Kunsthochschule
Eine Kunsthochschule ist eine künstlerisch-wissenschaftliche Hochschule, an der Künstler-Professoren und Wissenschaftler unterschiedlicher Diszplinen lehren und angehende Künstler (im weitesten Sinne: Bildende Künstler, Musiker, Architekten, Regisseure, Schauspieler, Designer etc.) sowie Kunstpädagogen und Kunstwissenschaftler studieren. Neben Hochschulen für Bildende oder Freie Kunst fallen unter den Begriff Musikhochschulen, Hochschulen für Schauspielkunst, Filmhochschulen sowie Hochschulen spezieller Kunstsparten wie Design/Gestaltung, Medien oder Tanz. Architektur wird sowohl an Kunsthochschulen wie an Technischen Hochschulen/Universitäten gelehrt. Einige wenige Kunstuniversitäten, so die Universität der Künste in Berlin, bieten das ganze Spektrum der künstlerischen Studienrichtungen an.
Kunsthochschulen in Deutschland
In Deutschland haben einige Kunsthochschulen das Promotionsrecht im künstlerisch-wissenschaftlichen Bereich[1] und sind damit Universitäten gleichgestellt. Kunsthochschulen im Geltungsbereich des Hochschulrahmengesetzes dienen der Weiterentwicklung der Kunst und der Wissenschaft durch Lehre und Forschung, insbesondere in der Verwirklichung künstlerischer Entwicklungsvorhaben.
Kunsthochschulen bilden den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchs aus. Zur pädagogischen Grundlage gehört meist die Annahme, dass Studierende zu einer eigenen schöpferischen Arbeit und künstlerischen Identität finden, wenn sie ihre Individualität entdecken und entwickeln können, während sie künstlerische Techniken, Methoden und Forschungsstrategien lernen.
Bei der Berufung von Professoren und Professorinnen wird im Gegensatz zu Universitäten keine Promotion und Habilitation vorausgesetzt. Stattdessen muss ein überragendes künstlerisches Lebenswerk vorliegen, das sich in der Regel in der Anerkennung in Fachkreisen und darüber hinaus manifestiert.
Die Fachbereiche sind nach fachspezifischen Erfordernissen der Lehre entweder getrennt oder interdisziplinär untereinander verknüpft. In bestimmten Fachbereichen kann der Studienplatz an Einzelunterricht, an eine kleine Gruppe oder eine bestimmte Klasse eines Professors gekoppelt sein, in anderen sind die Studenten in der Kombination des Lehrangebote für die eigene künstlerische Arbeit und in der Organisation ihres Studiums frei.
An Hochschulen für Bildende Kunst gibt es neben dem Studienangebot für freiberufliche Künstler auch Abschlüsse, die zu künstlerischer Tätigkeit in Medien, Design, Modedesign und Bühnenbild befähigen sollen. An einigen werden zudem Studiengänge für Restauratoren und Kunstpädagogen angeboten.
Zugangsvoraussetzung ist der Nachweis einer besonderen künstlerischen Begabung im Rahmen eines Aufnahmeverfahrens und Abitur oder fachgebundener Hochschulreife. Bei nachweisbar überragender künstlerischer Befähigung kann auf die Hochschulreife verzichtet werden.
Abschlüsse
Das Studium an Kunsthochschulen in Deutschland führt zu unterschiedlichen Abschlüssen. Neben den üblichen Diplomgraden in persönlicher (z.B. Dipl.-Mus.-Päd. - Diplom-Musikpädagoge) oder häufig auch unpersönlicher (z.B. Dipl. Vis. Komm. - Diplom für Visuelle Kommunikation) Form bzw. Bachelor- und Mastergraden und Doktoraten existieren je nach inhaltlicher Ausrichtung Abschlussbezeichnungen wie Graduierter Künstler, Akademiebrief, Meisterschüler, Bühnenreife oder Konzertreife.
Kunsthochschulen in anderen Ländern
Der rechtliche Status von Kunsthochschulen vergleichbaren Bildungseinrichtungen im Ausland variiert beträchtlich.
Im anglo-amerikanischen Ausland sind Kunsthochschulen meist als Fakultäten in den regulären Universitätsbetrieb integriert, in Dänemark‚ Frankreich oder Italien existieren die Kunsthochschulen parallel zum Hochschulwesen als eigenständige Einrichtungen, die den Kulturministerien, nicht den Wissenschaftsministerien unterstehen. Sie verleihen keine akademischen Grade, sondern eigene Diplome.
Die École nationale supérieure des beaux-arts de Paris hat den Status einer Grande École. In Frankreich sind parallel zur traditionellen Kunstakademie, der École des Beaux-Arts, in Folge der 68er-Bewegung Fakultäten für Arts plastiques (bildende Künste) an den Universitäten entstanden. Der Begriff der "Arts plastiques" bezog sich auf den anthropologisch und soziologisch erweiterten Kunstbegriff und richtete sich bewusst gegen den traditionellen Begriff der "schönen Künste".
In Österreich führen alle bisherigen Kunsthochschulen die Bezeichnung Universität. In der Schweiz sind die Kunsthochschulen hingegen den jeweiligen Fachhochschulen zugeordnet.
Der ehemalige Sonderstatus von Kunstakademien im Verhältnis zu Universitäten war in einigen außereuropäischen Ländern übernommen worden. Viele Kunsthochschulen bieten heute begleitende Studien an, und Universitäten schaffen Studiengänge, die dem Studium an einer Kunsthochschule entsprechen. So gibt es etwa in Bangkok, Thailand, das Kunststudium an der ehemals nach traditionellen Fakultäten organisierten Chulalongkorn University ebenso wie an einer zur Universität ausgebauten Kunsthochschule, der Silpakorn University.

Geschichte
Die ersten Kunsthochschule bzw. Kunstakademie in Deutschland wurde mit der Maler-Akademie im 1662 vom Kupferstecher und VerlegerJacob von Sandrart in Nürnberg gegründet (siehe Geschichte der Kunstschulen). In den später im 17. und 18. Jahrhundert von fürstlichen Landesherren gegründeten Akademien sollten Künstler als Professoren die Studenten ausbilden, damit der Erfolg der Schulen zum Ruhm ihres Landes beitrug. Heute erfolgt die Berufung von Professoren auf Vorschlag der Lehrenden gegenüber den jeweils zuständigen Landesministerien.
Siehe auch
- Hochschulen für Angewandte Kunst: Hochschule für Gestaltung
- Hochschulen für Bildende Kunst: Liste von Hochschulen für Bildende Kunst
- Hochschulen für Darstellende Kunst: Musikhochschule, Hochschule für Schauspielkunst
- Filmhochschulen
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Hochschulgesetze der Länder
Quellen
Literatur
- Belzer, Heike/ Birnbaum, Daniel (Hg.): kunst lehren teaching art − Städelschule Frankfurt/Main, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2007, ISBN 978-3-86560-339-5
- Hofer, Katrin: Akademische Grade, Abschlüsse und Titel an künstlerischen Hochschulen. Lang 1996 (Dissertation)
- Tangian, Katia: Spielwiese Kunstakademie. Habitus, Selbstbild, Diskurs. Olms, Hildesheim 2010