Die Implizite Differentiation (auch implizite Ableitung) ist eine Möglichkeit, eine Funktion, die nicht explizit durch einen Term, sondern nur implizit durch eine Gleichung gegeben ist, mit Hilfe der mehrdimensionalen Differentialrechnung abzuleiten. Sie kann oft auch benutzt werden um die Ableitung von Funktionen, die zwar explizit gegeben sind, in dieser Form aber schwierig abzuleiten sind, zu bestimmen.
Regel
Erfüllt die differenzierbare Funktion
die Gleichung
,
wobei auch
, eine differenzierbare Funktion ist, so bedeutet das, dass die Funktion
konstant ist. Durch Ableiten mithilfe der Verallgemeinerten Kettenregel erhält man dann
.
Hierbei ist
und
Zur Vereinfachung der Schreibweise wurden die Funktionsargumente weggelassen.
Gilt
an einer Stelle
, so gilt dies auch für alle
in einer Umgebung von
und man kann die Gleichung nach
auflösen:

bzw. ausführlich

Beispiele
Beispiel 1
Die Funktion
kann mit den herkömmlichen Ableitungsregeln nicht ohne Umformungen abgeleitet werden, da sowohl Exponent als auch Basis der Potenz variabel sind.
Zunächst kann man durch Logarithmieren den Exponenten eliminieren:

Nun leitet man implizit ab, indem man beide Seiten herkömmlich nach x ableitet:

Die linke Seite kann mit der Kettenregel berechnet werden:

Hierbei ist
.
Mit der Regel für die Ableitung des Logarithmus und der Produktregel erhält man:

Löst man nach
auf und setzt für
wieder
ein , so erhält als Lösung:
.
Beispiel 2
Der Kreis mit Radius
ist gegeben durch die Gleichung
. Teile davon kann man schreiben als Graph einer Funktion
. Deren Ableitung lässt sich mit Hilfe der impliziten Differentiation wie folgt berechnen:
In die definierende Gleichung setzt man
ein:

Durch Ableiten dieser Gleichung erhält man
.
Auflösen nach
ergibt:

Daraus folgt auch, dass die Tangente an den Kreis im Punkt
die Steigung
hat.