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Sven Hedin

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Sven Anders von Hedin (* 19. Februar 1865 in Stockholm; † 26. November 1952 ebenda) war ein schwedischer Geograf und Forschungsreisender. Von 1935 bis 1952 lebte Hedin in Stockholm. Er ist begraben auf dem Adolf Fredriks Kyrkogård in Stockholm.

Sven Hedin

Leben

Hedin studierte 1886 - 1892 Geologie, Mineralogie, Kristallographie, Zoologie und Latein in Stockholm bei dem Geologen Waldemar Brøgger, dann in Uppsala und danach in Berlin bei Ferdinand Freiherr von Richthofen. Er promovierte im Jahr 1892 in Halle mit der Dissertation Der Demavend nach eigener Beobachtung bei Alfred Kirchhoff.

Sven Hedins Vorbild Ferdinand von Richthofen

Ferdinand Freiherr von Richthofen hatte Hedin nahegelegt, nicht nur ein flüchtiges Studium zu absolvieren, sondern sich gründlich mit allen Zweigen der geographischen Wissenschaft und den Methoden der Forschungsarbeit vertraut zu machen. Sven Hedin verzichtete darauf und erklärte das im Alter so: Ich war dieser Forderung nicht gewachsen. Ich war zu früh auf die wilden Wege Asiens hinausgekommen, ich hatte zuviel von der Pracht und Herrlichkeit des Orients, von der Stille der Wüsten und der Einsamkeit der langen Wege verspürt. Ich konnte mich mit dem Gedanken nicht befreunden, wieder für längere Zeit auf der Schulbank zu sitzen.

Expeditionen

Reisen

Persien (Iran)

1886 - 1891 unternahm er erste Reisen nach Vorderasien und Persien. In Teheran besuchte er 1890 zusammen mit einer schwedischen Gesandtschaft den Schah Nāser ad-Dīn Schah.

Erste Expedition

Zwischen 1893 und 1897 forschte er im Tarimbecken, in Xinjiang und Nord-Tibet. Der Versuch, 1894 den 7.546 Meter hohen Muztagata, den Vater der Eisberge, im Kunlun Shan Gebirge zu besteigen, schlug fehl; den Muztagata konnte erst 62 Jahre später 1956 eine sowjetisch-chinesische Expedition bezwingen.

Zweite Expedition

Satellitenaufnahme des Tarim-Beckens mit der Taklamakan-Wüste, im Südwesten Ausläufer des Himalaya. (NASA/MODIS/Blue Marble)

1899 - 1902 folgte eine erneute Expedition in Zentralasien durch das Tarimbecken, durch Tibet und Kaschmir. Dabei befuhr er den Fluß Tarim, fand das ausgetrocknete Seebecken des alten Lop Nor, entdeckte die Ruinen der antiken Stadt Loulan in der Lop-Wüste im Tarimbecken. Er beschrieb 1903 als erster die sogenannten Yardangs in der Wüste Taklamakan.

Dritte Expedition

Der heilige Berg Kailash

1905 - 1908 erforschte er das westliche Hochland Tibets und den Transhimalaya, der danach zwischenzeitlich nach ihm Hedin-Gebirge genannt wurde. Er besuchte den Taschi Lama (jetzt Panchen Lama genannt) in dem Taschi Lhumpo Kloster in Shigatse. Sven Hedin war der erste Europäer, der in die Kailash-Region gelangte, zum heiligen Berg Kailash und Mittelpunkt der Welt für die buddhistische und hinduistische Mythologie. Wichtigstes Ziel der Expedition war die Suche nach den Quellen des Indus und des Brahmaputra, die Hedin dann auch beide gefunden hat.

Traditionelles Tibet und Aufteilung in chinesische Provinzen

Von dieser Expedition brachte er als geologisches Material eine Sammlung von Gesteinsproben mit, die im Magazin der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in der Münchener Universität aufbewahrt und ausgewertet wird. Diese Sedimentgesteine wie Brekzien, Konglomerate, Kalksteine und Tonschiefer sowie vulkanische Gesteine und Granite, dokumentieren die geologische Vielfalt der Gebiete, die Sven Hedin bei dieser Expedition besucht hat.

Autofahrt durch die Mongolei

1923 kam Sven Hedin über die USA und Japan nach Peking.

Datei:Transsib gr.png
rot: Transsibirische Eisenbahn
grün: Baikal-Amur-Magistrale

Wegen der Unruhen in China muss er auf eine Expedition nach Xinjiang verzichten. Stattdessen reist er zusammen mit dem landeskundigen Kaufmann Herzog Frans August Larson (genannt Der Herzog der Mongolei) im November und Dezember 1923 in einem Dodge – Automobil von Peking durch die Mongolei über Ulan Bator nach Verkhne-Udinks und in der Transsibirischen Eisenbahn weiter nach Moskau.

Vierte Expedition

Sven Hedin leitete 1927 - 1935 die internationale Sino-Swedish Expedition (Einzelheiten siehe dort), die die meteorologischen, topographischen und prähistorischen Gegebenheiten in der Mongolei, der Gobi und Xinjiang untersuchte.

Datei:WusteGobi.jpg
Die Wüste Gobi liegt in den Territorien von China und der Mongolei.

28 Expeditionsteilnehmer begleiteten Sven Hedin: 11 Deutsche, davon 8 Militärpiloten, 1 Däne, 7 Schweden und 10 chinesische Wissenschaftler und Studenten, darunter Vertreter aller wichtigen Einzelgebiete der geographischen Forschung.

Der erste Teil der Expedition führte in den Jahren 1927 - 1930 von Peking über Baotou zur Mongolei, in die Wüste Gobi und durch Xinjiang nach Urumtschi und in den nördlichen und östlichen Bereich des Tarimbeckens.

Satellitenbild-Relief Mongolei, Gobi und Chinesisch-Turkestan, Orte und wichtige Gebirge

Von Ende 1933 bis 1934 führte Sven Hedin im Auftrag der Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek in Nanking eine chinesisch-schwedische Expedition durch, um Pläne und Karten für den Bau einer Autostraße und einer Eisenbahnverbindung entlang der Seidenstraße von China nach Xinjiang zu erstellen. Diese Verkehrsanbindung gab der Volksrepublik China später die Möglichkeit, in dem Gebiet des ausgetrockneten Lop Nor das chinesische Atomversuchsgelände und das chinesische Raumfahrtszentrum zu errichten.

Mit drei Fords und einem Ford Tudor Sedan startete die Expedition am 31. Oktober 1933 von der Eisenbahnstation Xuefeng am Rande der Mongolei. In Urumtschi, unweit der russischen Grenze, wurde die Expedition von aufständischen chinesischen Truppen der Hui (chinesische Muslims) unter der Führung von Ma Chung-ying (= Großes Pferd) festgesetzt, die alle Fahrzeuge beschlagnahmten. Es gelang Sven Hedin in seinen Verhandlungen, dass die Expedition doch nach einiger Zeit weiterfahren und alle Forschungen abschließen konnte. Für die Rückfahrt wählt Hedin die Route entlang der alten Seidenstraße bis Xi'an, wo die Expedition am 7. Februar 1934 ankam.

Im Frühjahr 1934 begann Sven Hedin seine Flußexpedition zum See Lop Nor. Er fuhr zwei Monate lang im Boot bis zum Lop Nor, der nun wieder in sein altes Seebecken zurückgekehrt war.

Der wandernde See Lop Nor

Ein Thema der Geografie Zentralasiens, mit dem Hedin sich besonders intensiv auseinandersetzte, war der von ihm so genannte "Wandernde See" Lop Nor.

Verlauf der Seidenstraße

Die antike Stadt Loulan, ein wichtiger Knotenpunkt der alten Seidenstraße, lag ursprünglich an einem See. Als sich im vierten Jahrhundert nach Christus der Unterlauf des den See speisenden Flusses Tarim änderte, trocknete der See aus, die Stadt wurde verlassen und verfiel. Im Jahre 1921 änderte der Unterlauf des Tarims, der Kum-Darja, abermals sein Bett und ließ den See Lop Nor an alter Stelle neu entstehen.

Datei:Lop Nor Hedin.png
Karte von Sven Hedin um 1900: Der See Lop Nor, Loulan in der oberen Bildmitte

Hedin untersuchte in seiner Expedition von 1899 - 1902 den ausgetrockneten Flusslauf des Kum-Darja und die Ruinen der Stadt Loulan. Mit einem Boot befuhr er im Frühjahr 1934 den Kum-Darja bis zu seiner Mündung in den neu entstandenen, "gewanderten" Lop Nor. Dabei kartographierte er den neuen Fluss und Teile des Sees. Er untersuchte die wirtschaftliche Bedeutung der "Wanderung" insbesondere für die Bewässerung der Lop-Wüste.

Sven Hedins Arbeitsergebnisse

Sven Hedin sah bei seinen Expeditionen den Schwerpunkt seiner Arbeit in der Feldforschung.

Datei:Centralasia (colormap).jpg
Zentralasien am Ende des 19. Jahrhunderts

Er fertigte Routenaufnahmen an, in denen er viele Tausende von Kilometern seiner Karawanenwege mit den Details eines Messtischblattes kartographisch festlegte und durch zahllose Höhenmessungen und astronomische Ortsbestimmungen ergänzte. Er entwarf die ersten genauen Karten von bis dahin unerforschten Gebieten von Pamir, Taklamakan, Tibet, Seidenstraße und Himalaya an. Wahrscheinlich war er der erste Europäer, der erkannte, dass der Himalaya ein zusammenhängendes Gebirge ist.

Der Himalaya, darüber die Hochebene von Tibet

Er untersuchte systematisch die Seen Innerasiens, machte durch viele Jahre sorgfältige klimatologische Beobachtungen und legte umfassende Sammlungen von Gesteinen, Pflanzen, Tieren und Altertümern an. Unterwegs fertigte er Aquarelle, Skizzen, Zeichnungen und Fotografien an, die er später in seinen Werken veröffentlichte. Die beste Druckqualität der Fotografien und Landkarten findet sich in den schwedischen Originalwerken.

Über die Forschungsergebnisse seiner Expeditionen gab Hedin jeweils ein wissenschaftliches Werk heraus. Der Umfang dieser Dokumentationen stieg von Expeditionen zu Expeditionen gewaltig an. Seinen Forschungsbericht über die erste Expedition veröffentlichte er im Im Jahr 1900 unter dem Titel: Die geographisch-wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien 1894-97. Das Werk über die zweite Expedition Scientific Results of a Journey in Central Asia wuchs auf 6 Text- und 2 Atlasbände an. Southern Tibet, die wissenschaftliche Veröffentlichung über die dritte Expedition, umfasst insgesamt 12 Bände, davon 3 Atlanten. Die Ergebnisse der Sino-Swedish Expedition wurden in den Reports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition veröffentlicht; diese Edition hat 49 Ausgaben.

Diese Dokumentationen waren von Hedin kostbar ausgestattet, und der Preis wurde dadurch so hoch, dass nur wenige Bibliotheken und Institute sie bezahlen konnten. Die immensen Kosten für die Drucklegung musste Sven Hedin zum größten Teil selbst tragen. Er verwendete dazu die Honorare, die er für seine populärwissenschaftlichen Bücher und für seine Vorträge bekam. Noch als Siebzigjähriger hielt Sven Hedin 111 Vorträge in 91 deutschen Städten, außerdem 19 Vorträge in Nachbarländern. Dazu legte er in 5 Monaten eine Strecke von der Länge des Äquators zurück, 23.000 Kilometer mit der Bahn und 17.000 Kilometer mit dem Auto.

Sven Hedin hat seine Dokumentationen nicht selber wissenschaftlich ausgewertet, sondern anderen Wissenschaftlern zur Auswertung übergeben. Da er die Erlebnisse bei seinen Expeditionen populärwissenschaftlich verbreitete und in einer Vielzahl von Vorträgen, Reiseberichten, Jugend- und Abenteuerbüchern verarbeitete, wurde er jedoch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er galt bald als eine der bekanntesten Persönlichkeiten seiner Zeit.

Sven Hedins kartographische Aufzeichnungen sind Ende des 2. Weltkrieges von amerikanischen Truppen beschlagnahmt worden. Sie dienten später zur Interpretation von Satellitenfotos und wurden von den Piloten der US-Airforce im Afghanistankrieg zur besseren Orientierung verwendet.

Bewertung der Arbeitsergebnisse

D. Henze schrieb im Zusammenhang mit der Ausstellung des Deutschen Museums Sven Hedin, der letzte Forschungsreisende im Jahr 1997 über Sven Hedin: Er war Pionier und Wegweiser im Übergang zum Jahrhundert der Spezialforschung. Kein Einzelner hat als Erheller und Darsteller unbekannter Länderräume mehr vollbracht als er. Allein seine Karten stellen eine einmalige Schöpfung dar. Dem Reisekünstler stand der Gelehrte nicht nach, der in entrückten Nachtstunden mit Schnelle und scheinbar mühelos ehrfurchtgebietende Werke schuf. Die Geographie, zumindest die deutsche, hat sich bislang nur an seine volkstümlichen Berichte gehalten. Noch steht der konsequente Einbau der ungehobenen Riesenschätze seines wissenschaftlichen Werks in der Länderkunde Asiens aus.

Sven Hedin und die Monarchien in Schweden und Deutschland

Hedin war monarchistisch geprägt. Ab 1905 nahm er in seiner schwedischen Heimat Stellung gegen die heranwachsende Demokratie, er warnte vor den Gefahren, die seiner Meinung nach von Russland ausgingen und forderte eine militärische Aufrüstung. August Strindberg war in diesen Fragen einer seiner Widersacher. 1912 engagierte sich Hedin öffentlich für den Schwedischen Panzerkreuzer-Verein. Mit Spenden aus der Bevölkerung kann daraufhin das Kriegsschiff Sverige gebaut werden.

Zum Deutschland des Kaiserreichs, das er während des Studiums kennengelernt hatte, entwickelte er eine besondere Affinität. Das zeigte sich in seiner Verehrung des deutschen Kaisers Wilhelm II, den er auch noch in dessen Exil besuchte. Sven Hedin fühlte sich zu den führenden Personen seiner Zeit hingezogen und mystifizierte sie, oft ohne deren Handeln zu hinterfragen, weil er davon ausging, dass ihre Integrität durch ihr Amt verbürgt sei. So verhielt er sich auch loyal zu Mao Tse-tung und Adolf Hitler. Zeit seines Lebens behielt er ein romantisiertes Deutschlandbild, in dem Deutschland die Rolle einer Weltmacht hatte, deren Aufgabe es war, auch Schweden vor Übergriffen Russlands zu schützen.

Den Ersten Weltkrieg sah er als Kampf der Germanen (insbesondere gegen Russland) und ergriff in Büchern wie Ein Volk in Waffen. Den deutschen Soldaten gewidmet entsprechend Partei. Als Folge verlor er seine Freunde in Frankreich und England und wurde aus der britischen Royal Geographical Society ausgeschlossen.

Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und der damit verbundene internationale Bedeutungsverlust Deutschlands trafen ihn tief. Dass Schweden 1920, nach dem Scheitern des Kapp-Putsches, Wolfgang Kapp als politischen Flüchtling aufnahm, soll in erster Linie seinem Wirken zuzuschreiben sein.

Sven Hedin und der Nationalsozialismus in Deutschland

Sven Hedin traf wiederholt Adolf Hitler und andere führende Nationalsozialisten, mit denen er auch im Briefwechsel stand. Er setzte sich in der Folge auch publizistisch für den Nationalsozialismus ein. Bei den Olympischen Spiele von 1936 hielt er die Rede Sport als Erzieher. Auch nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches bereute er seine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten nicht.

Johannes Paul schrieb 1954 in seiner Biographie über Sven Hedin: Manches in der Anfangszeit der nationalsozialistischen Herrschaft fand seinen Beifall. Er scheute sich jedoch nicht, Kritik zu üben, wo ihm dies notwendig erschien, so besonders in der Frage der Judenverfolgung, des Kampfes gegen die Kirchen und der Unterbindung der freien Wissenschaft. (In: Abenteuerliche Lebensreise Seite 367.)

Sven Hedin war befreundet mit Alfred Philippson, der wie Hedin Student bei Ferdinand Freiherr von Richthofen und später Professor in Bonn gewesen war und 1929 Emeritus wurde. 1933 erhielt Hedin zusammen mit ihm die Goldene Ferdinand-von-Richthofen-Medaille. Sven Hedin bemühte sich, seinen Freund Alfred Philippson, der Jude war, vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung zu schützen. Dadurch wurde er aber für die Nationalsozialisten erpressbar. Noch im Jahr 1937 weigerte sich Sven Hedin, sein Buch Deutschland und der Weltfrieden in Deutschland zu veröffentlichen, weil das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda auf der Streichung NS-kritischer Passagen bestand; Sven Hedin antwortete Vor meinem Gewissen habe ich bis jetzt niemals kapituliert und werde es auch diesmal nicht tun. Deshalb wird nichts gestrichen. und veröffentlichte das Buch dann in Schweden. Daraufhin entzogen die Nationalsozialisten Alfred Philippson und seiner Familie 1938 die Reisepässe, um sie an der beantragten Ausreise ins amerikanische Exil zu hindern und als Faustpfand Sven Hedin gegenüber in Deutschland zu behalten. Nun äußerte sich Sven Hedin in seinem Buch Fünfzig Jahre Deutschland wohlwollender gegenüber den Nationalsozialisten, unterwarf sich gegen sein Gewissen der Zensur des Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und veröffentlichte das Buch in Deutschland. Am 8. Juni 1942 verstärkten die Nationalsozialisten den Druck auf Sven Hedin, indem sie Alfred Philippson mit seiner Familie in das KZ Theresienstadt deportierten. Sie erreichten dadurch, dass Sven Hedin 1942 das Buch Amerika im Kampf der Kontinente gegen sein Gewissen in Kooperation mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und anderen Regierungsstellen schrieb und in Deutschland veröffentlichte. Als Gegenleistung stuften die Nationalsozialisten Alfred Philippson als "A-Prominent" ein und gaben seiner Familie Hafterleichterungen, sodass diese letztlich überleben konnte.

Auszeichnungen

1902 wurde Hedin aufgrund seiner Verdienste, als letzter Schwede überhaupt, geadelt und 1905 in die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Zitat

Bei seiner ersten Expedition 1893 bis 1897 gelang es Sven Hedin nicht, den 7.546 Meter hohen Muztagata, den Vater der Eisberge, im Kunlun Shan Gebirge zu besteigen. Von seinem Höhenlager in 6.300 Meter Höhe hatte er aber einen einzigartigen Blick auf den 7.546 m hohen Muztagata:

Die Sonne ging unter, und ihr Purpurschein erlosch auf den Westhängen des Muztagata. Als der Vollmond über der Zinne der Felswand an der Südseite des Gletschers aufstieg, trat ich in die Nacht hinaus, um eines der großartigsten Schauspiele zu bewundern, die ich je in Asien gesehen habe. Die ewigen Schneefelder auf der höchsten Kuppe des Berges, das Firnbecken, das den Gletscher speist, und seine höchsten Regionen badeten im Silberschein des Mondes, aber wo der Eisstrom in seiner tiefen Felsrinne lag, herrschte nachtschwarzer unergründlicher Schatten, über die gewölbten Schneefelder zogen weiße dünne Wolken, und man glaubte die Geister des Berges zu sehen, die im Freien ihre Tänze aufführten. Ich stand so hoch wie der Gipfel des Chimborazo oder des Mount McKinley und höher als der Kilimandscharo, der Montblanc und alle Bergspitzen dreier Erdteile; nur die höchsten Gipfel Asiens und der Anden waren höher. Bis zur Spitze des höchsten Berges der Erde, des Mount Everest, fehlten noch 2.600 Meter. Aber ich glaube dennoch, dass das Bild, das sich vor mir entrollte, an wilder, phantastischer Schönheit alles übertraf, was ein Sterblicher auf Erden erblicken kann.

Die Sven-Hedin-Forschung

Quellen für die Sven-Hedin-Forschung

Eine Übersicht über die umfangreichen Quellen der Sven-Hedin-Forschung zeigt, dass es zur Zeit schwierig sein dürfte, eine angemessene Beurteilung der Persönlichkeit und des Werkes von Sven Hedin zu finden. Der überwiegende Teil der Quellen ist noch nicht wissenschaftlich ausgewertet, 30.000 Briefe sind immer noch nicht angesehen und sortiert, obgleich Sven Hedin schon vor über 50 Jahren verstorben ist. Selbst das dreijährige DFG-Projekt Sven Hedin und die deutsche Geographie musste sich auf eine enge Auswahl und auf die stichprobenartige Überprüfung von Quellen beschränken.

Die Quellen für die Sven-Hedin-Forschung sind in umfangreichen Archivalien (Primärliteratur, Schriftwechsel, Zeitungsberichte, Nekrologen, Biographien und Sekundärliteratur) enthalten.

  • Die eigenen Veröffentlichungen von Sven Hedin umfassen etwa 30.000 Seiten.
  • Der umfangreiche Bestand der Sven Hedin Stiftung (Sven Hedins Stiftelse), die den Nachlaß von Hedin verwaltet, befindet sich im Etnografiska museet Stockholm bzw. im Riksarkivet in Stockholm.
  • Sven Hedins Briefwechsel liegen im Archiv des Auswärtigen Amtes in Bonn, im Bundesarchiv in Koblenz, im Institut für Länderkunde Leipzig und vor allem im Etnografiska museet bzw. im Riksarkivet in Stockholm. Der größte Teil des Briefnachlasses ist im Riksarkivet untergebracht und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich. Dieser Bestand besteht aus ca. 50.000 nach Ländern und Absendern alphabetisch geordneten Briefen. Ca. 30.000 weitere Briefe sind noch ungeordnet archiviert.
  • Der wissenschaftliche Nachlaß sowie eine nach Jahren geordnete (1895-1952), in 60 Folianten gebundene Sammlung von Zeitungsartikeln über Hedin befinden sich im Etnografiska museet in Stockholm.

Aktuelle Sven-Hedin-Forschung

Eine wissenschaftliche Überprüfung der Persönlichkeit von Sven Hedin und seiner Beziehungen zum Nationalsozialismus wurde in der Universität Bonn von Professor Hans Böhm, Dipl. Geogr. Astrid Mehmel und Christoph Sieker M.A. im Rahmen des dreijährigen DFG-Projekts Sven Hedin und die deutsche Geographie vorgenommen.

siehe auch: Knut Hamsun

Literatur

Bibliografie (Auswahl)

  • Im Herzen von Asien, 2 Bände, Leipzig (1903)
  • Scientific results of a journey in Central-Asia, 6 Text- und 2 Atlasbände, Stockholm (1904-1908)
  • Transhimalaja, 3 Bände, Leipzig (1909-1912)
  • Zu Land nach Indien, 2 Bände, F.A. Brockhaus, Leipzig (1910)
  • Von Pol zu Pol, 3 Bände, (1911-1912)
  • Volk in Waffen F.A. Brockhaus, Leipzig (1914)
  • Nach Osten F.A. Brockhaus, Leipzig (1915)
  • Southern Tibet, 9 Text- und 3 Atlas Bände, Stockholm (1917)
  • Bagdad, Babylon, Ninive F.A. Brockhaus, Leipzig (1918)
  • Jerusalem F.A. Brockhaus, Leipzig (1918)
  • Mount Everest (1923)
  • Von Peking nach Moskau. F.A. Brockhaus, Leipzig (1926)
  • Grand Canyon: Mein Besuch in amerikanischen Wunderland. F.A. Brockhaus, Leipzig (1926)
  • Mein Leben als Entdecker (1928)
  • Auf großer Fahrt: meine Expedition mit Schweden, Deutschen und Chinesen durch die Wüste Gobi 1927-1928 F.A. Brockhaus, Leipzig (1929)
  • Rätsel der Gobi: die Fortsetzung der grossen Fahrt durch Innerasien in den Jahren 1928-1930. F.A. Brockhaus, Leipzig (1931)
  • Die Flucht des großen Pferdes F.A. Brockhaus, Leipzig (1935)
  • Der wandernde See F.A. Brockhaus, Leipzig (1937)
  • Die Seidenstraße F.A. Brockhaus, Leipzig (1936)
  • Mein Leben als Zeichner. Zum 100. Geburtstag herausgegeben von Gösta Montell. Brockhaus, Wiesbaden (1965.) Enthält 240 seiner Zeichnungen.
  • Central Asia atlas Stockholm, Statens etnografiska museum, (1966)

Die deutschen Veröffentlichungen von Sven Hedin wurden im F.A. Brockhaus-Verlag aus dem Schwedischen in das Deutsche übersetzt. Insofern sind schwedische Ausgaben jeweils die Originalausgabe. Der F.A. Brockhaus-Verlag veröffentlichte nach der Erstausgabe oft auch gekürzte Versionen unter dem gleichen Titel.

Biografie

  • Johannes Paul: Abenteuerliche Lebensreise - Sieben biographische Essays (Seite 317 - 378: Sven Hedin: Der letzte Entdeckungsreisende). Wilhelm Köhler Verlag Minden 1954.
  • Alma Hedin: Mein Bruder Sven. Nach Briefen und Erinnerungen. Leipzig: Brockhaus, 1925.

Sekundärliteratur

  • Brennecke, Detlef: Sven Hedin mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg, 1991.
  • Willy Hess, Willy: Die Werke Sven Hedins. Versuch eines vollständigen Verzeichnisses (=Sven Hedin--Leben und Briefe, Vol. I). Stockholm, 1962. dgl.: Erster Nachtrag. Stockholm, 1965
  • Kleiner, Manfred: Sven Anders Hedin 1865-1952 : eine Bibliographie der Sekundärliteratur. Eigenverlag Manfred Kleinert, Princeton 2001.
  • Reihe Reports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under leadership of Dr. Sven Hedin. The sino-swedish expedition
  • Mehmel, Astrid: Sven Hedin und nationalsozialistische Expansionspolitik. In: Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist Bd. 1 .1 1890 bis 1945 hrsg. von Irene Diekmann, Peter Krüger und Julius H. Schoeps, Potsdam 2000, S. 189-238.
  • Mehmel, Astrid: „Ich richte nun an Sie die große Bitte, eine zweckdienliche Eingabe in dieser Sache zu machen..." Zwei Briefe von 1942 an Sven Hedin von Hans-Joachim Schoeps. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Geistesgeschichte 2000.
  • Böhm, Hans: Die Abenteuerromane Sven Hedins. Eine Produktion von Forschungsreisendem und Verleger. München (Faszination Himalaya. Forscher, Bergsteiger und Abenteurer erzählen. Eine Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Bibliothek des Deutschen Alpenvereins, Begleitheft 2). (2002)
  • Böhm, Hans: Finanzierung der Zentralasienexpedition Sven Hedins: "Strengste Geheimhaltung wird von allen Beteiligten als unerlässlich angesehen". In: Erdkunde 57, 40-54. (2003)

Kartenmaterial

Sven Hedin