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Naturkatastrophe

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Eine Naturkatastrophe ist eine natürlich entstandene Veränderung der Erdoberfläche oder der Atmosphäre, die auf Lebewesen und deren Umgebung verheerende Auswirkungen hat. Ein spektakuläres Naturereignis (beispielsweise ein Gletscherabbruch auf Grönland) genügt also nicht; im engeren Sinne kann ein Naturereignis nur dann zur "Katastrophe" werden, wenn es sich auf Menschen auswirkt: Es gibt keine Naturkatastrophen, nur Kulturkatastrophen (Lars Clausen/ Wieland Jäger). Wenn hingegen Menschen die Verursacher der Katastrophe sind, spricht man von einer Umweltkatastrophe. Der Zeitraum, in dem die Veränderungen stattfinden, reicht von Sekunden bis zu Jahren.

Die Betrachtung und Analyse von Naturkatastrophen ist immer abhängig von verschiedenen Komponenten. Die wichtigsten Gründe sind:

  • Globale Bevölkerungszunahme (exponentielle Entwicklung). Beispiel: im Jahr 1800 lebten 1 Mrd. Menschen auf der Erde, heute sind es 6,3 Mrd.
  • Insgesamt steigender Lebensstandard in fast allen Ländern der Erde führt zu wachsenden Wertbeständen, die im Falle einer Katastrophe betroffen sind.
  • Konzentration von Bevölkerung und Werten in Großstadträumen: Entstehung zahlreicher Megastädte auch in gefährdeten Regionen (z.B. Tokio: 30 Mio. Einwohner).
  • Besiedelung und Industrialisierung stark exponierter Regionen, insbesondere an Küsten, in Flussniederungen, Tourismus in Gefahrenzonen, z.B. in Florida.
  • Anfälligkeit moderner Gesellschaften und Technologien, Bautechnik, Geräte, Netzwerke; Probleme auch bei Zulieferern.
  • Weltweite Änderungen der Umweltbedingungen, Klimaänderung, Wasserverknappung, Verlust der Artenvielfalt.

Maßnahmen zur Abwehr von Naturkatastrophen werden im Rahmen des Katastrophenschutzes ergriffen.

Einteilung verschiedener Naturkatastrophen

Die Klassifikation erfolgt nach nicht von Menschen herrührenden (nicht anthropogenen) Ursachen. Viele dieser Ursachen lassen sich allerdings auch auf Menschen zurückführen (beispielsweise Eindeichungen). Kriege, Bürgerkriege und bewaffnete Konflikte werden nicht zu den Naturkatastrophen gezählt.

Endogene/tektonische Ursachen

Metereologische Ursachen

Gravitatorische Ursachen, Massenbewegungen

Sonstige Ursachen

Katastrophenstatistiken

Größere Versicherungskonzerne führen in der Regel geographisch organisierte Risikostatistiken, die ihnen als Berechnungsgrundlage für Versicherungsprämien dienen. Die EM-DAT OFDA/CRED International Disasters Database der WHO dokumentiert seit 1988 die weltweiten Katastrophen. Demnach ereigneten sich zwischen 1900 und 2003 insgesamt 9195 größere Katastrophen mit jeweils mindestens 10 Toten. Davon hatten Wetterkatastrophen mit 57 % den höchsten Anteil, keine 20 % waren geologischen Ursprungs (Vulkanausbrüche, Erdbeben), wie auch die in die geologische Kategorie gezählten Tsunamis; der Rest waren biologische Katastrophen (Seuchen und Plagen).

Die Weltbank hat 2005 in ihrem Report Natural Disaster Hotspots: A Global Risk Analysis Karten publiziert, die die Verteilung der Risiken auf Weltkarten zeigen. Etliche davon sind zu sehen auf den Seiten der Columbia University: [1].

Liste historischer Katastrophen

Datum Katastrophe Ergebnis
1628 v. Chr. Gewaltiger Vulkanausbruch auf der Insel Thera (Santorini), Griechenland  
425 v. Chr. Durch ein Erdbeben vor Griechenland wird Euböa zu einer Insel.  
17 Ephesus, Kleinasien, wird durch ein Erdbeben vollkommen zerstört.  
24. August 79 Ausbruch des Vesuv Zerstörung von Pompeji und Herculaneum, 2.000 Tote
17. Februar 1164 Sturmflut an der Nordsee Beginn der Entstehung des Jadebusens
16. Januar 1219 Erste Marcellusflut. Sturmflut an der Nordsee etwa 36.000 Tote
15. Januar 1362 Zweite Marcellusflut ("Grote Mandränke"). Untergang des Ortes Rungholt zusammen mit sieben anderen Kirchspielen in der Edomsharde (Uthlande). Entstehung der ersten Halligen. Mindestens 7.600 Tote. (Gesamte Nordseeküste: laut den Chroniken 100.000 Tote.)
1556 ein Erdbeben zerstört große Teile der Provinz Shaanxi, China, etwa 800.000 Tote
1693 ein Erdbeben erschüttert die Insel Sizilien, Italien etwa 60.000 Tote
31. Dezember 1703 Erdbeben bei Tokio Zerstörung von Odawara, Tokio und anderer Städte, etwa 150.000 Tote
1. November 1755 Erdbeben bei Lissabon Zerstörung von Lissabon, 60.000 Tote
27. August 1883 Ausbruch des Krakatau sprengt zwei Drittel der Insel mit Flutwelle, 20.000 Tote
1896 Seebeben mit Flutwelle vor der Saraiko-Küste, Japan zerstörte Fischerdörfer, viele Tote
8. September 1900 Der Galveston Hurrikan von 1900 zerstört die texanische Stadt

Galveston.

etwa 8.000.
16. Dezember 1902 Ein Erdbeben der Stärke 6,4 in Turkestan etwa 4.500 Tote
28. Dezember 1908 Erdbeben in Messina bis Kalabrien, Italien etwa 83.000 Tote
16. Dezember 1920 Ein Erdbeben der Stärke 8,6 erschüttert die Provinz Gansu in China rund 200.000 Tote
1. September 1922 Erdbeben in der Sagamibucht Zerstörung von Tokyo u. Yokohama, 150.000 Tote
1. September 1923 Erdbeben in der Region Kanto, Japan 143.000 Tote
August 1931 Überschwemmungen des Jangtse in China circa 1,4 Millionen Tote
5. Oktober 1948 Erdbeben der Stärke 7,3 in Aschgabat, Turkmenistan rund 110.000 Tote
7. September 1955 Überschwemmungen in Indien etwa 45 Millionen Menschen obdachlos
Von 1965 bis 1967 Eine dreijährige Dürreperiode verheerte Indien rund 1,5 Millionen Menschen starben
15. August 1968 Erdbeben auf Celebes etwa 68.200 Tote
November 1970 Wirbelstürme (Zyklone) und Flutwellen in Bengalen etwa 300.000 Tote
August 1975 Brand in der Lüneburger Heide bisher größter Waldbrand in der Bundesrepublik Deutschland
27./28. Juli 1976 Erdbeben der Stärke 7,5 in Tangshan, 150 km südlich von Peking, China etwa 655.000 Tote, offiziell: 255.000 Tote
19. September 1985. Erdbeben der Stärke 8,1° Richter im Mexiko-Stadt etwa 6.000 Tote (offizielle Zahlen)
20. Juni 1990 Erdbeben der Stärke 7,7 im Iran 40.000 bis 50.000 Tote
April 1991 Zyklon in Bangladesch etwa 139.000 Tote
2. Sept 1992 Erdbeben der Stärke 7 120 Km vor Pazifikküste, Nicaragua etwa 180 Tote
16. Januar 1995 Erdbeben in Kōbe, Japan mehr als 6.000 Tote, über 400.000 Verletzte
Juli/August 2003 Hitzewelle/Brände in Europa etwa 20.000 Tote
26. Dezember 2003 Erdbeben der Stärke 6,6 in Bam, Iran etwa 43.000 Tote
26. Dezember 2004 Erdbeben im Indischen Ozean vor der Insel Sumatra der Stärke 9,0 mit verheerenden Auswirkungen durch Tsunamis selbst noch in Nordostafrika über 232.000 Tote (Schätzung)

Siehe auch