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Bizzarrini

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Die Automobili Bizzarrini S.p.A. war ein Hersteller von Hochleistungssportwagen aus Livorno, Italien, das Ende 1962 von Giotto Bizzarrini gegründet wurde. Bis zur Auflösung des Unternehmens im Frühjahr 1969 konstruierte Bizzarrini eine Reihe ebenso potenter wie sensibler Straßen- und Rennsportfahrzeuge, die jeweils in nur wenigen Exemplaren realisiert wurden und heute zu den exklusiven Klassikern zählen.

Unternehmensgeschichte

Rennversion des Bizzarrini 5300 GT beim DAMC 05 Oldtimer Festival Nürburgring
Bizzarrini P538 von 1967

Die berufliche Laufbahn Giotto Bizzarrinis hatte 1954 in der Entwicklungsabteilung von Alfa Romeo begonnen. 1957 wurde er von Ferrari eingestellt. Dort war er unter anderem an der Entwicklung des 250 GTO beteiligt. Nach heftigem Streit mit Enzo Ferrari beteiligte er sich Ende 1961 zusammen mit Carlo Chiti und einigen anderen ehemaligen Ferrari-Mitarbeitern an dem Projekt Automobili Turismo e Sport (ATS), dessen erklärtes Ziel es war, im Rennsport wie im Bereichvon Straßenfahrzeugen eine Konkurrenz zu Ferrari aufzubauen. Bei ATS hatte Bizzarrini einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung des Sportwagens ATS 2500 GT. Nach weniger als einem Jahr trennten sich Bizzarrini und Chiti wieder von ATS, das sich vor allem aus finanziellen Gründen in Auflösung befand. Während Chiti in der Folgezeit begann, in Mailand das Unternehmen Autodelta aufzubauen, gründete Bizzarrini in Livorno einen Betrieb namens Autostar, der 1964 in Società Prototipi Bizzarrini und ein Jahr später schließlich in Automobili Bizzarrini SpA umbenannt wurde.[1] Hier entwickelte Bizzarrini zunächst Motoren – unter anderem das 3,5 Liter große Zwölfzylindertriebwerk des Lamborghini 350 GT -, später dann auch andere Fahrzeugkomponenten.

Seit 1962 stand Giotto Bizzarrini in engem Kontakt zu Renzo Rivolta. Für dessen junges Mailänder Unternehmen Iso Rivolta entwickelte Bizzarrini zunächst das Stahlchassis, das die Grundlage des Iso Rivolta 300 bildete. Wenig später konstruierte er auch das Chassis für den Iso Grifo A3/L, ein zweisitziges Coupé, mit dem Renzo Rivolta dem als Gran Tourismo konzipierten 300 ein betont sportlich ausgerichtetes Modell zur Seite stellen wollte. Bizarrini entwickelte aus dem A3/L (L für „Lusso“) eine wettbewerbstaugliche Version mit der Bezeichnung A3/C (C für „Corsa“), die einige Male bei Langstreckenrennen eingesetzt wurde. Der A3/C wurde in Bizzarinis Betrieb in Livorno aufgebaut; der Vertrieb erfolgte allerdings anfänglich unter dem Markennamen Iso. Nach einem Streit, in dem es u.a. um Nutzungsrechte an Markennamen ging,[2], trennten sich Bizzarrini und Rivolta. Iso beschränkte sich daraufhin auf die Herstellung und den Vertrieb des Grifo A3/L, während Bizzarrini den A3/C unter der Bezeichnung Bizzarrini GT 5300 in einer straßentauglichen Ausführung (Strada) und einer reinen Wettbewerbsversion (Corsa) eigenverantwortlich herstellte und vertrieb. Allerdings verwendete er dabei zahlreiche Komponenten von Iso Rivolta. Von beiden Modellen entstanden insgesamt zwischen 130 und 150 Exemplare.

Die Wagen waren ausgesprochen leistungsstark und hatten vor allem auf dem US-amerikanischen Markt einen guten Ruf. Gleichwohl liefen die Geschäfte nicht zufriedenstellend. Nach dem GT 5300 entstanden der Bizzarrini 1900 GT Europa sowie einzelne Exemplare des Rennsportwagens Bizzarrini P 538 S, der bei Langstreckenrennen wie den 24-Stunden-Rennen von Le Mans eingesetzt wurde. 1968 stellte Bizzarrini die Produktion von Autos ein, ein Jahr später wurde sein Unternehmen liquidiert. In den Jahren danach erschienen einige weitere Fahrzeuge unter dem Namen Bizzarrini, sie kamen aber nicht über das Prototypenstadium hinaus.

Die Produktionszahlen der Bizzarrini-Modelle liegen weitgehend im Unklaren. Die Angaben in den unterschiedlichen Quellen weichen mehr oder weniger stark voneinander ab; Giotto Bizzarrini selbst führte über die Produktion nicht akkurat Buch.

Giotto Bizzarrinis Sohn Giuseppe ist ebenfalls im Automobilbereich tätig. Er betreibt unter anderem das Unternehmen Carplast, das Karosserieteile für den Alfa Romeo SZ und RZ herstellte.[3]

Die Modelle der Bizzarrini SpA

Modellbezeichnung Beschreibung Produktionszeitraum Exemplare
Bizzarrini GT 5300 Straßensportwagen (Strada) auf der Basis des Iso Grifo A3/C Corsa, daneben auch Rennversionen (Corsa) und einzelne Spyder[4]. Achtzylindermotor von Chevrolet in unterschiedlichen Tuning-Stufen. 1965–1968 130–149
Bizzarrini 1900 GT Europa Kompakter Sportwagen auf Opel-Technik; Vorläufer des Opel GT. Motoren von Opel, Alfa Romeo oder Fiat, teilweise getunt. 1966–1969 ca. 20
Bizzarrini P 538 Offenes Wettbewerbsfahrzeug für Langstreckenrennen, daneben ein Einzelexemplar namens Duca D´Aosta mit geschlossenem Aufbau. Achtzylindermotor von Chevrolet bzw. Zwölfzylindermotor von Lamborghini. 1965–1966 4–5

Weitere Modelle von Giotto Bizzarrini

Bizzarrini Manta. Einzelstück mit Karosserie von Giugiaro

Bizzarrini Manta

Der Bizzarrini Manta war ein Einzelstück, das Giorgio Giugiaro 1968 auf dem Chassis eines P 538 S gestaltete. Es war das erste Auto, das Giugiaro für sein eigenes Unternehmen Ital Design entwarf. Toyota kopierte Guigiaros Ideen erkennbar für das 1971 vorgestellte Showcar Toyota EX 7.[5]

Picchio Barchetta

Der Piccio Barchetta war ein 1990 entstandenes Wettbewerbsfahrzeug, das Bizzarrini für den italienischen Rennwagenhersteller Picchio Racing Racing Cars entwarf. Als Antrieb diente ein Motor von BMW. Die Barchettas wurden bei italienischen Bergrennen eingesetzt und waren recht erfolgreich.

1992er Bizzarrini BZ-2001

Der BZ-2001 ist ein Mittelmotor-Sportwagen des italienischen Herstellers Bizzarrini. Dieser Wagen gehört zu den eher seltenen in seiner Klasse, die kaum zufällig auf der Straße zu sehen sind. Er wird von einem V12 angetrieben und hat eine maximale Leistung von 360 PS bei 4500/min. Den Sprint von 0 auf 100 km/h bewältigt er in 3,9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 186 mph (299 km/h).

Bizzarrini Kjara

Der Bizzarrini Kjara war ein 1998 vorgestellter Prototyp eines offenen Sportwagens mit Hybridantrieb.

Literatur

Wolfgang Blaube: Blaue Mauritius. Modellgeschichte und Fahrbericht zum Bizzarrini 5300 Spyder S.I. in: Oldtimer Markt, Heft 5/2006, S. 172 ff.

Einzelnachweise

  1. Schrader, Amtmann: Italienische Sportwagen, S. 88.
  2. Blaube: Blaue Mauritius, Oldtimer Markt 5/2006, S. 176.
  3. Richard Heseltine: One Vision. Classic and Sports Car, Heft 9/2004.
  4. Zum Spyder vgl. Oldtimer Markt Heft 5/2006, S. 172 ff.
  5. auto katalog Nr. 14 (1971/72), S. 148.

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