Georg Andreas Weise
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Georg Andreas Weise (russisch Георг Андреас Веисе; *30. Novemberjul. / 11. Dezember 1737greg. in Astrachan; † 16. Juni 1792 in Magdeburg) war ein deutscher lutherischer Theologe.
Leben
Der Sohn des damaligen Pfarrers in Astrachan und spätere Oberinspektor der deutschen Schulen des Waisenhauses in Halle (Saale) Georg Friedrich Weise, hatte die unter der Aufsicht seines Vaters stehende Schule besucht. Unter der Leitung engagierter Lehrer erlangte er die nötigen Vorkenntnisse die ihn dazu befähigten 1754 an der Universität Halle ein Studium zu beginnen. Er hatte sich besonders dem Studium der Theologie gewidmet, wozu er besonderst die Vorlesungen bei von Gotthilf August Francke, Johann Heinrich Michaelis, Siegmund Jakob Baumgarten und Gottlieb Anastasius Freylinghausen gelesen wurden.
Einen besonderen Gönner fand er in Johann Georg Knapp, mit dessen Sohn Georg Christian Knapp er in späteren Jahren eine innige Freundschaft schloss. Im zweiten halben Jahr seiner akademischen Studien erteilte er Unterricht in den Schulen des Waisenhauses, um sich dadurch frühzeitig einer künftigen Bestimmung, als Lehrer, vorzubereiten. 1766 war ihm zugleich die Aufsicht über einen Teil des Waisenhauses anvertraut. 1757 war er Inspektor der Mädchenschule und 1759 der Knabenschule. 1760 ging er nach Dresden als Hauslehrer bei den Kindern des Kursächsischen Kabinettsministers Leopold Nicolaus von Ende (1715-1792).
Ungeachtet der vorteilhaften Aussichten, die sich ihm dort boten, kehrte er, den elterlichen Wünschen gemäß, bereits 1761 wieder nach Halle zurück, wo er seinem Vater als Oberinspektor über die sämtlichen Bürgerschulen des Waisenhauses als Adjunkt zugeordnet war. Dieses Amt verwaltete er bis 1768. Um diese Zeit wurde er Diakon an der St. Georgenkirche in Glaucha bei Halle, wozu er am 9. August 1768 ordiniert wurde. 1774 stieg er zum Pastor dieser Gemeinde auf und war 1783 zweiter Prediger an der St. Katharinenkirche in Magdeburg, welches Amt er bis zu seinem Lebensende inne hatte.
Wirken
Mit ungeheuchelter Religiosität, strenger Rechtlichkeit und gewissenhafter Erfüllung seiner Berufspflichten vereinigte Weise das rühmliche Streben, seiner Gemeine durch Vorträge, wie durch Privatunterricht zu nutzen. Sein öffentliches und häusliches Leben war der reinste Abdruck seiner Lehre. Manche lobenswürdigen Eigenschaften zierten seinen Charakter. Er war sanft, bescheiden, anspruchslos und duldsam, ein treuer und redlicher Freund, unermüdlich tätig, wo es galt, irgend etwas Gutes zu stiften, vorsichtig und bedachtsam in seinen Entscheidungen und beharrlich in ihrer Ausführung. Von seinen mannigfachen Kenntnissen wusste er in seinen öffentlichen Lehrvortragen und im gesellschaftlichen Umgange stets einen gemeinnützigen Gebrauch zu machen. Um nicht zurückzubleiben hinter den wissenschaftlichen Fortschritten seines Zeitalters, studierte er neben den älteren theologischen Schriften auch die neuern und ließ das Gute darin nicht ungenutzt. Im Allgemeinen gestattete er indes neuern Vorstellungen keinen Einfluss auf seine theologische Denkart. Die genaue Verbindung der christlichen Dogmatik und Moral ließ er sich nicht streitig machen. I
n jener fand er die Motive zur Sittlichkeit, weil der christliche Tugendwandel doch nur eine Frucht und Folge des Glaubens an das Evangelium von Jesu Christo sein konnte. Seine Reden des sterbenden Mittlers (1778) und über die Weissagung des Jesaias von Christi Leiden und Auferstehung (1786), vor allen aber die nach seinem Tode 1793 erschienenen Predigten über die Sonn- und Festtagsepisteln zeigten, wie hoch er die Bibel achtete. Sorgsam war er bemüht, die in der selben enthaltenen Wahrheiten seinen Zuhörern, ohne Beimischung fremder Zusätze, vorzutragen. Er gebrauchte, häufig biblische Ausdrücke und Redensarten und bezog sich gern auf Schriftstellen, von denen er sich eine unerwartete und stärkere Wirkung auf das Herz versprach. Dergleichen Redensarten erklärte er mitunter ausführlich, gewöhnlich aber nur mit wenigen Worten. Mit Recht glaubte er die Widerlegung nicht schriftgemäßer dogmatischer Vorstellungen oder die gelehrte Beweisführung von der Kanzel verweisen zu müssen. Er war überzeugt, dass der eigentliche Beruf eines evangelischen Lehrers sei, zu zeigen, was Christus für uns getan hat und seine Lehren von uns fordern. Für ein kräftiges Mittel zur Beseligung aller derer, die daran glauben, hielt er, Mit dem Apostel Paulus, das Evangelium von der Versöhnung Christi. An die einfachen Vorstellungen der Bibel sich haltend, suchte er darzulegen, wie aus dem Glauben an den Weltheiland aufrichtige Liebe zu ihm und aus dieser Liebe völlige Beobachtung seiner Gebote stieß.
Stets ging er in seinen Religionsvorträgen von solchen Ansichten aus und führte alles auf sie zurück, während er mit Ernst und Nachdruck Meinungen zu bekämpfen suchte, welche im Widerspruch standen mit dem echten Geist des Christentums oder auf dessen Bekenner in moralischer Hinsicht nachteilig wirken konnten. Daher warnte er oft vor unzeitgemäßem Stolz, vor unzeitgemäßer Bekehrsucht, vor dem unbefugten Richten Anderer und der lieblosen Verachtung und Herabwürdigung derselben. Er zeigte, wie man bei aller scheinbaren Verschiedenheit der Vorstellungsarten und Ausdrücke dennoch in der Hauptsache Eines Sinnes sein könne. Hauptsächlich war er in seinen Predigten bemüht, durch den Verstand auf das Herz zu wirken. Sein Vortrag war daher ungekünstelt und brachte ihm den Ruf eines ausgezeichneten Kanzelredners seiner Zeit. Immer suchte er den eigentlichen Ton zu treffen, den er für den geeignetsten hielt, um auf Überzeugung und Besserung hinzuwirken. An Kraft und Nachdruck fehlte es seinen Religionsvorträgen nicht. Sie waren vielmehr eindringend und rührend, abgefasst in der Sprache des Herzens, welche wieder zum Herzen geht.
Werke
- Ueber die Reden des sterbenden Mittlers; sieben Predigten. Halle 1778
- Reben über die Weissagung des Jesaias von Christi Leiden und Auferstehung; zur Leitung für Unstudirte. Halle 1780
- Für meine Catechumenen und andere junge und alte Christen zur Wiederholung. Magdeburg 1786
- Predigt zur dankbaren Erinnerung der wohlthätigen Regierung Friedrichs des Großen, Königs von Preußen. Magdeburg 1786
- Predigten über die Sonn- und Festtagsepisteln, in ausführlichen Entwürfen. Mit einer Vorrede von D. G. C. Knapp. Halle 1793
Literatur
- Heinrich Doering: Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Verlag Johann Karl Gottfried Wagner, 1835, Neustadt an der Orla, Bd. 4, S.
- Georg Christian Knapp: Leben und Charactere einiger gelehrten und frommen Männer des vorigen Jahrhunderts. Buchhandlung des Waisenhauses, Halle, 1829, S. 203, (Online)
- Veronika Albrecht-Birkner: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 2009, ISBN 9783374021413, Bd. 9, S. 305
- Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Gerhard Fleischer d. J., Leipzig, 1815, Bd. 14, S. 453, (Online)
Personendaten | |
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NAME | Weise, Georg Andreas |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher lutherischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 11. Dezember 1737 |
GEBURTSORT | Astrachan |
STERBEDATUM | 16. Juni 1792 |
STERBEORT | Magdeburg |