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Ernährungspyramide

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Eine Ernährungspyramide (teilweise auch Lebensmittelpyramide genannt) ist eine grafische Darstellung, die aufgrund von Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft zeigt, in welchem Mengenverhältnis zueinander verschiedene Nahrungsmittel konsumiert werden sollten, um sich gesund zu ernähren. An der Basis der Pyramide sind die bevorzugten, an der Spitze die in geringerer Menge zu verzehrenden Nahrungsmittel eingetragen, so dass das ungefähre Verhältnis augenfällig dargestellt wird. Die erste bekanntere Ernährungspyramide war die des United States Department of Agriculture (USDA), welche inzwischen mehrfach angepasst wurde. Ihr Aufbau ist nicht unumstritten und auch andere staatliche und halbstaatliche Organisationen mehrerer Länder gaben und geben Empfehlungen in Form von Ernährungspyramiden heraus.

Ernährungspyramide des United States Department of Agriculture

Ernährungspyramide des United States Department of Agriculture (1992)

Die erste Ernährungspyramide des USDA, herausgegeben 1992, basierte selbst auf einer Veröffentlichung des FDB in Dänemark 1978 und wurde eingeführt um das ältere Nahrungsmittelgruppen basierte Empfehlungssystem zu ersetzen.

Ernährungspyramide des United States Department of Agriculture (2004); das sechste schmale gelbe Segment steht für Öle

Die aktuelle Ernährungypyramide des USDA 2004, genannt MyPyramid, besteht aus sechs Lebensmittelgruppen und gab ausserdem die hierarchische Präsentation dieser auf. Sie werden nun fächerförmig, flächenproportional zu den empfohlenen Mengen nebeneinander präsentiert.[1]

Aufbau der Ernährungspyramide der Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Dem Vorbild der USA folgend veröffentlichten andere Länder in den folgenden Jahren teilweise angepasste Versionen der Ernährungspyramide des USDA. Für Deutschland tat das die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Ernährungspyramide nach den Empfehlungen des DGE (nach 1992)

In der Ernährungspyramide der DGE (nach 1992) standen an erster Stelle stehen die Getränke, vor allem Wasser. Man sollte täglich mindestens 1,5 Liter trinken. An der Basis stehen die Grundnahrungsmittel, die langkettige Kohlenhydrate (Stärken) enthalten, wie Brot, Reis und Nudeln. Auf der nächst höheren Ebene befinden sich Gemüse und Obst. Die dritte Stufe beinhaltet Proteine und eiweißhaltige Nahrungsmittel wie Milch und Milchprodukte einerseits sowie Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier, Nüsse und Bohnen (Hülsenfrüchte) andererseits. An der Spitze der Pyramide sind Zucker und Fette wie Pflanzenöle zu finden, von denen nur wenig konsumiert werden sollten.

2005 ist eine komplexere, erneut angepasste drei-dimensionale Pyramide des DGE veröffentlicht worden.[2]

Ernährungspyramide der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung gab 2005 ebenfalls eine Ernährungspyramide heraus.[3] Basis bildet hier nach der ausreichenden Zufuhr von Wasser, Gemüse und Obst vor kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln. Fleisch, Fisch und Milchprodukte werden auf der gleichen Stufe gelistet. Wissenschaftliche Quelle werden angegeben, u.a. die 1992 USDA Veröffentlichung.

Ernährungspyramide des Österreichischen Bundesministerium für Gesundheit

Das österreichische Bundesministerium für Gesundheit veröffentlichte im März 2010 eine Ernährungspyramide mit folgenden Empfehlungen:[4]

  • Täglich min. 1,5 Liter Wasser und alkoholfreie bzw. energiearme Getränke.
  • Täglich 3 Portionen Gemüse und / oder Hülsenfrüchte und 2 Portionen Obst.
  • Täglich 4 Portionen Getreide, Brot, Nudeln, Reis oder Erdäpfel (5 Portionen für sportlich Aktive und Kinder) - vorzugsweise Vollkorn.
  • Täglich 3 Portionen fettarme Milch und Milchprodukte.
  • Pro Woche 1 - 2 Portionen Fisch. Pro Woche maximal 3 Portionen fettarmes Fleisch oder fettarme Wurstware. Pro Woche maximal 3 Eier.
  • Täglich 1 - 2 Esslöffel pflanzliche Öle, Nüsse oder Samen. Streich-, Back- und Bratfette und fettreiche Milchprodukte sparsam.
  • Fett-, zucker- und salzreiche Lebensmittel und energiereiche Getränke selten.

In der 7-lagigen Pyramide wird feiner zwischen tierischen und pflanzlichen Fettquellen differenziert, außerdem bildet die Basis hier Obst und Gemüse, kohlenhydrathaltige Lebensmittel sind eine Stufe höher angesiedelt. Eine wissenschaftliche Quelle für diese Pyramide wurde vom BfG nicht angegeben.

Kritik und Ausblick

Seit 2005 ist die traditionelle Ernährungspyramide (USDA 1992 u.ä.) umstritten. Langzeituntersuchungen (Nurses' Health Study) in den USA haben ergeben, dass Personen, die vorwiegend Kohlenhydrate in Form von Weißmehl und Zucker zu sich nehmen, eher an Übergewicht leiden. Für eine neue Pyramide sind jedoch noch keine Langzeitstudien vorhanden. Aufgrund der neuen Erkenntnisse und den kontroversen Meinungen existieren momentan von unabhängigen Fachleuten keine eindeutigen Aussagen.

Willett Pyramide

Auf Grund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse bezüglich der einzelnen Nahrungsmittelklassen schlagen Walter C. Willett und Meir J. Stampfer von der Harvard School of Public Health eine neue Ernährungspyramide vor:[5] Pflanzenöle (aus Oliven, Raps, Sojabohnen, Maiskeimen, Sonnenblumenkernen oder Erdnüssen) sind jetzt an der Basis bei den ballaststoffreichen Getreideprodukten zu finden, während geschälter Reis, Weißbrot, Kartoffeln und Nudeln sowie Butter und rotes Fleisch an der Spitze, also bei den nur in geringen Mengen zu verzehrenden Nahrungsmitteln, stehen.

Beim Fleisch wird zwischen Geflügel und rotem Fleisch differenziert, wobei Geflügel als gesünder gilt und dementsprechend häufiger gegessen werden soll. Geflügel, Fisch und Nüsse sollen die Hauptquellen von Eiweiß sein, während rotes Fleisch und Käse möglichst selten gegessen werden sollen. Die Autoren räumen aber auch hier gewisse Unsicherheiten über den Zusammenhang von Essgewohnheiten und Gesundheit ein.[6][7][8]

Walter C. Willett und Meir J. Stampfers Vorschläge zu einer überarbeiteten Ernährungspyramide finden breite Zustimmung in der Wissenschaftsgemeinde auch in Deutschland. Dies ist auf ihre wegweisenden Untersuchungen zur Epidemiologie ernährungsabhängiger Krankheiten zurückzuführen, wodurch sie sich bleibende Verdienste erworben haben.

Weitere Ansätze

Es gibt jedoch weitere Modelle, zum Beispiel auch eines nach der Logi-Methode, das den glykämischen Index zugrunde legt. Beispielsweise wurden auch für vegetarische Ernährung[9] und für die asiatische Küche[10] entsprechende Modelle entwickelt. Auch die Atkins-Ernährungstheorie verbreitet eine Ernährungspyramide, deren Basis Fleisch und Öle bilden, die Kohlenhydrate die Spitze der Pyramide.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. MyPyramid: Inside the Pyramide. USDA.gov, 2010, abgerufen am 28. Dezember 2010.
  2. Die Dreidimensionale Lebensmittelpyramide. DGE, 2005, abgerufen am 28. Dezember 2010.
  3. Lebensmittelpyramide. SGE (Schweizerische Gesellschaft für Ernährung), 2005, abgerufen am 28. Dezember 2010.
  4. BM: Ernährungspyramide, Infografiken: Ernährungspyramide Neu - März 2010. Fonds Gesundes Österreich, März 2010, abgerufen am 28. Dezember 2010.
  5. Walter C. Willett et al: Food Pyramids: What Should You Really Eat? Harvard School of Public Health, 2001, abgerufen am 28. Dezember 2010.
  6. Walter C. Willett et al. (2001): Eat, Drink, and Be Healthy: The Harvard Medical School Guide to Healthy Eating. 299 S. New York, Simon & Schuster, ISBN 0-684-86337-5
  7. Walter C. Willett und Meir J. Stampfer (Nachdruck 2008): Macht gesunde Ernährung krank? In: Spektrum der Wissenschaft, Highlights Bd. 2, S. 21-29
  8. Walter C. Willett (2008): Overview and perspective in human nutrition. In: Asia Pac J Clin Nutr., Bd. 17, S. 1-4 PMID 18296289
  9. Vegetarierbund Deutschland. Vegetarische Ernährungspyramide. Abgerufen am 15. Dezember 2010.
  10. Die asiatische Ernährungspyramide, Abbildung in: Die asiatische Ernährungspyramide. erdnuss-info.de. Abgerufen am 15. Dezember 2010.