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Juli Zeh

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Juli Zeh (* 30. Juni 1974 in Bonn) ist eine deutsche Schriftstellerin und Juristin. Sie lebt seit 1995 in Leipzig.

Juli Zeh als Jurorin im Februar 2005

Leben

Zeh besuchte in Bonn-Bad Godesberg die Otto-Kühne-Schule, wo sie das Abitur ablegte. Anschließend studierte sie Rechtswissenschaften an den Universitäten Passau und Leipzig und Literatur am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL). Ihr Erstes Juristisches Staatsexamen bestand sie als Landesbeste in Sachsen 1998, ihr Zweites 2003, ihr Diplom am DLL erhielt sie im Jahr 2000. Ihr Schwerpunkt in Jura ist das Völkerrecht, besonders das Nation building. Sie arbeitet an einer Promotion in diesem Fach. Seit ihrem siebten Lebensjahr schreibt sie. Neben ihren Studien und eigenen Werken arbeitet sie gelegentlich auch literaturwissenschaftlich, so etwa als Jurorin beim Marburger Literaturpreis für noch nicht etablierte, junge deutschsprachige Schriftsteller. Jeweils mehrere Monate hielt sie sich zu Studienzwecken in New York und in der traditionsreichen polnischen Universitätsstadt Krakovice auf. Ihre Sprachkenntnisse, soweit ihre Aktivitäten in Bosnien und ihre Bücher Aufschluss darüber geben, sind jedenfalls weit gefächert.

Werke

Zeh hat bisher (2005) zwei Romane und zwei essayistische Bücher veröffentlicht. Der Debütroman Adler und Engel spielt im Milieu von international tätigen Juristen und der Drogenmafia. Der Roman wurde in 24 Sprachen übersetzt. Spieltrieb spielt in einer Schule der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Die Protagonisten sind Schüler und Lehrer der Anstalt. Mit einem Auszug aus dem Roman nahm Juli Zeh 2004 am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. Ihr Text stieß auf geteiltes Echo bei der Jury.

Das Reisetagebuch Die Stille ist ein Geräusch ist Produkt ihrer Reise nach Bosnien-Herzegowina im Sommer 2001. Sie sagt über das Land, die Nichtbeachtung durch die Völkergemeinschaft (im Titel: die Stille) verstöre die Menschen dort zutiefst; das Nicht-Gesehenwerden durch Europa ängstige das Land.

Ein Hund läuft durch die Republik ist eine von ihr initiierte und herausgegebene Anthologie mit den Erzählungen junger Bosnier. Neu erschienen (August 2005) ist ihr Kleines Konversationslexikon für Haushunde mit Photographien von David Finck. Darin erklärt Othello, der Hausfreund einer Schriftstellerin, die Welt, wie sie wirklich ist - aus dem Blickwinkel eines Hundes.

  • Kleines Konversationslexikon für Haushunde (Schöffling) 2005, 208 S. ISBN 3-89561-058-5
  • Spieltrieb, Frankfurt/Main (Schöffling) 2004, 470 S. ISBN 3895610569
  • Ein Hund läuft durch die Republik, Frankfurt/Main (Schöffling) 2004, ISBN 3895610577
  • Die Stille ist ein Geräusch, Frankfurt/Main (Schöffling) 2002, jetzt auch btb/Goldmann, ISBN 3442731046
  • Adler und Engel, Frankfurt/Main (Schöffling) 2001, jetzt auch btb/Goldmann 2003, ISBN 3442729262

Themen und Motive

Juli Zeh hat zwei große Themen, die mit den Bereichen Chaos und Ordnung zusammenhängen: juristisch-politisch fragt sie sich, wie aus disparaten Gebilden Staaten werden können, literarisch-ethisch fragt sie, ob und wie sich Sinn und Moral überhaupt neu aufbauen lassen, wenn tradierte Werte bedeutungslos wurden.

Wiederkehrende Motive sind die Fragen des Verlorengehns des Zusammenhalts und der tragenden Normen und die Lebenswelt in einer Gesellschaft der Individualisierung und Globalisierung, in der keine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft der "Weltgemeinschaft" mehr erkennbar wird.

Auszeichnungen

Juli Zeh erhielt bereits für ihr Erstlingswerk Adler und Engel den Deutschen Bücherpreis sowie viele weitere Auszeichnungen.

Siehe auch

Michel Houellebecq, Friedrich Ani, Sibylle Berg, Lena Jacobi, Britta Bannenberg, Patricia Highsmith