Hermann Simon (Mediziner)
Hermann Simon (* 22. März 1867 in Zweibrücken; † 14. November 1947 in Gütersloh) war ein deutscher Psychiater und Begründer der modernen Arbeitstherapie.
Leben
Ab 1905 leitete Simon Direktor die Westfälische Klinik für Psychiatrie in Warstein, ehe er 1914 zum ärztlicher Direktor der 1919 neu eröffneten Provinzialheil- und Pflegeanstalt in Gütersloh ernannt wurde. Von 1914 bis 1918 war er beim Militär. Nach seiner Pensionierung 1934 arbeitete er bis 1942 als Arzt im Reservelazarett Bethel.
Werk
Simon systematisierte die bis dahin mehr oder weniger planvollen, einfachen Beschäftigungen psychisch Kranker in der Land- und Hauswirtschaft bzw. anstaltseigenen Werkstätten zu geregelten Arbeitseinsätzen. Die günstigen Einflüsse dieser von ihm so bezeichneten "aktiveren Krankenbehandlung" sowohl auf den Zustand der Kranken als auch auf das triste Anstaltsmillieu fanden eine derart positive Resonanz, dass diese Erfahrungen bereits bei der Planung der Gütersloher Anstalt berücksichtigt und entsprechende Einrichtungen realisiert wurden. Die neue Behandlungsmethode beflügelte die soziale Psychiatrie in ganz Europa, vor allem in England und Holland. Sein Therapiekonzept veröffentlichte Simon erst 1929 in einer Monografie, was einen Konflikt mit dem Psychiater Otto Dornblüth hervorrief, der auf frühere diesbezügliche Arbeiten verwies. Gemäß seiner Auffassung, Untätigkeit, mangelnde Mitarbeit und Pflichtvergessenheit rigoros zu bekämpfen, vertrat Simon als überzeugter Sozialdarwinist und Erbbiologe nicht nur die Zwangssterilisation der "Minderwertigen" und "Ballastexistenzen", sondern auch deren Beseitigung, die er "Erlösung" nannte. Er prangerte die "verhätschelnde Fürsorge" für die Krüppel, Schwächlichen und Kränklichen an und begrüßte daher die Machtübernahme Hitlers, da er in der nationalsozialistischen Rassen- und Gesundheitspolitik die willkommene Möglichkeit sah, das "soziale Parasitentum" als Beitrag zur rassisch-biologischen Gesundung des deutschen Volkes auszumerzen.
Hermann-Simon-Preis
Hermann Simon zu Ehren wird seit 1971 von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde- DGPPN für herausragende Arbeiten oder Verdienste auf dem Gebiet der sozialen Psychiatrie ein Preis verliehen, gestiftet von der Fa. Lundbeck in Hamburg.
Kritik an Hermann Simon
Ernst Klee kritisierte Hermann Simon in einer Rede am 6. August 2006 an der Universität Hamburg, dass er durch seine Definition des „Personenkreises Minderwertiger“ 1931 mit die Grundlage für die spätere Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus gelegt habe.
Diverses
Das Westfälische Institut zur Rehabilitation psychisch Kranker in Warstein trägt seinen Namen als Hermann-Simon-Institut.
In der Westfälischen Klinik Gütersloh befindet sich das Hermann-Simon-Haus mit Stationen für Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen. Auch die Straße in der die Westfälische Klinik liegt ist nach ihm benannt.
Quellen
- Grütter, A.: Hermann Simon: Die Entwicklung der Arbeits- und Beschäftigungstherapie in der Anstaltspsychiatrie. Med. Dissertation TH Aachen 1995.
- Kersting, F.W.: Anstaltsärzte zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Verlag Schöningh in Paderborn 1996.
- Simon,H.: Aktivere Krankenbehandlung in der Irrenanstalt. Verlag de Gruyter in Leipzig 1929.
- Simon,H.: Nachlass. Landesarchiv Westfalen in Münster
- Walter, B.: Hermann Simon - Psychiatriereformer, Sozialdarwinist, Nationalist ? In: "Nervenarzt" Nr. 11 (2002) S. 1047-1054.
Weblinks
- Aufsatz Hermann Simon und die Folgen (PDF-Datei; 1,79 MB)
- sgipt.org
- Hermann-Simon-Preis
Personendaten | |
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NAME | Simon, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Psychiater und Begründer der modernen Arbeitstherapie |
GEBURTSDATUM | 22. März 1867 |
GEBURTSORT | Zweibrücken |
STERBEDATUM | 14. November 1947 |
STERBEORT | Gütersloh |