Rasur

Rasur (von lat. rasura - das Schaben, das Kratzen)[1] ist das Beschneiden der Haare bis kurz über der obersten Hautschicht mit einer Klinge, so dass diese nicht mehr fühlbar sind. Die Rasur ist die gängigste Methode der Depilation. Das Haar wird dabei nicht entfernt, sondern nur gekürzt. Bei der Haarentfernung, auch Epilation, wird die Haarwurzel mit entfernt. Wie Höhlenmalereien belegen, haben sich bereits vor 25.000 Jahren die Menschen mit Hilfe von geschärften Steinen und Muscheln die Behaarung abgeschabt.

Manuelle Rasur

Geschichte
Frühe Rasierer bestanden aus geschliffenem Feuerstein, Steinmessern, Muschelschalen und Haifischzähnen. Archäologische Funde von Rasierschabern aus Stein sind bereits aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. bekannt. Harte Gesteine wie Flint oder Obsidian erlaubten es, wesentlich schärfere Klingen zu fertigen als die damals verfügbaren weichen Metalle. Auch Bronzeschaber sind gefunden worden. Die Ägypter benutzten im 4. Jahrhundert Kupfer- oder Goldmesser. Die Römer nutzten Bimsstein. In Südamerika bevorzugten es die Ureinwohner dagegen, die Haare statt des Rasierens auszuzupfen.
Ursprünglich war die Klinge des Rasiermessers feststehend, aber schon ca. 1550 v. Chr. sind die ersten einklappbaren Messer bekannt. Im 17. Jahrhundert wurde in Sheffield das Klapprasiermesser wieder eingeführt. Rasiermesser hervorragender Qualität kamen in der Folge aus den Messermetropolen Solingen und Sheffield. Die Nassrasur der Barthaare wurde traditionell beim Barbier mit dem Rasiermesser durchgeführt. In den meisten Kulturkreisen ist dieser Berufsstand selten geworden, aber im arabischen Raum wird die Barbierkunst noch gepflegt.

Erst mit der Erfindung des mechanischen Rasierapparates (Rasierhobel) mit doppelseitiger Sicherheitsrasierklinge im Jahre 1901 durch King Camp Gillette wurde es möglich, sich täglich einfach zu Hause zu rasieren. Vorher verwendete man dafür ein Rasiermesser. Im Ersten Weltkrieg wurden diese Apparate von amerikanischen Soldaten in großer Stückzahl verwendet, um die erstmals verwendeten Gasmasken luftdicht am Gesicht abzuschließen. Hygienische Gründe kamen später dazu.
Gegenwart
Zur Erweichung der Barthaare und für ein besseres Gleiten der Klinge auf der Haut verwendet man traditionell Rasierseife, eine Rasierschüssel, einen Rasierpinsel (möglichst aus weichen Dachshaaren, beste Qualität hat Silberspitzendachs) und als Blutstiller einen Alaunstift. Mancher verwendet auch noch einen vergrößernden Rasierspiegel.
Um den Rasierkomfort zu erhöhen, wird von der Industrie auch Fertigschaum aus der Sprühdose angeboten. Dieser erreicht aber nicht die dicke Cremigkeit und damit Wirksamkeit beim Aufweichen der Barthaare einer selbst aufgeschäumten Rasierseife oder Rasiercreme aus der Tube. Alternativ kann man auch Rasieröl verwenden. Nach dem vorsichtigen Abschaben der Bartstoppeln mit dem Rasierapparat und dem Abspülen des Schaums wird meist ein alkoholhaltiges Rasierwasser (Aftershave) aufgetragen, um die Mikroverletzungen zu desinfizieren und einen leichten Duft aufzutragen. Für empfindliche Gesichtshaut gibt es auch alkoholfreie Aftershaves.
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen kostengünstigen Wegwerf-Rasierern und Systemrasierern, bei denen nur die Klingenblöcke gewechselt werden müssen. Bis heute erhältlich sind die mechanischen Rasierapparate der ersten Generation (Hobel), mit den wechselbaren doppelseitigen Rasierklingen, die im Unterhalt sehr günstig sind.
Bei den Systemrasierern liefern sich Gillette und Wilkinson in den letzten Jahren ein Rennen um die beste Nassrasur, wobei günstige Anbieter wie Drogerie-Eigenmarken mit kurzen Verzögerungen nachziehen. So stieg die Klingenzahl von zwei auf mittlerweile maximal sechs, die teilweise einzeln federnd gelagert sind sowie speziell gehärtet und leicht gleitend sein sollen. Des Weiteren wurden erst unterhalb und mittlerweile zusätzlich oberhalb der Klingen sogenannte Feuchtigkeitsstreifen angebracht, und Gummilamellen sollen die Haare vor der Rasur aufrichten. Die Klingenblöcke selbst sind in verschiedene Richtungen schwenkbar gelagert. Die Produkte der beiden Hersteller unterscheiden sich hauptsächlich darin, dass Wilkinson die Klingen nicht einzeln lagert und stattdessen die Klingenblöcke mit feinen senkrecht verlaufenden Drähten versieht, wodurch die Verletzungsgefahr gesenkt werden soll. Beide Hersteller setzen bei den Spitzenmodellen mittlerweile auf eine batteriebetriebene Unterstützung der Rasur.
Im Vergleich zu Systemrasierern sind Hobel und Rasiermesser im Gebrauch deutlich günstiger, da die Klingenblöcke der Systemrasierer nur für 8 bis 12 Rasuren empfohlen werden und preislich bei ca. drei Euro pro Stück (Stand Anfang 2008) liegen.
Maschinelle Rasur
Geschichte
Die ersten Trockenrasierer wurde durch Johann Bruecker, ein Donauschwabe, der in die USA ausgewandert war, der dort als Schlosser und Mechaniker arbeitet, 1915 erfunden.[2] Er arbeiteten mit rotierenden Klingen, angetrieben von einem mechanischen Aufziehmotor. Mit der Entwicklung kleiner Elektromotoren wurde es in den 1930er Jahren möglich, elektrische Rasierapparate für die Trockenrasur zu entwickeln. Diese wurde auch als Sicherheitsrasur bekannt, da kein offenes Messer verwendet wird. Der Messerblock liegt geschützt hinter einer Scherfolie (Scherblatt). 1937 wurde in den USA der erste handliche Elektrorasierer von Jacob Schick (1878 – 1937) mit oszillierenden System (Schwingankermotor) durch die Firma Remington angeboten. 1939 folgte Philips mit einem eigenen rotierenden 3-Klingen-Schersystem. Breit durchsetzen konnte sich die relativ teure Technik der Trockenrasur aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 1980er und 1990er Jahren vertrieb auch Grundig Rasierer mit einem 40 µm (Mikrometer) dicken Scherblatt und oszillierendem Messerblock.
Gegenwart
Bedeutende Anbieter von Rasierapparaten sind gegenwärtig Braun, Remington, Philips (Philishave) und Panasonic. Waren Elektrorasierer früher unpräzise, so haben sie inzwischen gegenüber den Handrasierern aufgeholt. Spezielle Modelle für Frauen („Lady-Shaver“) sind erhältlich. Zeitaufwand und Hautreizungen sind bei der Elektrorasur in der Regel geringer als bei der (Nass-)Rasur von Hand.
Vor der Elektrorasur kann ein alkoholhaltiges Preshave im Gesicht aufgetragen werden, das die Barthaare aufrichtet und die Gesichtshaut entfettet. Alternativ stehen Rasierpuder als Stift oder in Dosen zur Verfügung, die die Haut ebenfalls entfetten.
Moderne wasserfeste Elektrorasierer sind auch für Nassrasur geeignet und kombinieren auf diese Weise die Gründlichkeit und Hygiene der Nassrasur mit der Schnelligkeit und Sicherheit der Elektrorasur.
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Modell Braun Syncro 7505
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Scherfolie eines Rasierapparates (Bauart Braun 340)
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Nass-Trocken-Rasierer von Panasonic
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Scherkopf eines Rasierapparates mit rotierenden Messern (Bauart Philips)
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Rasierapparat Philips 7300 Serie
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Rasierapparat Philips offen
Erste Rasur
Im alten Rom wurde die erste Rasur als religiöses Ritual gefeiert. Bei dieser Feier gaben die Jungen ihr Kinderspielzeug auf und wurden zum ersten Mal rasiert. Der Junge galt danach als Erwachsener. [3]
Der Zeitpunkt der ersten Rasur kommt ganz auf die individuelle Entwicklung des Bartwuchses an, oder auf die persönlichen Vorlieben. Manche Jungen beginnen sich schon mit 13 Jahren zu rasieren, während andere erst mit 17 oder später anfangen.[3] Entscheidend ist auch, ob den jungen Männern der spärliche Bartflaum gefällt oder nicht. Die verbreitete Meinung, dass die frühe Rasur zu stärkerem Bartwuchs führt, ist falsch. Dieser Effekt entsteht lediglich dadurch, dass die Enden der Härchen nach einer Rasur nicht mehr spitz zulaufen, sondern eine Fläche bilden. Anfangs reicht es meistens aus, die Rasur ein- bis zweimal pro Woche durchzuführen.
Siehe auch
Sonstiges
- "Es ist leichter, einmal im Jahr ein Kind zu bekommen, als sich jeden Tag rasieren zu müssen." (russisches Sprichwort) [4]
- 33 % der Männer glauben, mit einer Rasur ihrer Großmutter eine Freude machen zu können. (Forsa-Umfrage September 2007 für Braun)[5]
Literatur
- Frank Gnegel: Bart ab! Zur Geschichte der Selbstrasur, Köln 1995, ISBN 3-7701-3596-2
- Wallace G. Pinfold: Der goldene Schnitt, Köln 2000, ISBN 3-8290-3615-9
- Bernhard Roetzel: Der Gentleman, Köln 1999, ISBN 3-89508-637-1
Einzelnachweise
- ↑ Rasur In: Duden – Das Fremdwörterbuch, 9. Auflage, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2007.
- ↑ ABC der Deutschen Erfindungen. Reportage von Dorothee Ott und Kristine von Soden. Hessischer Rundfunk, 23. Dezember 2010
- ↑ a b Rasierklingen online kaufen, der-politiker.de, 12. April 2009, zuletzt gesehen am 10. Juli 2009
- ↑ Fünf skurrile Rasurmethoden, Pro Sieben Gallileo, 11. Juli 2007, zuletzt gesehen am 12. Juli 2009
- ↑ Forsa-Umfrage September 2007 für Braun, sz-magazin.sueddeutsche.de, 2008, zuletzt gesehen 12. Juli 2009
Weblinks
- Wiktionary: Rasur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Commons: Rasur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Ausführlicher Beitrag zur Geschichte der Rasur
- Infos zum Rasiermesser
- Alles übers Nassrasieren