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Blutzuckermessgerät

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BZ-Messgerät mit Teststreifen, Lanzette und Stichhilfe

Ein Blutzuckermessgerät ist ein elektronisches Gerät zur Bestimmung des Glucose-Gehaltes von Blut (Blutzucker, BZ). Hierzu wird eine Blutprobe venös, arteriell bzw. kapillär entnommen und mit Hilfe des Messgerätes untersucht. Im Handel findet sich eine Vielzahl von Geräten mit unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen.[1]

Technik

Die ersten Geräte für den Hausgebrauch bestimmten den Zuckergehalt photometrisch. Dazu wurde ein Blutstropfen auf einem Probenstreifen in einen Strahlengang im Geräteinneren eingebracht. Der Zuckergehalt wurde dann anhand der charakteristischen Lichtabsorption der mit der Glucose reagierenden Teststreifenchemie ermittelt. Diese Lichtabsorption ist von der Glukosekonzentration abhängig.

Bei der heute üblichen amperometrischen Messung wird das Blut im Teststreifen über eine Kapillare zu einem von außen nicht sichtbaren Testfeld eingesaugt. Dort reagiert es mit Glucose-Oxidase und schließt den Kontakt zwischen verschiedenen Elektroden. Das Blutzucker-Messgerät legt an diese Kontakte eine definierte elektrische Spannung und misst im Zeitverlauf die Stromstärke, die durch das Blut geleitet wird. Aus dem Stromstärkenverlauf bestimmt das Gerät dann den Blutzuckerwert.

Wie alle Geräte der Elektronik werden auch BZ-Messgeräte kontinuierlich weiterentwickelt. Dazu gehört, dass die Geräte kleiner, billiger, weniger störanfällig und schneller geworden (Messdauer unter 5 sec.) sind, zunehmend kleinere Bluttropfen brauchen sowie ihre Messwerte speichern, mit einem Zeitstempel versehen und verschiedene Rechenoperationen wie z. B. eine Durchschnittsberechnung vornehmen können. Sie sind für die Anwendung durch die Patienten gedacht. Eine Vielzahl gängiger Geräte kann inzwischen diese Daten mittels spezieller Medizinsoftware auch über eine USB- oder Infrarotschnittstelle an einen Rechner übertragen; die protokollierten Werte können so beispielsweise in der diabetologischen Praxis oder am heimischen PC ausgelesen werden. Diese Übertragung ist heute ebenso über das Handy via Bluetooth oder per Plug&Play möglich. Die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Geräte ist im Patientenalltag weitgehend gewährleistet.[2]

Es gibt in Deutschland zur Zeit unterschiedlich kalibrierte Blutzuckermessgeräte: die plasmakalibrierten Messgeräte weisen den Blutzuckergehalt im Plasma aus, die Vollblut-kalibrierten Messgeräte entsprechend im Vollblut. Der Plasma-Werte liegen etwa 10 % höher. Die meisten Labor-Messgeräte messen den Blutzucker im Plasma, da diese Werte genauer sind. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft empfiehlt daher auch eine Umstellung der Blutzuckermessgeräte auf die Plasma-Messung.[3]

Genauigkeit

Die gesetzlich erlaubte Schwankungsbreite der handelsüblichen Blutzuckermessgeräte zur patientenseitigen Kontrolle liegt bei +/- 11 % von Messung zu Messung[4]. Daher sind Vergleichsmessungen zum Beispiel zum kurzfristigen Blutzuckerverlauf nur eingeschränkt beurteilbar. Zur Diagnostik sind diese Geräte nicht zugelassen.

Zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1, auch z. B. beim Insulin-behandelten Typ-2-Diabetiker und auch bei der Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes sind die Blutzuckerselbstkontrollen unverzichtbar geworden.

Fehlermöglichkeiten

Falsche Messergebnisse können resultieren aus

  • noch Zuckerreste an der Blutentnahmestelle (z. B. von Obst)
  • bei der Blutentnahme aus der Fingerbeere wird bei mangelhaftem Blutfluss der Finger zu sehr „ausgemolken“
  • Teststreifen wurden Feuchtigkeit ausgesetzt (daher Entnahmebehälter unmittelbar wieder verschließen)
  • Teststreifen weit über Haltbarkeit gelagert
  • bei Anbruch einer neuen Packung wurde der Code nicht erneuert (dieses Eich-Prinzip wird zunehmend verlassen)

Kosten und Bedeutung der Blutzuckerselbstkontrolle

Die Kosten für Blutzuckerselbstkontrollen durch den Patienten werden bei insulinpflichtigen Diabetikern von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet[5]. Bei Diabetikern mit einer intensivierten Insulintherapie und einem Bedarf von 5-6 Messungen pro Tag, d.h. 140 Teststreifen pro Monat, entstehen etwa 84 Euro pro Monat, im Jahr etwa 1000 Euro.

Bei nichtinsulinpflichtigen Patienten werden die Kosten nicht übernommen; bei Typ-2-Diabetikern mit z.B. vier Messungen in der Woche liegen die Kosten für die benötigten Blutzuckerteststreifen bei circa 200 Euro im Jahr.

Laut dem neuesten Gesundheitsbericht Diabetes von 2011 wird die Selbstmessung jedoch sowohl für insulinpflichtige als auch für nichtinsulinpflichtige Diabetiker als "wichtiges Element der Diabetestherapie" in allen anerkannten Schulungsprogrammen empfohlen: Gerade bei Typ-2-Diabetikern sei die Blutzuckerselbstkontrolle die "entscheidende Voraussetzung für die Motivation, Schulung und Therapie des Patienten"[6]; "zahlreiche Interventionsstudien" hätten den "Nutzen der Selbstbeobachtung"[7] mit entsprechender Protokollierung belegt.

Einzelnachweise

  1. Diabetes Netzwerk Deutschland in Diabetes-News.de
  2. Stiftung Warentest - Blutzuckermessgeräte in Test 04/2007
  3. Pressemeldung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (vom 6. Januar 2010)
  4. Neuerungen in der Blutzuckermessung. In: Presseinformation. BdSN, 17. Mai 2010, abgerufen am 24. Januar 2011.
  5. Stellungnahme von diabetesDE. 15. Dezember 2010, abgerufen am 21. Januar 2011.
  6. Bernhard Kulzer, Die psychologische Dimension des Diabetes mellitus, in: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2011, hsg. von diabetesDE, ISSN 1614-824X, S. 44-47, hier 43f.
  7. Berthold Maier, Den Lebensstil ändern: wirksame Methoden und Hilfen, in: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2011, hsg. von diabetesDE, ISSN 1614-824X, Seite 142-147, hier 145.