Kreuzabnahme (Rogier van der Weyden)

Die Kreuzabnahme ist eines der Hauptwerke des Malers Rogier van der Weyden. Es entstand um 1435 bis 1440 als Mittelteil eines Triptychons. Das Gemälde ist nicht signiert. Erst spätere Quellen haben dieses Triptychon als Schöpfung Rogieres bezeugt.
Das Bild ist 262 Zentimeter breit und bis zu 220 Zentimeter hoch. Es ist in Tempera auf Holz ausgeführt.
Bildmotiv
Das Gemälde zeigt einen typischen Topos der abendländischen Malerei. Christus ist den Kreuzestod gestorben und wird nun vom Kreuz abgenommen. Alle Evangelien berichten davon, wie Josef von Arimathäa Pontius Pilatus darum bat, den Leichnam Christi begraben zu dürfen. Die Kreuzabnahme Christi wird in den Evangelien nur knapp erwähnt. Die Bildende Kunst hat sich diesem Bildmotiv jedoch immer wieder ausführlich dargestellt. Frühe Darstellungen sind bereits in der frühmittelalterlichen Bildmalerei zu finden. Typisch sind Darstellungen, bei denen die Nägel aus dem Leichnam bereits entfernt sind und Christus vom Kreuz herabsinkt in die Arme des ihn auffangenden Josef von Arimathäa. Neben einfachen Dreifigurenkompositionen, in denen Christus, Josef von Arimathäa und Nikodemus gezeugt werden, wurden seit dem 11. Jahrhundert diese Darstellung um sogenannte Assistenzfiguren erweitert. Dazu gehörte zum einen Maria sowie der Apostel Johannes.
Bildobjekte
Rogiers Figuren agieren in einem flachen Kastenraum mit Goldgrund. Wie in den Evangelien beschrieben ist der Leichnam Christus auf ein weißes Leintuch gebettet. Josef von Arimathäa hält ihn umfangen. Am rechten Bildrand ist Maria Magdalena zu sehen, die den Tod Christus mit zusammengefalteten Händen und nach vorne gebeugter Gestalt betrauert. Ihre Körperbewegung wiederholt sich in einer rotgekleideten Figur am linken Bildrand, die den Jünger Johannes darstellt. Er beugt sich nach vorne, um die zu Boden sinkende Maria aufzufangen. Marias Armhaltung wiederholt sich in der Armhaltung des toten Christus. In der Armhaltung Christi und Marias sind die Grundrichtungen der Tafel unmittelbar anschaulich.
Besitzgeschichte
Das Triptychon, dessen Mittelteil Weydens Kreuzabnahme war, wurde im Auftrag der Großen Armbrustschützengilde zu Löwen für die Kirche Onze-Lieve-Vrouw-van-Ginderbuiten geschaffen. Es muss sofort nach der Vollendung berühmt gewesen sein, denn die Löwener Familie Edelheere ließ sich durch einen unbekannten Maler bereits 1435 eine verkleinerte Replik für ihre Kapelle in der Sint-Pieters-Kirche anfertigen. Diese Replik befindet sich heute in Löwen, im Stedelijk Museum.
In der Löwener Kirche Onze-Lieve-Vrouw-van-Ginderbuiten befand sich die Kreuzabnahme etwas mehr als 100 Jahre. Die kunstsammelnde Maria von Ungarn tauschte es gegen eine Orgel im Wert von 1.500 Florinen und einer von dem Hofmaler Michiel Coxcie geschaffene Replik ein. Wie durch schriftlichen Zeugnisse von Vincente Alvarez aus dem Jahre 1551 belegt ist, wurde es dort in der Kapelle des neu errichteten Schlosses Binche errichtet, wo Maria von Ungarn ihre Residenz war. Während einer Rundreise durch die Niederlande sah es dort der spanische Kronprinz Philipp, der spätere Philipp II. und erwarb es von seiner Tante, um es im Jahre 1555 mit nach Spanien zu nehmen. Aus späteren Anweisungen an die spanischen Hofmaler anlässlich einer Restaurierung des Gemäldes weiß man, das Philipp II. offenbar besonders von dem schmerzvollen Gesichtsausdruck der Figuren berührt war. Er ordnete damals an, dass sie nur die Gewänder und den Hintergrund restaurieren dürften.
Belegt ist, dass sich das Gemälde 1566 bereits seit einiger Zeit in der Kapelle des königlichen Jagdschlosses El Pardo in der Nähe von Madrid befand. 1567 beauftrage Philipp II. Coxcie erneut mit der Schaffung einer Replik. Diese sollte im Pardo beliben, während das Original die kurz zuvor vollende Klosterkirche El Escorial schmücken sollte. Während der Zeit des Spanischen Bürgerkrieg im 20. Jahrhundert befand sich das Gemälde in Genf. Als es 1939 zurückkam wurde es in die Sammlung des Prado aufgenommen, wo es sich noch heute befindet. Die letzte Restaurierung wurde in den Jahren 1992 und 1993 durchgeführt.
Literatur
- Dirk de Vos: Flämische Meister; Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Hans Memling, Du Mont Literatur und Kunst Verlag Köln, 2002, ISBN 3-8321-7201-7