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Fragetechnik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Fragetechnik wird umgangssprachlich die gezielte Auswahl von offenen und geschlossenen Fragen zur gezielten Gesprächsführung bezeichnet. Eine Frage sollte als solche sprachlich erkennbar sein. Hierbei stellt die Intonation (Betonung, Tonhöhe und -verlauf) das wichtigste Mittel dar.

Nutzen

Das Ziel der angewandten Fragetechnik ist es, ein Interview oder einen Dialog zu beginnen bzw. zu vertiefen und ggf. das Gegenüber dabei rhetorisch zu lenken. Durch die geschickte Auswahl der Frageform bestimmt der Redner den Grad der Einflussnahme (mehr oder weniger direktive Kommunikation).

Eine Gesprächsführung, die sich zwar der Fragetechnik bedient, jedoch keinerlei Beeinflussung vornimmt, ist im therapeutischen Bereich als Nondirektive Gesprächsführung bekannt. Ihr Gegenteil ist die extrem manipulative Fragetechnik im Verkauf oder der Demagogie

Ebenen

Wichtig für den Prozess einer Fragetechnik sind folgende Bereiche:

  • Reflexion
  • Sachposition
  • Interesse
  • Beziehung
  • Charakter
  • Antrieb

Das Ziel der Klärung dieser Elemente steht im Mittelpunkt der Fragetechnik. Nach der These Wer fragt, der führt, versucht der Fragesteller sich Informationen zu verschaffen, indem er die verschiedenen Fragetechniken z.T. im Wechsel miteinander geschickt anwendet.

Fragekategorien

Diese beiden Kategorien der Fragetechnik fassen alle innerhalb der deutschen Sprache möglichen Frageformen nach dem Grad ihrer Beeinflussung zusammen.

Offene Fragen

Als offene Frage (auch öffnende Frage) werden solche Fragen bezeichnet, die dem Gegenüber eine freie Assoziation innerhalb seiner Antwort erlauben. Sie begrenzen den Gesprächspartner nicht, sondern fordern ihn auf sich inhaltlich oder persönlich zu beteiligen.

Die offenen W-Fragen beginnen mit:

  • Wie...
  • Was...
  • Warum...
  • Womit/Wodurch...

Hierbei erhalten Dimensionen der offenen Gesprächsführung wie Empathie, Wertschätzung und Fokussieren eine herausragende Bedeutung für das Gelingen der Befragung.

Geschlossene Fragen

Nach einer älteren Definition sind geschlossene Fragen nur solche, auf die das Gegenüber entweder mit einem Ja oder Nein antworten kann.

Einige Beispiele für geschlossene Fragen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden können:

  • Haben Sie heute schon etwas für den Abend geplant?
  • Sehen wir uns dann beim Empfang?
  • Darf ich Sie abholen?
  • Ist es Ihnen um 19 Uhr recht?
  • Ihre Frau Gattin ist ebenfalls dabei?

Es gibt darüber hinaus auch unter den sog. W-Fragen einige, auf die man weder mit der Schilderung einer Erfahung, einem Gefühl oder einer Erzählung antworten kann. Bei den geschlossenen W-Fragen ist die Antwortvorgabe ebenfalls impliziert und von vorne herein z.B. auf eine Ortsangabe, einen Namen, die Uhrzeit oder eine Stückzahlangabe beschränkt.:

  • Wo...
  • Wer...
  • Wann...
  • Wieviel...

Eine etwas umfangreichere Form der geschlossenen Frage ist die sog. Paraphrasierung, bei der die Botschaft verkürzt auf den affektiven Anteil (die emotionale Bedeutung) für eine kurze Bestätigung durch das Gegenüber gegengefragt wird.

  • Beispiel:

Habe ich Sie richtig verstanden, dass es Ihnen vor allem darum geht jetzt möglichst schnell wieder produzieren zu können und deswegen der Termin verschoben werden soll?

Soll eher der kognitive Anteil der Aussage bestätigt werden, findet die sog. Reflexion Anwendung, in der der Sachinhalt zur kurzen Bestätigung zurückgefragt wird.

  • Beispiel:

Sie wollen also sagen, dass Ihnen die Gliederung meiner Facharbeit zu ungenau ist?

Geschlossene W-Fragen in der Praxis

Diese Sechs W-Fragen sind für einen Journalisten die Fragen, deren Antwort den Beginn jeder guten Meldung in einer Zeitung oder den Nachrichten ausmachen soll und die auch die Grundlage jeder Recherchetätigkeit bilden.

In der logischen Reihenfolge ihrer Beantwortung sind sie:

  • Was geschah?
  • Wer ist beteiligt?
  • Wo geschah es?
  • Wann geschah es?
  • Wie geschah es?
  • Warum geschah es?

Ebenfalls für die Unfallaufnahme der Polizei und Feuerwehr sind Angaben über die durch solche W-Fragen zu ermittelnden Sachverhalte von zentraler Bedeutung. Daher sollte jede Unfallmeldung möglichst in der Gliederung zumindest die wichtigsten W-Fragen beantworten:

  • Was ist passiert?
  • Wo geschah es?
  • Wann ist der Unfall geschehen?
  • Wie schwer sind die Verletzungen/Schäden?
  • Wer meldet?

Frageformen

Fragen, die nach ihrer Zielstellung oder innerem Bezug benannt werden, lassen sich nicht abschließend katalogisieren. Neben einer Vielzahl von möglichen Fragezielen bestimmt auch die jeweilige Beliebtheit der einen oder anderen Form innerhalb der Rhetorik ihre Bekanntheit.

Einige sehr bekannte Fragetypen sind (alphabetisch):

  • Abschlussfrage

Bestätigung in Form einer Frage abverlangen.
Beispiel: Wann sollen wir denn liefern?

  • Alternativfrage

Durch die Vorgabe von zwei oder mehreren Varianten wird Entscheidungsfreiraum suggeriert.
Beispiel: Wir haben hier die Farbpalette für diese Saison. Was soll es denn sein?

  • Gegenfrage

Durch die Rückgabe einer Frage wird eine Konfrontation oder Präzisierung eingefordert.
Beispiel: Wie meinen Sie das?

  • Initialfrage

Zu Beginn eines Klärungs- oder Dialogprozesses wird eine Motivation hervorgerufen.
Beispiel: Welches ist der wichtigste Punkt für Sie heute?

  • Kontrollfrage

Zahlen, Daten, Fakten oder Ansichten werden reflektiert.
Beispiel: Habe ich Sie richtig verstanden, dass es um den Prof. Klein geht?

  • Meinungsfrage

Sie geht auf Wertvorstellungen und persönliche Vorannahmen des Gesprächspartner ein.
Beispiel: Wie stehen Sie zu der Angelegenheit?

  • Motivfrage

Diese Frageform erkundigt den Antrieb des Gesprächspartner.
Beispiel: Welchen Sinn macht die Abschaffung der Begrenzung in diesem Fall?

  • Nutzwertfrage

Hier wird der sachliche Vorteil erfragt.
Beispiel: Wofür wollen Sie den LKW denn einsetzen?

  • Referenzfrage

Indem eine Bezugsperson oder -Sache eingefordert wird, bedrängt man sein Gegenüber.
Beispiel: Woran orientieren Sie denn letztlich ihr professionelles Handeln?

  • Stimulierungsfrage

Ein Lob oder die Ächtung eines gemeinsamen Gegners bezieht Emotionen in das Thema ein.
Beispiel: Wissen Sie denn nicht, dass diese Partei auch uns schon angegriffen hat?

  • Suggestivfrage

Mit Hilfe einer hypothetisch in Frage gestellten Vorgabe wird dem Gesprächpartner eine Aussage in den Mund gelegt.
Beispiel: Sicher haben Sie sich auch schon einen Urlaubstermin überlegt, oder?

  • Rhetorische Frage

Eine Frage, die offensichtlich keiner Antwort bedaft. Sie ist eigentlich eine These.
Beispiel: Wollen wir nicht alle, dass unsere Kinder gesund groß werden?

Siehe auch

Quellen:

Weiterführend:

Literatur

  • Müller Y. 2000: Besser dumm gefragt als nicht gefragt? Berlin
  • Schmidt, Z. 2001: Fragen mit System. Ein Leitfaden. Hamburg
  • Weber, X. 1999: Wer nicht fragt, der nicht gewinnt. Frankfurt