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Kölner Karneval

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Das Kölner Dreigestirn 2005 (v.l. Jungfrau, Prinz, Bauer)

Der offizielle Höhepunkt des Kölner Karnevals ist der am Rosenmontag stattfindende Rosenmontagszug. Daneben veranstalten die Vereine Karnevalssitzungen und Karnevalsbälle mit Auftritten von Büttenrednern, Tanz- und Musikgruppen.

Abheben muss man den Straßenkarneval, der weitestgehend unorganisiert in den Kneipen und Straßen Kölns während der letzten Festwoche zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch stattfindet.

Treibende Kraft hinter dem Falsteleer sind Fastelovenzjecken, die wilden und zu allem bereiten Kölner, die sich über die tollen Tage ins getümmel stürzen. Koordinierende Kraft hinter dem offiziellen Kölner Karnevalsprogramm will das Festkomitee Kölner Karneval als organisatorischer Zusammenschluss der Kölner Karnevalsgesellschaften sein. Diese traditionsreichen Vereine stellen das Kölner Dreigestirn und einen guten Teil der Teilnehmer bei den offiziellen Zügen. Nur Gesellschaften, die Mitglied im Festkomitee sind, dürfen beim Rosenmontagszug teilnehmen. Weil die Aufnahmebedingungen sehr streng sind – unter anderem braucht man zwei Mitgliedsgesellschaften als Bürgen – gibt es neben diesem offiziellen auch noch einen alternativen Karneval.

Daneben gibt es aus nahezu allen Kölner Vororten Truppen und Beiträge für die sog. Veedelszöch, die am Karnevalssonntag gemeinsam stattfinden. Meist am späten Vormittag am Veilchendienstag veranstalten viele Veedelsvereine eigene Karnevalszüge. Diese genießen zwar eher lokale Beachtung, sind aber in der Vorbereitung nicht weniger aufwendig.

Seit 1984 gibt es die Stunksitzung, die damals als studentische Alternative zum offiziellen Karneval entstand und heute, vereinfacht gesagt, eine Mischung aus kölschem Karneval und politischem Kabarett mit 'Comedy'elementen darstellt und wegen der rasant gestiegenen Kartennachfrage fast vergleichbar einer kleinen Musicalproduktion arbeitet.

Ebenfalls außerhalb der offiziellen Regularien hat sich der nächtliche Geisterzug gebildet, der, man weiß nicht wann, man weiß nicht wo, durch angeblich durch spontane Verabredungen und persönliche Einladungen zusammenkommen soll, ab 1991 wieder.


Der Ausruf "Kölle Alaaf"

Kölle Alaaf ist zum ersten Mal schriftlich, in einer Bittschrift an den Kölner Kurfürsten, um das Jahr 1635 belegt. Das Wort Alaaf stammt vom altkölnischen Begriff all af ab. Kölle Alaaf bedeutet daher soviel wie "Köln vor allem (Anderen)!"

Der Unterschied

Der Kölner Karneval basiert, wie auch alle anderen Arten des Karneval, auf religiösen Ursprüngen. Das Wort "Karneval" leitet sich nicht von dem lateinischen Ausdruck "carne vale" (Fleisch lebewohl) ab, wie oft fälschlicherweise behauptet wird. Schon die Römer veranstalteten farbenprächtige Umzüge, bei denen ein geschmückter Schiffswagen, der „carrus navalis“, mitgeführt wurde. Daraus bildete sich die Bezeichnung Karneval. Die Römer kannten den Aschermittwoch und die Fastenzeit, der das „carne vale“ vorausgeht, noch gar nicht. Der Aschermittwoch mit seinen Bußübungen kam erst im christlichen Mittelalter auf. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied, der den Kölner Karneval von allen anderen Arten des Karneval unterscheidet - das weitgehende Desinteresse an aktueller Politik. Das Rheinland, speziell Köln, ist bekannt für seine offenherzigen und kontaktfreudigen Menschen. In Köln ist man seiner Stadt ("ming Hätz un Siel" - mein Herz und Seele) sehr verbunden. Der Kölner liebt seine Stadt mit dem Dom und den vielen Brauhäusern über alles. Feiern und Trinken ist weitestgehend politisch unmotiviert (ganz im Gegensatz zum Mainzer Karneval) und eher ein Ausdruck unbändiger Lebensfreude und Lokalverbundenheit.

Kölner nehmen gerne Imis - (mit nur einem m !) imitierte Kölner, im Gegensatz zu den echten (Für Alteingesessene ist man erst Kölner, wenn bereits die Grosselterm in Köln geboren wurden) - beim Feiern auf und es gibt keinen Unterschied zwischen arm und reich. Nicht umsonst hat sich kölsches Liedgut gebildet wie "Drink doch eine met" (Bläck Fööss) oder "Der treue Husar" (Volksweise 1825 aufgezeichnet [1]). Es werden viele Dinge thematisiert, wie der Zusammenhalt im "Veedel" (Stadtteil), Ausländerintegration und natürlich die Liebe und der Alkohol (vor allem beides in Verbindung).

In den neunziger Jahren hat sich der Kölner Karneval in Deutschland herumgesprochen und ist seit dem immer weiter zur touristischen Attraktion geworden. Analog des Münchener Oktoberfestes werden jetzt auch vermehrt Reisen zum Karneval angeboten und Karnevalshits wie "Viva Colonia" von den Höhnern sind fester Bestandteil von kommerziellen Aprés Ski oder Ballermann-Musik-CDs.

Leider hat diese Entwicklung nicht nur positive Seiten, denn seit es sog. Alcopops gibt, werden auch die Alkoholopfer am Straßenrand sowie gewalttätige Auseinandersetzungen, beides hauptsächlich unter Jugendlichen, wieder mehr.

Ausfälle

Nicht nur lustige Karnevalisten fallen manchmal aus (oder um), sondern auch der ganze Rosenmontagszug. In der Geschichte Kölns fiel der Zug seit 1823 mehrfach aus, zuletzt während des Zweiten Golfkriegs. Überhaupt waren Kriege der Hauptgrund für Ausfälle. Der Deutsch-Französische Krieg sorgte 1871 für leere Straßen. Auch 1915-1926 kam durch Krieg und die französische Besetzung des Rheinlandes kein Umzug zustande. 1940-1949 waren der Zweite Weltkrieg und das anschließende Verbot durch die Militärregierung verantwortlich für die Ausfälle.

Im zweiten Golfkrieg 1991, als andernorts aus Anteilnahme der Rosenmontagszug abgesagt wurde, die Mainzer und Düsseldorfer rücksichtsvoll auf den Zug verzichteten, und auch das Festkomitee Kölner Karneval verständlicherweise keinen Zug veranstalten wollte, konnten es einige Kölner nicht bleiben lassen und machten sich unter dem Motto Kamelle statt Bomben spontan auf den Weg. Bei dieser Gelegenheit wurde der Geisterzug wieder eingeführt. Grabenkämpfe innerhalb des Festkomitees sorgten 1833, 1844, 1851, 1856 und 1857 für Absagen.

Die Weltwirtschaftskrise stoppte 1931 und 1932 den Zug.

Die Narren in Köln gelten zwar als wetterfest, 1868 muss es aber ein wirklich schlechtes Wetter gewesen sein.

Ein Trauertag für den Tod von König Friedrich Wilhelm IV. sorgte 1861 für tote Straßen in Köln. Und gar verboten wurde er 1830 von den Preußen.

Der einzige Rosenmontagszug an einem Sonntag kam wegen der Reichstagswahlen 1887 zustande.

Kölner Karnevalsmusik - bekannte Bands

Die meisten hier genannten machen keineswegs nur Karnevalsmusik, sind im Gegenteil das ganze Jahr außerhalb der Session in ihrem jeweiligen Metier völlig unkarnevalisitsch unterwegs.

  • Bläck Fööss (Nackte Füße) lange die älteste und vielseitigste kölner Band, die haben vom frühen Rock'n'Roll bis zum jeweils heutigen Tag jede Stilrichtung drauf und noch dies und das darüber hinaus, haben den Andern sozusagen den Weg zurechtgetreten in die offiziellen Sitzungssääle - ob da der Name "Fööss" herkommt?)
  • Brings (Klingt wie Bringe es!, ist aber ein Familienname) beliebte Kölschrocktruppe aus dem Kölner Umland
  • Höhner (Hühner) schafften einen bundesweiten und Oktoberfesthit
  • Krätzchensänger
  • Räuber
  • Paveier (Pflasterer) machen kölschen Beat und Rock mit teils hervorragenden Texten, janz neuen Krätzjen
  • Bernd Stelter, ein Westfale, der in Köln gern aufgenommen wird, auch wenn Kölsch nur ißt und trinkt (nicht spricht)