deng Xiaopings vorweg. Meredith Jung-En Woo zufolge war das Regime zunächst unfähig gewesen, das Leben von Millionen von Bauern zu erhalten. Aber als erste praktikable Reformen einsetzten, wandelte sich das Leben von mehreren Hundert Millionen Bauern zum Besseren. Dies fand in bescheidenen Ausmaß bereits in den 1960er Jahren statt und dauerhaft durch Deng Xiaopings weitergehende Reformen nach 1978.[194][195]

Deng und Liu hatten Mao 1957 gegen „Rechtsabweichler“ noch verteidigt. Die Erfahrungen des großen Sprungs führten zu einer Arbeitsteilung. Während Peng Dehuai offen Mao kritisierte, begannen Liu Shaoqi und Deng Xiaoping im Hintergrund eine erfolgreiche Reform der Wirtschaftspolitik. Dabei trat Mao als Staatspräsident zugunsten von Liu zurück, behielt aber seine Rolle als Symbolfigur an der Spitze von Partei- und Armeeführung. Während der Kulturrevolution wurden Liu und Deng erneut kaltgestellt. Nach erheblichen Machtkämpfen erhielt Deng sich auch aufgrund seines langjährigen guten Verhältnis zu Mao wieder eine führende Rolle. Eine dem Großen Sprung vergleichbare Versorgungskrise ist seither in der Volksrepublik China nicht mehr vorgekommen.

Forschungsgeschichte

Dem „Großen Sprung nach vorne“ und der daraus hervorgehenden Hungersnot wurden in der westlichen Welt bis in die 1980er Jahre weder in der akademischen Forschung noch in den Medien größere Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu trug auch bei, dass die chinesische Regierung darum bemüht war, die Folgen dieser Kampagne vor der Weltöffentlichkeit geheim zu halten.[196] Erst 1981 bewertete chinesische Regierung mit der „Resolution über einige Fragen der Geschichte der KP Chinas seit 1949“ diese Kampagne negativ. Die 1982 erfolgende Volkszählung machte darüber hinaus die große Zahl der Hungertoten deutlich, klar erkennbar war außerdem der starke Rückgang der Geburtenrate in den Jahren 1959 bis 1961.[197] In der westlichen Welt wurde die Kampagne jedoch vorrangig als Ursprung der Kulturrevolution gewertet. Als eigenständiges Ereignis wurde der „Große Sprung nach vorn“ in der westlichen Welt erst ab den 1990er Jahren eingeordnet, als die Rolle Mao Zedongs zunehmend im Interesse der akademischen Forschung stand.[198]

Insbesondere die frühen 1980er Jahren brachten eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten zum Großen Sprung hervor. Maurice Meisner bezeichnete die Ablösung Maos durch Shaoqui im Gefolge des Großen Sprungs als den Moment des Thermidor in der chinesischen Revolution. [199] Bekannt wurde ein Beitrag von Judith Banister in China Quarterly [200] mit dem sich die Zahl von 30 Millionen Todesopfern in der US Presse einzupendeln begann. Wim F. Wertheim kritisierte dies als übertrieben.[201] Jung Chang argumenierte in Mao: The Unknown Story, daß Mao mit großen Opferzahlen rechnete und diese auch offen und bewusst in Kauf genommen hätte.[202] Auf Basis dieser Daten bezeichnete R.J. Rummel das Massensterben im Zusammenhang mit dem Großen Sprung als "Demozid".[203] Steven Rosefielde beschrieb die Ursache als eine Kombination aus Terror und Verhungernlassen, in dem Sinne eher Totschlag oder gar Mord als eine unvermittelt auftretende Hungersnot."[204] Eine vom Historiker Frank Dikötter durchgeführte und 2010 veröffentlichte Studie ermittelte u. a. auf Grundlage chinesischer Archivbestände die Gesamtzahl von 45 Millionen Hungertoten.

Mùbēi (Grabstein), eine 2008 herausgegebene, weithin anerkannte Studie des langjährigen KPCh Parteimitglieds und Xinhua Mitarbeiters Yang Jisheng zur Hungersnot während des Großen Sprungs schätzte die Zahl der Toten auf 36 Millionen. Die Verantwortung dafür wurde größtenteils der politischen Führung zugeschrieben.[205][206] Dabei war den lokalen Parteiführern die Planerfüllung wichtiger als das Leben der Bauern, Mao selbst war vor allem bestrebt, ausstehende Schulden an die Sowjetunion zu begleichen.[207] Der ehemalige Hongkonger Journalist Jasper Becker bezichtigte Mao in einem 1998 erschienenen Buch persönlich, unter anderem Hungernden staatliche Nahrungsmittelvorräte vorenthalten zu haben, weil er Bauern unterstellte, Getreide zu unterschlagen und heimlich zu horten.

Belege

Literatur

  • Jasper Becker: Hungry Ghosts - China's secret famine. John Murray, London 1997, ISBN 0-7195-5440-3
  • Sabine Dabringhaus: Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert. Verlag C. h. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-592867
  • Frank Dikötter: Mao's Great Famine: The History of China's Most Devastating Catastrophe, 1958–1962. Bloomsburry, London 2010, ISBN 978-1-4088-1219-8
  • Jonathan Fenby: The Pengiun History of Modern China - The Fall and Rise of a Great Power 1850 - 2009. Penguin Books, London 2009, ISBN 978-0-141-02009-9
  • Erik von Groeling: Chinas langer Marsch - wohin? Innere Entwicklung und Organisation in der Volksrepublik China 1949 - 1971. Seewald Verlag, Stuttgart-Degerloch 1972
  • Steven Rosefielde: Red Holocaust. Routledge, Abingdon 2010, 978-0-415-77756-8
  • Judith Shapiro: Mao's war against nature - Politics and the Environment in Revolutionary China. Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 0-521-78680-0
  • Oskar Weggel: Geschichte Chinas im 20.Jahrhundert. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-41401-5
  • Felix Wemheuer: Steinnudeln - Ländliche Erinnerungen und staatliche Vergangenheitsbewältigung der Großen Sprung-Hungersnot in der chinesischen Provinz Henan. Europäische Hochschulschriften, Peter Lang GmbH - Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56279-6

Einzelnachweise

  1. Li, Kwok-sing, A glossary of political terms of the People's Republic of China. 1995. Hong Kong: The Chinese University of Hong Kong. Translated by Mary Lok. S. 47-48.
  2. Chan, Alfred L.: Mao's crusade: politics and policy implementation in China's great leap forward (= Studies on contemporary China). Oxford University Press, ISBN 978-0-19-924406-5, S. 13 (google.com).
  3. Oskar Weggel: Geschichte Chinas im 20.Jahrhundert. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-41401-5
  4. Dabringhaus, S. 123
  5. Groeling, S. 15
  6. Dabringhaus, S. 115
  7. Becker, S. 33 bis S. 35
  8. Fenby, S. 383
  9. Becker, S. 47 und S. 48
  10. Becker, S. 49
  11. Fenby, S. 383 und S. 384
  12. Meng et al., S. 6 (siehe Weblinks)
  13. Meng et al., S. 6 (siehe Weblinks)
  14. Becker, S. 51
  15. Becker, S. 53
  16. Becker, S. 51
  17. Fenby, S. 384
  18. Dabringhaus, S. 124
  19. Fenby, S. 384
  20. Meng et al., S. 6 (siehe Weblinks)
  21. Becker, S. 48 und S. 50
  22. Dabringhaus, S. 124
  23. Fenby, S. 384
  24. Becker, S. 52
  25. Dikötter, S. 7
  26. Dikötter, S. 7 und S. 8
  27. Dikötter, S. 8
  28. Shapiro, S. 72
  29. Dabringhaus, S: 121
  30. Dikötter, S. 9
  31. Shapiro, S. 21
  32. Dikötter, S. 22
  33. Becker, S. 53 und S. 55
  34. Shapiro, S. 27
  35. Dabringhaus, S. 121
  36. Dikötter, S. 9
  37. Dikötter, S. 10 bis S. 15
  38. Shapiro, S. 72 und S. 73
  39. Dabringhaus, S. 132 und S. 133
  40. Dabringhaus, S. 132
  41. Shapiro, S. 34 und S. 35
  42. Meredith Woo-Cumings: The Political Ecology of Famine, S.20 Meredith ADB Institute Research Paper 31, January 2002
  43. Dikötter, S. 27
  44. a b c Wei Li, Dennis Yao Tang. The Great Leap Forward: Anatomy of a Central Planning Disaster, Universität von Virginia, März,2005
  45. zitiert nach Groeling, S. 40
  46. Dikötter, S. 35 bis S. 37
  47. Dikötter, S. 36
  48. Fenby, S. 397 und S. 398
  49. Dikötter, S. 36
  50. Becker, S. 80
  51. Dikötter, S. 37
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