Wsewolod Emiljewitsch Meyerhold
Vsevolod Emiljewitsch Meyerhold (* 28. Januar 1847; † 12. Februar 1940) war ein russischer Regisseur und Schauspieler und wird von vielen als Bühnengenie gesehen. Er war ein Reformer und Vorreiter des abstrakten Theaters, und einer der bedeutendsten Bühnenregiesseure des 20. Jahrhunderts.
Leben und Werk
1847-1898
Vsevolod Meyerhold wurde 1847 als Karl Kazimir Theodor Meyerhold in Penza in eine russisch-deutsche Familie geboren. Sein Vater Emil Meyerhold war erfolgreich im Weingeschäft tötig. Nachdem er die Schule 1895 beendet hatte studierte er Rechtswissenschaft an der Universität von Moskau, das er jedoch abbrach. An seinem 21. Geburtstag konvertierte er zum russisch-orthodoxen Christentum und nahm den Namen Vsevolod Emiljewitsch an. Zu dieser Zeit heiratete er auch eine erste Frau, Olga Munt.
1898-1902
Meyerhold wurde damals immer mehr von der Kunst des Theaters angezogen. Obwohl er schon als Jugendlicher an Laienaufführungen teilgenommen hatte wurde seine Leidenschaft für die Bühne jetzt ernst. Seine Schauspielerkarriere begann, als er an der Moskauer Art Theatre School anfing zu studieren. Sein Schauspiellehrer war der berümte Vladimir Nemirovich-Danchenko, der der Mitbegründer der Schule war. Ab 1898 arbeitete er am Moskauer Art Theatre als Schauspieler, wo er an vielen Produktionen mitwirkte.
1902-1907
Seine Karriere als Regisseur, für die er berühmt werden sollte, begann 1902 und dauerte über 37 Jahre und 290 Produktionen an. Obwohl er Anfangs noch am Realismus interessiert war, wandte er sich ca. 1905 gänzlich davon ab. Meyerhold wurde zum erten russischen Regiesseur, der den Symbolismus in das Theatergeschehen einführte. Während seiner Zeit am St. Petersburger Vera Kommisarzhevskaya-Theater (1906-1907) entwickelte er eine enormes keatives Talent. Diese Periode seines Wirkens hat er in seinem ersten Buch Theatre: History and Techniques (1907) festgehalten.
1907-1918
Bald inszenierte Meyerholf auch Aufführungen an den imperialen Theatern St. Petersburgs. Er führte klassische Stücke auf eine innovative Art auf und stellte umstritteten zeitgenössichen Autoren wie Fyodor Sologub, Zinaida Gippius und Alexander Blok in den Mittelpunkt. Seine Aufführungen waren oft durch viele verschiedene Einflüsse und Stilelemente geprägt. Er wirkte auch an verschiedenen Opernhäusern und schrieb 1913 sein zweites Buch On Theatre. Bald wurde auch die Welt außerhalb Russlands auf diesen interessanten Mann aufmerksam, und er inszenierte Produktionen in verschiedenen europäischen Großstädten, u.a. in Paris. Obwohl die Avant-Garde der russischen Künstler und Intellektuellen Meyerhold enthusiatisch unterstützten, hatte er auch Gegner. Vor allem die imperialen Einrichtungen forderten eine konventionelle, realistische Art des Theaters. Nach der Oktoverrevolution 1917 engagierte sich Meyerhold immer mehr für die Kommunistische Partei; er war Anhänger der Idee des Sowjetischen Theaters. Kurz darauf machte er sein eigenes Theater auf, das bis heute seinen Namen trägt. Ende der 1910er Jahre experimentierte der auch mit dem Medium Film. Er führte unter anderem Regie an einer Verfilmung von Oscar Wilde's The Picture of Dorian Gray.
1919-1930
Nachdem Meyerhold 1919 von der anti-sowjetischen Weißen Armee inhaftiert wurde, erkrankte er an Tuberkulose. Die rote Armee konnte ihn aber wieder aus der Gefangenschaft befreien und er kehrte nach Moskau zurück. Dort bekam er ein Chef der neuen verstaatlichten Verwaltungsabteilung für Theater und Schauspiel. Er arbeitete einen Programm des Neuen russischen Theaters, das dem Ästhetiszismus der Renaissance ähnlich war. Den kommunistischen Führern (allen voran Lenins Frau) gefielen seine Aufführungen aber nicht, und er verlor sein Amt. 1922 gründete er eine experimentelle Theatergruppe, die Vsevolod Meyerhold Theater genannt wurde. Die meisten Schauspieler wurden von Mayerhold selbst oder seinen engsten Mitarbeitern ausgebildet. Er wendete dabei eine Ausbildung an, die er Biomechanik nannte. Er kombinierte dabei psychologische mit physologischen Prozessen; seine Schauspieler benutzten besondere Bewegungen und Gesten zur Verdeutlichung ihrer Emotionen. Meyerhold meinte nämlich, dass Emotionen auf physischen Abläufe folgen. Wenn der Körper also bestimmte Posen annimt, folgen die Gefühle von ganz allein. Mit dieser Gruppe arbeitete er über die nächsten 16 Jahre. Er versuchte weiterhin, eine eigenständige, abstrakte, intensiv dynamische Realität auf der Bühne zu erschaffen. Man kann seine Aufführungen mit den Bildern Picassos und Dalis, der Literatur von Kafka und der Musik von Schostakowich or Britten vergleichen.
1930-1940
In den 1930er Jahren wurde er von der Regierung immer wieder der anti-sowjetischen Propaganda beschuldigt; seine Aufführungen seien politisch und ideologisch nicht für die Sowjetbevölkerung geeignet. Die meisten seiner Produktionen wurden wegen der strengen Zensur nicht zugelassen. Trotz diesen entmutigenden Ereignissen wollte sich Meyerhold an ein neues Projekt heranwagen: Er wollte ein neues Gebäude für seine Theatergruppe bauen und es ganz nach seinen Vorstellungen gestalten. Das Projekt konnte aber nie realisiert werden. Das Vsevolod Meyerhold Theater wurde 1938 geschlossen, ein Jahr später wurde er gefangen genommen und ins Gefängnis gesperrt. Schließlich wurde er zum Tod durch Erschießen verurteilt. Am 2. Februar 1940 wurde Meyerhold in Moskau hingerichtet.
Weblinks
http://www.meyerhold.org Website des Meyerhold-Memorial Museums