Zum Inhalt springen

Rottenburg am Neckar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. August 2005 um 19:09 Uhr durch 84.154.30.36 (Diskussion) (Verkehr). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Karte
Wappen fehlt
Wappenabbildung auf ngw.nl
Deutschlandkarte, Position von Rottenburg hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Region: Neckar-Alb
Landkreis: Tübingen
Gemeindeart: Große Kreisstadt
Geografische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:48.4775_N_08.9345_E_region:DE_type:city(43000), 2:48° 29' N, 08° 56' O
Höhe: 349 m ü. NN
Fläche: 142,26 km²
Einwohner: 42.758 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 301 Einwohner je km²
Ausländeranteil: 11,2 %
Postleitzahlen: 72101-72108
Vorwahlen: 07472, 07478, 07457, 07073
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 08 4 16 036
Stadtgliederung: 18 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 18
72108 Rottenburg
Offizielle Website: www.rottenburg.de
E-Mail-Adresse: stadt@rottenburg.de
Politik
Oberbürgermeister: Klaus Tappeser
Datei:Rottenburg-a-n-1910.jpg
Rottenburg um 1910

Rottenburg am Neckar ist eine Stadt etwa 12 km südwestlich von Tübingen.

Geografie

Geografische Lage

Die Römer- und Bischofsstadt liegt im Neckartal.

Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Rottenburg, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Tübingen beziehungsweise zu den Landkreisen Freudenstadt ¹, Calw ² und Böblingen ³

Ammerbuch, Tübingen, Dußlingen, Ofterdingen, Bodelshausen, Hirrlingen, Starzach, Eutingen im Gäu ¹, Nagold ², Neustetten, Mötzingen ³, Bondorf ³ und Gäufelden ³.

Stadtgliederung


Geschichte

Rottenburg liegt in einer seit vorgeschichtlicher Zeit dicht besiedelten Region (siehe Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet). In den vergangenen Jahren wurden Grabungen in Fundstellen des Mesolithikum, Frühneolithikum, Spätneolithikum und der Hallstattzeit durchgeführt.

Vermutlich im Jahre 98 n. Chr. mit der Errichtung des Neckar-Odenwald-Limes unter Trajan kam das Gebiet um Rottenburg unter römische Herrschaft. Die Datierung dieser Eroberung auf die Chattenkriege Domitians in den Jahren 83 und 85 gilt heute als überholt, auch wenn das Gebiet wohl bereits seit dem Bau der Kinzigtalstraße im Jahre 73/74 unter römischem Einfluss stand (vgl. Alblimes, Kaiser Vespasian).

Das genaue Gründungsjahr der römischen Siedlung Sumelocenna ist unbekannt, eine Gründung im Jahre 98 gilt - analog zur Gründung Rottweils im Jahre 73 - als plausibel. Sumelocenna lag an der römische Fernstraße Cannstatt - Rottweil (Arae Flaviae) - Hüfingen (Brigobanne) - Schleitheim (Iuliomagus) - Windisch/CH (Vindonissa). Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurde Sumelocenna Hauptort einer Civitas. Diese Gebietskörperschaft ist in ihrer Bedeutung ungefähr mit einem Regierungsbezirk vergleichbar und umfasste im Falle von Rottenburg wohl das gesamte mittlere Neckarland.

Sumelocenna gehörte zu den bedeutendsten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Das römische Sumelocenna wurde über eine 7 km lange Wasserleitung mit Quellwasser aus dem Rommelstal versorgt. Im Stadtgebiet gab es mehrere öffentliche Bäder. Im späten 2. oder frühen 3. Jahrhundert nach Christus wurde die Stadt zum Schutz gegen Angriffe der Alemannen und anderer gemanischer Stämme ummauert. Nur in zwei weiteren Städten in Südwestdeutschland ist eine römische Stadtmauer belegt, nämlich in Ladenburg (Lopodunum) und in Bad Wimpfen im Tal. Die ummauerte Fläche umfasste in Rottenburg wie in Ladenburg rund 32 Hektar, in Wimpfen waren es ca. 19 Hektar.

Nach dem Sturm der Alamannen auf den Limes im Jahre 259/260 n.Chr. ging das römische Sumelocenna unter. Der Bischofssitz in Rottenburg stammt erst aus dem 19. Jahrhundert und ist deswegen (anders als bei anderen Römerstädten wie etwa Chur oder Worms) kein Hinweis auf eine Siedlungskontinuität in der Völkerwanderungszeit.

In alamannischer Zeit verlagerte sich das Siedlungszentrum etwas nach Osten, wo der Ort Sülchen entstand. Die Herleitung des Ortsnamens Sülchen aus einer vulgärlateinischen Form *Sulocenna gilt als möglich. Im alten römischen Stadtgebiet sind zwar einige alamannische Sonderbestattungen, aber keine Siedlungsreste bekannt. Offenbar verfiel die alte Römerstadt.

Im deutschsprachigen Raum gibt es mehrere Städten mit dem Namen Rottenburg. Meistens bedeutet dieser Name "rote Burg" bzw. "rote Stadt" (ahd. burg = <ummauerte> Stadt). Mit zwei t geschrieben kann dieser Name aber auch "zerstörte, verfallene Stadt" bedeuten, was im Falle von Rottenburg am Neckar für die mutmaßliche Entstehungszeit des Namens im frühen Mittelalter durchaus passt (vgl. Rottweil und die nach ehemaligen Römerkastellen benannten Städte Neckarburken und Osterburken).

Im 12. und 13. Jahrhundert erlangte Rottenburg durch die Herren von Hohenberg erneut Bedeutung. Bis es 1805 an Württemberg fiel, war Rottenburg vorderösterreichische Oberamtsstadt.

Religionen

Seit 1828 ist Rottenburg Bischofsstadt und beherbegt den Sitz des Bischof und der Bischöflichen Verwaltung (Bischöfliches Ordinariat) der Diözese Rottenburg-Stuttgart.


Politik

Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU - 17 Sitze
  • SPD - 8 Sitze
  • Grüne - 4 Sitze
  • FDP - 3 Sitze
  • WiR - 3 Sitze
  • BFH - 2 Sitze

Städtepartnerschaften

  • Saint Claude, Frankreich

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Rottenburger Fasnet

Rottenburger Ahland

Der Rottenburger Ahland ist eine Teufelsgestalt, die erstmals 1929 in der Rottenburger Fasnet zu sehen war. Als Vorbild für die Larve diente eine Sandsteinfratze, deren Alter und Herkunft umstritten sind . Zunächst hieß diese Narrenfi-gur "Rottenburger Originalmaske", erst seit 1950 setzte sich nach und nach die Bezeichnung "Ahland" durch. In Rottenburg bezeichnete das Wort Aland ursprünglich eine "vermummte Person an der Fastnacht, namentlich ein maskiertes Kind", "Aland gehen" stand für "vermummt gehen", hatte also keinen Bezug zu einer bestimmten Verkleidung, sondern diente als Sammelbegriff für eine Maskierung an sich.

Über die Herkunft des Wortes spekulierte Hermann Fischer in seinem Schwäbischen Wörterbuch: wenn "dieses ganz lokal überlieferte Wort nicht eine specielle Entstehungsursache" habe, so könnte Aland eine "euphemistische Entstellung" des mittelhochdeutschen vâlant ‚Teufel' sein. In der lokalgeschichtlichen Literatur Rottenburgs wurde diese beiläufig geäußerte Vermutung Fischers dann später ungeprüft als eine wahre Tatsache übernommen. Diese Herleitung ist jedoch aus sprachgeschichtlichen Gründen unmöglich, da ein konsonantischer Anlaut nicht einfach wegfallen kann.

Der Begriff Aland/t bezeichnet zunächst allgemein eine Karpfenfischart, eine würzhaltige Kräuterpflanze, sowie verschiedene europäische Flüsse und ist auch als Familienname verbreitet. Es ist anzunehmen, dass der Familienname jüngeren Datums ist und auf einer der anderen Bedeutungen basiert. Der Flussname Alant geht zurück auf indogermanisch al(a) ‚Quelle', der zu den Weißfischen gehörende Aland auf mittelhochdeutsch alant < althochdeutsch alunt < germanisch *alunda, *alundaz < idg. *al-, *alou-, ‚weiß, glänzend', die Pflanze Alant auf germ. *alan ‚sich nähren', gotisch al-an* ‚wachsen, sich nähren' < idg. *al- ‚wachsen, nähren'. Zudem kann Alant auch ‚Alaun (Kalium-Aluminium-Sulfat; ein Beizmittel in der Gerberei, Papierleim)' bedeuten.

Dies erklärt nun aber nicht, wie Aland in Rottenburg zu einem Synonym für eine vermummte Person werden konnte. Hierzu wäre eine genaue vergleichende Erforschung aller Quellen vor Ort nötig, in denen der Begriff in dieser Bedeutung verwendet wird. Gegen die durchaus denkbare Erklärung, dass der Fisch Aland in Rottenburg als eine besondere Delikatesse am Aschermittwoch galt und sich der Name auf die den Fisch verzehrenden Personen übertrug, spricht, dass dieser Fisch nur im Donaugebiet, in Oberschwaben und am Bodensee Aland hieß, am Neckar aber als Schuepfisch ‚Schupp(en)fisch' bezeichnet wurde. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sich die Rottenburger in alantleder ‚mit Alaun gegerbtes Leder' hüllten und der Name des Stoffes metonymisch auf die den Stoff tragenden Personen überging. Oder sie stellten vielleicht mit ihrer Verkleidung eine stadtbekannte Persönlichkeit mit dem Namen Aland dar. Die Heilpflanze Echter Alant galt im Volksglauben als dämonenabwehrende Pflanze; als Amulett um den Hals getragen, sollte sie vor Behexen schützen.


Museen

Diözesanmuseum

Einen großen Einblick in christliche Kunst gibt das 1862 gegründete Diözesanmuseum, das seit 1994 in einem umgebauten Kirchenschiff eine neue Heimat gefunden hat. Das Diözesanmuseum besitzt eine hervorragende Sammlung von Plastiken und Tafelbildern des 13. bis 18. Jahrhunderts, Messgewändern des 15./16. Jahrhunderts, Kruzifixen und Altargerät des Mittelalters, Werken barocker Gold- und Silberschmiedekunst sowie Zeugnissen der Volksfrömmigkeit. In der Schatzkammer befindet sich das älteste Exponat: das Bursa-Reliquiar von Ennabeuren, ein einzigartiges Zeugnis aus der Zeit der Christianisierung (um 650 - 700). Herausragend unter den Zeugnissen aus der Zeit der Romanik sind die Bronze-Kruzifixe von Amrichshausen und Wolpertswende.

Sumelocenna-Museum

Eine Dauerausstellung zum Alltagsleben in Sumelocenna, dem römischen Rottenburg - in die Ausgrabungen sind Teile der antiken Stadt integriert. Der beeindruckendste Gebäudeteil ist eine 32 Meter lange Toilettenanlage, deren luxuriöse Ausstattung noch erkennbar ist. Für jeden, der sich über die Hygieneverhältnisse und die großartigen Ingenieurs- und Handwerkerleistungen römischer Zeit informieren will, lohnt sich ein Besuch des Sumelocenna-Museums. Besonders die regelmäßigen Sonderausstellungen, die meist die praktischen Aspekte des damaligen Lebens zeigen, erfreuen sich großer Beliebtheit genauso wie das alle zwei Jahre (ungerade)am letzen Wochenende im August stattfindende Römerfest.

Stiftsmuseum

Im gotischen Saal (Obergeschoss) der Ulrichskapelle der ehem. Stiftskirche und heutigen Morizkirche ist das Stiftsmuseum untergebracht. Es beherbergt kirchliche Kunst aus der Zeit des Chorherrenstifts (15. bis 18. Jahrhundert), Holzskulpturen aus der Morizkirche und aus der Altstadtkapelle barocke Sakralgeräte.

Vereine

Bauwerke

Dom zu Rottenburg
Bischöfliches Palais 1903
  • Rottenburger Dom
  • enge Gassen mit mittelalterlichen Türmen
  • Bischöfliches Palais
  • Weggentalkirche sowie Kranz der Kapellen rund um die Kernstadt
  • Weiler Burg
  • Wurmlinger Kapelle
  • Wasserturm mit eckigem Wasserbehälter im Ortsteil Eckenweiler (Geografische Koordinaten: 8°48'45" östliche Länge, 48°28'11" nördliche Breite)
  • "Römerbad", Ausgrabung einer römischen Therme, über welcher das Eugen-Bolz-Gymnasium errichtet wurde. Ist durch Glasscheiben zu betrachten.

Puerta Suevica: das über 50 km von bewaldeten Hängen eng begrenzte Neckartal zwischen Sulz und Rottenburg (Neckar-Erlebnis-Tal) öffnet sich Richtung Tübingen.


Regelmäßige Veranstaltungen

  • Neckarfest

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die A 81 Stuttgart-Singen führt an der Anschlussstelle 29 direkt nach Rottenburg. Über die B 27 ist Rottenburg direkt an Tübingen / Reutlingen sowie in Richtung Flughafen Stuttgart bzw. ab 2007 an die Neue Messe Stuttgart angebunden.

Die Eisenbahnlinie Stuttgart-Tübingen - Horb führt durch die Stadt und mehrere Ortsteile. Der Stadtteil Ergenzingen liegt an der Gäubahn Stuttgart - Singen.

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Stadt befindet sich in der Wabe 112. Für die Stadt selbst gilt der Stadttarif 12. Zahlreiche Buslinien verkehren in die Stadtteile.


Öffentliche Einrichtungen

Alle weiterführenden Schulen vor Ort vorhanden, Hochschule für Forstwesen, Musikhochschule

Bildung


Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1881, 15. Dezember, Eugen Bolz, † 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee: Politiker und Widerstandskämpfer

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Am 21. Mai 1527 wurde der ehemalige Benediktinerprior und spätere Täuferführer Michael Sattler (geboren um 1495 in Staufen im Breisgau) wegen seines Glaubens auf grausame Weise hingerichtet.