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K.k. Ministerium für Landesverteidigung

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Das k.k. Ministerium für Landesverteidigung (inoffiziell Landwehrministerium genannt) war ab 1868 für die in der cisleithanischen, österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns neben dem Gemeinsamen Heer, der k. u. k. Armee, aufgestellten Territorialverbände, die kaiserlich-königliche Landwehr, zuständig. Der Minister wurde vom Kaiser im Einvernehmen mit dem ebenfalls von ihm ernannten cisleithanischen Ministerpräsidenten ernannt und enthoben und war dem Reichsrat als Parlament verantwortlich. Unter den Landwehrministern waren:

Adjustierungsvorschrift 1912

Oberbefehl

Den allerhöchsten Oberbefehl hatte bis Juli 1914 Kaiser Franz Joseph I. selbst inne; mit Kriegsbeginn ernannte er General der Infanterie Erzherzog Friedrich von Österreich-Teschen zum Armeeoberkommandanten. Im Jänner 1917 übernahm der neue Kaiser Karl I. den Oberbefehl und behielt ihn bis November 1918.

Gesamte bewaffnete Macht

Die k.k. Landwehr zählte mit ihrem ungarischen Pendant, der vom k.u. Honvédministerium verwalteten k.u. Landwehr (ungarisch:Király Honvédség, inoffiziell auf Deutsch meist als Honvéd bezeichnet), sowie mit dem Gemeinsamen Heer und der k. u. k. Kriegsmarine, beide vom k. u. k. Kriegsministerium verwaltet, zur Gesamten bewaffneten Macht der Doppelmonarchie, die im Krieg vom Armeeoberkommando befehligt wurde. Siehe auch: Österreichisch-Ungarische Landstreitkräfte 1867–1914.

Territorialverbände

Nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen war Kaiser Franz Joseph I. 1866/1867 gezwungen, dem seit den gescheiterten Sezessionsbemühungen 1849 in passivem Widerstand verharrenden Ungarn mit dem sog. Österreichisch-Ungarischen Ausgleich Teilsouveränität einzuräumen und die bis dahin einheitlich geführte Monarchie in die so genannte „Doppelmonarchie“ umzugliedern.

Die neue Stellung Ungarns als mit Österreich gleichberechtigter Teil der Gesamtmonarchie umfasste das Recht der ungarischen Reichshälfte, ab 1867 eigene Territorialstreitkräfte aufzustellen, die k.u. Landwehr (ungarisch:Király Honvédség). Konsequenterweise begann auch die cisleithanische k.k. Regierung ab 1868, eine Landwehr zu errichten. Somit bestanden in Österreich-Ungarn drei de jure selbstständige Heereskörper nebeneinander, von denen jedoch die „Gemeinsame Armee“ als bei weitem größte Institution führend war.

Schematismus Juli 1914

Landwehrminister von Georgi als Generaloberst nach 1916

Das k.k. Ministerium für Landesverteidigung befand sich in Wien, 1. Bezirk, in der Babenbergerstraße 5 (Koordinaten: 48° 12′ 10″ N, 16° 21′ 45″ O). Das Ministerium setzte sich aus mehreren Sektionen, die in Departements (Abteilungen) gegliedert waren, und aus Bureaux (Büros) zusammen. Darüber erstellte Verzeichnisse wurden als Schematismen bezeichnet.

Minister

(zum Vortrag beim Allerhöchsten Oberbefehl berechtigt)

General der Infanterie Friedrich Freiherr von Georgi, k.k. Landesverteidigungsminister
Personaladjutant: Oberleutnant Viktor Hurth
  • Zur persönlichen Dienstleistung beim Minister:
Oberstleutnant Heinrich Kutschera
Ministerialdirigent Dr. jur. Gaston Murad

Sektionschefs

Feldmarschalleutnant Richard Schreyer
Feldmarschalleutnant Karl Edler von Langer
Sektionschef Karl Rädlhammer (ökonomische Sektion und Landwehrintendantur)
Sektionschef Karl Graf Messey de Bielle
Sektionschef Alfred Freiherr Bibra von Gleicherwiesen
Sektionschef Dr. jur. Otto Stöger Edler von Marenpach
(Sektionschef war und ist in Österreich der höchste Beamtenrang. Er gehörte zu Rangklasse IV und entsprach dem Feldmarschalleutnant.)
  • Präsidialbureau
Oberst des Generalstabskorps Stephan Majewski
Personalangelegenheiten der Generale, aller Stabsoffiziere und Stabsoffiziersaspiranten, Preßangelegenheiten, Verordnungsblatt und Schematismen
(für Preßangelegenheiten zuständig zu sein bedeutete die Funktionen eines Pressereferats auszuüben)
  • Präsidialhilfsamt
Vorstand: Oberst Eduard Hofer
I. II. III.
  • Departement I
Vorstand: Oberstleutnant Emil Rosmus
Personalangelegenheiten aller Oberoffiziere und Fähnrich/Kadetten, Evidenz der Qualifikationslisten
  • Departement II
Vorstand: Oberst des Generalstabskorps Richard Jellenchich
Organisation, Waffenübungen, Kurse, sonstige Generalstabsangelegenheiten
  • Departement III
Vorstand: Oberst Artur Nikolits
Waffen-, Munitions- und Pferdewesen, Truppentrain
  • Departement IV
Vorstand: Oberstauditor Alois Grňa
Heiratskautionsangelegenheiten
(Die Einrichtung der Heiratskaution war in der Maria-Theresianischen Ära aufgekommen, um auch den Hinterbliebenen im Kampf gefallener Offiziere ein standesgemäßes Leben zu bieten und die Kosten dafür nicht dem Staat aufzubürden. Heiratskautionen wurden verlangt, wenn das Einkommen bzw. Vermögen des heiratswilligen Offiziers und seiner Familie aus nichtstaatlichen Quellen fehlte oder zu gering erschien. Oft wurde die Kaution von der Braut oder ihren Eltern vorgeschossen.)
  • Departement V
Vorstand: Generalauditor Robert Ružiczka (Chef des k.k. Offizierskorps für den Justizdienst)
Landwehrjustizwesen
  • Departement VI
Vorstand: General-Oberstabsarzt Dr. Andreas Thurnwald (Chef des Landwehrärztlichen Offizierskorps)
Landwehrsanitätswesen, Personalangelegenheiten der Ärzte und Medikamentenbeamten
  • Departement VII
Vorstand: Oberst Oskar Preissler
Schulwesen der Mannschaft
  • Departement VIII
Vorstand: vakant
Schlagfertigkeit, Dienstbücher
(mit Schlagfertigkeit wurde die militärische Einsatzbereitschaft bezeichnet)
  • Departement IX
Vorstand: Oberstleutnant Ludwig Maurer
Landsturm
  • Departement X
Vorstand: Landwehr-Oberintendant 1. Klasse Michael Schmidl
Gebührenwesen
  • Departement X a
Vorstand: Landwehr-Oberintendant 1. Klasse Dr. phil. Karl Purschke
Versorgung
  • Departement X b
Vorstand: Landwehr-Oberintendant 1. Klasse Karl Ritter von Künell auf Nedamow
Budget
  • Departement XI
Vorstand: Generalintendant Ignaz Halbmayr
Einquartierung
  • Departement XII
Vorstand: Landwehr-Oberintendant 1. Klasse Josef Hermann
Bekleidung und Ausrüstung
  • Departement XIII
Vorstand: Sektionsrat Dr.jur. Emil Kralowsky
Stiftunge, Zertifikate und Kanzleidirektion
(Der Sektionsrat befand sich wie der Oberst in Rangklasse VI.)
  • Departement XIV
Vorstand: Ministerialrat Dr.jur Friedrich Freiherr Lehne von Lehnsheim
Wehrgesetzangelegenheiten
(Obwohl das Gemeinsame Heer den Hauptteil der Gesamten bewaffneten Macht bildete, gab es kein gemeinsames Wehrgesetz beider Reichshälften. Das österreichische Wehrgesetz wurde vom Reichsrat beschlossen.)
  • Departement XV a
Vorstand: Ministerialrat Dr.jur Karl Sweceny
Wehrgesetzangelegenheiten allgemeiner Natur
  • Departement XV b
Vorstand: Sektionsrat Moritz Freiherr von Streit
Wehrgesetzangelegenheiten spezieller Natur
  • Departement XVI
Vorstand: Ministerialrat Dr. jur. Ladislaus Ritter von Podczaski
Militäreinquartierung
  • Departement XVII
Vorstand: Sektionsrat Dr. jur. Oskar Graf Ségur-Cabanac
Vorspann und Pferde
  • Departement XVIII
Vorstand: Ministerialrat Dr. jur. Larl Mathis
Angelegenheiten des k.k. österreichischen Kriegerkorps
(Veteranenangelegenheiten)
  • Departement XIX
Vorstand: Sektionsrat Dr. jur. Eugen Ruff
Gendarmerie, politische Angelegenheiten
(Als Gendarmerie wurde in Österreich bis 2005 die Polizei außerhalb der größeren Städte bezeichnet. Bis 1918 war sie militärisch ausgerichtet, dann dem Innenministerium unterstellt.)
  • Departement XX
Vorstand: Generalmajor Johann Herold von Stoda
Gendarmerie, militärische Angelegenheiten
  • Ministerialrechnungsdepartement
Vorstand: Ministerialrat Anton Parzer
  • Landwehr-Fachrechnungsdepartement
Vorstand: Landwehrministerialrat Edmund Zboržil
  • Gendarmerie-Fachrechnungsdepartement
Vorstand: Rechnungsdirektor Jakob Drux
  • Hilfsämterdirektion
Oberdirektor Franz Svoboda

Nachgestellte Institutionen

Landwehrgerichtsbehörden

  • Oberster Landwehrgerichtshof
  • k.k. Generalmilitäranwalt
  • Landwehrdivisionsgerichte
  • Landwehrbrigadegerichte

Landwehroberkommando

Wien, 1. Bezirk, Schillerplatz 4 (im Frieden nicht aufgestellt)

Landwehrterritorialkommandos

Mit den Militärkommandos in:

Krakau: Westgalizien,Schlesien, Nordmähren
Wien: Niederösterreich und Südmähren
Graz: Steiermark, Kärnten, Krain, Triest, Görz, Gradiska)
Prag: Böhmen
Leitmeritz: Böhmen
Przemyśl: Mittelgalizien
Lemberg: Ostgalizien und Bukowina
Innsbruck: Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg
Ragusa: Dalmatien

k.k. Gendarmerie

Mit Landesgendarmeriekommandos in Wien, Prag, Innsbruck, Brünn, Lemberg, Graz, Triest, Linz, Zara, Troppau, Salzburg, Laibach, Czernowitz und Klagenfurt

Versorgungseinrichtungen

k.k. Pferdezuchtanstalten
Landwehrmonturdepot (Wien)
Landwehrwaffendepot (Wien)
Landwehrzeugsanstalt (Wien)
Landwehrremontendepots in Zawadka und Wolfpassing (Pferdezucht, siehe Remonte)
Landwehrspitäler in Krakau, Teschen, Olmütz, Kremsier, Graz, Klagenfurt, Eger, Pilsen, Leitmeritz, Caslau, Hohenmauth, Rzeszów, Jaroslau, Stryj, Czernowitz, Linz, St. Pölten und Wels

Unterstellte Truppenverbände

Landwehrfußtruppen

  • 13. Landwehr-Infanterietruppendivision in Wien
  • 21. Landwehr-Infanterietruppendivision in Prag
  • 22. Landwehr-Infanterietruppendivision in Graz
  • 26. Landwehr-Infanterietruppendivision in Leitmeritz
  • 43. Landwehr-Infanterietruppendivision in Czernowitz
  • 44. Landwehr-Infanterietruppendivision in Innsbruck
  • 45. Landwehr-Infanterietruppendivision in Przemyśl
  • 46. Landwehr-Infanterietruppendivision in Krakau

Landwehrkavallerie

  • 1. Landwehrkavalleriebrigade in Wels
  • 2. Landwehrkavalleriebrigade in Olmütz
  • 3. Landwehrkavalleriebrigade in Lemberg

Landwehr-Artillerie

Acht Landwehr-Feldkanonendivisionen, je einer Landwehr-Infanterietruppendivision zugeteilt und mit der gleichen Nummer versehen.
Acht „Landwehr-Feldhaubitzdivisionen“, je einer Landwehr-Infanterietruppendivision zugeteilt und mit der gleichen Nummer versehen.

Anmerkungen


Literatur

  • k.u.k. Kriegsministerium „Dislokation und Einteilung des k.u.k Heeres, der k.u.k. Kriegsmarine, der k.k. Landwehr und der k.u. Landwehr“ in: Seidels kleines Armeeschema - Herausg.: Seidel & Sohn Wien 1914
  • Stefan Rest, M. Christian Ortner, Thomas Ilming: „Des Kaisers Rock im 1. Weltkrieg. Uniformierung und Ausrüstung der österreichisch-ungarischen Armee von 1914 bis 1918“. Verlag Militaria, Wien 2002, ISBN 3950164200