Axel Springer SE
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Der von Axel Springer 1946 gegründete Axel-Springer-Verlag ist Deutschlands größter Zeitungsverlag und verlegt unter anderem die BILD und Die Welt.
Der Sitz des Unternehmens ist Berlin mit weiteren Zentralen in Hamburg und München.
Rund 55 % der Aktien (Stand 2003) sind im Besitz von Friede Springer, der Witwe des Verlagsgründers. Rund 20 % gehören der Hellman & Friedman LLC, 9 % der Aktiengesellschaft selbst, und rund 10 % befinden sich in Streubesitz. Vorsitzender des Vorstands ist Dr. Mathias Döpfner, Vorsitzender des Aufsichtsrats Dr. Giuseppe Vita.
Geschichte
Der Verlag wird 1946 als Axel Springer Verlag GmbH von Axel Springer und seinem Vater, dem Verleger Hinrich Springer, in Hamburg gegründet. Erste Publikationen sind die Hörzu und die Nordwestdeutschen Hefte, in den nächsten Jahren folgen BILD und das Hamburger Abendblatt.
1953 erwirbt Springer die Die Welt GmbH und deren Zeitungen Die Welt, Welt am Sonntag und Das neue Blatt.
Die Beteiligung an der Ullstein AG wird 1959 ausgeweitet, so dass Springer nun die Aktienmehrheit an dem Berliner Verlag (B.Z., Berliner Morgenpost) hält.
1966 wird das Verlagshaus in Berlin-Kreuzberg, direkt an der Berliner Mauer, bezogen (Lage: unbenannte Parameter 1:52_30_27_N_13_23_53_E_type:landmark, 2:52°30′27" N 13°23′53" O ).
Studentenunruhen
Der Axel-Springer-Konzern erreichte im Jahre 1968 beeindruckende Marktanteile. Mit einem Anteil bei Tageszeitungen von 39 % und bei überregionalen Zeitungen von ungefähr 81 % wurde der Verlag von einigen, vor allem in studentischen Kreisen, als Bedrohung für die Pressefreiheit und die Freiheit der öffentlichen Meinungsbildung angesehen.
Die Berichterstattung über den Vietnamkrieg war aus Sicht studentischer Gruppen falsch und voreingenommen. Das Wort Springerpresse wurde zum negativ besetzten Schlagwort. Axel Springer, ein überzeugter Antikommunist, steigerte mit Aussprüchen wie "Man ist gegen den Kommunismus, wie man gegen Krebs ist" die Radikalisierung der Studentenbewegung zusätzlich.
Rudi Dutschke organisierte Anfang 1968 studentische Protestaktionen gegen den Axel-Springer-Konzern, der seinerseits mit einer Kampagne gegen Dutschke und die studentische Bewegung antwortete. Schlagzeilen wie "Unruhestifter unter Studenten ausmerzen" und "Jetzt wird aufgeräumt" führten zu einer weiteren Eskalation, die schließlich in einem Attentat des von der Bild-Zeitung aufgehetzten Josef Bachmann auf Rudi Dutschke gipfelte.
"Katharina Blum"
Der Schriftsteller Heinrich Böll kritisiert den Umgang des damaligen Axel-Springer-Verlags mit Studenten zur Zeit der Studentenunruhen in seiner Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum. Dass das Buch Bezug auf die Berichterstattung des Axel-Springer-Verlags nimmt, macht Böll in der Einleitung deutlich: Er spricht von "nicht zufälligen, sondern unvermeidbaren Ähnlichkeiten mit Publikationen des Axel-Springer-Verlags". Bölls Antrieb, das Buch zu schreiben, waren vermutlich auch eigene Erfahrungen mit dem Axel-Springer-Verlag. Nachdem er im Jahre 1972 den Artikel "Will Ulrike Meinhof Gnade oder freies Geleit?" veröffentlicht hatte, berichtete die BILD-Zeitung über seinen Sohn Raimund und dessen mutmaßlich illegale Aktivitäten. Dabei soll Raimund Böll RAF-Mitgliedern seine Reisepässe übergeben haben. Pikanterweise wurde in der BILD-Zeitung seinerzeit über eine Hausdurchsuchung bei Raimund Böll berichtet, die bei Erscheinen der jeweiligen Ausgabe der Zeitung noch gar nicht stattgefunden hatte. Böll nutzte sodann die Gelegenheit, in Die verlorene Ehre der Katharina Blum auch die Verbindungen zwischen dem Axel-Springer-Verlag und offiziellen Organen wie Staatsanwaltschaft und Polizei kritisch zu hinterfragen.
Börsengang
Der Verlag wird 1970 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Beim Börsengang 1985 verkauft Axel Springer 49 % der Verlagsanteile.
Der Verleger Axel Springer stirbt am 22. September 1985.
Neuausrichtungen
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erweitert der Verlag seine Aktivitäten im europäischen Ausland. Tochterfirmen und Beteiligungen in Osteuropa, Spanien, Frankreich und Großbritannien werden gegründet und ausgebaut.
Mit Sat.1 Text betritt der Verlag 1988 den Markt für neue Medien. Es folgen Beteiligungen am Telefondienstleister CompuTel und den TV-Sendern Hamburg 1 und Business TV International.
1996 wird ein Teil der Berliner Lindenstraße umbenannt in Axel-Springer-Straße.
1999 erwirbt der Konzern Beteiligungen an der Schwartzkopff TV-Produktionsgesellschaft und Studio Hamburg. Nach dem Zusammenschluss der Fernsehsender Pro7 und Sat.1 ist er an der ProSiebenSat.1 Media AG beteiligt.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 nimmt der Verlag "die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika" in seine Unternehmensgrundsätze auf. Die Sicherheitsvorkehrungen im Hamburger Verlagshaus werden verschärft.
Die Redaktionen der Welt und Berliner Morgenpost werden 2001 zusammengelegt.
Im November 2002 scheidet Leo Kirch aus dem Aufsichtsrat des Verlages aus. Die Beteiligung seiner Kirch-Gruppe wurde bereits im Oktober von der Deutschen Bank und Friede Springer übernommen.
Der Aktienbesitz der Deutschen Bank wird 2003 an die amerikanische Private-Equity-Gruppe Hellman & Friedman LLC und Friede Springer verkauft. Die Witwe des Verlagsgründers hält damit die einfache Mehrheit der Anteile an der Aktiengesellschaft.
Auf einer Hauptversammlung am 16. April 2003 beschließen die Aktionäre unter anderem eine Umfirmierung des Unternehmens in Axel Springer AG und ein neues Corporate Design.
Übernahme von ProSiebenSat.1
Am 5. August 2005 kündigt der Verlag an, seinen Anteil an der ProSiebenSat.1 Media AG massiv auszuweiten. Für 4,15 Milliarden Euro (laut Financial Times Deutschland) werde er alle stimmberechtigten Stammaktien und ein Viertel der Vorzugsaktien erwerben sowie Verbindlichkeiten von etwa 500 Millionen Euro refinanzieren.
Damit sollen beide Konzerne verschmelzen und das TV-Engagement des Verlags ausgeweitet werden. Die Zustimmung des Bundeskartellamts steht bisher aus. Nach der Übernahme würde der Konzern im TV-Markt hauptsächlich mit der Bertelsmann AG aufteilen, mit der er im Januar 2005 ein Tiefdruck-Joint-Venture eingegangen war.
Kritik
Bereits in der Planungsphase liess die Übernahme Beobachter um die Vielfältigkeit und Unabhängigkeit der deutschen Presse bangen. Der Professor Jürgen Richter, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Verlags, äußerte sich in der Fernsehsendung Report Mainz wie folgt:
- „Die publizistischen Gefahren sehe ich darin, wenn die handelnden Personen (...) offen oder verdeckt eine politische Ausrichtung haben, dass sich das in den Publikationen in den Printmedien und auch in den Fernsehsendungen wiederfindet.“ [1]
Richter war der Ansicht, dass ein vom Verlag gewünschtes Agenda Setting über die willkürliche Auswahl von Mitarbeitern geschehe. Ähnlich kritisch äußerten sich der Medienwissenschaftler Professor Siegfried Weischenberg und der ehemalige Chefredakteur der BILD, Udo Röbel.
Im August 2005 kündigte der Präsident des Bundeskartellamts, Ulf Böger, eine intensive Prüfung der Übernahmepläne an. Der Verlag und die Bertelsmann Group würden nach der Übernahme jeweils rund 40 Prozent des Fernsehwerbemarkts kontrollieren. Auch der Lesermarkt für Kaufzeitungen werde untersucht werden.
Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner sah ein starkes Argument für die Genehmigung der Übernahme:
- „Schließlich entsteht durch die Fusion von Axel Springer mit ProSiebenSat.1 in Deutschland erstmals ein echter Wettbewerber der Bertelsmann Gruppe, die seit der Mehrheitsübernahme an der RTL Group im Jahre 2001 ebenfalls Printmedien und TV unter einem Dach vereint.“
Orthographie
Die Rechtschreibreform von 1996 ist von Journalisten des Verlags meist kritisch beurteilt worden. Trotzdem wurden die Verlagstitel ab dem 1. August 1999 orthographisch umgestellt. Seit dem 3. Oktober 2004 wird diese Entscheidung rückgängig gemacht, beginnend mit der Bild am Sonntag. Inzwischen werden alle im Konzern erscheinenden Titel wieder in der jetzt „klassische Rechtschreibung“ genannten Weise verfasst. Für die problemfreie Umsetzung dieses Vorhabens wurden zahlreiche Korrektoren mit Zeitverträgen neu eingestellt.
Tages- und Sonntagszeitungen
(falls ohne Angabe: 100%)
Überregional
- BILD und Bild am Sonntag (zusammen mit Computer-Bild - siehe Zeitschriften - als "rote Gruppe" bezeichnet)
- Die Welt, Welt kompakt und Welt am Sonntag ("blaue Gruppe")
- via Finanzen Verlagsgesellschaft für Kapitalmarktinformationen mbH:
Regional (Auswahl)
- Hamburger Abendblatt
- Berliner Morgenpost
- B.Z. und B.Z. am Sonntag
- Elmshorner Nachrichten
- Ostsee-Zeitung (50%)
- Lübecker Nachrichten (49%)
- Kieler Nachrichten (24,5%)
- Leipziger Volkszeitung (50%)
- Wochenblätter (meist Stadtteilzeitungen) in Hamburg, Sachsen und Berlin
Zeitschriften
- Programmzeitschriften
- Sport-Bild
- Auto-Bild und Sonderhefte
- Bild der Frau
- Frau von heute
- Computer-Bild
- Gesundheits-Bild, Reise-Bild und Tier-Bild
- Der Freund
- via AS Young Mediahouse GmbH:
- Jolie
- Maxim
- Mädchen
- Metal Hammer
- Musikexpress
- Popcorn
- Rolling Stone
- Starflash
- Yam!
- via Finanzen Verlagsgesellschaft für Kapitalmarktinformationen mbH:
- €uro mit FINANZ€N
- offenbar via Markt und Mittelstand GmbH & Co. KG:
- Markt und Mittelstand
- beteiligt (via AS Auto-Verlag GmbH) an:
- Automobil Tests
- Autotuning
- Opel Club & Trend
- beteiligt (via Jahr Top Special Verlag GmbH) an:
- AngelWoche, Blinker, ESOX, Fliegenfischen
- FOTOwirtschaft, PHOTO TECHNIK INT., fotoMAGAZIN
- GOLFmagazin, Golf CLUB-MAGAZIN
- JÄGER
- Aero International, fliegermagazin, Fly and glide
- ST. GEORG
- segeln
- tauchen
- tennis magazin
- beteiligt (via Family Media GmbH) an:
- Familie & Co.
- Spielen und Lernen, Young Family
- Mach mit, Treff, Oscar, Paps
Druckereien
Zum Konzern gehören Offset- in Berlin-Spandau, Ahrensburg bei Hamburg und Essen-Kettwig.
Am 1. Januar 2005 wurde die Axel Springer Tiefdruck GmbH & Co. KG gegründet, um in einem Joint Venture mit der Bertelsmann AG (mittels Arvato und Gruner + Jahr) zusammenzuarbeiten. An diesem sind Arvato und Gruner + Jahr zu je 37,45 Prozent und die Axel Springer AG mit 25,1 Prozent beteiligt.
In der Gesellschaft wurden die Tiefdruckereien in Ahrensburg und Darmstadt zusammengefasst. Zwischen dem 23. Dezember 2004 und dem 3. Mai 2005 wurde dieses Vorhaben von der EU-Kommission wettbewerbsrechtlich überprüft und trotz des geschätzten Marktanteils von fast 50 Prozent genehmigt.
Künftig werden die Tiefdruckereien der genannten Konzerne mit den Standorten in Itzehoe, Ahrensburg, Dresden, Darmstadt, Nürnberg und der im Bau befindlichen Druckerei in Liverpool (Großbritannien) jetzt unter dem Namen "Prinovis", mit Unternehmenssitz in Hamburg, agieren.
Weitere Ausrichtungen
Neben Verlagsbeteiligungen in Deutschland hält die Axel Springer AG Anteile an Fernseh- und Rundfunksendern, Vertriebsgesellschaften und Pressegrossisten, Online-Portalen und Verlagen im europäischen Ausland. Die folgende Auflistung stammt aus dem Jahr 2004.
Als Aktiengesellschaft legt der Axel-Springer-Verlag alle Beteiligungen in einer Übersichtsgrafik offen, die Teil des jährlichen Geschäftsberichts ist.
Weiterhin hat BILDblog eine Konzernübersicht zusammengestellt: Die Verwandschaft der "Bild"-Zeitung
Elektronische Medien und TV (Auswahl)
- ProSiebenSat.1 Media AG (vorbehaltlich der positiven kartellrechtlichen Beurteilung, siehe oben)
- KG Hamburg 1 Fernsehen Beteiligungs GmbH & Co. zu 30 %
- AS TV-Produktions- und Vertriebsgesellschaft mbH
- Schwartzkopff TV-Productions GmbH & Co. KG (über Axel Springer TV Productions GmbH)
- AS Interactive GmbH
- AS Content GmbH
- Bild.T-Online.de AG & Co. KG zu 63 %
- AS Venture GmbH
- Immonet GmbH zu 74,9 %
- StepStone Deutschland AG zu 49,9 %
- buecher.de GmbH & Co. KG zu 25 %
- 7 Hörfunkgesellschaften (Eigenangabe) bzw. an 28 Hörfunksendern beteilgt (lt. BILDblog)
Prozentzahl fehlt: 100%ige Beteiligung.
Beteiligungen an Verlagen im Ausland (Auswahl)
- Petöfi Zeitungs- und Buchverlag GmbH (Ungarn) zu 94 %
- Népújság GmbH (Ungarn) zu 94 %
- ZAO Axel Springer Russia (Russland, über AS Osteuropa GmbH) zu 95 %
- Axel Springer Praha a.s. (Tschechische Republik)
- HOBBY PRESS S.A. (Spanien)
- Axel Springer France S.A.S. (Frankreich)
- Axel Springer Polska Sp.zo.o. (Polen)
- Handelszeitung Fachverlag AG (Schweiz, über Handelszeitung und Finanzrundschau AG)
- AXEL SPRINGER-BUDAPEST GmbH (Ungarn) zu rd. 93 %
- Axel Springer-Ungarn GmbH zu rd. 94 %
Prozentzahl fehlt: 100%ige Beteiligung.
Sonstiges
- PIN AG (Postdienstleister, gemeinsam mit der Verlagsgruppe Holtzbrinck)
- VVDG Verlags- und Industrieversicherungsdienste GmbH
- PPS Presse-Programm-Service GmbH
- Vertriebsgesellschaften
- 7 Grossogesellschaften
- Immobilien-Fonds-Beteiligungen
Kritik
Siehe auch: Springerpresse, Kritik an der BILD, Kölner Zeitungskampf
Journalismus
Dem Verlag wird oft ein politisch rechts-konservatives Agenda Setting nachgesagt, das vor allem in den Zeitungen BILD und Die Welt erkennbar sei.
Beziehung zu Politikern
BILD-Chefredakteur Kai Diekmann ist eng mit dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl befreundet.
Weblinks
- axelspringer.de - Offizielle Webpräsenz der Axel Springer AG
- Aufstellung aller Medienbeteiligungen des Konzern
Selbstdarstellungen
- "Neubeginn mit einem altersschwachen Opel" - Artikel von Uwe Bahnsen über die Verlagsgründung, Welt am Sonntag, 15. Mai 2005
- Grundsätze der AG