Freizeit
Freizeit ist die frei zur Verfügung stehende Zeit des Menschen, vor allem im Vergleich zur Arbeitszeit. Das Wort geht auf die spätmittelalterlichen Rechtsbegriffe "Freye-zeyt" und "frey zeit" und benannte damals die Zeit, in der kein Markt stattfand.
Freizeit als allgemeiner Begriff
Eine strikte, auch räumliche (Städtebau) Trennung der Sphären von Arbeit und Freizeit ist ein Phänomen der Neuzeit.
Freizeit dient der Entspannung und der persönlichen Entfaltung, sofern diese nicht mit oben erwähnter Arbeitszeit in Verbindung zu bringen ist. In seiner Freizeit widmet sich der Mensch häufig seiner Familie, seinen Freunden und Dingen, die ihm Freude bereiten, Hobbys wie zum Beispiel dem Spielen, Lesen, Sport treiben, Einkaufen, der Musik, Kunst oder Wissenschaft. Er nützt die Zeit für das, was ihm persönlich wichtig ist.
Die Funktionen der Freizeit sind vor allem Regeneration, Rekreation, Kompensation, Kommunikation, Interaktion, Partizipation, Ideation, Edukation, Suspension und Emanzipation.
Kritiker der Freizeit sind der Meinung, dass die Freizeit keine wirklich freie Zeit sei. Sie bleibe der Arbeit untergeordnet. In der Freizeit könne man nicht tun, was man will, denn man müsse sich erholen. "Im spätindustriellen Zeitalter bleibt den Massen nichts als der Zwang, sich zu zerstreuen und zu erholen, als ein Teil der Notwendigkeit, die Arbeitskraft wiederherzustellen, die sie in dem entfremdeten Arbeitsprozeß verausgabten. Das allein ist die 'Massenbasis' der Massenkultur. [...] Sie bedeutet eine weitgehende Standardisierung des Geschmacks und der Rezeptionsfähigkeit." (Adorno/Eisler)
Geschichte
Bereits bei den Griechen in der Antike wurde zwischen Arbeit und Freizeit unterschieden, wobei Freizeit oder Muße mit schole und die Arbeit mit der Negation von Muße a-scholia bezeichnet wurde. Die höheren Schichten der griechischen Gesellschaft mussten dank ihrer Sklaven keine körperliche Arbeit verrichten und konnten daher durch Lernen, Nachdenken und Gespräche (Rhetorik) Wissen und Weisheit erlangen.
Aber auch die Sklaven und die Unterschicht verfügten über freie Zeit, die sie an ca. 60 Tagen im Jahr bei Olympischen Spielen oder anderen Festen verbrachten. Für alle Griechen galt, dass Freizeit nicht individuell genutzt werden konnte, sondern im öffentlichen Interesse zum Wohl des Staates lag.
Ähnliche Ansichten vertraten die Römer: auch hier wurde der Begriff für Arbeit "neg-otium" aus dem Begriff für Muße "otium" abgeleitet. Die herrschende "Otium-Schicht" hatte die Aufgabe, den Staat zu lenken und konnte auch individuellen Annehmlichkeiten nachgehen. Auch die Plebejer verfügten aufgrund der wirtschaftlichen Weiterentwicklung und der Sklavenhalterei über individuelle Freizeit. Um diese in ihrem Sinne zu kanalisieren, veranstalteten die Herrschenden "Brot und Spiele" oder Wagenrennen im Circus maximus, öffentliche Bäder sowie Parks und Sportarenen entstanden und veränderten auch architektonisch sichtbar das Stadtbild von Rom.
Comenius (1592-1670) beschäftigte sich mit dem Begriff Freizeit und forderte Erholungspausen zwischen der täglichen Schularbeit.
Karl Marx sah in der Freizeit (disponible Zeit) einen "großen Wert für die Emanzipation des Menschen, für die Wiedergewinnung der Menschlichkeit aus der Entfremdung. Eine Gesellschaft, die es schafft disponible Zeiten hervorzubringen, schafft auch Reichtum und zeigt unverkennbar die dialektischen Zusammenhänge von Arbeit und Freizeit. Freie Zeit ist von der Arbeit befreite Zeit, in der sich jedes Individuum besonders gut entfalten kann.".
Freizeit in der Soziologie
siehe Hauptartikel Freizeitsoziologie
Literatur
- Elisabeth Charlotte Welskopf, Probleme der Muße im alten Hellas, 1962
- Theodor W. Adorno, Hanns Eisler, Komposition für den Film, München 1969
- Hans Werner Prahl, Freizeitsoziologie. München 1978
(neuere Literatur fehlt! )