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Charles Frederick Worth

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Charles Frederick Worth (* 13. November 1826 in Bourne, Lincolnshire; † 10. März 1895 in Paris) gilt als der Begründer der Haute Couture.

Worth absolvierte zuerst in zwei angesehenen Londoner Kaufhäusern eine Lehre als Verkäufer von Stoffen, bevor er 1845 nach Paris auswanderte. Dort arbeitete er gleichfalls zuerst als Verkäufer von Stoffen im auf Seide spezialisierten Stoffhaus "Gagelin" und heiratete eine seiner Kolleginnen, Marie Vernet. Seine Frau war auch das Mannequin, mit dem er als erste Schals und Hüte vorführte. Worth entwarf für seine Frau einige einfache Kleider, die die Seidenstoffe des Hauses besonders gut zur Geltung brachten und Kunden begannen nach Kopien dieser Kleider zu fragen. Auf der Pariser Weltausstellung von 1855 zeigte er auch einen frei von den Schultern herabhängenden Mantel und erhielt dafür den 1. Preis.

Worth, der mittlerweile zum Juniorpartner in der Firma aufgestiegen war, versuchte seine Partner dazu zu bewegen, den Geschäftsumfang um die Produktion von Kleidern auszudehnen. Seine Partner zögerten jedoch, in ein Geschäftsfeld einzusteigen, das (im Vergleich zum Stoffhandel) so gering in Reputation war wie die Herstellung von Kleidung. Worth fand als Finanzier jedoch einen wohlhabenden Schweden, Otto Bobergh, der bereit war, die Finanzierung eines Modehauses zu übernehmen. 1858 eröffnete Worth sein Modehaus unter dem Namen "Worth et Bobergh". Sein Unternehmen hatte sehr schnell Erfolg. Eine von Worth kreierte Abendgarderobe aus silbernem Tüll, Gänseblümchen, rosa Herzen und silbernen Pailletten, die die Gattin des österreichischen Botschafters auf einem Staatsball trug, fiel der Kaiserin Eugénie auf und Worth avancierte zum Hoflieferanten. Andere berühmte Namen folgten. Viele seiner Kundinnen nahmen eine lange Anreise nach Paris in Kauf, um sich von Worth einkleiden zu lassen.

Worth schmeichelte seinen Kundinnen mit luxuriösen Materialien und sorgfältigem Schnitt. Während zuvor die Kundinnen das Design ihrer Kleider vorgaben, stellte Worth viermal im Jahr Modellkreationen in Modeschauen vor. Seine Kundinnen wählten dann ein Modell, das mit einem Stoff ihrer Wahl und ihrer Figur entsprechend genäht wurde. 1870 beschäftigte Worth über 1 200 Näherinnen, die jede Woche mehrere hundert Kleider herstellten. Worths Ruf war so gut, dass er Kunden sogar ablehnen konnte. Seine Modelle waren so teuer, dass sie selbst von sehr begüterten Kundinnen jeweils nach der neuesten Mode umgeändert worden.

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 schloss das Modehaus und diente als Krankenhaus. Bobergh schied aus der Firma aus, als es 1871 wieder eröffnet wurde. Worth bezog seine zwei Söhne mit in das Geschäft ein, so dass das Modehaus auch nach Worths Tod im Jahre 1895 weiterbestand.

Worth revolutionierte mit seiner Art der Kleiderproduktion die Modeindustrie; er war der erste Modeschöpfer, der mehr als Künstler denn als Handwerker verstanden wurde. Darüber hinaus war sein Einfluss auf die Mode insgesamt sehr groß; schon 1867 schuf Worth ein Vertriebsprogramm, das es ausländischen Einkäufern den Erwerb von Schnittmustern ermöglichte. Entsprechend seinem künstlerischen Selbstverständnis waren in Worths Modelle sein Namensschild eingenäht. Seine Mode war außerdem "komplett", wenn sie sein Atelier verließ. Anders als bei anderen Schneidern und Schneiderinnen war es nicht vorgesehen, dass seine Kleidung von einer Modistin mit Accessoires aufgeputzt wurde. Worth veränderte außerdem die weibliche Silhouette insgesamt, indem er Taille und Rocksaum versetzte und den rückwärtig gebauschten Rock und die Turnüre einführte. Aufsehen erregte er beispielsweise auch, als er die Rocklänge der Kaiserin um 25 cm kürzte.

1962 widmete das Brooklyn Museum in New York dem Moderevolutionär Worth eine Ausstellung.

Literatur

  • Gertrud Lehnert; Frauen machen Mode – Berühmte Modeschöpferinnen von Coco Chanel bis Vivienne Westwood, Dortmund 1998, ISBN 3-492-23024-5
  • Reclams Mode- & Kostümlexikon, Stuttgart 1987 ISBN 3-15-010403-3
  • Andrew Tucker, Tamsin Kingswell; Mode, München 2000. ISBN 3-7913-2428-4