Saffariden

Die Saffariden (DMG Ṣaffāriden) waren eine persische Dynastie in Sistan (861 – 1383), die vorübergehend Chorasan und benachbarte Gebiete besetzte und sich so als Großmacht etablierte.
Geschichte
Yaqub ibn Laith
Der rasche Aufstieg und Fall der Dynastie begann in Sistan in einer Zeit allgemeiner Unsicherheit, d.h. ständiger Kämpfe zwischen den Gouverneuren der Kalifen, aufständischen Bauern, lokalen Machthabern wie den Tahiriden, der Charidschiten-Sekte, Banden von Glaubenskriegern und simplen Vigilanten.
Der Abenteurer Yaqub ibn Laith (reg. 861-879), genannt as-Saffar (der Kupferschmied), war ursprünglich ein Söldner des Statthalters von Bost, Salih b. al-Nadr (ab 852 Emir, † 865) gewesen, welcher um 854 gegen die Tahiriden rebellierte und deren Gouverneur aus Sarandsch verdrängte. In einem undurchsichtigen Vorgang wurde der Statthalter selbst durch einen Rivalen namens Dirham b. Nasr (ab 858 Emir in Sarandsch) verdrängt, und dieser anschließend durch Yaqub, welcher sich nun zum Emir wählen ließ (861). Nach einem erbitterten Gefecht mit der Garnison und einem (von Salih b. al-Nadr zu Hilfe gerufenen) türkischen Häuptling namens Zunbil (auch: Kabk) eroberte er Bost (865).
Danach besiegte Yaqub benachbarte Anführer, speziell einen Charidschiten-Führer namens Ammar b. Yasir 865 und Zunbils Sohn Firuz b. Kabk 869, der zu den Hindu-Shahi nach Kabul floh, woraufhin Yaqub die Stadt eroberte und auch Firuz gefangennahm. Der Kalif bekam einen Beuteanteil aus der Plünderung Kabuls, fünfzig Idole aus Gold und Silber, die er nach Mekka weitersandte. Andere Ziele bei diesem Kriegszug von 869-70 waren Da'ud b. al-Abbas von Balch und Abu Mansur Aflah von Gardiz. Im Zuge seiner Unternehmungen gründete Yaqub aus ostiranischen Milizverbänden und anderen bewaffneten Gruppen eine Militärmacht, die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den herrschenden Zuständen ausnutzend.
Parallel zur Sicherung seiner Herrschaft in Sistan und dem heutigen Afghanistan expandierte er nach Kerman und Fars (gegen 869) und weiter nach Chorasan (Herat, 870-71). Das geschah hauptsächlich auf Kosten der Tahiriden, aber auch auf Kosten von lokalen Charidschiten-Führern und von Statthaltern des Kalifen. In Fars saß beispielsweise Ali b. al-Husain, und der Kalif hoffte die ehrgeizigen Persönlichkeiten Ali und Yaqub gegeneinander auszuspielen, indem er beiden Ernennungsurkunden für die Provinz Kerman sandte, die eigentlich den Tahiriden gehörte. Aber Ali wurde von Yaqub besiegt und in Schiraz gefangen (869).
Zwar stürzte Yaqub 873 mit der Besetzung von Nischapur und der Gefangennahme des Emirs Muhammad (reg. 862-73, † ca. 890) die Tahiriden. Doch konnte das gleichfalls den Tahiriden gehörende Transoxanien nicht unterworfen werden, da sich dort schon die bisherigen Samaniden-Gouverneure mit Unterstützung des Kalifen etabliert hatten.
Die wachsende Macht der Saffariden beunruhigte den Kalifen al-Mu'tamid (870-892). Aber dieser bekämpfte damals zeitgleich den Aufstand der Zandsch, dazu die Aliden in Kufa und Medina, was Yaqub viel Handlungsfreiheit gab. Als al-Mu'tamids neuer Statthalter in der (für ihn überlebenswichtigen) Provinz Fars einer Rebellion zum Opfer fiel, rückte Yaqub dort ein, um den Rebellen Muhammad b. Wasil zu bekämpfen (875) und eignete sich die Provinz an. Nachdem Yaqub trotz aller Zugeständnisse des Kalifen (Ernennungsurkunden für alle Eroberungen, Nennung in der Khutba in Mekka und Medina) auch noch Wasit besetzte, erklärte er Yaqub schließlich zum Usurpator.
Yaqub rückte nach Bagdad vor und erlitt bei Dair al-Aquh (in der Nähe von Bagdad) 876 seine erste große Niederlage. Er zog sich zurück und starb 879 in Djondi Schapur am Fieber. Fars verblieb bis 910/11 im Besitz der Saffariden.
Amr ibn Laith und Nachfolger
Sein Bruder und Nachfolger Amr ibn Laith (reg. 879-900) herrschte weiterhin über Sistan, Chorasan und Fars und konnte das Reich konsolidieren. Um 895 wurde er vom Kalifen al-Mu'tadid bi-'llah (892-902) zum Statthalter in Transoxanien anerkannt und zum Krieg gegen die Samaniden aufgestachelt. Als es zum Kampf mit Ismail I. (reg. 892–907) kam, wurde Amr ibn Laith bei Balch besiegt und als Gefangener nach Bagdad gebracht (900), wo er in der Haft starb bzw. ermordet wurde.
Die Saffariden hielten sich längerfristig nur in Sistan, mit der Residenz Sarandsch in Nimruz. Tahir (reg. 900-908, Enkel von Amr ibn Laith) versuchte, das Reich neu zu errichten, scheiterte aber gegen einen seiner türkischen Befehlshaber namens Sebükeri und wurde dem Kalifen ausgeliefert. Seinem Großcousin und Nachfolger Al-Laith (reg. 908-10) erging es ebenso. Al-Laiths Bruder Muhammad (reg. 910-11) wurde von dem Samaniden Ahmad II. (reg. 907–914) besiegt und wie seine drei Vorgänger an den Kalifen ausgeliefert.
Eine Revolte im Namen eines zehnjährigen Saffariden-Prinzen scheiterte 912/3, so daß die Herrschaft der Familie erst durch Ahmad (reg. 923-963), einem Urenkel Al-Laiths wiedererrichtet wurde. Ahmads Sohn Khalaf (reg. 963-1002) regierte lange und war schließlich so unpopulär, so daß die Armeeführung und Einwohnerschaft von Sarandsch Mahmud von Ghazna (reg. 998–1030) bei seinem Sturz unterstützte.
Seit ca. 1002 unterstanden die Saffariden der Oberhoheit der Ghaznawiden, seit 1041 der Seldschuken, später der Choresm-Schahs und der Il-Khane, bis sie 1383 von Timur Lenk gestürzt wurden.
Unter den frühen Saffariden wurde die Islamisierung des östlichen Iran bzw. des heutigen Afghanistan verstärkt, da diese Gebiete bisher noch stark vom Buddhismus und Hinduismus beeinflusst wurden. Konkret bedeutet das zum Beispiel, daß Amr ibn Laiths Offizier Fardaghan die Hindutempel im Logar-Tal in der Nähe von Kabul plünderte und dadurch einen Gegenschlag der Hindu-Shahi unter Kamaluka auf Ghazna provozierte. Auch diesmal bekam der Kalif seinen Beuteanteil (896).