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Ehrenamt

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Das Ehrenamt (von Ehre, im Sinne von gesellschaftliche Achtung, und Amt Position oder Aufgabenbereich) bezeichnet ein öffentliches unbezahltes Amt, das durch soziale Anerkennung (siehe dazu auch soziales Kapital bei Pierre Bourdieu) vergolten wird. Dies kann als Pflicht (traditionelles Ehrenamt, siehe Schöffe) oder auf freiwilliger Basis (neues Ehrenamt, auch Freiwilligenarbeit) ausgeübt werden und wird dann häufig mit dem Begriff des bürgerschaftlichen Engagements weiter umfasst. Ehrenamt hat auch mit Verantwortung zu tun.

In Deutschland ist ein Aufblühen vieler neuer Formen des ehrenamtlichen Engagements zu beobachten. Es ist heute zu einem unverzichtbaren Bestandteil bei der Organisation des öffentlichen Lebens geworden: Jeder dritte engagiert sich ehrenamtlich (siehe dazu Ergebnisse vom Freiwilligensurvey oder der Enquete-Kommission zum bürgerschaftlichen Engagement).

Ehrenamtliche nennt man Mitarbeiter von Organisationen, kirchlichen Vereinen, sozialen Diensten oder staatlichen Organen (z.B. Gemeinden), die ihre Tätigkeit (im Gegensatz zur Erwerbsarbeit) ohne Bezahlung verrichten. Eine spezielle Form der ehrenamtlichen Tätigkeit im länderübergreifenden Sinn ist der Honorarkonsul.

Oft wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff bürgerschaftliches Engagement benutzt, der ein Charakteristikum der Zivilgesellschaft thematisiert: Immer mehr Menschen fühlen sich dem Ehrenamt hingezogen. So entstehen Projekte oft organisiert in Initiativen, Vereinen oder Nichtregierungsorganisation (auch NRO oder engl. NGO - "non governmental organisation"). Sie ergreifen Eigeninitiative, und arbeiten meist auf ehrenamtlicher Basis regierungsunabhängig. Diese Tätigkeiten sind breit gefächert und reichen von lokalem Engagement bis hin zu globalen Engagement wie Entwicklungshilfe (zum Beispiel Bau von Solaranlagen in Kuba).

Netzwerke

Verschiedene Vereine und Verbände haben sich bundes-, landes- oder regionalweit zu Netzwerken zusammengeschlossen, um die Möglichkeiten und die rechtlichen Rahmenbedingungen für freiwillige Arbeit zu verbessern. Sie bieten auch Plattformen für Kommunikation und Informationsaustausch und binden Wissenschaft und Forschung ein, die sich mit Rahmenbedingungen und Wandel des Ehrenamtes im Dritten Sektor befasst und inzwischen auch eine umfangreiche Literatur zum Themenfeld hervorgebracht hat. Weiterhin gründeten sich in jüngster Zeit Projektbüros und lokale Netzwerke, die auch Beratungsangebote für Ehrenamtliche vorhalten. Eine Variante des Ehrenamtes ist die Arbeit in Selbsthilfegruppen.

Rolle von Ehrenamt in Deutschland

Manche Dienste könnten in Deutschland ohne Ehrenamtliche kaum mehr existieren. Dazu zählen (neben Betreuung von Kindern und alten Menschen): Tierschutz, Berghütten, Bewährungshilfe, Telefonseelsorge, Caritas und Diakonie, Hilfsorganisationen, Umsonstladen, viele Spitäler, Altenheime und Behinderteneinrichtungen, Sport- und andere Vereine. Die Freiwilligen Feuerwehren, wichtigste Stütze der aktiven Gefahrenabwehr in Deutschland, bestehen fast ausschließlich aus ehrenamtlichen Mitgliedern. Auch der Katastrophenschutz der Bundesrepublik Deutschland wird größtenteils durch ehrenamtliche Kräfte gewährleistet.

Da außer dem Verlust des jeweiligem Gehaltes auch noch immens hohe Kosten wie die Ausbildung zu einem Rettungshelfer (bei Hilfsorganisationen) auftreten können, werden trotzdem Ämter über längere Zeit betrieben, und sogar in manchen Fällen zur Lebensaufgabe gemacht.

Das Jahr 2001 war das internationale Jahr der Freiwilligen. In diesem Zusammenhang haben zahlreiche Aktionen auf Bundes- und Landesebene stattgefunden. Bund, Länder aber auch Kommunen versuchen auf vielfältige Weise die Freiwilligenarbeit bzw. das Ehrenamt zu stärken. Dies geschieht häufig durch die Gründung von Freiwilligenagenturen, die unter anderem bei der Vermittlung von Engagement behilflich sind.

Internet

Auch die Arbeit vieler Open Source und Open Content-Projekte wie beispielsweise der Wikipedia wird zum größten Teil ehrenamtlich geleistet und stellt so eine neue Form von bürgerschaftlichen Engagement dar, denn es entstehen öffentliche Güter in Form von freier Software und freien Inhalten, die allen frei zur Verfügung stehen.

Kritik

Kritisch ist der Stellenwert ehrenamtlicher Arbeit in der gesellschaftlichen Gegenwartssituation zu betrachten. Einerseits liegt die Vermutung nahe, dass unbezahlte Arbeit bei ständig steigender Verschuldung der öffentlichen Haushalte und steigenden Kosten im sozialen und Gesundheitsbereich einiges von den nicht mehr bezahlbaren Aufgaben übernehmen soll, die in den letzten Jahrzehnten in den Bereich staatlicher Fürsorge fielen. So wurden beispielsweise Sozialleistungen für geistig benachteiligte Personen in England mit der Begründung, die Versorgung würde durch ehrenamtliches Engagement kostengünstiger und selbständig organisiert, massiv gekürzt. Es können jedoch nicht alle sozialen Aufgaben ehrenamtlich organisiert werden, was sich in diesem Fall gezeigt hat. Eine aktuelle Entwicklung in Deutschland ist, Arbeitslose, die ein Ehrenamt inne haben, aus der Arbeitslosenstatistik herauszurechnen.

Andererseits kann verstärktes bürgerschaftliches Engagement zur Stärkung des schwindenden Sozialkapitals, zum Empowerment des Individuums und zu einer neuen politisch gefärbten Kultur des "Einmischens" und Mitgestaltens in Gesellschaft, Kultur und Umwelt führen (siehe auch partizipatorische Demokratie), die einer mit dem Versprechen der staatlichen Rundumversorgung entstandenen Konsum- und Anspruchshaltung und ihrer Folgen entgegenwirkt.

Siehe auch

New Work, Corporate Citizenship, Europäischer Freiwilligendienst , Freiwilliges Ökologisches Jahr, Freiwilliges Soziales Jahr

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