Universitas Studii Coloniensis
Die erste 1388 durch die Patrizier im Rat der Stadt Köln gegründete Universität Köln oder wie es noch präziser auf ihrem ersten Siegel heißt universitas studii s[an]ct[a]e civitatis coloniensis hatte Bestand bis zu ihrer Auflösung während der Franzosenzeit im Jahre 1798.

Vorgängereinrichtungen
Köln war im Mittelalter die größte Stadt im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Dazu war sie die bedeutendste Wallfahrtsstadt seit Rainald von Dassel 1164 die Reliquien der Heiligen drei Könige nach Köln gebracht hatte. Köln hatte also Geld für Bildung. Im Heiligen Köln gab es eine Domschule und ab dem 13. Jahrhundert bei den geistlichen Bettelorden der Franziskaner, Karmeliter und Augustiner Generalstudien. Die bekanntesten waren die der Dominikaner, die Albertus Magnus gegründet hatte.[1]
Gründung
Die Universität zu Köln wurde am 21. Mai 1388 als vierte Universität im Heiligen Römischen Reich nach der Karls-Universität Prag (1348), der Universität Wien (1365) und der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg (1386) gegründet. Die Initiative dazu ging nicht wie sonst üblich vom Kaiser oder einem Fürsten aus, sondern vom Rat der Freien Reichsstadt Köln, die auch die Kosten übernahm.[2] Die Gründungsurkunde wurde von Papst Urban VI. in Perugia unterzeichnet. Am 6. Januar 1389 wurden die Vorlesungen aufgenommen. Gründungsrektor war Hartlevus de Marca, der die Lehre mit einer Disputation mit dem Theologieprofessor Gerhard Kikpot von Kalkar über Jesaja 60,1 („die Herrlichkeit des Herrn ging strahlend auf über dir“) eröffnete. Die Universität richtete sich am angesehensten Vorbild, der Universität von Paris, aus.[3], von der etwa drei viertel der Professoren kamen, ein weiterer Teil war aus Heidelberg wegen der Pest nach Köln geflohen. [4] Sie unterschied sich aber von Paris insofern, als sie von Beginn an neben Kirchenrecht auch Kaiserrecht (Römisches Recht) lehrte. Sie gehörte von Anfang an mit 700 Immatrikulierten (später ca. 1000) zu den größten Universitäten Europas. Die Stadt finanzierte zunächst neun, später zwölf professores publici et ordinarii, vier Theologen, drei Kanonisten, drei Mediziner und zwei Legisten (die Römisches Recht/Kaiserrecht lehrten). Weitere Professuren wurden durch Pfründen finanziert. An 10 der großen Kölner Stiftskirchen und am Kölner Dom war für die Universität ein Kanonikat vorbehalten. 1437 kamen noch einmal je 11 an diesen Kirchen dazu. Neben der Finanzierung war dadurch auch die geistliche Verbindung zur Kirche gewährleistet.[5] Zudem war das Recht, Prüfungen abzunehmen, und die Promotion dem Erzbischofverliehen, der damit den Domprobst beauftragte, der damit Kanzler der Hochschule war. Der Vizekanzler, ein von ihm beauftragter Professor der Universität, führte die Geschäfte.[6] Ein ähnliches Konstrukt gibt es heute noch bei den traditionellen britischen Hochschulen. Die Hochschule besaß alle vier damals üblichen Fakultäten: „Artes“, Theologie, Medizin und in der Jurisprudenz bot sie beide Rechte an. Gründungsmitglieder waren 1388/89 21 Magistri; Von den Studenten waren 108 Theologen, 166 Juristen und acht Mediziner.
Studenten und Lehre

Hauptsächlich kamen die Studenten aus den rheinischen, westfälischen und niederländischen Territorien. Ein Drittel galt als arm und wurde aus Stiftungen und mit Nebenverdiensten ernährt. In den Jahren zwischen 1441 und 1500 wurden jährlich rund 450 Studenten immatrikuliert. Viele Studenten lebten in den so genannten Bursen, auf die im 15. Jahrhundert auch der Unterricht der artistischen Fakultät überging. Kleinere Bursen hielten sich nicht lange. 1524 gab es noch die Kronenburse (Tricoronatum) benannt nach dem Kölner Wappen auf dem dann städtischen Gebäude, die Laurentiana und die Montanerburse, benannt nach ihren Gründern. Das Studentenleben spielte sich in den Bursen ab. Der Doktorausritt nach der Promotion zum Beispiel war ein teures Fest, das aber zugleich viel Reputation gewährte[7]
Die Hochschule hatte ihre Lehrgebäude und Bursen in der Stadt verteilt in einem Areal um den Dom und um die heutige Straße An der Rechtschule (siehe dort). Ein großer Teil des Unterrichts fand dabei in Gebäuden der vier Bettelorden statt.
Die Mitglieder der Universität waren - anders als alle anderen Kölner - keinem Gaffelzwang unterworfen (Zunftzwang). Sie hatten auch ihre eigene Gerichtsbarkeit.
Ende der Universität
Am 28. April 1798 wurde die Universität von den 1794 in Köln eingerückten Franzosen mit der Umwandlung in eine Zentralschule, genannt „Université de Cologne“, geschlossen, auch weil sich die Kölner Professorenschaft (allen voran ihr letzter Rektor Ferdinand Franz Wallraf) zunächst weigerte, einen Eid auf die französische Republik und gegen die Herrschaft der Könige zu leisten; unter der Begründung, dass die Unabhängigkeit der Universität gewahrt werden müsse und Professoren keine Verwaltungsbeamten seien. Ferdinand Franz Wallraf wurde dann doch 1799 Lehrer der Zentralschule, nachdem er am 21. Januar des Jahres den Eid geleistet hatte. Er hat für Köln als Retter vieler Kunstwerke Bedeutung und konnte auch das Unversitätssiegel vor den Franzosen verstecken. Seine Sammlung gehört heute zum Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud.
Neue Universität
Die Kölner hofften nach den Befreiungskriegen vergeblich, ihre Hochschule wieder eröffnen zu können. Der Preußische Staat bevorzugte das kleinere Bonn. Erst 1901 konnte wiederum die Stadt eine Handelshochschule errichten, die dann unter Konrad Adenauer 1919 mit in die neu oder wieder begründete städtische Universität zu Köln einging. Die Hochschule bekam ihr erstes Gebäude in der Claudiusstraße, in dem heute die Fachhochschule Köln untergebracht ist. Das Gebäude wird heute als Alte Universität bezeichnet.
Bekannte Professoren
- Gisbert Longolius
- Theodor Riphan Theologe und Weihbischof, 1604/5 Rektor
- Nikolaus von Kues 1425 Professor für Kanonisches Recht
- Johann Oldendorp, Jurist
- Hermann von dem Busche, 1506–16 , erster Lutheraner an der Universität
Bekannte Absolventen
- Wilhelm Arnold Günther, (* 1763), Weihbischof in Trier
Einzelnachweise
- ↑ Aus der Geschichte der Universität zu Köln hg. und zusammengestellt von Rektor Günther Binding, Köln 1982, S.3
- ↑ Gründungsurkunde in: v. den Brincken, Stadt und Hochschule, Quellen der Stadt Köln Bd. 1, S.308/309
- ↑ v. den Brincken, a.a.O.
- ↑ Binding, S.4
- ↑ Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Bachem Köln 1961, S. 35f.
- ↑ Binding, S.4
- ↑ Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, a.a.O., S. 50ff.
Literatur
- Erich Meuthen: Kleine Kölner Universitätsgeschichte hg. vom Rektor der Universität, 1998
- Willehad Paul Eckert: Kleine Geschichte der Universität Köln, Bachem Köln 1961
- Erich Meuthen: Kölner Universitätsgeschichte, Band I: Die alte Universität. Köln [u.a.]: Böhlau 1988. ISBN 3-412-06287-1.
- Bernd Heimbüchel & Klaus Pabst: Kölner Universitätsgeschichte, Band II: Das 19. und 20. Jahrhundert. Köln [u.a.]: Böhlau 1988. ISBN 3-412-01588-1.
- Hermann Keussen: Matrikel der Universität Köln, 7 Bände (Köln 1892), ND Weiterführung Düsseldorf 1979/81 digitalisiert
- Anna-Dorothee von den Brincken: Stadt und Hochschule: Papst Urban IV. bestätigt 1388 die Kölner Universitätsgründung, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Band I., S. 307-312, Köln Bachem 1999